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Veröffentlicht am 06.08.2023

Start in ein neues Leben

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Im Mittelpunkt des neuen Romans von Doris Knecht steht eine namenslose Frau am Wendepunkt ihres Lebens. Nach dem Scheitern ihrer Ehe war sie neben ihrer Berufstätigkeit als Schriftstellerin und Journalistin ...


Im Mittelpunkt des neuen Romans von Doris Knecht steht eine namenslose Frau am Wendepunkt ihres Lebens. Nach dem Scheitern ihrer Ehe war sie neben ihrer Berufstätigkeit als Schriftstellerin und Journalistin viele Jahre lang alleinerziehende Mutter. Jetzt machen die Zwillinge Mila und Max ihren Schulabschluss und werden ausziehen und ihr eigenes Leben führen. Die Mutter kann sich die große Wohnung in ihrem Wiener Lieblingsviertel nicht mehr leisten und muss in eine preiswerte kleinere Wohnung ziehen. Das bedeutet, dass sie sich auch von einem großen Teil der Einrichtung und zahllosen Erinnerungsstücken aus den letzten zwanzig Jahren trennen muss. Sie beginnt aufzuräumen und die Dinge, die sie nicht mehr braucht oder für die kein Platz mehr ist, zu verschenken, zu verkaufen oder zu entsorgen. Im Zuge dieser Tätigkeit schweifen ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit, in ihre unglückliche Kindheit als älteste von fünf Schwestern. In ihrer Familie hat sie sich nicht nur optisch immer als Außenseiterin gefühlt. Deshalb wollte sie als Jugendliche so bald wie möglich weit weg von der Enge des Elternhauses. Direkt nach dem Schulabschluss sorgte sie deshalb dafür, dass Hunderte von Kilometern zwischen ihrem Heimatdorf und ihrer neuen Bleibe in Wien lagen. Sie denkt an ihre Jugend, ihre zwei Abtreibungen und ihre Ehe. Immer wieder stellt sie fest, dass sie sich an die Vergangenheit anders erinnert als ihre Mutter und ihre Freundinnen. Außerdem hat sie vieles komplett vergessen. Eine vollständige Liste aller Dinge, die sie vergessen hat, kann es logischerweise nicht geben. Obwohl sie Veränderung immer gehasst hat, hat sie keine Angst vor der räumlichen Trennung von ihren Kindern. Sie glaubt nicht an den Schmerz, den ihr andere prophezeien, sondern sieht in dem bevorstehenden Neuanfang auch die Chance, endlich ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen. Sie selbst bestimmt, wie ihr künftiges Leben aussehen wird und wer sie selbst sein will.
Mir hat die ruhig erzählte Geschichte dieser Selbstfindung gefallen, obwohl ich mir stellenweise etwas mehr Handlung gewünscht hätte als die Wohnungssuche für sich selbst und die Kinder und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, dem eigenen Ich. Dennoch ein durchaus empfehlenswerter Roman.

Veröffentlicht am 23.07.2023

Ein neuer alter Fall

Die Affäre Alaska Sanders
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Mit „Die Affäre Alaska Sanders“ legt Joël Dicker eine Fortsetzung seines Weltbestsellers „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor. Im Mittelpunkt stehen erneut der Autor Marcus Goldman und der Ermittler ...


Mit „Die Affäre Alaska Sanders“ legt Joël Dicker eine Fortsetzung seines Weltbestsellers „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor. Im Mittelpunkt stehen erneut der Autor Marcus Goldman und der Ermittler Sergeant Perry Gahalowood. Sie greifen einen alten Fall wieder auf, der eigentlich als gelöst galt. Elf Jahre zuvor wurde die junge Alaska Sanders ermordet aufgefunden. Die Polizei verhaftete zwei Verdächtige, von denen der eine beim Verhör unter zunächst ungeklärten Umständen ums Leben kam. Der andere gestand die Tat, um nicht seine Hinrichtung zu riskieren und sitzt seitdem im Gefängnis. Eine Gruppe, darunter seine Anwältin und seine Schwester, kämpft für die Wiederaufnahme des Verfahrens.
Als Leser verfolgt man eine undurchsichtige Geschichte mit immer neuen Spuren, die sich später als falsch erweisen. Die Lektüre erfordert wegen der Personenvielfalt und der zahlreichen Handlungsumschwünge einiges an Aufmerksamkeit. Immer wieder nimmt der Erzähler Bezug auf den Vorgänger und die anderen Romane des realen Autors Dicker, der als fiktiver Autor Marcus Goldman genau diese Bücher schreibt. Wenn man wie ich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ erst kürzlich gelesen hat, stören die vielen Wiederholungen und die ständigen Hinweise auf die anderen Werke des Autors. Eine gewisse Straffung hätte dem Roman gutgetan. Dennoch liest sich der Roman nicht schlecht, und ich bleibe mit Sicherheit ein Fan dieses Autors, d.h. ich werde auch sein nächstes Buch lesen.

Veröffentlicht am 13.05.2023

Krieg im Pazifik

Fünf Winter
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In James Kestrels Roman “Fünf Winter“ geht es um das Kriegsgeschehen im Pazifik ab Ende 1941. Nach einigen Jahren als Soldat in China ist Joe McGrady als Ermittler im Kommissariat in Honolulu auf Hawai'i ...


In James Kestrels Roman “Fünf Winter“ geht es um das Kriegsgeschehen im Pazifik ab Ende 1941. Nach einigen Jahren als Soldat in China ist Joe McGrady als Ermittler im Kommissariat in Honolulu auf Hawai'i tätig. Dort wird ihm Ende November 1941 die Ermittlung in seinem ersten Mordfall übertragen. Man hat in einem Schuppen auf einer Farm einen jungen Mann aufgehängt und grausam verstümmelt aufgefunden. Wenig später entdeckt McGrady auch die ebenso schlimm zugrichtete Leiche einer jungen Japanerin. Beide Opfer haben prominente Verwandte: der junge Mann war der Neffe von Admiral Kimmel, die Japanerin die Nichte eines japanischen Diplomaten im auswärtigen Dienst. Es gibt einen flüchtigen Hauptverdächtigen, der sich John Smith nennt. McGrady folgt seinen Spuren und landet in Hongkong. Dann greift Japan die amerikanische Flotte in Pearl Harbour an, und Amerika tritt in den Krieg ein. McGrady gerät sofort in japanische Kriegsgefangenschaft, und wird nur durch Bestechungsgelder des Diplomaten Takahashi an die Wärter gerettet. Takahashi nimmt ihn mit nach Japan und versteckt ihn für mehrere Jahre in dem Haus, wo er mit seiner Tochter Sachi lebt. Nach der Kapitulation Japans kehrt McGrady nach Honolulu zurück und übt für kurze Zeit seine alte Tätigkeit wieder aus. Er hatte den Angehörigen der Opfer versprochen, den Täter zu finden und zu bestrafen. Das gelingt ihm schließlich tatsächlich, wobei es für den Leser einige überraschende Wendungen gibt.
Der ungewöhnlich spannende Roman zeichnet die komplizierten Ermittlungen vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund nach und ist damit zugleich Thriller und Geschichtsbuch. Die Darstellung enthält eine Reihe von schwer erträglichen Grausamkeiten. Zum Glück mindern die beiden Liebesgeschichten des Joe McGrady die Anspannung beim Leser. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein so spannendes Buch gelesen habe und spreche eine unbedingte Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Hat der Bürger heute noch ein Recht auf Privatsphäre?

Going Zero
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In McCartens Roman “Going Zero“ arbeitet der amerikanische Geschäftsmann Cy Baxter mit der amerikanischen Regierung und mehreren Geheimdiensten zusammen und führt gerade den letzten Test von neuer Überwachungstechnologie ...

In McCartens Roman “Going Zero“ arbeitet der amerikanische Geschäftsmann Cy Baxter mit der amerikanischen Regierung und mehreren Geheimdiensten zusammen und führt gerade den letzten Test von neuer Überwachungstechnologie durch. Zehn ausgewählte Kandidaten sollen in einem bestimmten Augenblick verschwinden. Wenn es ihnen gelingt, 30 Tage lang nicht gefunden zu werden, bekommen sie eine Belohnung von 3 Millionen Dollar. Einige Teilnehmer des Tests werden sehr schnell gefunden, aber die unbedarft wirkende Bibliothekarin Kaitlyn Day entkommt den Verfolgern immer wieder. Sie hat sich besonders gründlich vorbereitet und will aus einem anderen Grund Aufmerksamkeit erregen. Um was es ihr geht, wird allmählich enthüllt. Sie bringt auch Cy Baxter und die Geheimdienste in große Schwierigkeiten.

McCarten erzählt eine spannende und sehr interessante Geschichte. Der Leser fragt sich, ob das alles Zukunftsmusik ist oder ob uns tatsächlich die totale Überwachung in fast jedem Augenblick unseres Lebens droht. Wir wissen, dass der Patriot Act nach den Terroranschlägen den amerikanischen Geheimdiensten umfassende Befugnisse gab, amerikanische, aber auch Bürger in aller Welt auszuspähen. Sollte ausgerechnet eine der ältesten Demokratien der Welt Bürgerrechte untergraben, ohne dass die Menschen darüber Bescheid wissen? Dass solche Praktiken längst Realität sind, zeigt das Beispiel Chinas. Wer dort bei roter Ampel eine Straße überquert, wird identifiziert und bestraft. Auch wenn die totale Überwachung bei uns nicht Realität ist, macht mir McCartens erschreckendes Szenario Angst. Das möchte ich nicht erleben.
Mir hat der Roman mit seinen überraschenden Wendungen und der sorgfältigen Charakterzeichnung gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter.

Veröffentlicht am 16.04.2023

Den Sommer feiern

Einfach Urlaub
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Im Urlaub kochen ist und bleibt eine Herausforderung. Es fängt an bei den fehlenden Kochutensilien und den wichtigsten Gewürzen, die in einer gut sortierten Küche nicht fehlen. Da ist das Buch „Einfach ...


Im Urlaub kochen ist und bleibt eine Herausforderung. Es fängt an bei den fehlenden Kochutensilien und den wichtigsten Gewürzen, die in einer gut sortierten Küche nicht fehlen. Da ist das Buch „Einfach Urlaub“ von Stevan Paul genau richtig. Der Erfolgsautor zeigt in seinem Buch auf, dass es auch ganz unkompliziert gehen kann, nämlich mit einem Besuch im Hofladen oder auf den Wochenmärkten, wo man frische Zutaten für ein leckeres und einfaches, schnelles Rezept bekommt. Er hat Checklisten und Packhilfen für die kleine Urlaubsküche aufgezeigt, die umzusetzen kein Problem sind. Hier habe ich mir gute Anregungen gemerkt. Nun zu den Rezepten: Die sind alle sehr leicht umsetzbar und müssen nicht zwingend nur im Urlaub gekocht werden. Die schnelle Ajvar-Pasta mit Crème fraîche schmeckt mir auch nach dem Feierabend und ist in 15 Minuten fertig. Es gibt noch viele andere Rezepte und Ideen, die ich ausprobieren werde. Man merkt dem Kochbuch an, dass es keine bloße Idee ist, so zu reisen und im Urlaub zu kochen. Der Autor braucht keinen Luxus im Urlaub und hat alles erfolgreich ausprobiert. Genauso gut wie seine Vorschläge gefällt mir, wie er zeigt, worauf es ankommt: Zusammensein mit Freunden, Abstand vom Alltag gewinnen und Freude empfinden. Dieses Buch hat in meiner Sammlung gefehlt.