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Veröffentlicht am 08.10.2023

Hörbuch-Tipp

Die Schwarze Königin
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„Die schwarze Königin“ von Markus Heitz ist das perfekte Hörbuch für den Herbst. Dem Sprecher gelingt es, die Ereignisse mit seiner Stimme regelrecht zum Leben zu erwecken. Ich mag seine Stimme sehr! ...

„Die schwarze Königin“ von Markus Heitz ist das perfekte Hörbuch für den Herbst. Dem Sprecher gelingt es, die Ereignisse mit seiner Stimme regelrecht zum Leben zu erwecken. Ich mag seine Stimme sehr! Es ist nicht nur Uwe Teschners Vortrag, der mich begeistert hat – auch die Romanhandlung konnte mich überzeugen.
Der Fantasyautor Markus Heitz hat einen Abschluss in Geisteswissenschaften, und man merkt seinen Geschichten auch an, dass er neben der Germanistik auch Geschichtswissenschaft studierte, da der Kern der Erzählungen (trotz des Fantasyelements) immer historisch fundiert ist, was ich persönlich sehr zu schätzen weiß.
Ob Vampire oder Zwerge – es sind auch die Schauplätze, die begeistern. Die heimliche „Gothic-Hauptstadt" Leipzig zieht sich durch Heitz' Werk, und oft sind es auch (Süd)osteuropäische Staaten, die eine Rolle spielen. Eine von Heitz' Geschichten spielt etwa bei den Plitvicer Seen in Kroatien. Der Nationalpark bildete die perfekte Kulisse für ein Action-Märchen, das ich gern gelesen habe. Des Autors Herz schlägt aber auch für die Tschechische Republik, da Prag ein Setting ist, das immer wieder verwendet wird, so auch im neuesten Roman namens „Die schwarze Königin“.
Worum geht's?
- Zwei verschiedene Zeitebenen garantieren Spannung. Der junge Len ahnt nicht, dass ein Busausflug ins Banat (und nach Prag) gleichsam zur Reise in die Vergangenheit wird, in der Gestalten wie Vlad Dracul und Königin Barbara von Cili „regieren". Transsilvanien und die Walachei waren spätesten seit dem Mittelalter hart umkämpft. Heitz würzt das Ganze mit einer übernatürlichen Prise Fantasy. Vampire, Fürsten der Finsternis, Okkultismus und Spiritismus sind die Eckpfeiler der „schwarzen Königin.“ Mich hat der Roman prima unterhalten, und es gefällt mir, dass der Autor eigene Wege geht, ohne amerikanische Kollegen zu imitieren. Sogar das Osmanische Reich wird integriert, und natürlich Ungarn (Historiker werden's lieben). Die europäische Kulturgeschichte mit ihren fabelhaften Sagen und Mythen liefert Stoff für eine spannende Story, die von Markus Heitz & Uwe Teschner perfekt in Szene gesetzt wird. Audiobookfans kommen hier definitiv auf ihre Kosten!

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Magischer Realismus

Das Vogelmädchen von London
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„Bring mich zur Königin“, sagte Shay.

Der Name Mat Osman kam mir seltsam vertraut vor. Und – aha! - er ist im Hauptberuf der Bassist der Britpopband „Suede“ (der ‚Donnerstagsmordclub‘ - Bestsellerautor ...

„Bring mich zur Königin“, sagte Shay.

Der Name Mat Osman kam mir seltsam vertraut vor. Und – aha! - er ist im Hauptberuf der Bassist der Britpopband „Suede“ (der ‚Donnerstagsmordclub‘ - Bestsellerautor Richard Osman ist sein Bruder). Ich gebe zu, dass mich das prächtige Cover des Romans „Das Vogelmädchen von London“ neugierig machte. Überzeugt hat mich dann der Inhalt, da mich der Autor aus meinem ‚Lesetrott‘ reißen konnte. Als Vielleserin habe ich oft das Gefühl, immer wieder das Gleiche in leicht abgewandelter Form zu lesen; Mit dem „Vogelmädchen“ präsentiert Osman jedoch ein kreatives Potpourri, das ich so nicht erwartet hatte – der im Elisabethanischen Zeitalter angesiedelte Fantasy – Jugendbuch-Histomix (der Autor nimmt sich einige Freiheiten) ist faszinierend!
Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, Stil und Sprache sind solide. Die temporeiche Exposition macht Lust auf mehr - das Leben in London ist insbesondere für Straßenkinder im siebzehnten Jahrhundert hart. Die Falknerin & „Aviscultarierin“ Shay arbeitet als Botenmädchen und sie ist in der Lage, mit Vögeln zu kommunizieren und in die Zukunft zu blicken. Sie verliebt sich in den Schauspieler Nonesuch, der Teil der legendären Blackfriars - Theatertruppe ist, seit er als Junge entführt wurde. Zusammen gründen sie das Ghost Theatre, das schon bald die Aufmerksamkeit von Königin Elizabeth I. auf sich ziehen soll…

Passend zum Sujet ist die Erzählung ein Stück aus mehreren Akten. Die Protagonisten sind ungewöhnlich und interessant, der heimliche Star der Geschichte ist aber ganz klar der Moloch London. Das Pacing der Story fand ich aber etwas seltsam – einerseits hektisch, andererseits fast ein wenig langatmig. Am Worldbuilding hätte Mat Osman noch ein wenig feilen können, das Glaubenssystem der „Aviscultarier“ (sie beten Vögel an) blieb mir einigermaßen fremd; Die Sprache war mir angesichts der Tatsache, dass es sich um einen historischen Roman handelt, stellenweise zu modern, etwa als der Protagonist sagt: „Zu Anfang stand Evans auch hinter dieser Idee; denn nichts macht eine gewisse Sorte von Kunden mehr an als ein piekfeiner Bursche im Kleid.“ (S.283). Insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen, da nicht der x-te „Der Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ – Verschnitt präsentiert wird.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Drama Baby, Drama!

Daisy Haites
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Da das Dramolett „Magnolia Parks“ mit einem fiesen Cliffhanger endet, wollte ich auch den Folgeband „Daisy Haites“ lesen. Ich muss sagen, dass mir die Umschlaggestaltung der deutschen Ausgabe besser als ...

Da das Dramolett „Magnolia Parks“ mit einem fiesen Cliffhanger endet, wollte ich auch den Folgeband „Daisy Haites“ lesen. Ich muss sagen, dass mir die Umschlaggestaltung der deutschen Ausgabe besser als das englische Originalcover gefällt.
In „Magnolia Parks“ begleitet man Londons rich kids beim Müßiggang (ok, sie arbeiten auch beim Tatler, modeln oder studieren ein bisschen) und man wird Zeuge von toxischen Verhaltensweisen. Das It-Girl „Parks“ ist die Königin ihrer Clique, 90 Prozent aller Jungs sind in die Tochter eines Musikproduzenten verliebt, darunter auch der gefährliche Christian Hemmes oder der smarte Tom England. Magnolia kommt jedoch nicht von ihrer Jugendliebe BJ Ballentine los, und eigentlich besteht die ganze Handlung von Band eins nur aus dieser On/Off – Beziehung. Armes reiches Mädchen? Alle haben Privatflugzeuge und jetten mal nach Madeira, mal nach Griechenland oder auch in die Schweiz. „Magnolia Parks“ liest sich eigentlich wie eine überlange Exposition. Fashion Victim Magnolia kennt jede Marke, die ihre Freunde (oder Feinde) tragen. Ich dachte, es sei ihr Alleinstellungsmerkmal, doch da kommt Daisy Haites ins Spiel. Die Medizinstudentin gehört zu Londons Untergrund, ihr Bruder Julian macht auf Mafia, auch sie betreibt name dropping. Außerdem ist sie (unglücklich) in Christian verliebt, der aber noch mit Magnolia Parks ein Hühnchen zu rupfen hat, und so nimmt das Drama erneut seinen Lauf…
Der zweite Teil der Reihe taugt nicht zur Satire, auch wenn die Autorin (ohne einen Hauch von Selbstironie) versucht, die Geschichte durch Fußnoten, die Daisys Gedanken illustrieren, aufzuwerten. Ich habe mich ein wenig darüber gewundert, dass die Handlung parallel zu den Geschehnissen aus Band 1 stattfindet. Auch finde ich nicht, dass sich die Serie qualitativ mit dem 90-Jahre- Hit „Gossip Girl“ vergleichen lässt. Bei Magnolia Parks macht die Markenfixierung Sinn, ich fand es aber nervig, als Daisy Haites auch begann, brands zu identifizieren.
Man muss das Ganze wohl als eine Art Märchen begreifen, sonst wird man Regeln wie „Keine Waffen bei Tisch“ lächerlich finden. Ganz zu schweigen von 20jährigen Mädchen, die mal eben Operationen zur Behandlung von Schussverletzungen durchführen. Wenn das gelingt, kann man die Story ganz unterhaltsam finden und nicht schlecht „für Zwischendurch.“ Obwohl man der Autorin durch ein Megafon SHOW DON’T TELL zurufen will. Jessa Hastings hätte die Erzählung stellenweise straffen können, und manchmal hat man das Gefühl, dass der Roman „Daisy Haites“ ein Mittelband mit den typischen Schwächen ist, obwohl es sich wie gesagt um den zweiten Teil einer Reihe handelt. Ich bin dennoch auf den dritten Band („Magnolia Parks – The Long Way Home“) gespannt, der im November 2023 erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 28.09.2023

Im falschen Film?

Lichtspiel
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„‘Wir bleiben nicht lang‘, sagt sie. ‚Keine Sorge. Wir reisen bald.‘ “

Georg Wilhelm Pabst gehörte während der Weimarer Republik zu den Top – Regisseuren jener Zeit. Der Österreicher konnte ...

„‘Wir bleiben nicht lang‘, sagt sie. ‚Keine Sorge. Wir reisen bald.‘ “

Georg Wilhelm Pabst gehörte während der Weimarer Republik zu den Top – Regisseuren jener Zeit. Der Österreicher konnte sich neben Fritz Lang, F.W. Murnau und Ernst Lubitsch einen Namen machen. Als Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ arbeitete er mit (Stummfilm)Stars wie Louise Brooks, Greta Garbo oder Asta Nielsen zusammen. Erfolg hatte er jedoch auch mit dem 1931 gedrehten Tonfilm „Die Dreigroschenoper“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er in die USA, anders als etwa der großartige Billy Wilder („Eins, Zwei, Drei“) konnte er jedoch nicht an seinen früheren Ruhm anknüpfen, waren es widrige Umstände oder Pabsts Unfähigkeit zur Assimilation, die dazu führten, dass er in Hollywood keinen Fuß auf den Boden bekam?

Daniel Kehlmann geht in seinem Roman „Lichtspiel“ unter anderem der Frage nach, wie es dazu kam, dass der eigentlich ‚linke‘ Filmemacher Pabst zum Werkzeug des NS - Regimes wurde, da er nach einem Heimatbesuch in Österreich 1939 bei der „Bavaria Film“ anheuerte.

„Lichtspiel“ ist nicht nur für Cineasten interessant. Ich war bereits während der Lektüre der Exposition „angefixt“, man begleitet als Leser zunächst scheinbar den Kamerassistenten Franz Wilzek. Die Geschichte oszilliert zwischen Fakten und Fiktion, der Autor beschreibt großartig den ‚Nachkriegsmief‘ und die Rechtfertigungsversuche derjenigen, die Teil der nationalsozialistischen Maschinerie waren. Echte oder vorgetäuschte Gedächtnislücken der Protagonisten werden präsentiert. Ganz nebenbei wird auch die Methodik der Geschichtswissenschaft gestreift. Nach der Lektüre des Romans wird man wissen, weswegen Oral History mit Vorsicht zu genießen ist. Es geht auch um Erinnerungskultur(en) und um das kollektive Gedächtnis im deutschen Sprachraum & natürlich um die Tatsache, dass nach Ende des WKII-Dinge unter den Teppich gekehrt wurden, gar durch (mehr oder minder) kitschige Heimatfilme kaschiert wurden, da ist es nicht verwunderlich, dass bekannte Namen auftauchen. Wer kennt nicht einen Peter Alexander? Daniel Kehlmann gibt sich jedoch nicht mit monokausalen Erklärungsmustern zufrieden. Auch die Figurenzeichnung ist gelungen, sprachlich und stilistisch gibt es nichts zu Meckern. Man kann etwas Neues lernen – ich wusste zwar, dass sich zum Beispiel Leni Riefenstahl in den Dienst der Nazis stellte (ebenso wie Veit Harlan oder der Schauspieler Heinrich George, ganz zu schweigen von Kristina Söderbaum), aber mir war vor der Lektüre tatsächlich nicht klar, dass auch G.W. Pabst nicht auf Distanz zu Goebbels & Co. gegangen war, obwohl mir sein Nachkriegsfilm "Es geschah am 20. Juli" durchaus ein Begriff ist. Biographische Fiktion, historischer Roman, politische Parabel: Für „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann spreche ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!

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Veröffentlicht am 26.09.2023

'Sie war ganz & gar im Hier und Jetzt.'

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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„Es war gut, dass andere Leute anwesend waren, die Joe das Loblied singen konnten, das er hören wollte. Roisin hätte kein Wort der Anerkennung herausgebracht.“

Die temporeiche Exposition von ...

„Es war gut, dass andere Leute anwesend waren, die Joe das Loblied singen konnten, das er hören wollte. Roisin hätte kein Wort der Anerkennung herausgebracht.“

Die temporeiche Exposition von „Between Us. Die große Liebe kennt viele Geheimnisse“ gefiel mir richtig gut! Der Roman beginnt mit einer Rückblende, dann werden die Protagonisten eingeführt, wobei die Szenen mich zum Lächeln brachten. Die Figuren werden mit Ecken und Kanten vorgestellt, und auch die Tatsache, dass eine Clique sich zu einem Luxuswochenende trifft, bietet Raum für Entwicklungen – und für Konflikte. Mhairi McFarlane präsentiert erneut ihre bevorzugte Erzählperspektive: ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen.

Worum geht’s?
Die zweiunddreißigjährige Protagonistin ist Lehrerin mit Leib und Seele. Ihren Freund Joe Powell hatte sie immer (finanziell) unterstützt. Nach einer Durststrecke gelingt ihm der große Durchbruch als Drehbuchautor, seine spannenden Geschichten entwickeln sich im Internetzeitalter zu richtigen Gassenhauern. Roisin Walters hat schon seit Längerem das Gefühl, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt. Als dann vor versammelter Mannschaft fiktionalisierte Elemente aus ihrem Leben (Joe schien Dinge, die ihm seine Partnerin im Vertrauen erzählte, filmisch verwurstet zu haben) über die Mattscheibe flimmern, ergreift Roisin die Flucht, um in der Bar ihrer Familie zu jobben. Dort trifft sie auf ihren Freund Matt …

Vorab: Für die deutsche Ausgabe wurde der englische Originaltitel übernommen und nicht durch einen anderen englischen Titel ersetzt, was mir gut gefällt. Auch der deutsche Untertitel passt gut zur Handlung. Über das Lob von „Newbie“ Emily Henry habe ich mich aber sehr gewundert, da McFarlane ein „alter Hase“ ist (ihre Romcoms sind auch viel besser gegliedert als Henrys dramatische Lovestories), der eigentlich keine Schützenhilfe braucht.

Mhairi McFarlane schreibt Chicklit mit Anspruch. Wer locker-flockige Geschichten nach Art einer Sophie Kinsella erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Ich fand es gut, dass in „Between Us“ zwischenmenschliche Probleme angesprochen wurden. Es geht nicht nur um Missverständnisse in Liebesbeziehungen, es wird auch die Frage aufgeworfen, welche Wirkung familiäre Prägungen haben. Wie kann man sich als erwachsener Mensch von schädlichen Einflüssen befreien & gute Entscheidungen für sich selbst treffen?

Leider kann Mhairi das anfängliche Tempo nicht halten. Im Mittelteil gibt es gewisse Längen, insgesamt gefiel mir die Strukturierung der Erzählung aber sehr viel besser als beim Vorgänger „Fang jetzt bloss nicht an zu lieben“, da die Schriftstellerin noch die Kurve kriegt; Insgesamt hat mich „Between Us“ gut unterhalten, da der Plot die perfekte Kombination aus tiefgründigen Szenen und humorvollen Passagen bietet.

Das englische Setting fand ich – ebenso wie das Grundgerüst der Geschichte – spannend, weil sich britische BBC – Serien wie „Bodyguard“, „Killing Eve“ oder „Line of Duty“ auf der Insel im RL tatsächlich großer Beliebtheit erfreuen. Es gibt dramatische Ereignisse in „Between Us“, die Autorin feuert jedoch kein kitschiges Romantikfeuerwerk ab. Mich hat es dennoch nicht gestört, dass das Buch kein süßlicher Liebesroman ist, da die Botschaft des Buches so besonders ist: Man ist stärker, als man denkt.

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