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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2022

Das Vergangene ist nicht tot

Freunde. Für immer.
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In Kimberly McCreights Roman treffen sich fünf Freunde Jahre nach dem Collegeabschluss wieder, um den Junggesellenabschied von einem aus der Gruppe zu feiern. Sie treffen sich in einem Wochenendhaus in ...

In Kimberly McCreights Roman treffen sich fünf Freunde Jahre nach dem Collegeabschluss wieder, um den Junggesellenabschied von einem aus der Gruppe zu feiern. Sie treffen sich in einem Wochenendhaus in den Catskills, das dem Gastgeber Jonathan gehört. Als sie sich zehn Jahre zuvor am Vassar College zuletzt gesehen haben, ist ein Unglück passiert, über das sie immer Schweigen bewahrt haben, um die Beteiligten zu schützen. Nun geschehen wieder unvorhergesehene Dinge. Zwei aus der Gruppe verschwinden, und im Auto wird eine Leiche mit zerschmettertem Gesicht gefunden, die zunächst nicht identifiziert werden kann. Die Polizistin Julia Scutt ermittelt und wird dabei schmerzlich an den nie aufgeklärten Mord an ihrer Schwester Jane vor 20 Jahren erinnert, der Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Fall aufweist. Damals verschwand auch Janes beste Freundin Bethany spurlos. Es passieren weitere merkwürdige Dinge. Mitglieder der Gruppe erhalten verstörende Nachrichten – „Ich weiß, was du getan hast“ -, und Jonathan wird von der Baufirma, die sein Haus renovieren soll, unter Druck gesetzt. Es zeigt sich, dass die Freunde Geheimnisse vor einander haben, die allmählich ans Licht kommen. Erzählt wird aus den kapitelweise wechselnden Perspektiven der Freunde und der Ermittlerin.
Der spannende Roman lässt den Leser darüber nachdenken, wie gut wir den anderen kennen können, wie loyal wir sein können und sollten. Eine echte Freundschaft ist ohne Aufrichtigkeit nicht möglich. Sonst zerbricht sie irgendwann unter dem Druck der Ereignisse.
Mir hat auch der neue Roman von McCreight wegen seines raffinierten Plots und seiner sprachlichen Qualität sehr gut gefallen. Ich empfehle ihn gern weiter.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Eine Frau liebt zwei Männer

Der Papierpalast
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In Miranda Cowley Hellers Roman trifft sich eine Familie jahrzehntelang mit Verwandten und Freunden in ihrem Ferienquartier am Cape Cod. Der Papierpalast ist das etwas heruntergekommene Haus mit mehreren ...

In Miranda Cowley Hellers Roman trifft sich eine Familie jahrzehntelang mit Verwandten und Freunden in ihrem Ferienquartier am Cape Cod. Der Papierpalast ist das etwas heruntergekommene Haus mit mehreren Schlafhütten. Gebaut wurde es aus gepresster Pappe. Im Roman werden 24 Stunden im Leben von Elle Bishop erzählt – mit Zeitangaben. Elle ist mit ihrem Mann Peter und den Kindern gekommen und begegnet zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Jonas, der ebenfalls verheiratet ist. Sie haben sich hier als Kinder kennengelernt und nie aufgehört, einander zu lieben. Es gab ein furchtbares Ereignis in der Vergangenheit, das sie zugleich verband und trennte. Elle hat dieses Geheimnis ein Leben lang gewahrt und nicht einmal ihrem Mann erzählt, was damals passiert ist. Nun muss sich Elle zwischen den beiden Männern entscheiden, die sie liebt, denn sofort spüren Elle und Jonas, dass die gegenseitige starke Anziehung unvermindert vorhanden ist.
Die Autorin erzählt eine drei Generationen umfassende Familiengeschichte mit umfangreichem Personal, allen Ehepartnern und zahlreichen Geschwistern und Stiefgeschwistern. Sie charakterisiert ihre Figuren sorgfältig und vernachlässigt auch die wunderschöne Landschaft mit den unterschiedlichen Farben der Jahreszeiten nicht. Der Wechsel zwischen ausführlichen Rückblenden und der Gegenwart ist sehr gut gelungen. Die Geschichte ist spannend. Der Leser hat das Gefühl, dass sich unaufhaltsam auf den Countdown zubewegt, den Augenblick der Entscheidung. Wie diese Entscheidung aussieht, wird angedeutet, nicht ausformuliert, so dass sich tatsächlich Leser im Netz darüber ausgetauscht haben, wie das denn alles zu verstehen ist.
Mich hat das nicht gestört und ich bin zu einer schlüssigen Auslegung gelangt. Mir gefällt der Roman ausgesprochen gut, und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Das Leben eines Filmstars

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Evelyn Hugo ist ein berühmter Filmstar und will mit nunmehr 79 Jahren ihre Geschichte erzählen. Deshalb nimmt sie unter einem Vorwand Kontakt zu der ziemlich unbekannten Journalistin Monique Grant auf. ...

Evelyn Hugo ist ein berühmter Filmstar und will mit nunmehr 79 Jahren ihre Geschichte erzählen. Deshalb nimmt sie unter einem Vorwand Kontakt zu der ziemlich unbekannten Journalistin Monique Grant auf. Sie will anlässlich einer Kleiderauktion ein Interview geben und sich fotografieren lassen. Tatsächlich soll Monique ihre Biografie schreiben und unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen, wodurch sie sehr reich werden wird. Täglich treffen sich die beiden Frauen in Evelyns Büro. Evelyn war schon als junges Mädchen eine Schönheit. Mit 16 Jahren folgt sie einem Bewunderer von New York nach Hollywood. Sozusagen mit vollem Körpereinsatz macht sie dort Karriere – gegen große weibliche Konkurrenz und im Kampf mit dem absoluten Machtanspruch der Männer im Filmgeschäft. Sie schafft es bis ganz an die Spitze, bekommt immer bessere Filmrollen und wird mehrfach ausgezeichnet. Die Presse belauert sie auf Schritt und Tritt. Im Laufe der Jahre heiratet sie sieben Männer und hat dabei in Harry nur einen Freund, dem sie vertraut und der immer für sie da ist. Immer wieder wird sie gefragt, welchen Ehemann sie am meisten geliebt hat, und sie macht deutlich, dass die Männer nur Ehemänner sind und keine Rolle spielen. Wichtig ist nur sie – Evelyn.
Die sieben Ehen geben die äußere Gliederung in sieben Kapitel vor, unterbrochen von Zeitungsartikeln. Dabei weiß der Leser mehr als die Journalisten, denn er nimmt teil an den täglichen Arbeitssitzungen und erfährt, was Monique hört. Auch Monique verändert sich durch den Kontakt mit Evelyn und ihrer Geschichte. Sie wird selbstsicherer und tritt auch im Umgang mit ihrer Vorgesetzten und ihrem Ex-Mann anders auf. Die ganze Zeit fragt sie sich genauso wie der Leser, was Evelyns Vorausdeutungen in Bezug auf das Ende der Geschichte ankündigen. Es gibt eine geheime Verbindung zwischen den beiden Frauen und mehrere Gründe, warum der Star nur Monique die Geschichte ihres Lebens anvertrauen wollte.
Mir hat das interessante Buch gut gefallen, und ich habe es sehr schnell gelesen. Die Art und Weise, wie Evelyn ihr Ziel nie aus den Augen verliert, welche Stärke und Selbstsicherheit sie bei der Umsetzung entwickelt und wie sie niemals aufgibt – das kann Vorbild für jede(n) von uns sein. Überzeugt hat mich aber auch die Charakterisierung der Figuren und der Einblick in einige Jahrzehnte Filmgeschäft in Hollywood. Ein empfehlenswerter Roman.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Leben und Tod eines bedeutenden Amerikaners

Der große Fehler
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Andrew Haswell Green wurde 1820 als 7. von 11 Kindern einer armen Bauernfamilie im ländlichen Amerika geboren. Ohne ihn gäbe es New York nicht, so wie man es heute kennt. Dennoch ist er selbst nahezu unbekannt, ...

Andrew Haswell Green wurde 1820 als 7. von 11 Kindern einer armen Bauernfamilie im ländlichen Amerika geboren. Ohne ihn gäbe es New York nicht, so wie man es heute kennt. Dennoch ist er selbst nahezu unbekannt, was sich vielleicht durch Jonathan Lees Roman ändern wird. Bis jetzt gab es nur eine mit Taubenkot beschmierte Tafel im Central Park, den Green hat anlegen lassen, wie er auch Greater New York aus fünf Bezirken geschaffen hat. Gegen dieses Projekt formierte sich starker Widerstand, und es wurde als großer Fehler bezeichnet. Spielt darauf der Titel an? Oder ist eher die Ermordung des 83jährigen am Freitag den 13. November 1903 durch Cornelius Williams gemeint? Es gab Zeugen des Mordes, und der Täter war den Ermittlern von Anfang an bekannt, aber seine Aussagen zum Motiv blieben lange unverständlich, so dass Inspector McClusky Spuren verfolgte, bis er die Tat schließlich aufklären konnte.
Der Roman beschreibt sehr ausführlich Andrew Greens Lebensweg von der harten Kindheit und Jugend bis zum allmählichen Aufstieg zum Rechtsanwalt und zu einer für seine Stadt wichtigen Persönlichkeit. Wir lesen von einem strengen Vater, der kaum jemals Zuneigung zeigte und ihm bis zuletzt seine Anerkennung versagte, obwohl Andrew seine Erwartungen schließlich mehr als übertraf. Green war nie verheiratet, was mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hatte. Es gibt lediglich diskrete Andeutungen, und das ist einer anderen Epoche geschuldet. Bis auf seine Freundschaft mit dem Anwalt und Politiker Samuel Tilden war Greens Leben ziemlich einsam. Sein großes Ziel war es, den öffentlichen Raum zu verändern und die Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerung zu verbessern, indem er ihr den kostenlosen Zugang zu Parks und Bibliotheken ermöglichte.
Lees Roman ist kein Krimi, erst recht kein Whodunit, sondern ein historischer Roman mit einem Erzählstrang polizeilicher Ermittlungen, der das Porträt eines bedeutenden Mannes kenntnisreich zeichnet. Die Lektüre erfordert Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen, lohnt sich jedoch durchaus, auch wenn ich meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Heute schon Grünkohl massiert?

Simpel mit Sampl
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Das Kochbuch „Simpel mit Sampl“ ist im ZS-Verlag erschienen. Profikoch Thomas Sampl und Medizinjournalistin Madlen Zeller befassen sich darin sehr ausführlich mit verschiedenen gängigen Obst- und Gemüsesorten, ...

Das Kochbuch „Simpel mit Sampl“ ist im ZS-Verlag erschienen. Profikoch Thomas Sampl und Medizinjournalistin Madlen Zeller befassen sich darin sehr ausführlich mit verschiedenen gängigen Obst- und Gemüsesorten, wie z.B. Beten, Grünkohl und Knollen- & Staudensellerie oder Äpfeln, Erdbeeren und Spargel, um nur ein paar zu nennen. Ich kenne kein Kochbuch, dass so in die Tiefe geht und dem Leser auf leicht verständliche Weise ernährungswissenschaftliche Informationen liefert, sowie Tipps und Tricks für den Einkauf und die Zubereitung. Hier werden gesunde Grundzutaten zu gesunden Gerichten verarbeitet. Zu den vorgestellten Gemüse- und Obstsorten gibt es noch ein paar Rezepte, die teilweise sehr anspruchsvoll und auch mit schwer beschaffbaren Zutaten zuzubereiten sind. Bei mir gab es die Frikadellen mit Erbsen und Tomaten von S. 96 und die Walnuss-Spätzle mit gebratenen Pilzen von S. 170. Beide Gerichte haben sehr lecker geschmeckt, wobei die Frikadellen jetzt öfters bei uns gegessen werden. Am Ende des Buches gibt es noch ein „Resteküche- Spezial“ und ein „Tee-Spezial“ von Birgit Steinke, das ich mir als Teeliebhaberin etwas ausführlicher gewünscht hätte. Insgesamt bin ich von dem Kochbuch begeistert. Es bekommt einen vorderen Platz in meiner Kochbuch-Bibliothek. Ich werde auf jeden Fall noch öfters darin blättern und die Sendung „Visite“ etwas intensiver verfolgen.