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Veröffentlicht am 06.07.2025

Gesellschaftsrevolution auf Sparflamme

Gesellschaftsspiel
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"Gesellschaftsspiel" von Dora Zwickau ist ein ruhig erzählter Roman, der versucht, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen mit einer Familiengeschichte zu verknüpfen, damit aber nur bedingt überzeugen ...

"Gesellschaftsspiel" von Dora Zwickau ist ein ruhig erzählter Roman, der versucht, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen mit einer Familiengeschichte zu verknüpfen, damit aber nur bedingt überzeugen kann.

Die Handlungsidee des Romans liest sich noch vielversprechend.
Erzählt abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Schwestern Isabelle, Annika und ihrer Tante Dagmar, unterbrochen von Chatposts und Interviews, taucht man in das beschauliche Weimar ein, das dank eines Tech-Milliardärs zum Schauplatz eines gesellschaftlichen und sozialen Experiments wird. Denn der Milliardär möchte mittels seiner App die Gesellschaft revolutionieren, und Weimar soll der Startpunkt dafür sein.
Eigentlich haben die drei Protagonistinnen jedoch andere Sorgen, liegen doch Isabelle und Annikas Mutter und Schwester von Dagmar nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. Doch nach und nach werden alle drei nach anfänglicher Skepsis auch vom Sog der App und ihrem Ziel des gesellschaftlichen Umbaus erfasst.

Was jedoch nach einer tiefgründigen Geschichte über aktuelle gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen klingt, entwickelt sich schnell zu einer eher oberflächlichen und erstaunlich emotionslos geratenen Erzählung.

Zum einen bleiben die drei Hauptfiguren in ihrer Darstellung blass und wirken eher als Handlungswerkzeuge anstatt als echte Personen mit Gedanken und Gefühlen. Das Gleiche gilt auch für den Schlaganfall der Mutter, der die drei nicht so richtig zu berühren scheint. Durch die Unnahbarkeit der Charaktere fällt es so schwer, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und sich für sie und ihr Leben zu interessieren.

Zum anderen steuert der Roman nicht wirklich auf einen Höhepunkt zu und entstehende Konflikte werden ziemlich geräusch- und reibungslos aufgelöst.
Auch vielen Aspekten, die zum Thema Demokratie, Politik, Gesellschaftsvorstellungen, Geschlechterrollen oder Gefahren neuer Technologien, angesprochen werden, fehlt es an der erhofften Schlagkraft. So werden eher Schlagwörter oder Argumente genannt, ohne sie wirklich Gegenstand der Handlung zu machen.

"Gesellschaftsspiel" ist so alles in allem ein Roman, der sein Potenzial leider nicht nutzt.
Auch wenn ein angenehm zu lesender Schreibstil und wechselnde Erzählperspektiven für eine kurzweilige Lektüre sorgen, verbleibt die Handlung enttäuschenderweise nur an der Oberfläche und schafft es nicht, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

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Veröffentlicht am 29.06.2025

Erbe mit Sprengkraft

Wo wir uns treffen
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"Wo wir uns treffen" von Anna Hope ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Anfangs kommt er noch auf leisen Pfoten daher und baut erst nach und nach an Spannung auf, um dann aber mit voller Wucht zuzuschlagen.

Die ...

"Wo wir uns treffen" von Anna Hope ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Anfangs kommt er noch auf leisen Pfoten daher und baut erst nach und nach an Spannung auf, um dann aber mit voller Wucht zuzuschlagen.

Die Handlung erstreckt sich über fünf Tagen auf einem verfallenen, aber majestätischen Anwesen in Sussex, wo sich die Familie Brooke versammelt, um ihren Patriarchen Philip zu beerdigen. Seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder Frannie, Milo und Isa sind in ihren Moralvorstellungen und Idealen teils sehr unterschiedlich und es dauert nicht lange, dass diese aufeinanderprallen. Das Gleiche gilt für ihre Pläne für das Anwesen. Und dann ist da noch die Tochter von Philips langjähriger Geliebten, die das wahre Erbe der Brookes kennt.

Die Autorin liefert auf den mehr als 400 Seiten einen scharfen psychologischen Blick und ein atmosphärisch dichtes Porträt einer Familie, die unter der Last von Erbe, Trauer und unausgesprochenen Wahrheiten zerbricht. Familie ist eben kompliziert, und dieses Buch beschreibt einige dieser Kämpfe sehr gut.

Aber nicht nur die vielschichtige Familien- und Geschwisterdynamik steht im Mittelpunkt der klug erzählten Geschichte, sondern auch das Anwesen in Sussex selbst ist ein wesentlicher Bestandteil der Handlung, so dass es fast wie eine eigene Figur wirkt. Zudem liefert die Entstehungsgeschichte des Anwesens einen tiefen Einblick in die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit der Vergangenheit und wird überzeugend aufgearbeitet.

Dank des bildhaften und präzisen Schreibstil der Autorin und der verschiedenen Erzählperspektiven ist man ebenso nah an den Charakteren dran, wodurch eine umfassende und realistische Figurenzeichnung entsteht. Mancher Charakter sowie Handlungsstrang hätte jedoch noch etwas mehr Tiefe vertragen können.

"Wo wir uns treffen" ist insgesamt ein tiefgründiger Roman, der nach gemächlichen Beginn, schnell eine Sogwirkung entfaltet und kluge Fragen über Familie, Erbe und aktuelle gesellschaftliche Themen stellt.

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Veröffentlicht am 29.06.2025

Spannende und geheimnisvolle Suche nach der verschwundenen Tochter

Ihr werdet sie nicht finden
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"Ihr werdet sie nicht finden" von Andreas Winkelmann ist sein neuestes Werk, das von Anfang bis Ende mit einer fesselnd und glaubwürdig konstruierten Handlungsidee überzeugen kann, auch wenn es mehr einen ...

"Ihr werdet sie nicht finden" von Andreas Winkelmann ist sein neuestes Werk, das von Anfang bis Ende mit einer fesselnd und glaubwürdig konstruierten Handlungsidee überzeugen kann, auch wenn es mehr einen Spannungsroman als einen Thriller für mich darstellt.

Erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Franka und Jonas, unterbrochen von gelegentlichen Rückblicken in die Vergangenheit, nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und erhält so auch ihren geheimnisvollen Charakter.

Der Schreibstil des Autors ist gewohnt geradlinig und atmosphärisch.
Auch seine Figurenzeichnung kann überzeugen. Lebendig und realistisch werden Franka und Jonas in ihren Gedanken und Gefühlen beschrieben, sodass man sich gut in beide hineinversetzen kann. Besonders Jonas' Wut und Trauer um seine verschwundene Tochter wird gut spürbar.

Der Fokus der Handlung liegt eher im psychologischen Bereich und weniger auf brutalen Thrillerelementen. Zudem lässt sich die Geschichte auch etwas Zeit, auch wenn verschiedene Wendungen bzw. neue Erkenntnisse den Spannungsbogen hochhalten.

Wer auf der Suche nach einem packend erzählten Spannungsroman ist, wird von "Ihr werdet sie nicht finden" sicherlich nicht enttäuscht werden.
Nicht nur Fans von Andreas Winkelmann kommen hier auf ihre Kosten!

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Veröffentlicht am 22.06.2025

Leises und poetisches Porträt einer Familie und eines Dorfes

Der Junge aus dem Meer
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„Der Junge aus dem Meer“ ist ein ruhig und einfühlsam erzählter Roman, der in dem kleinen irischen Fischerdorf Donegal spielt.
Im Zentrum der Handlung steht die Familie Bonnar, deren Leben sich durch die ...

„Der Junge aus dem Meer“ ist ein ruhig und einfühlsam erzählter Roman, der in dem kleinen irischen Fischerdorf Donegal spielt.
Im Zentrum der Handlung steht die Familie Bonnar, deren Leben sich durch die Adoption des kleinen Jungen mit dem Namen Brendan, der am Meer gefunden wird, grundlegend verändert. Über den Verlauf von zwei Jahrzehnten taucht man in das Alltagsleben der Bonnars ein, ergründet die komplexen familiären Beziehungen zwischen Ehepartnern, Brüdern, Schwestern sowie Vater und Töchter. Ebenso wird man Zeuge ihrer Bemühungen, ihren Lebensunterhalt in einer Zeit zu verdienen, in der die Fischerei zunehmend unter Druck gerät.

Der Roman lebt von seiner ruhigen Erzählweise, die einem Zeit gibt, sich auf die kleinen und großen Dramen des Alltags einzulassen. Es sind die Beziehungen, die im Vordergrund stehen.
Dank der unterschiedlichen Erzählperspektiven, darunter auch die einer kollektiven Stimme der Dorfbewohner, gelingt es dem Autor, die komplexen Gedanken und Gefühle der wichtigsten handelnden Personen feinfühlig und authentisch darzustellen. Das Ergebnis ist eine vielschichtige Figurenzeichnung, die zu berühren weiß.
Die kollektive Stimme wiederum verleiht dem Roman eine besondere Atmosphäre und macht das Dorf selbst zu einem wichtigen Charakter. Besonders die enge Gemeinschaft, die das Leben der Menschen prägt, wird spürbar.

Anders als der Titel vermuten lässt, bleibt der Junge aus dem Meer ein rätselhafter und unnahbar wirkender Charakter. Man lernt ihn vorwiegend aus der Sicht seiner Familie und der Dorfbewohner kennen. Da ist Ambrose, der ihn wie einen eigenen Sohn liebt, dann Christine, die versucht, die Familie zusammenzuhalten, und Declan, der eifersüchtig und abweisend auf den neuen Bruder reagiert.

Der Roman schreitet langsam voran und nimmt sich Zeit für die Entwicklung der Charaktere. Die lyrische Prosa und das irische Setting verleihen der Geschichte Authentizität und Charme. Auch wenn das Tempo manchmal etwas zu gemächlich ist, gelingt es dem Buch, den Leser in seinen Bann zu ziehen.

„Der Junge aus dem Meer“ ist ein Roman über Familie, Zusammenhalt und die kleinen Wunder des Alltags. Wer sich auf die ruhige, tiefgründige Erzählweise einlässt, wird mit einer bewegenden und poetischen Lektüre belohnt.

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Veröffentlicht am 22.06.2025

Fake oder Wahrheit - Packender Thriller über eine entfesselte KI

Reset
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"Reset - Die Wahrheit stirbt zuerst" von Peter Grandl ist ein fesselnd geschriebener Thriller, der von Anfang bis Ende zu fesseln weiß, manchmal aber etwas zu viel auf einmal will.

Schon im ersten Kapitel ...

"Reset - Die Wahrheit stirbt zuerst" von Peter Grandl ist ein fesselnd geschriebener Thriller, der von Anfang bis Ende zu fesseln weiß, manchmal aber etwas zu viel auf einmal will.

Schon im ersten Kapitel kann der packend erzählte Thriller mit Schockmomenten aufwarten.
Zu Beginn wird ein Flugzeug über dem deutschen Luftraum entführt und es steht die Frage im Raum, ob das Flugzeug abgeschossen werden soll oder nicht. Zudem erhalten zahlreiche Menschen vermeintliche Anrufe oder Videos von Familienangehörigen oder Bekannten, die sich nicht von Fake und Echtheit unterscheiden lassen. All das wird von einer unbezwingbaren KI im Hintergrund gesteuert, die das Ziel im Auge hat, die Menschheit zu vernichten. Chaos und Misstrauen bricht aus. Kann die Menschheit vor der Zerstörung durch ein Rückbesinnen auf "alte" Techniken gerettet werden?

In dem Thriller passiert so einiges. Zeit zum Durchatmen bleibt keine. Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand kurzer Kapitel, lässt das Spannungsmoment zu keinem Zeitpunkt nach und man fliegt nur so durch die knapp 500 Seiten. Zahlreiche Wendungen und Cliffhanger tragen ihr Übriges bei.

Zu viel Tiefe sollte man bei dem Feuerwerk an actiongeladenen Szenen und verschiedenen Handlungsverläufen jedoch nicht erwarten.
Denn so finden zahlreiche Themen, wie z. B. KI, Fake News, Missbrauch, Trauma oder Quantentechnologie, Eingang in die glaubwürdig wirkende Handlung. Teilweise rennt man von Anschlag zu Anschlag, ohne lange bei einem Thema oder einer Person zu verbleiben. Darunter leidet auch die Charakterzeichnung der wichtigsten handelnden Personen. So richtig nah kommt man keinem der wichtigsten Akteure. Der Actionpart steht ganz klar im Vordergrund.

Trotzdem wird ein beängstigendes und durchaus realistisches Szenario erzeugt, das aktuelle Entwicklungen rund um KI, Vertrauen in die Medien und gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift und zum Nachdenken anregt.

Wer sich für Thriller über KI interessiert und dabei nicht so viel Wert auf inhaltliche Tiefe und Plausibilität legt, der wird mit "Reset" seine Freude haben.
Kurzweilig, spannungsgeladen und leicht beängstigend ist der Thriller allemal!

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