Platzhalter für Profilbild

lamen

Lesejury Profi
offline

lamen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lamen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2025

Thomas Manns Zeit im Exil wird nicht greifbar

Heimweh im Paradies
0

Vorneweg Interesse an Thomas Mann und am besten schon Kenntnisse in Bezug auf sein Werk und sein Leben sollte man für "Heimweh im Paradies" auf jeden Fall mitbringen, ansonsten könnte es schwierig werden, ...

Vorneweg Interesse an Thomas Mann und am besten schon Kenntnisse in Bezug auf sein Werk und sein Leben sollte man für "Heimweh im Paradies" auf jeden Fall mitbringen, ansonsten könnte es schwierig werden, bei der Stange zu bleiben.

Es ist Thomas Mann Jahr und "Heimweh im Paradies" ist ein weiterer literarischer Beitrag dazu.
"Der Zauberberg", "Die Buddenbrooks" oder "Doktor Faustus", um nur ein paar zu nennen, sind bekannte Werke Manns. Aber nicht nur literarisch ist Mann interessant, auch als Person fasziniert er. Thomas Mann lebte zur Zeit Hitlers und als dieser an die Macht gelangte, begab er sich ins Exil nach Kalifornien und schrieb dort gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten an und machte sich Gedanken, wie ein Deutschland nach Hitler aussehen könnte. Ebenso hielt er Reden und war dort im Kontakt und im Austausch mit anderen Exilanten, wie z. B. Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger. Dabei schlägt ihm Neid, aber auch Bewunderung entgegen.
Einblicke in die Zeit seines Exils von 1938 bis 1952 versucht Martin Mittelmaier in seinem Roman "Heimweh im Paradies" zu geben.

Klingt vielversprechend, doch insgesamt hinterlässt der Roman bei mir gemischte Gefühle. Stellenweise konnte der Autor mich mit seiner Erzählung fesseln, häufig jedoch aber nicht wirklich.
Die Erzählung ist teils zu stark verdichtet, teils zu ausführlich in seiner Beschreibung, dann wieder zu oberflächlich und obendrauf die Verwendung von unterschiedlichen stilistischen Mitteln - all das führt dazu, dass Thomas Manns als Person und seine Zeit im Exil wenig greifbar bleibt.

Infolgedessen lässt sich der Roman schwer einordnen, mit mehr Hintergrundwissen zu Manns Wirken fällt es vielleicht leichter.

Leider wurde das vorhandene Potenzial nicht genutzt, etwas mehr Seiten hätten dem Roman sicherlich gutgetan, um eine vielschichtige, differenzierte und lesenswerte Erzählung über Thomas Manns Zeit im Exil zu schaffen.

Trotz oben genannter Schwächen sind jedoch auch interessante Passagen und Diskussionen enthalten, die die Gedanken, Ansichten und das Leben von Mann lebendig werden lassen.

Eher für Liebhaber von Thomas Mann zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2025

Spannende Suche nach der Wahrheit

Der zweite Verdächtige
0

Sagt mein Mandant die Wahrheit und er ist unschuldig, wie er behauptet, und ist nicht für den Tod von jungen Männern in Nachtclubs in Berlin verantwortlich?
Diese Frage stellt sich der Strafverteidiger ...

Sagt mein Mandant die Wahrheit und er ist unschuldig, wie er behauptet, und ist nicht für den Tod von jungen Männern in Nachtclubs in Berlin verantwortlich?
Diese Frage stellt sich der Strafverteidiger Rocco Eberhardt im 4. Band der Justiz-Krimi-Reihe um Eberhardt und Jarmer. Anfangs noch von der Unschuld seines Mandanten Jan Staiger überzeugt, kommen ihm mit der Zeit immer mehr Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit. Staiger behauptet, er kann sich an die fraglichen Tatnächte nicht erinnern, doch die Beweise sprechen gegen ihn. Rocco bemerkt jedoch bei seinen Nachforschungen, dass sich bei den Ermittlungen vonseiten der Polizei Ungereimtheiten auftun.

Erzählt anhand verschiedener Charakterperspektiven und dank kurzer Kapitel wird die Spannung konstant hochgehalten. Es macht Spaß, Rocco dabei zu folgen, wie er versucht, Licht ins Dunkle zu bringen und der Wahrheit auf der Spur zu kommen und dabei auf Machtmissbrauch und Vorurteile im polizeilichen und strafrechtlichen Umfeld trifft.

Wer schon die vorherigen Bände der Reihe gelesen hat, ist mit dem Aufbau und den wichtigsten Personen vertraut. Ohne sich in unwichtigen Nebenhandlungen und Beschreibungen zu verlieren, wird die Handlung vorangetrieben. Die Charaktere sind überzeugend und realistisch gezeichnet.
Bevor es zur Gerichtsverhandlung kommt, verliert zwar die Geschichte etwas an Schwung, nimmt dann aber mit Beginn des Strafprozesses wieder an Fahrt auf, um dann in einem packenden Finale zu enden, das regelrecht nach einem weiteren Band schreit.

Kurz, die Reihe von Tsokos und Schwieker ist einfach ein glaubwürdig konstruierter und fachlich interessanter, fesselnd erzählter Mix aus Justiz- und Rechtsmedizinkrimi in einem. "Der 2. Verdächtige" enttäuscht in dieser Hinsicht kein bisschen.
Lesenswert für alle, die schon immer hinter die Kulissen des Justizwesens, polizeilichen Ermittlungen und der Rechtsmedizin blicken wollten, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen!
Nicht nur für Fans von Tsokos interessant!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2025

Ein Leben voller Lasten - schwebend erzählt

Schwebende Lasten
0

"Schwebende Lasten" ist ein Roman, durch den dank des stimmungsvollen Schreibstils der Autorin nur so schwebt, auch wenn sich das Schweben mehr auf den Beruf der Hanna Krause als Kranführerin in der DDR ...

"Schwebende Lasten" ist ein Roman, durch den dank des stimmungsvollen Schreibstils der Autorin nur so schwebt, auch wenn sich das Schweben mehr auf den Beruf der Hanna Krause als Kranführerin in der DDR bezieht.
Bevor sie jedoch Kranführerin wurde, war sie Blumenbinderin und passend dazu sind am Anfang jedes Kapitels kurze Beschreibungen von verschiedenen Blumensorten zu finden, die den Ton für den folgenden Abschnitt setzen.

Ebenso wie man durch die Seiten schwebt, schwebt man durch Jahrzehnte ereignisreicher deutscher Geschichte sowie das Leben voller Höhen und Tiefen von Hanna Krause. Besonders die Kriegsjahre bleiben hier in Erinnerung.
Auf den knapp 280 Seiten entsteht so nach und nach ein vielschichtiges Bild von Hanna Krause, als eine Frau, die unbeirrt ihren Weg geht und sich unter Männern behaupten weiß.

Zum Ende hin verliert der Roman zwar leider etwas an Tiefe und verweilt mehr an der Oberfläche als in das Innenleben und ihre Zeit in der DDR einzutauchen, seine Ausdrucksstärke behält er aber bei.

"Schwebende Lasten" ist somit alles in allem ein unaufgeregt erzählter Roman, der ein starkes Porträt über eine Frau, die ihren Weg finden musste, mit Lasten unterschiedlicher Art in ihrem Leben klarzukommen vor dem Panorama gesellschaftlicher und zeitgeschichtlicher Veränderungen, entwirft.
Die Autorin schafft es hierbei, nah an ihrer Protagonistin zu sein und so den Lesenden das Gefühl zu vermitteln, direkt vor Ort zu sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2025

Spannungsgeladener Wahlkampf in Norwegen

Echokammer
0

Es ist Wahlkampf in Norwegen und die Lage ist angespannt, bei der Arbeiterpartei und der norwegischen Terrorabwehr gleichermaßen. Eine Gruppe von Rechtsextremen plant nämlich einen Terroranschlag mit Rizin ...

Es ist Wahlkampf in Norwegen und die Lage ist angespannt, bei der Arbeiterpartei und der norwegischen Terrorabwehr gleichermaßen. Eine Gruppe von Rechtsextremen plant nämlich einen Terroranschlag mit Rizin während des Wahlkampfs. Liselott Benjamin arbeitet unter Zeitdruck mit ihrem neuen Kollegen Martin Tong zusammen, um den Anschlag zu verhindern. In den Ermittlungen findet sich auch der juristische Polizeiberater Jens Meidell wieder, der immer stärker in die Intrigen und Machtspiele der von ihm unterstützten Arbeiterpartei mitsamt ihrer aussichtsreichen Spitzenkandidaten hineingezogen wird.

Mit Rechtsextremismus, KI, politische Machtspiele und Terror kann "Echokammer" mit aktuellen und Spannung verheißenden Themen für einen packenden Thriller aufwarten, der besonders zum Ende hin auch durchaus gerecht wird.
Nach einem fesselnden Anfang verliert, die Handlung zunächst etwas an Schwungkraft und verliert sich in der ein oder anderen Nebensächlichkeit. Auch ist der Schreibstil manchmal etwas zu beschreibend.
Aber nach dem anfänglichen Durchhänger nimmt die Geschichte dann wieder an Fahrt auf und wie!
Kurze Kapitel, wechselnde Erzählperspektiven, eine actionreiche Handlung und tolle Wendungen sorgen für ein thrillermäßiges Ende, das dank mancher Cliffhanger Lust auf den Folgeband macht.

Neben der gut durchdachten und durchaus realistischen Handlung, kann auch die Personenzeichnung überzeugen. Nach und nach lernt man vor allem Liselott und Martin näher kennen und kann sich ein gutes Bild von ihnen machen. Einzig Jens Charakter bleibt im Vergleich zu den anderen Hauptcharakteren etwas im Dunklen, vieles in Bezug auf sein bisheriges Leben und seine Person an sich wird nur angedeutet. Hier ist durchaus noch Entwicklungspotenzial in den weiteren beiden Bänden.

Alles in allem ist "Echokammer" ein fesselnder Politthriller, der durch eine aktuelle und teils erschreckend realistische Handlung sowie interessanten Charakteren überzeugen kann. Gerne mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2025

Jugendliche Leichtigkeit - Debüt mit Potenzial

Das Leben fing im Sommer an
0

Wenn ehemalige bekannte Fußballspieler unter die Autoren geht, kann das gutgehen?

Mit "Das Leben fing im Sommer an" zeigt Christoph Kramer, dass er nicht nur auf dem Rasen eine gute Figur gemacht hat, ...

Wenn ehemalige bekannte Fußballspieler unter die Autoren geht, kann das gutgehen?

Mit "Das Leben fing im Sommer an" zeigt Christoph Kramer, dass er nicht nur auf dem Rasen eine gute Figur gemacht hat, sondern auch, dass er einen kurzweiligen und unterhaltsamen jugendlichen Sommerroman schreiben kann. Zu viel sollte man jetzt aber auch nicht erwarten.

Protagonist des leichten (Jugend)romans ist der 15-jährige Chris, der es im heißen WM-Sommer 2006 zunächst kaum glauben kann, dass die begehrte Debbie sich für ihn zu interessieren scheint. Er wähnt sich schon im 7. Liebeshimmel, als Chris jedoch Zweifel an den Gefühlen von Debbie ihm gegenüber kommen. Jugendliches Gefühlschaos pur und dann bittet ein Freund ihm noch um einen Gefallen und ein abenteuerlicher Roadtrip beginnt.

Von Beginn an, schafft es Kramer gut, die Stimmung eines heißen Sommers und die Gedanken- und Gefühlswelt des 15-jährigen Chris einzufangen, sodass man nah an den Personen und dem Geschehen dran ist.
Der anfängliche Schwung kommt jedoch mit der Zeit etwas abhanden. Mit Beginn des Roadtrips nimmt der Roman dann zwar wieder an Fahrt auf, will dann aber gleich zu viel auf einmal. Der rote Faden der ansonsten geradlinig erzählten Geschichte geht hierbei leider verloren. Besonders am Ende wird vieles nur angedeutet und schnell abgehandelt, was im Gegensatz zu der emotionalen Tiefe besonders am Anfang des Romans steht.

Alle in allem ist "Das Leben fing im Sommer an" von Christoph Kramer auf jeden Fall ein Debüt, dass trotz Schwächen durchaus zu überzeugen weiß. Kramers Schreibstil ist flüssig, bildreich und stimmungsvoll. Alles gute Voraussetzungen für weitere Romane und wie auch im Fußball gilt, Übung macht den Meister.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere