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Veröffentlicht am 29.04.2022

Leben und Tod eines bedeutenden Amerikaners

Der große Fehler
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Andrew Haswell Green wurde 1820 als 7. von 11 Kindern einer armen Bauernfamilie im ländlichen Amerika geboren. Ohne ihn gäbe es New York nicht, so wie man es heute kennt. Dennoch ist er selbst nahezu unbekannt, ...

Andrew Haswell Green wurde 1820 als 7. von 11 Kindern einer armen Bauernfamilie im ländlichen Amerika geboren. Ohne ihn gäbe es New York nicht, so wie man es heute kennt. Dennoch ist er selbst nahezu unbekannt, was sich vielleicht durch Jonathan Lees Roman ändern wird. Bis jetzt gab es nur eine mit Taubenkot beschmierte Tafel im Central Park, den Green hat anlegen lassen, wie er auch Greater New York aus fünf Bezirken geschaffen hat. Gegen dieses Projekt formierte sich starker Widerstand, und es wurde als großer Fehler bezeichnet. Spielt darauf der Titel an? Oder ist eher die Ermordung des 83jährigen am Freitag den 13. November 1903 durch Cornelius Williams gemeint? Es gab Zeugen des Mordes, und der Täter war den Ermittlern von Anfang an bekannt, aber seine Aussagen zum Motiv blieben lange unverständlich, so dass Inspector McClusky Spuren verfolgte, bis er die Tat schließlich aufklären konnte.
Der Roman beschreibt sehr ausführlich Andrew Greens Lebensweg von der harten Kindheit und Jugend bis zum allmählichen Aufstieg zum Rechtsanwalt und zu einer für seine Stadt wichtigen Persönlichkeit. Wir lesen von einem strengen Vater, der kaum jemals Zuneigung zeigte und ihm bis zuletzt seine Anerkennung versagte, obwohl Andrew seine Erwartungen schließlich mehr als übertraf. Green war nie verheiratet, was mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hatte. Es gibt lediglich diskrete Andeutungen, und das ist einer anderen Epoche geschuldet. Bis auf seine Freundschaft mit dem Anwalt und Politiker Samuel Tilden war Greens Leben ziemlich einsam. Sein großes Ziel war es, den öffentlichen Raum zu verändern und die Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerung zu verbessern, indem er ihr den kostenlosen Zugang zu Parks und Bibliotheken ermöglichte.
Lees Roman ist kein Krimi, erst recht kein Whodunit, sondern ein historischer Roman mit einem Erzählstrang polizeilicher Ermittlungen, der das Porträt eines bedeutenden Mannes kenntnisreich zeichnet. Die Lektüre erfordert Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen, lohnt sich jedoch durchaus, auch wenn ich meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Heute schon Grünkohl massiert?

Simpel mit Sampl
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Das Kochbuch „Simpel mit Sampl“ ist im ZS-Verlag erschienen. Profikoch Thomas Sampl und Medizinjournalistin Madlen Zeller befassen sich darin sehr ausführlich mit verschiedenen gängigen Obst- und Gemüsesorten, ...

Das Kochbuch „Simpel mit Sampl“ ist im ZS-Verlag erschienen. Profikoch Thomas Sampl und Medizinjournalistin Madlen Zeller befassen sich darin sehr ausführlich mit verschiedenen gängigen Obst- und Gemüsesorten, wie z.B. Beten, Grünkohl und Knollen- & Staudensellerie oder Äpfeln, Erdbeeren und Spargel, um nur ein paar zu nennen. Ich kenne kein Kochbuch, dass so in die Tiefe geht und dem Leser auf leicht verständliche Weise ernährungswissenschaftliche Informationen liefert, sowie Tipps und Tricks für den Einkauf und die Zubereitung. Hier werden gesunde Grundzutaten zu gesunden Gerichten verarbeitet. Zu den vorgestellten Gemüse- und Obstsorten gibt es noch ein paar Rezepte, die teilweise sehr anspruchsvoll und auch mit schwer beschaffbaren Zutaten zuzubereiten sind. Bei mir gab es die Frikadellen mit Erbsen und Tomaten von S. 96 und die Walnuss-Spätzle mit gebratenen Pilzen von S. 170. Beide Gerichte haben sehr lecker geschmeckt, wobei die Frikadellen jetzt öfters bei uns gegessen werden. Am Ende des Buches gibt es noch ein „Resteküche- Spezial“ und ein „Tee-Spezial“ von Birgit Steinke, das ich mir als Teeliebhaberin etwas ausführlicher gewünscht hätte. Insgesamt bin ich von dem Kochbuch begeistert. Es bekommt einen vorderen Platz in meiner Kochbuch-Bibliothek. Ich werde auf jeden Fall noch öfters darin blättern und die Sendung „Visite“ etwas intensiver verfolgen.

Veröffentlicht am 06.04.2022

Wundervolle Teigrezepte

Teigliebe
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Mit vier simplen Grundteigen (Rührteig, Mürbteig, Hefe- und Biskuitteig) und ganz viel „Teigliebe“ ist die Hobbybäckerin gut ausgerüstet, um die süßen Köstlichkeiten aus Anna Röpfls erstem Backbuch, das ...

Mit vier simplen Grundteigen (Rührteig, Mürbteig, Hefe- und Biskuitteig) und ganz viel „Teigliebe“ ist die Hobbybäckerin gut ausgerüstet, um die süßen Köstlichkeiten aus Anna Röpfls erstem Backbuch, das im Brandstätter Verlag erschienen ist, nachbacken zu können. Die Autorin hat sich Zeit genommen, jede Teigartherstellung mit Stepp-by-Stepp Fotos zu erklären. Über einen QR-Code kann man sich die dazugehörenden, sehr informativen Backvideos ansehen. Das macht es selbst dem unerfahrenen Anfänger ausgesprochen leicht, und eine Anleitung dieser Art habe ich noch in keinem Backbuch gesehen. Neben 35 Grundteigrezepten in den verschiedensten Varianten, sei es ein Marmor-Schoko-Kuchen, ein Zwetschen-Käse-Grieß-Kuchen oder ein Hefezopf, um nur ein paar zu nennen, gibt es ab Seite 100 noch 25 Rezepte - ohne Backofen, Mehl/Gluten, Waage, Rührgerät oder ohne Backform. Am Ende des Buches ist reichlich Platz für die eigenen Lieblingsrezepte. Wichtig ist auch, dass es vegane und glutenfreie Variationen gibt.
Die Autorin hat sich mit dem vorliegenden Backbuch einen Lebenstraum erfüllt. Optisch macht das mit einem Lesebändchen versehene Hardcover-Buch einiges her. Jedes Rezept beansprucht eine Doppelseite für sich, was mir ausgesprochen gut gefällt. Auf der einen Seite gibt es liebevoll gestaltete Fotos, auf der anderen Seite die gut lesbaren Rezepte. Die Zubereitungsschritte sind nicht ausufernd, sondern kurz und knapp und leicht verständlich erklärt. Das benötigte Zubehör, entweder eine Gugelhupf-, eine Kastenform oder ein Backblech sowie die Back- und Zubereitungszeit findet man in der rechten oberen Ecke der Rezeptseite. Außerdem gibt es Vorschläge für Variationen und hilfreiche Tipps. Ich habe den Heidelbeer-Zitronen-Gugelhupf auf S. 15, den gedeckten Apfelkuchen auf S. 46 und den Zwetschen-Käse-Grieß-Kuchen auf S. 49 (in Abwandlung mit Pfirsichen) gebacken. Ich backe sehr gern mit saisonalen Produkten, so dass der ein oder andere Kuchen (hier speziell der Zwetschgen-Datschi mit Zwillingsteig oder der Rhabarber-Mandel-Kuchen) auf jeden Fall noch auf unserer Kaffeetafel stehen werden. Ich bin von dem Backbuch vollauf begeistert und empfehle es uneingeschränkt sowohl Anfängern und als auch Fortgeschrittenen. Die Rezepte sind alle gelingsicher, machen Lust aufs Backen und natürlich auf den Verzehr der süßen Kuchen und Teilchen.

Veröffentlicht am 10.03.2022

Wem kann man vertrauen?

Vertrauen
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In Dror Mishanis neuem Roman bekommt Inspektor Avraham zwei neue Fälle auf den Tisch, die zunächst nach den üblichen Bagatellfällen aussehen. Ein Baby wird in einem Café in der Nähe eines Krankenhauses ...

In Dror Mishanis neuem Roman bekommt Inspektor Avraham zwei neue Fälle auf den Tisch, die zunächst nach den üblichen Bagatellfällen aussehen. Ein Baby wird in einem Café in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Überwachungskamera hat die Frau gefilmt, und so kann sie schnell gefunden und befragt werden. In dem anderen Fall geht es um einen Touristen, der in Tel Aviv in einem Hotel absteigt und schon am nächsten Morgen spurlos verschwindet. Zwei Männer, die sich als Verwandte ausgeben, holen seine Koffer ab und halten sich verdächtig lange in dem Zimmer auf. Später wird man den Mann tot im Wasser finden – mit Spuren von Misshandlungen. Ist er einfach nur ertrunken oder war es ein Verbrechen? Nachdem Avi die Tochter des Toten befragt hat, führen Spuren zum Mossad. Da wundert es nicht, dass der Inspektor schon bald bei seinen Ermittlungen ausgebremst wird und Drohungen erhält. Letztlich lässt sich Avi aber nicht einschüchtern und macht weiter, weil er die offizielle Version einer Abrechnung im Drogenmilieu nicht glaubt. Das Ende ist in diesem Fall offen, so dass der Leser mit einer Fortsetzung rechnet.
Im Fall um das aufgrund einer späten Abtreibung mit schwerwiegenden Problemen geborenen Frühchen durchschaut der Inspektor die zahllosen Lügen der Mutter einer minderjährigen Schwangeren und sorgt für die strafrechtliche Aufarbeitung. Hier gibt es sogar etwas wie ein versöhnliches Ende einer privaten Tragödie, die auch mit dem Konflikt zwischen Juden und Arabern zu tun hat.
Mir hatte der vor ein paar Jahren veröffentlichte Roman “Drei“ gut gefallen, und ich war deshalb sehr gespannt auf das neue Buch. Ich habe es gern gelesen, fand es aber insgesamt weniger gelungen. Vor allem hat mich der Handlungsstrang um das ausgesetzte Baby nicht besonders gefesselt. Dennoch werde ich sicher auch künftig Mishanis Romane im Auge behalten.

Veröffentlicht am 06.03.2022

Ein Duft, den man nicht vergisst.

Selber backen statt kaufen
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„Selber backen statt kaufen“ ist im smarticular Verlag erscheinen. Das kleine, leider immer zusammenfallende und dadurch unhandliche Backbuch umfasst 77 einfache Rezepte für Brot, Brötchen, Kuchen und ...

„Selber backen statt kaufen“ ist im smarticular Verlag erscheinen. Das kleine, leider immer zusammenfallende und dadurch unhandliche Backbuch umfasst 77 einfache Rezepte für Brot, Brötchen, Kuchen und mehr. Die Einleitung des Backbuches enthält viele sehr nützliche und interessante Informationen wie z.B. Abwiegen ohne Waage, Mehrweg-Alternativen zu Backpapier, Hefe richtig dosieren, umrechnen und verarbeiten, Mehltypen und ihre Verwendung, sowie Tipps für die Herstellung von Tortenguss und Brotgewürz. Danach folgt der Rezeptteil, der übersichtlich gegliedert ist in Brot, Brötchen, Kuchen, Gebäck, Kekse, Herzhafte und süße Knabbereien, Herzhaftes aus dem Backofen sowie Backen ohne Backen. Das Stichwortverzeichnis am Ende hilft, dass man den Überblick behält und das Rezept schnell wiederfindet. Zu jedem Rezept gibt es den Verweis, doch auch die Internetseite zu diesem Buch zu besuchen. Ich finde, das ist eine sehr gelungene Idee, weil man sich hier mit anderen Lesern sehr gut austauschen kann. Wer den Duft von frischem Brot liebt, dem empfehle ich, den Beitrag über die Herstellung und Pflege von Sauerteig zu lesen und umzusetzen.

Das Backbuch enthält für mich jetzt keine neuen, noch nie dagewesenen Kuchen, die nur eine erfahrene Hobbybäckerin oder ein erfahrener Hobbybäcker mit schwer beschaffbaren Zutaten herstellen kann. In meinen Augen ist es ein gutes und auch relativ preisgünstiges Backbuch für Anfänger, die meisten Zutaten sollten in einer gut sortierten Küche vorhanden sein, und gesünder als Fertigprodukte zu essen ist selber backen schon immer gewesen. Hier weiß man, dass das selbstgebackene Brot keine Emulgatoren und Verdickungsmittel enthält. Außerdem ist selber backen inzwischen wesentlich günstiger als kaufen, und wer auf Vorrat backt, der spart nochmals, denn der Backofen muss nur einmal angeheizt werden. Wer einmal seine Liebe zu Selbstgebackenem entdeckt hat, gibt sie so schnell nicht wieder auf.