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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2022

Porträt einer verlorenen Generation

Der letzte Sommer in der Stadt
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Der junge Leo Gazzarra zieht von Mailand nach Rom, um bei einer Zeitung zu arbeiten. Bald wechselt er zum Corriere dello Sport. Er hat nie viel Geld, findet aber Freunde, die ihm eine Wohnung leihen und ...


Der junge Leo Gazzarra zieht von Mailand nach Rom, um bei einer Zeitung zu arbeiten. Bald wechselt er zum Corriere dello Sport. Er hat nie viel Geld, findet aber Freunde, die ihm eine Wohnung leihen und einen alten Alfa Romeo schenken. Vor allem zieht er mit ihnen durch die Bars, lernt jede Menge Frauen kennen und trinkt zu viel Alkohol. Er liebt Bücher, möchte selbst Schriftsteller werden oder einen Film drehen. Stattdessen lässt er sich ziellos treiben, statt seinen Tagen Struktur zu geben und sein Leben sinnvoll zu planen. Immer wieder macht er Versuche, sein Leben zu ändern, vor allem seinen Alkoholkonsum zu reduzieren, aber ohne nennenswerten Erfolg. Eines Tages lernt er bei einer Party die sehr attraktive, exzentrische Arianna kennen. Sie wird die Liebe seines Lebens, aber sie ist so wenig greifbar wie die Stadt, die er so sehr liebt.

Calligarichs 1973 erschienener Roman weist deutlich autobiografische Züge auf, denn sein Autor ging einen ähnlichen Weg wie der Ich-Erzähler Leo Gazzarra. Der Roman wurde gefeiert und zum Kultbuch ernannt, dann aber schnell wieder vergessen. Mich hat das Buch nicht begeistert, und es ist für mich schwer nachvollziehbar, was diesen Roman zum Meisterwerk macht. Die Identifikation mit den Figuren fällt schwer. Einzig das Porträt von Rom in den 70er Jahren mit seinen imposanten Bauwerken und der speziellen Atmosphäre bleibt mir positiv im Gedächtnis genauso wie die Beschreibungen des Meeres als Sehnsuchtsort des Protagonisten, aber das reicht mir nicht so ganz.

Veröffentlicht am 15.11.2021

Kochen mit flüssigem Gold

Say Cheese!
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Käse gehört zu den wichtigsten aus Milch hergestellten Lebensmitteln. In Deutschland gibt es etwa 600 Käsesorten, weltweit sind es ungefähr 3000. „Say Cheese! Heisshunger-Gerichte mit Käse“ enthält eine ...


Käse gehört zu den wichtigsten aus Milch hergestellten Lebensmitteln. In Deutschland gibt es etwa 600 Käsesorten, weltweit sind es ungefähr 3000. „Say Cheese! Heisshunger-Gerichte mit Käse“ enthält eine Auswahl von 65 internationalen Rezepten. Wer bis jetzt noch nicht verrückt nach Käse ist, wird es, wenn er einmal durch das Buch geblättert und ein paar Rezepte ausprobiert hat. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut, kurz und knapp beschrieben, toll illustriert und auch wenn es nicht so scheint, sehr einfach in ihrer Herstellung. Die Rezeptauswahl ist sehr ansprechend und umfasst eine sehr große Bandbreite. So gibt es z.B. den Nudelauflauf mit Serranoschinken, geräuchertem Paprikapulver und spanischem Blauschimmelkäse oder mit Mozarella überbackene Rigatoni. Käse steht hier nicht im Vordergrund, ist aber eine unverzichtbare Hauptzutat und rundet alle Gerichte perfekt ab. Käse ist wirklich sehr vielseitig einsetzbar. Jeder kennt Käse auf Brot. Hier gibt es u.a. den Drei-Käse-Toast oder Cheddar-Toast mit Chutney aus roten Zwiebeln. Beides sind sehr einfache, aber ausgesprochen leckere Rezepte. Vor allem aber sind Gemüsegratins aus meinem Repertoire nicht mehr wegzudenken. Da schätze ich besonders das Blumenkohlgratin mit geriebenem Greyerzer. Das flüssige Gold ist ein fester Bestandteil meiner Küche. Umso erfreulicher ist es, dass dem Käse hier ein ganz außergewöhnliches Kochbuch gewidmet ist. Von den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten lasse ich mich gern anregen. Ich bin vollauf begeistert und empfehle es jedem Käsefan und auch denen, die es unbedingt werden wollen.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Nie mehr Weihnachten ohne Christina

Weihnachten mit Christina
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„Weihnachten mit Christina“ ist im Löwenzahn-Verlag erschienen und umfasst über 70 Rezepte für Kekse, Brote, Stollen und Striezel auf 240 Seiten. Die Autorin geht zu Beginn des Backbuches auf regionale ...

„Weihnachten mit Christina“ ist im Löwenzahn-Verlag erschienen und umfasst über 70 Rezepte für Kekse, Brote, Stollen und Striezel auf 240 Seiten. Die Autorin geht zu Beginn des Backbuches auf regionale und biologische Zutaten ein. Es ist ihr wichtig, dass nur solche verarbeitet werden. Sehr interessant ist auch, was wir tun sollten, wenn etwas übrigbleibt, und wie mit richtiger Lagerung die Freude an den Köstlichkeiten lange erhalten bleibt. Auch die Grundrezepte und Basics sind hilfreich. Die Rezepte sind klar strukturiert, kommen ohne außergewöhnliche Zutaten aus, sind leicht verständlich und für jeden Hobbybäcker gut umzusetzen. Neben altbekannten Rezepten wie u.a. Vanillekipferl und Zimtsternen gibt es auch viele neue Ideen für die Vorweihnachtszeit, nicht nur Rezepte, sondern auch Bastelvorschläge. Die schönen Fotos regen zusätzlich dazu an, möglichst viel auszuprobieren.

„Weihnachten mit Christina“ ist das ideale Backbuch für alle, die in der Vorweihnachtszeit gerne Plätzchen, Kekse oder Stollen für den eigenen Bedarf oder zum Verschenken backen möchten. Ich bin begeistert.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Landadel am Niederrhein

Wir sind schließlich wer
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Anne Gesthuysens neuer Roman spielt am Niederrhein, wo sich die Autorin sehr gut auskennt. Im Mittelpunkt steht die Familie von Betteray. Die Witwe Mechthild bildet sich sehr viel auf ihre Zugehörigkeit ...


Anne Gesthuysens neuer Roman spielt am Niederrhein, wo sich die Autorin sehr gut auskennt. Im Mittelpunkt steht die Familie von Betteray. Die Witwe Mechthild bildet sich sehr viel auf ihre Zugehörigkeit zum Landadel ein und verfolgt die Vorfahren bis ins englische Königshaus zurück. Sie hat sieben Kinder geboren, von denen sechs noch leben. Hier geht es weniger um die älteren Söhne als um die Töchter Anna und die vier Jahre ältere Schwester Maria. Maria hat alle Regeln der Mutter befolgt und den Adligen Gottfried von Moitzfeld geheiratet – man heiratet schließlich nicht nach unten. Die unkonventionelle Anna hat nicht nur den falschen Mann gewählt, sondern ist auch noch evangelische Pastorin geworden. Sie vertritt gerade einen erkrankten Pastor. Anna wird in ihrer Gemeinde nicht ernst genommen und Opfer von bösartigem Klatsch und Tratsch. Ihr Plädoyer für Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe in einer Sonntagspredigt macht die Sache nicht besser. Dann bricht alles zusammen. Marias perfekte Familie war nur Fassade. Ihr Mann sitzt wegen krimineller Finanzgeschäfte im Gefängnis und ist ruiniert, der 11jährige Sohn Sascha verschwindet, Erpresserbriefe treffen ein, und etliche Familiengeheimnisse kommen ans Licht.
Gesthuysen ist eine gut lesbare Familiengeschichte gelungen, die durch sorgfältig gezeichnete Charaktere, sprachliche Qualität und vor allem die beeindruckende Beschreibung einer Landschaft beeindruckt, die viele von uns nicht kennen werden. Die durch die Geschichte vermittelte Botschaft überzeugt genauso. Familien müssen gerade in schwierigen Situationen zusammenhalten und dürfen nicht einfach immer weiter dieselben Konflikte austragen. Sie sollten einander stattdessen mit Liebe und Mitgefühl helfen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich spreche eine klare Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Das Geschäft mit dem Honig

Goldenes Gift
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Das Geschäft mit dem Honig
In Tom Hilllenbrands 7. Roman um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer und seine Freundin Valérie Gabin geht es erneut um einen Lebensmittelskandal. Die globale Nachfrage nach ...

Das Geschäft mit dem Honig
In Tom Hilllenbrands 7. Roman um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer und seine Freundin Valérie Gabin geht es erneut um einen Lebensmittelskandal. Die globale Nachfrage nach Honig macht ihn zu einer attraktiven Handelsware und führt zu allen möglichen kriminellen Machenschaften. Kieffer bezieht Luxemburger Stadthonig von dem Imker Pol Schneider, der einige Bienenstöcke für ihn betreut. Dann kommt Schneider unter ungeklärten Umständen ums Leben. Als Kieffers Bienenstöcke plötzlich verschwunden sind, schöpft er Verdacht und beginnt zu ermitteln. Auch an anderen Stellen sind die Beuten verschwunden. Schneider schuldete allen möglichen Leuten Geld und hat sich wohl zu unsauberen Geschäften überreden lassen. Etwa gleichzeitig beobachtet Kieffers Freundin Valérie Gabin, die beruflich in Kalifornien unterwegs ist, nachts irgendwo auf dem Land den Diebstahl von Beuten, die am nächsten Tag wieder an gewohnter Stelle stehen. Valérie und Xavier nutzen ihre Kontakte und ermitteln immer weiter. Sie finden gepantschten Honig, und verfolgen Spuren in Paris und in Deutschland, die bis zu einem riesigen chinesischen Konzern reichen. Sogar ein Wissenschaftler ist beteiligt. Er erforscht die genetische Veränderung von Bienen, um sie gegen Insektizide und Pestizide resistent zu machen. Alles steuert auf den großen Showdown zu, es gibt Tote und Verletzte, und Gabin und Kieffer geraten in Lebensgefahr.
Hillenbrands neuer Roman ist vielleicht nicht der beste der Serie, aber er liest sich interessant und behandelt wieder ein wichtiges Thema, das der Autor mit umfangreichen Kenntnissen der Materie und der neuesten technologischen Entwicklungen umgesetzt hat. Seine beiden Protagonisten sind wie immer sehr sympathisch und tragen die Geschichte, die ohne reißerische Spannungseffekte und unappetitliche Grausamkeiten auskommt. Hillenbrand schafft wieder durch Einbeziehung von Dialektausdrücken, traditionellen Speisen und die Beschreibung der Örtlichkeiten ein typisch luxemburgisches Ambiente. Ein sehr empfehlenswerter Roman.