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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2021

Ein etwas anderer Reiseführer

Auf Basidis Dach
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Mona Amezianes Debütroman „Auf Basidis Dach“ erzählt von einer Reise nach Marokko, wie man sie so in keinem Reiseführer findet. Als Tochter einer Deutschen und eines Marokkaners wächst die Autorin im Ruhrgebiet ...

Mona Amezianes Debütroman „Auf Basidis Dach“ erzählt von einer Reise nach Marokko, wie man sie so in keinem Reiseführer findet. Als Tochter einer Deutschen und eines Marokkaners wächst die Autorin im Ruhrgebiet auf, verbringt aber die Ferien immer bei ihren Großeltern Lalla und Basidi in Fès. Mona lässt den Leser an ihren Kindheitserinnerungen und Erlebnissen teilhaben, sie berichtet auf berührende und humorvolle Weise nicht nur von marokkanischen Traditionen, Lebensweisen, Kultur und Religion, sondern auch von ihrer Familie und dem Gefühl, zwischen zwei Welten aufzuwachsen.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, weil die Autorin ihre zweite Heimat Marokko so bildhaft und authentisch beschreibt, dass man sich Land und Leute ganz genau vorstellen kann. Besonders gelungen ist ihr dabei die Mischung aus Autobiografie und Reiseführer. Auch das wunderschöne Buchcover mit den typisch marokkanischen Mustern und Farben ist erwähnenswert und für mich ein echter Eyecatcher.

Insgesamt ist es ein sehr schönes, informatives Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Außergewöhnlich und berührend

Die letzten Romantiker
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Tara Conklins Roman „Die letzten Romantiker“ beginnt im Jahr 2079. Die 102jährige Fiona Skinner stellt ihr literarisches Werk bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach fünfundzwanzig Jahren einem größeren ...

Tara Conklins Roman „Die letzten Romantiker“ beginnt im Jahr 2079. Die 102jährige Fiona Skinner stellt ihr literarisches Werk bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach fünfundzwanzig Jahren einem größeren Publikum vor und beantwortet am Ende ihrer Lesung Fragen der Zuhörer. Eine junge Frau möchte von ihr wissen, wer Luna war, die in einem ihrer Liebesgedichte vorkommt und nach deren Namen sie von ihrer Mutter benannt wurde. Zunächst ist die alte Dame irritiert und versucht, der Frage auszuweichen, doch Luna lässt nicht locker und stellt die Frage erneut. Daraufhin erzählt Fiona ihre Familiengeschichte.

Mich hat dieser außergewöhnliche Roman von Anfang an fasziniert, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Tara Conklins Schreibstil ist angenehm flüssig, zuweilen auch sehr emotional, feinfühlig und berührend. Besonders gelungen finde ich den Wechsel zwischen den Zeitebenen 2079 und der Vergangenheit, so dass der Leser nach und nach die ganze Tragödie der Familie Skinner erfährt.

Die zarten rosa-violetten Farben des Buchcovers sowie das Lesebändchen passen wunderbar zum Titel, doch es ist kein romantischer Liebesroman, sondern ein leiser Roman über Liebe, Verantwortung, Missverständnisse, Streit, Trauer, Depression und Hoffnung.

Fazit: eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Portrait einer Hebamme des frühen 19. Jahrhunderts

Die Hebamme
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Der norwegische Autor Edvard Hoem beschreibt sehr beeindruckend das Leben seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Anfang des 19. Jahrhunderts unter sehr schwierigen Bedingungen den ...

Der norwegische Autor Edvard Hoem beschreibt sehr beeindruckend das Leben seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Anfang des 19. Jahrhunderts unter sehr schwierigen Bedingungen den Hebammenberuf erlernt.

Marta Kristine hat schon als Kind einen sehr starken Willen, ist unerschrocken, mutig, zielstrebig, spricht aus, was sie denkt und lässt sich von niemandem unterkriegen. Sie verspürt sehr früh den Wunsch, schwangeren Frauen bei der Geburt ihrer Kinder zu helfen und schreckt nicht einmal vor einem 600 km langen Fußmarsch zurück, um sich in der einzigen Hebammenschule in Chistiania zur Hebamme ausbilden zu lassen.

Ich war von Anfang an sehr fasziniert von Marta Kristine und habe das Buch mit Begeisterung gelesen. Der Autor schildert das Leben der Menschen am Fjord sehr eindrucksvoll und authentisch. Die meisten von ihnen sind sehr arm und können sich eine Hebamme kaum leisten. Trotzdem arbeitet Marta Kristine unermüdlich und steht den Schwangeren und Gebärenden zur Seite, obwohl sie selbst elf eigene Kinder hat.

Anfangs musste ich mich erst an den nüchternen, aber trotzdem einfühlsamen Stil des Autors gewöhnen, doch schon bald wurde mir klar, dass gerade dieser Schreibstil hervorragend zu diesem außerordentlichen Zeitzeugnis passt.

Das Buchcover passt sehr gut zum Inhalt. Es zeigt ein altes Foto aus dem Jahr 1890 mit der Fjordlandschaft im Hintergrund und einer Frau in einem Boot.

Alles in allem ist es ein großartiger und eindrucksvoller Roman, der eine klare Leseempfehlung verdient.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Unschuldig?

Unter dem Sturm
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Der Kriminalroman „Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson spielt im südschwedischen Märbeck. Die 17jährige Lovisa wird ermordet und das Haus, in dem sie wohnt, angezündet. Alle Indizien deuten auf ihren ...

Der Kriminalroman „Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson spielt im südschwedischen Märbeck. Die 17jährige Lovisa wird ermordet und das Haus, in dem sie wohnt, angezündet. Alle Indizien deuten auf ihren gewaltbereiten Freund Edvard, der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird. Am schlimmsten ist es für Isak, seinem 7jährigen Neffen, der sehr viel mit seinem Onkel unternommen und ihn vergöttert hat.
Jahre später wird Isak wegen Diebstahls von dem Polizisten Vidar verhört, der auch bei den Ermittlungen in der Mordsache Lovisa beteiligt war. Als Ungereimtheiten auftauchen, beginnt Vidar an Edvards Schuld zu zweifeln und sucht zusammen mit Isak nach der Wahrheit.
Mir hat an dem Buch sehr gut gefallen, dass es auf drei verschiedenen Zeitebenen spielt und der Leser nach und nach erfährt, was wirklich in der Mordnacht passiert ist. Es ist manchmal nicht immer einfach, den Zeitsprüngen zu folgen, doch insgesamt finde ich den Plot um Edvard und Lovina sehr interessant und auch das Ende hat mich überrascht.
Der Sprachstil des Autors ist etwas gewöhnungsbedürftig und die Erzählweise an manchen Stellen etwas langatmig. Es ist nicht unbedingt ein Krimi, bei dem man vor lauter Spannung mitfiebert, sondern eher ein komplexes, faszinierendes Familiendrama um Schuld und Sühne. Alles in allem – bis auf das Cover, das meiner Meinung nach überhaupt nicht passt - ein gelungenes Buch.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Romantisches Landleben?

Wildtriebe
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Rezension Wildtriebe
Romantisches Landleben?
Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank erzählt die Geschichte von drei Frauen aus drei Generationen, die auf dem Bethches-Hof leben. Lisbeth, die den großen Bauernhof ...

Rezension Wildtriebe
Romantisches Landleben?
Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank erzählt die Geschichte von drei Frauen aus drei Generationen, die auf dem Bethches-Hof leben. Lisbeth, die den großen Bauernhof von ihren Eltern geerbt hat, kennt nur das Leben als Bäuerin und die unglaublich viele Arbeit, die jeden Tag anfällt. Sie hinterfragt nichts und arbeitet zusammen mit ihrem Mann Karl und dem Sohn Konrad von morgens bis abends auf dem Hof. Als die emanzipierte Marlies in die Familie einheiratet, treffen zwei Welten aufeinander. Von ihr wird erwartet, möglichst bald Kinder zu bekommen, um die weitere Nachfolge zu sichern, sie dagegen möchte sich mit der Mutterrolle noch etwas Zeit lassen und erst noch ein bisschen das Leben zusammen mit Konrad genießen. Marlies versucht von Anfang an, sich auf dem Hof einzugewöhnen und es ihrer Schwiegermutter recht zu machen, doch sie vermisst die Stadt und ihre Arbeit als Verkäuferin für Damenmoden immer mehr. Mit Erlaubnis ihres Mannes geht sie wieder halbtags arbeiten, um wenigstens ein Stückchen Freiheit wiederzubekommen. Außerdem lernt sie Traktor fahren und jagen, was auf großes Unverständnis seitens ihrer Schwiegermutter stößt aber trotzdem von ihr geduldet wird. Joanna, Konrad und Marlies‘ Tochter, geht noch einen Schritt weiter Richtung Selbstverwirklichung, bricht gleich nach ihrem Abitur in Richtung Afrika auf und lässt sich die Reise auch von niemandem ausreden.
Das traumhaft romantische Buchcover mit den drei unterschiedlichen Rosen passt hervorragend zum Inhalt der Geschichte. Schon allein der edle Bucheinband fühlt sich mit der erhabenen rauen, glänzenden Schrift und den Rosen unglaublich gut an. Wer allerdings ein romantisches Buch erwartet, wird enttäuscht, denn das Leben auf dem Bethches-Hof ist alles andere als romantisch. Ute Mank beschreibt sehr einfühlsam und spannend die völlig unterschiedlichen Lebensgeschichten der drei Frauen. Jede ist einzigartig, ehrlich und authentisch und die Charaktere werden sehr gut beschrieben. Manchmal habe ich mir gewünscht, dass die Frauen mehr miteinander reden, denn viele Probleme wären erst gar nicht entstanden, wenn es öfter einmal zur Aussprache gekommen wäre.
Ich habe den Roman mit all seinen Höhen und Tiefen sehr gerne gelesen und kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Ein wirklich gutes Romandebut von Ute Mank!


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