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Veröffentlicht am 22.07.2022

Ein Hin und Her der Gefühle

Still missing you
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„Es würde mir das Herz brechen, wenn du gehst. Aber es hat dir das Herz gebrochen zu bleiben.“

Sobald Hazel achtzehn war, hat sie Eastwood verlassen. Sie musste damals einfach weg. Weg von ihrer Pflegemutter, ...

„Es würde mir das Herz brechen, wenn du gehst. Aber es hat dir das Herz gebrochen zu bleiben.“

Sobald Hazel achtzehn war, hat sie Eastwood verlassen. Sie musste damals einfach weg. Weg von ihrer Pflegemutter, für die sie immer nur ein Dorn im Auge war. Weg von ihren Steifgeschwistern Amber, Ryan und Derek, die nie hinter ihr gestanden sind. Und doch war ihr der Abschied von Derek am schwersten gefallen, weil sie durch ihn Eastwood mit einem gebrochenen Herzen verlassen hat.
Nun kehrt Hazel für die Beerdigung ihrer geliebten Großmutter Betty zurück – aber keine Sekunde länger. So zumindest der Plan, bis das Testament ihrer Großmutter einen Strich durch die Rechnung macht. Amber, Ryan, Derek und Hazel sollen alle vier gemeinsam ein altes Herrenhaus zu einem Hotel renovieren und nur wenn sie zusammenarbeiten, geht das Erbe endgültig auf sie über. Hazel weiß, dass Betty sich bei ihrem Erbe etwas gedacht hat und so beschließt Hazel ein paar Monate länger in Eastwood zu bleiben. Doch mit jedem weiteren Tag verfällt sie der Kleinstadt und auch Derek ein Stückchen mehr – aber ist es dieses Mal wirklich anders als vor einige Jahren, als sie sich gezwungen sah, Eastwood zu verlassen?

Ich hatte mich auf STILL MISSING YOU sehr gefreut. Die Thematik hörte sich genau nach meinem Geschmack an, ich lese Lovestories über Stiefgeschwister sowieso gerne und die Pflegegeschwister Hazel und Derek kommen dem schon sehr nahe und bieten dennoch eine Art der Familienkonstellation, wie ich sie noch nicht gelesen habe. Außerdem versprüht die Geschichte sowohl Second-Chance- als auch Enemies-to-Lovers-Vibes. Da konnte ich einfach nicht widerstehen.

Optisch trifft das Buch meinen Geschmack ebenfalls sehr. Die Farben auf dem Cover harmonieren schön und die Struktur des Umschlags fühlt sich in den Händen sehr cool an. Gefallen hat mir auch, dass jedes Kapitel mit einen „Highlight-Zitat“ aus dem jeweiligen Kapitel beginnt. Das habe ich bisher noch in keinem Buch so gelesen. Man merkt also, dass Valentina Fast, die sich mit der STILL YOU-Reihe an das für sie neue Genre New Adult gewagt hat, direkt auch sehr viel frischen Wind in das Genre bringt.

Generell würde ich aber sagen, dass ihr Debüt in diesem Genre noch ausbaufähig ist. Einiges konnte mich einfach nicht überzeugen, bei manchen Aspekten bin ich hin und hergerissen.
Da sind zum Beispiel die Figuren. Während man Hazel sehr gut kennen und verstehen lernt, blieb mir Derek bis zum Ende fremd und undurchsichtig. Wo ich Dereks Sachlichkeit mochte, störte mich Hazels Sturheit sehr. Hazel hat stets zu kämpfen, bei ihrer Familie, in ihrem neuen Leben in New York. Ich konnte beim Lesen ihre Probleme absolut verstehen und doch hatte ich oft das Gefühl, dass sie ein paar Schlachten zu viel schlug, manchmal eben doch zu aufbrausend war, das aber nicht zur Sprache kam. Stattdessen wurde ihr Verhalten in Situationen analysiert und komprimiert, in denen sie durchaus im Recht war. Das hat mich beim Lesen total verwirrt.

Verwirrung beschreibt meine Gedanken beim Lesen generell sehr gut. Die Handlung rund um Hazel und Derek fühlte sich an wie ein Kreislauf. Vielleicht auch wie das berüchtigte „ein Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück“. Ewig beteuern sie sich, dass da nichts zwischen ihnen ist, obwohl man es als Leser natürlich merkt. Aber wenn sie sich dann doch näherkommen, fühlt sich das nicht wie der richtige Moment dazu an, sondern wie der Moment, in dem sie tatsächlich nicht „mehr“ sind.
Nicht immer kamen die Gefühle daher richtig rüber. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Es war unterhaltsam und humorvoll. Manchmal vielleicht aber ein Stückchen zu leicht. Besonders gefallen haben mir tatsächlich die Nebenfiguren. Obwohl ich von diesem ersten Band nicht ganz überzeugt wurde, plane ich daher Band zwei zu lesen, weil ich schon sehr gespannt auf Ambers Geschichte bin. Mein persönlicher Favorit unter den Nebenfiguren war jedoch ihr Pflegebruder Ryan, der mich mit seiner Loyalität überzeugen konnte. Seine Geschichte würde ich auch gerne lesen – falls noch ein Band drei in Planung ist. Aber neben den Pflegegeschwistern gab es noch eine Vielzahl an Freuden, Bekannten und Verwandten, welche die Geschichte turbulent bis dramatisch gestaltet haben. Hier hatte ich am Ende jedoch das Gefühl, dass es ein wenig zu viel des Guten gewesen ist und nicht jedes Thema zu einem richtigen Ende kommen konnte und manches eher unnötig war.

Mein Fazit:
Ich hatte mich riesig auf STILL MISSING YOU gefreut, aber womöglich waren meine Erwartungen einfach zu hoch. Ich möchte nicht sagen, dass mir der Roman nicht gefallen hat, denn ich habe ihn gerne und zügig gelesen. Dennoch bin ich ein wenig enttäuscht. Denn egal ob die Rede von Schreibstil, Figuren oder Handlung ist, gibt es viel Positives zu sagen, aber ganz überzeugend war nichts davon. Ein Buch das man lesen kann, aber nicht lesen gehaben muss. 3 von 5 Sternen gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Liebe und Versprechen zwischen Leben und Tod

Sonnenkönig, Pechrabe
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Wer Bridgerton kennt (und liebt) hat wohl schon eine grobe Ahnung, was den Leser erwartet, wenn er ins London 1816 entführt wird. Schimmernde Bälle, eine große Zahl von Heiratswilligen und eine noch größere ...

Wer Bridgerton kennt (und liebt) hat wohl schon eine grobe Ahnung, was den Leser erwartet, wenn er ins London 1816 entführt wird. Schimmernde Bälle, eine große Zahl von Heiratswilligen und eine noch größere Zahl von Gerüchten. Ein Skandal jagt den anderen und jeder ist darauf bedacht, nicht zum Mittelpunkt des nächsten zu werden. Doch hier hören auch schon bald die Gemeinsamkeiten von SONNENKÖNIG, PECHRABE und Bridgerton auf. Wer Bridgerton liebt und wer ein Faible für Gay-Romance hat (ja, so geht es auch mir), der wird nicht umher kommen, diesen Roman hier zu lesen. Aber ich möchte eben auch betonen, dass alle, für die Bridgerton zu dramatisch, seicht oder sonst irgendwie nicht passend ist, SONNENKÖNIG, PECHRABE eine Chance geben sollten. Geben müssen ;)

Darum geht’s:
Große Bälle mögen zwar für Heiratswillige aufregend sein, aber für denjenigen, der sich vor einer Vermählung drückt, für jemanden wie Lord Frederick Melville (Freddy) sind sie der reinste Graus. Edward dagegen geht leidenschaftlich gern auf Bälle, denn hier findet er Arbeit. Reiche Männer, die ihm seine Miete und eine Mahlzeit finanzieren indem er sich ihnen verkauft. Er weiß, wie gefährlich er lebt. Immer nur einen Schritt vom Gefängnis oder einer Hinrichtung entfernt. Daher hat Edward sich seine eigenen Regeln, die ihn schützen sollen, zurechtgelegt.
Aber als Edward auf einem Ball auf Freddy trifft, merkt er, wie seine wichtigste Regel bröckelt. Ob es Freddy gleich geht? Steckt mehr hinter der Fassade aus Ablehnung, Hass und wirren Anschuldigungen?

Meine Meinung:
Wie bereits erwähnt, liebe ich sowohl Geschichten im Bridgerton-Stil, als auch Gay-Romance. Daher ist es kein Wunder, das es für mich unmöglich war, dieser Buch NICHT zu lesen. Tatsächlich aber hat es, als ich SONNENKÖNIG, PECHRABE zu Hause hatte, dann noch ein Weilchen gedauert, bis ich begonnen habe, es zu lesen. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, denn da war eine skeptische Angst in mir. Nicht, dass ich glaubte, das Buch könnte mir nicht gefallen. Ich hatte eher Furch vor dem Ende. Homosexualität zur Regency-Zeit galt geradezu als Schwerverbrechen. Queere Menschen zahlten nicht selten mit ihrem Leben. Oder wie Edward es formulieren würde:

„Ein männerliebender Mann konnte sich entscheiden zwischen Tod oder Einsamkeit. Wer die Liebe wählte, würde alsbald auffliegen und zweifelsohne ein grausames Ende finden. Wer das Leben wählte, entsagte sowohl Gewalt als auch wahrhafter Geborgenheit.“

Wie also wäre ein Happy End für diese Lovestory denkbar? Ich selbst bin Romantikerin durch und durch, weshalb ich mit Unhappy Ends stets zu kämpfen habe. Dennoch habe ich nun also den Mut gefunden und wurde belohnt mit einer genialen Geschichte voller Liebe und Emotionen.
Doch meine anfänglichen Bedenken hatten auch etwas Gutes und haben mich somit vorbereitet auf all die schweren Thematiken des Romans. Es hat einen Grund, dass das Buch mit einer Triggerwarnung (der etwas anderen Art) beginnt. SONNENKÖNIG, PECHRABE ist zwar ein Liebesroman, aber alles andere als einfach süß, leicht und verzaubernd. Ja, der Roman ist romantisch, leidenschaftlich und gefühlvoll. Aber er ist auch aufwühlend, sensibilisierend, erschütternd und geprägt von der Grausamkeit und Engstirnigkeit der Gesellschaft. Kai Spellmeier fängt die Gesellschaft samt sämtlicher Schokoladen- und Schattenseiten perfekt ein und verschont dem Leser daher nicht die Konfrontation mit Grauen und Gewalt, Folter oder Suizid.

Damit wäre nun alles abgehakt, was ich voraussetzend erwähnen möchte, bevor ich meine Leseempfehlung aussprechen kann. Und nun ist es an der Zeit, all die Dinge zu betonen, die ich an dem Buch mochte, geradezu liebte. Und das ist so vieles, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen.

Freddy und Edward sind beide ganz wundervolle Protagonisten, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Vielleicht ein wenig zu sehr, denn ich habe nicht nur mit ihnen gelacht, sondern auch mit ihnen gelitten. Obwohl die Geschichte in der dritten Person erzählt wird und ich zunächst meine Bedenken hatte, fühlt man sich beim Lesen den Figuren sehr nahe. Neben den großartigen Protagonisten gibt es eine Großzahl von Nebenfiguren. Von derart vielen Figuren zu berichten kann schwierig und verwirrend werden, aber Kai Spellmeier hat die Situation perfekt gemeistert. Ebenfalls gut durchdacht war der Wechsel zu verschiedenen Perspektiven. Im Fokus stehen natürlich Freddy und Edward, aber hier und da werden auch Nebenfiguren genauer vorgestellt. Scheinbar wahllos, dachte ich auf den ersten Blick und war skeptisch. Doch mit der Zeit habe ich Sinn und Zweck dahinter verstanden und genossen, wie der Roman mit jeder weiteren Seite seinen Facettenreichtum präsentiert.

Und wenn ich gerade schon von der Erzählweise berichte, leite ich hiervon direkt zum Schreibstil über. Zugegeben, man braucht ein paar Sätze, bis man an den altertümlichen Wortlaut gewöhnt ist. Doch sobald ich dies war, habe ich den Schreibstil voll und ganz genossen. Er wirkt unfassbar kostbar und es ist ein Genuss, weiter und weiter zu lesen. Die Worte zergehen sozusagen wie Blattgold auf der Zunge. Und sie nehmen den Leser gefangen, ziehen ihn in ihren Bann. Ich konnte das Buch ehrlich nicht mehr aus den Händen legen.
Womöglich lag das aber auch an der Handlung an sich. Sie ist geprägt von Spannung, Amüsement und hitzigen Auseinandersetzungen zwischen Edward und Freddy. Es gilt, einen Juwelenraub aufzudecken. Es geht um Leben und Tod. Und dann ist da noch der Enemies-to-Lovers-Touch der Geschichte, durch welchen ich ihr endgültig verfallen bin.

Mein Fazit:
SONNENKÖNIG, PECKRABE hat alles zu bieten, was ich in Lieberomanen gerne lese. Die (Liebes)Geschichte ist durch und durch überzeugend und ich könnte noch mit hunderten weiteren Worten von ihr schwärmen. Die Geschichte ist aber weit mehr als Unterhaltung. Sie öffnet auch die Augen für eine Gesellschaft voller Engstirnigkeit und Ignoranz, welche leider bis heute nicht in allen Teilen der Welt vergangen ist. Alles an dem Roman ist überaus gelungen, weshalb ich zusammen mit meiner 5-Sterne-Bewertung eine ganz große Leseempfehlung ausspreche.
SONNENKÖNIG, PECHRABE wird mich so schnell nicht mehr loslassen, denn ich habe in dem Buch ein wahres Jahreshighlight und neues Lieblingsbuch gefunden. Noch dazu hat es mich in einen Fan von Kai Spellmeier verwandelt – und dies, obwohl (ACHTUNG! SPOILER) mich der Schlusskonflikt ziemlich zerstört hat, schnief. Ich brauche eine Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Ein letztes Mal nach Golden Hill heimkehren

Golden Hill Nights
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Diese Zeilen zu schreiben fällt mir sowohl leicht, als auch extrem schwer. Ich bin zugleich glücklich und wirklich traurig dabei. Mit „Golden Hill Nights“ hat Nicole Böhm uns Leser bereits zum dritten ...

Diese Zeilen zu schreiben fällt mir sowohl leicht, als auch extrem schwer. Ich bin zugleich glücklich und wirklich traurig dabei. Mit „Golden Hill Nights“ hat Nicole Böhm uns Leser bereits zum dritten Mal mit auf die wohl schönste Farm Amerikas genommen. Sie hat uns Einblicke in Sadie und Jakes Geschichte gewährt und das auf die bestmögliche Weise. Ich habe Band drei geliebt und weiß daher ganz genau, was ich dazu sagen möchte. Außerdem macht es mich glücklich, über ein so schönes Buch berichten zu dürfen. Aber wenn ich daran denke, dass mit „Golden Hill Nights“ die Golden Hill-Trilogie bereits ihr Ende gefunden hat, dann macht mich das auch traurig. Ich kenne kein Buch, beziehungsweise keine Buchreihe, das/die den Leser derart abholen kann und derart viel Feeling besitzt. Zum dritten Mal nach Golden Hill zu kehren hat sich angefühlt, als würde man nach Hause zurückkehren. Und damit bin ich nicht die Einzige…

Inhalt:
Jake hatte bisher nie wirklich ein zu Hause. Sobald Menschen ihm zu sehr ans Herz wuchsen zog es ihn wieder in die Ferne. Früher hat ihm diese Angewohnheit womöglich das Leben gerettet, denn Jake hatte es nie wirklich leicht. Aber darüber redet er nicht, mit niemandem. Er bleibt für sich und ist verschwiegen. Dadurch verbaut er sich womöglich selbst jegliche Chance darauf, auf Golden Hill sein persönliches Zuhause zu finden. Aber was kann er Golden Hill schon bieten? Jake weiß, dass er nichts als Ärger bedeutet. Seine Vergangenheit wird ihn nie loslassen und folgt ihm selbst bis ins verschlafene Boulder Creek.
Jake möchte da niemanden mitreinziehen. Nicht Golden Hill, nicht seinen Chef Parker und erst recht nicht Parkers Schwester Sadie. Dennoch kämpft er jeden Tag mit sich, denn zugleich schlummert der sehnlichste Wunsch in ihm, für Sadie da zu sein, während sie mit ihren ganz eigenen Dämonen kämpft…

Figuren:
Wer Band eins und zwei schon kennt – und das kann ich jedem nur empfehlen – der wird schon manches über Sadie und Jake wissen. Sadie hatte als Jugendliche einen schweren Unfall. Bis heute kämpft sie nicht nur gegen körperliche, sondern auch gegen seelische Schmerzen. Sie ist unfassbar stark und kämpft Tag um Tag, was beim Lesen einfach unglaublich inspirierend wirkt. Doch immer wieder gelangt sie an einen Punkt, an dem sie kaum mehr Kraft zum Weitermachen hat, weshalb die Handlung um Sadie total emotional ist und einen sehr berührt. Von Anfang an spürt Sadie jedoch, dass sie bei Jake Kraft tanken kann. Sie genießt seine Nähe, fühlt sich bei ihm wohl und geborgen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt somit von Anfang an und das kommt auch genau so beim Leser an. Sadie und Jake sind das perfekte Pärchen für eine Liebesroman. Doch obwohl es von Anfang an zwischen den beiden knistert, ist die Lovestory eher als eine Art Slow-Burn-Romance gestaltet. Denn Sadie dringt lange nicht zu Jake durch.
Jake ist ein verschlossener Typ. Er ist ruhig und redet nur das Nötigste. Er mag kühl wirken, doch ist eigentlich das genau Gegenteil davon. Jake ist ein ganz lieber Kerl und ich habe jedes seiner Kapitel absolut genossen. Hach ja, da zeigt sich einfach das (wenn man schon Bücher von Nicole gelesen hat) altbekannte Nicole Böhm-Phänomen: Die Protagonisten in ihren Büchern sind Traumtypen, Book-Boyfriends. Man erfährt nur langsam mehr über Jakes Vergangenheit, doch es fühlt sich beim Lesen nicht wie ein Hinauszögern an. Ich benötigte nicht mehr Informationen, um Jake von Anfang an gern zu haben.

Setting & Schreibstil:
Charakteristisch für die Golden Hill-Reihe ist neben den sympathischen Charakteren und all den lieben Nebenfiguren, bei denen man sich über jedes weitere Wiedersehen freut, das Setting. Golden Hill. Ein Wohlfühlort. Sozusagen das Ziel eines jeden Tagtraums. Golden Hill ist nicht vollkommen, aber es ist perfekt. Ich fühle mich beim Lesen, als würde ich selbst im Stall stehen oder durch die Wälder streifen. Ohne den grandiosen, sehr bildhaften Schreibstil wäre es sicherlich nicht möglich, dass die Grenzen zwischen Realität und Buchwelt derart verschwimmen. Daher geht auch ein großes Lob an die Erzählweise raus.

Handlung:
Der letzte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, betrifft die Handlung. Ich habe bereits von einer Slow-Burn-Romance, Sadies Kreislauf aus Schmerzen und Kampf und Jakes Verschlossenheit berichtet. Womöglich könnte dadurch der Eindruck entstehen, dass in der Geschichte wenig vorangeht, sie sich womöglich gar in die Länge zieht. Tatsächlich ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Die Geschichte vergeht wie im Flug und viel zu schnell muss man bereits Abschied von der Ranch und all seinen lieben Bewohnern und Begleitern nehmen. Bevor ich hier zu sentimental werden, sollte ich auch noch die Spannung in diesem Band erwähnen. Die Thematik rund um Jake hinterlässt beim Lesen stets ein beunruhigendes Bauchkribbeln. Diese Spannung steigert sich immer weiter, sodass man das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann.

Der Abschluss von „Golden Hill“:
Nun habe ich also ein weiteres Mal Abschied von Golden Hill genommen, dieses Mal ist er endgültig. Ich bin mir sehr sicher, dass ich die Reihe re-readen werde, denn besonders dieser letzte Teil hatte es nochmal in sich. Bisher war Band eins mein Favorit, doch Band drei kann da mindestens mithalten. Ich hatte mich riesig auf Sadie und Jakes Geschichte gefreut und wurde kein bisschen enttäuscht. Noch dazu wird mit „Golden Hill Nights“ die gesamte Reihe einfach perfekt abgeschlossen und das Ende schließt sozusagen den Kreis.

Mein Fazit:
Ich bin hin und weg von Jake und Sadies Geschichte. Beide Charaktere für sich hatte ich richtig gern, aber als (Buch)Pärchen waren sie einfach unschlagbar. Die Geschichte las sich zudem wundervoll und verging wie im Flug. Ich hätte mir keinen besseren Abschluss/Abschied von Golden Hill wünschen können und bin dennoch etwas traurig, dass sie Reihe nun zu Ende geht. Abgesehen von dieser sentimentalen Ader in mir kann ich sagen, dass „Golden Hill Nights“ zu einem richtigen Lieblingsbuch für mich geworden ist und ich ihm natürlich volle 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Wieso es sich lohnt, nicht an der Oberfläche hängen zu bleiben

Fünfzehn Tage sind für immer
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Du liest gerne Gay-Romance? Du bist auf der Suche nach der richtigen Lektüre für den Sommer – erfrischend, süß und witzig? Du willst eine Geschichte über Themen, die endlich einmal angesprochen gehören, ...

Du liest gerne Gay-Romance? Du bist auf der Suche nach der richtigen Lektüre für den Sommer – erfrischend, süß und witzig? Du willst eine Geschichte über Themen, die endlich einmal angesprochen gehören, lesen? Dann bist du bei „Fünfzehn Tage sind für immer“ genau richtig, denn Felipe und Caios Geschichte ist all das:

Ferien – für Felipe ein Grund zum Aufatmen. Endlich muss er sich nicht täglich den fiesen Bemerkungen und abwertenden Blicken seiner Mitschüler stellen. Stattdessen kann er zu Hause bleiben, an dem Ort wo er sich wohlfühlt, er selbst sein kann. Hier ist er allein, niemand gibt ihm das Gefühl aufgrund seines Aussehens weniger wert zu sein.
Aber das gewünschte Aufatmen bleibt aus, als Caio, sein Nachbar und der süßeste Junge, den er kennt, die Ferien über bei ihm wohnen soll. Jeder andere, der wie Felipe schon ewig in Caio verliebt ist, würde diese Chance womöglich nuten. Aber nicht Felipe. Denn wer würde sich schon mit so jemandem abgeben, der aussieht wie er?!

Was ist denn mit Felipes Aussehen, fragt ihr euch nun womöglich. Ich selbst benutze das Wort nur ungern, aber Felipe selbst bezeichnet sich selbst als „fett“. Es ist schwierig bei dieser Problematik die richtigen Worte zu finden, weil alle immer sehr (ab)wertend klingen und auch als Beleidigungen genutzt werden. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass über solche Themen gesprochen wird, dass sie kein Tabu sind. Bodyshaming betrifft viele (Jugendliche), gerade daher finde ich es wichtig, dass Diversität jeglicher Art in (Jugend)Büchern verkörpert wird. Neuartig ist „Fünfzehn Tage sind für immer“ auch daher, da es von Homosexualität handelt, diese aber nicht derart - wie oft üblich - im Mittelpunkt steht. Neben dem Outing existieren einfach noch viele weitere Probleme und daher fand ich den Ansatz hier erfrischend, den Fokus auf mehr als die Sexualität zu setzen.

Generell sind die vertretenen Themen sehr vielseitig, denn auch Caio hat seine eigenen Schlachten zu schlagen. Niemand ist perfekt, ob man nun den gängigen Schönheitsidealen entspricht oder nicht. All die Botschaften, welche das Buch verkörpert, sind extrem wichtig, wahr und gehen unter die Haut. Aber sie sind perfekt in die Geschichte eingewoben und bringen Ernsthaftigkeit, aber keine Schwere ins Buch. Vielleicht ist hier ein kleines Beispiel angebracht, um euch zu zeigen, was ich meine:

Ich hasse es, über Essen zu reden, denn wenn man dick ist und über Essen redet, denken die Leute immer "Natürlich will der Fettsack nur über Essen reden!"

Felipe bringt seinen Standpunkt hier völlig ehrlich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, zum Ausdruck. Viele werden sich und ihre eigenen Ängste in seiner Aussage wiederfinden, und es gibt ganz viele solcher Stellen im Buch, an denen ich mir dachte: Ja, genau so ist es! Danke, dass endlich mal jemand das aufschreibt! Auch der Schreibstil trägt viel dazu bei, dass man sich gut in die Geschichte hineinversetzen, alles nachempfinden kann. Er trägt den jugendlichen Charakter der Figuren und damit des gesamten Buches. Er liest sich flüssig und zügig, des Öfteren muss man lachen oder zumindest kichern Aber das bedeutet noch lange nicht, dass dieses Buch nicht zugleich so viel mehr ist. Denn die Geschichte beinhaltet viel Ernsthaftigkeit, Tiefe. Sie ist authentisch, was in manchen Fällen erschüttert. Der Autor Vitor Martins beweist somit ein bewundernswertes Geschick, weil er das Ernste feinfühlig mit dem Schrägen verknüpft, ohne dass eine der beiden Wirkungen abgeschwächt wird.

Doch egal welche Facette der Geschichte im Moment überwiegt – das gesamte Buch ist Unterhaltung pur. Die Story ist extrem kurzweilig und man könnte noch ewig weiter lesen, nachdem das Buch geendet hat. Tatsächlich ist das nicht der einzige Grund, weshalb ich mir noch ein paar mehr Seiten gewünscht habe. Denn für mich bleiben am Ende einige Fragen ungeklärt und die Konflikte rund um Caio rückten zu sehr in den Hintergrund. Das etwas offene Ende passt zum grundsätzlichen Charakter der Geschichte, aber ein etwas umfangreicherer Schluss hätte mir einen Tick besser gefallen.

Mein Fazit: 4,5 von 5 Sterne
Wir haben jeden Tag von neuem die Chance uns zu verändern. Das ist kein Zitat aus dem Buch, sondern stammt nur von mir, aber es trifft einfach perfekt auf den Inhalt und die Thematik von „Fünfzehn Tage sind für immer“ zu. Mit viel Humor werden schwierige Themen und großartige Entwicklungen geschildert. Die Geschichte ist genau das, was ein Jugendbuch ausmacht: Wichtige Botschaften, aber auch eine gewisse Leichtigkeit. Ich hatte somit großen Spaß beim Lesen, weshalb ich den Roman wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Eine (Liebes)Geschichte, wie ich sie noch nie gelesen habe

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Yadriel ist nicht nur ein Junge, er ist auch ein Brujo. Er ist nicht wie die Frauen seiner Familie zum Heilen bestimmt. Wie jeder andere Mann, wird er die Geister der Verstorbenen ins Jenseits entlassen ...

Yadriel ist nicht nur ein Junge, er ist auch ein Brujo. Er ist nicht wie die Frauen seiner Familie zum Heilen bestimmt. Wie jeder andere Mann, wird er die Geister der Verstorbenen ins Jenseits entlassen – wenn seine Familie nur endlich anerkennt, wer und was er ist. Doch als sein Cousin Miguel stirbt und Yadriel nicht helfen darf seinen Geist zu finden, wird ihm klar, dass seine Worte nie reichen werden. Er muss sich beweisen und beschließt zusammen mit seiner Cousine auf eigene Faust loszuziehen und Miguels Geist zu beschwören. Allerdings stoßen die beiden dabei nicht auf den Geist ihres Cousins, sondern auf den eines Jungen in ihrem Alter: Julian.
Yadriel kennt Julian, oder zumindest all die Gerüchte die es über ihn gibt. Und selbst ohne diese zu kennen, würde ihm direkt klar werden, wie unterschiedlich er und Julian sind. Julian ist das reinste Energiebündel, ständig am Zappeln und Plappern. Und somit ist er viel zu lebendig, um einfach tot zu sein.
Daher einigen die beiden sich auf einen Deal: Yadriel hilft Julian herauszufinden, ob es seinen Freunden gut geht, und Julian lässt sich anschließend von Yadriel ins Jenseits entlassen. Somit hätte Yadriel was er braucht, um zu beweisen, dass er ein wahrer Brujo ist.
Aber ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und je mehr sie nachforschen, desto klarer wird, dass Julian und Miguels Tod kein Zufall waren.
„Das Einzige, was noch schlimmer wäre, als hinter dem Rücken seiner Familie einen Geist zu beschwören und auf eigene Faust mehrere Morde aufdecken zu wollen, war, sich in einen toten Jungen zu verlieben.“

Das Cover zu „Yadriel & Julian – Cemetery Boys” ist etwas ganz Besonderes, finde ich. Und es könnte nicht passender sein, denn je mehr man liest, desto klarer wird einem, dass jedes noch so kleine Detail darauf einen inhaltlichen Bezug besitzt.

Ich muss zugeben, dass sich die ersten paar Seiten ein wenig zogen, bis man sich an den Schreibstil (3. Person) gewöhnt und ein Gefühl für das Setting der Geschichte bekommen hatte. Es handelt sich um eine Latinx-Fantasy-Geschichte und vor dem Buch kannte ich mich praktisch nicht mit den Traditionen der Latinx aus. Allerdings schafft die Geschichte es schnell, alles Wichtige zu erklären und geht dann eben auch noch über das Wirkliche hinaus. Zu Beginn wirken aber die Fantasy-Elemente kaum „krass“, sondern es scheint völlig natürlich, dass Yadriel auf einem Friedhof wohnt, und nun eben mit einem Geist durch die Gegend spaziert

Und spätestens als besagter Geist, also Julian, in die Geschichte trat, war ich dann auch total gefesselt. Ich würde sagen, dass die ersten beiden Drittel des Buches eher ruhig verlaufen. Nicht langatmig, nicht langweilig und schon gar nicht uninteressant. Aber es geht einfach voll und ganz um die sich entwickelnde Beziehung zwischen den zwei Jungs. Und auch hier gilt: Die Romance-Elemente dominieren nicht und jede kleine, weitere Annäherung ist plausibel und absolut süß. Denn das, was mich wohl am meisten begeistert hat, das waren die Chemie und Dynamik zwischen Yadriel und Julian. Letzterer ist voller Lebenslust und stellt quasi ständig irgendetwas an – ob nun beabsichtigt oder nicht. Für Unterhaltung ist also definitiv garantiert. Mit der Zeit vertauschen sich die Rollen der beiden jedoch teilweise und so bringt das Buch wichtige Botschaften und auch Ernsthaftigkeit zum Ausdruck.

Zudem darf nicht unerwähnt bleiben, wie tragisch die (Liebes)Geschichte generell ist. Ständig war schon der Gedanke in mir: Julian ist tot, wie soll es da ein Happy End geben? Und dann nimmt gegen Ende hin der Fantasygehalt signifikant zu, es wird extrem turbulent, dramatisch und ultra-spannend. Es ist mein voller Ernst, wenn ich hier sage, dass ich wirklich gar nicht einschätzen konnte, ob dem Leser am Ende ein Happy End gegönnt wird, oder eben nicht. Das liegt dann wohl an euch, es herauszufinden!

Mein Fazit:
Nach kleinen Startschwierigkeiten habe ich ganz viel Spaß mit Yadriel & Julian gehabt. Die beiden sind ein Duo, das einem ans Herz wächst und für viel Unterhaltung und Humor sorgt. Überzeugt haben mich ebenso all die leisen Töne der Geschichte: Eine junge, zart aufkeimende Liebesgeschichte. Die realistische Darstellung der Fantasy-Welt. Reale, ernste Themen mit wichtigen Botschaften, die von nichts überlagert wurden. Für mich ist „Yadriel & Julian“ damit eine ganz wundervolle Geschichte, die ich gerne nochmal zum ersten Mal lesen würde. Daher gibt es von mir auch eine ganz klare Leseempfehlung. Die Geschichte ist etwas Besonderes, ich habe noch keine gelesen, die ich mit ihr vergleichen könnte, was „Cemetery Boys“ zu einem Highlight für mich macht. Volle, hell und klar strahlende 5 Sterne für dieses Buch!

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