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Veröffentlicht am 04.02.2025

Nicht berauscht - informativ, aber teils zu einseitig und detailliert

Berauscht der Sinne beraubt
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Unter Ekstase wird häufig ein Sinneszustand verstanden, der durch bewusstseinserweiternde Substanzen hervorgerufen wird und mit Halluzinationen, Glücksgefühlen sowie anderen sinnlichen und spirituellen ...

Unter Ekstase wird häufig ein Sinneszustand verstanden, der durch bewusstseinserweiternde Substanzen hervorgerufen wird und mit Halluzinationen, Glücksgefühlen sowie anderen sinnlichen und spirituellen Erfahrungen einhergeht.
Dass Ekstase jedoch noch viel mehr sein kann, beweist Racha Kirakosian, Professorin für Mediävistik, in ihrem sachlich fundierten und vielschichtigen Buch "Berauscht der Sinne beraubt".

Vorwiegend aus kulturhistorischer, religiöser und feministischer Sicht beleuchtet die Autorin in ihrem inhaltlich gut strukturierten Sachbuch die verschiedenen Facetten von Ekstase.
Ausführlich werden unterschiedliche Aspekte wie die Interpretation von Prophezeiungen und Visionen, Schmerz und Freude im Zusammenhang mit Ekstase behandelt, sowohl im individuellen als auch im gesellschaftlichen Kontext. Mittels Diskursen, Exkursen, Quellenzitaten und teils kommentierten Anmerkungen wird hierbei auch das ein oder andere noch tiefgehender beleuchtet. Auch werden auf die guten und schlechten Seiten der Ekstase, wie z.B. Massenhysterie, eingegangen.

"Berauscht der Sinne beraubt" ist sicherlich kein Buch für zwischendurch, wer ein kurzweiliges und leicht zu lesendes Sachbuch sich erhofft, wird enttäuscht.
Besonders zu Anfang wird man regelrecht von Fachwörtern, religiösen Bezügen und Quellenzitaten erschlagen. Vor allem die vielen religiösen Bezüge waren mir teils zu viel. Auch fehlte mir die Bedeutung von Ekstase in der heutigen Zeit. So war es inhaltlich doch etwas einseitig, wenn auch detailliert in seiner Darstellung.
Zwar ist es wissenschaftlich gut aufgearbeitet und man merkt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht; hat man als Lesende*r jedoch bis jetzt nur wenige Berührungspunkte mit der Materie gehabt, kann es teils zu Verständnisschwierigkeiten kommen.

Alles in allem hinterlässt "Berauscht der Sinne beraubt" bei mir einen gemischten Eindruck.
Wissenschaftlich fundiert und erkenntnisreich einerseits, einseitig und zu detailliert andererseits.
Für Lesende, die mehr an der Theorie von Ekstase als an erlebbaren Rauschzuständen während des Lesens interessiert sind.

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Veröffentlicht am 28.01.2025

Gefährliche Diagnosen auf Social Media

Digitale Diagnosen
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Psychische Erkrankungen als neuer Trend auf Social-Media, befeuert durch Influencerinnen und selbst ernannten Experteninnen und Therapeuten*innen im Bereich psychischer Gesundheit und der Markt, der dahinter ...

Psychische Erkrankungen als neuer Trend auf Social-Media, befeuert durch Influencerinnen und selbst ernannten Experteninnen und Therapeuten*innen im Bereich psychischer Gesundheit und der Markt, der dahinter steckt, genau diese Entwicklung nimmt Laura Wiesböck in ihrem Sachbuch "Digitale Diagnosen" genauer unter die Lupe. Mit Fokus auf die feministische Seite.

Zunächst ist es nichts Schlechtes, dass psychische Erkrankungen enttabuisiert werden, die Zurschaustellung von ebendiesen und der Umgang mit Themen wie z.B. Achtsamkeit und teilweise auch deren Vermarktung, ist durchaus kritisch zu hinterfragen.
Die Autorin zeigt hierbei schlüssig und durchaus überzeugend auf, welche (Markt)mechanismen und Interessen dahinter stecken und dass manches rassistisch konnotiert ist. Sie geht dabei auch auf gesellschaftliche Ursachen ein, die Ansätze für die Erklärung des Phänomens der überhandnehmenden psychischen Diagnosen, liefern können.
Ebenso erklärt sie, was mit Begriffen, wie z.B. "toxic" gemeint ist und was dieser so gefährlich macht.

Wichtig ist, dass man dem Sachbuch mit Offenheit begegnet, sich auf die Argumentationslinie der Autorin einlässt und keine Angst vor Fremd- bzw. Fachwörtern hat. Man wird vielleicht nicht mit allen ihren Schlüssen und Argumenten übereinstimmen, interessant und zum Nachdenken anregend ist es allemal.

Was ihrer Argumentation jedoch etwas fehlt, sind die positiven Aspekte und mögliche Chancen, die das Sichtbarmachen von psychischen Erkrankungen auf Social-Media haben kann.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

Aktueller Politthriller, dem es an Schwung fehlt

Von Schafen und Wölfen
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"Von Schafen und Wölfen" bringt alles mit für einen spannenden und komplexen Politthriller, der aktueller nicht sein könnte.
Leider kann er dem Anspruch nicht gerecht werden.

An der Handlung liegt es ...

"Von Schafen und Wölfen" bringt alles mit für einen spannenden und komplexen Politthriller, der aktueller nicht sein könnte.
Leider kann er dem Anspruch nicht gerecht werden.

An der Handlung liegt es nicht, die ist gut konstruiert und teilweise erschreckend realistisch dargestellt.
Erzählt aus verschiedenen Perspektiven und zu verschiedenen Zeitpunkten, erfordert der Spannungsroman besonders am Anfang viel Aufmerksamkeit, um nicht den Überblick über die verschiedenen Handlungsstränge und die handelnden Personen zu verlieren. Nach und nach werden die Zusammenhänge jedoch klarer und die Verwirrung legt sich. Man taucht in die Welt von Journalisten ein, die bei ihren Recherchen zu einer brisanten Krankenakte des Ex-US-Präsidenten es mit Geheimdiensten und rücksichtslosen Hintermännern zu tun bekommen, die über Leichen gehen, um ihre Ziele zu erreichen.

Man merkt dem Autor an, dass er viel Hintergrundwissen im Bereich Journalismus hat. Die Einblicke in die Redaktionsräume einer fiktiven deutschen Zeitung in München tragen auch zum Reiz des Buches bei.

Dank der verschiedenen Erzählperspektiven und der kurzen Kapitelabschnitte, schafft der Autor es zu Beginn noch Spannung aufzubauen. Doch nach und nach lässt diese nach.
Zum einen liegt es am zu beschreibenden Schreibstil. Die ein oder andere ausführliche Beschreibung weniger hätte dem Spannungsbogen sicherlich gutgetan. Auch wirkten manche Nebenschauplätze zu erzwungen und nahmen zu viel Platz in der Haupthandlung ein. Zudem löste sich zum Ende hin alles etwas zu schnell auf.
Zum anderen fehlten mir es an Schockmomenten. Vielleicht ist die Realität in den USA schon zu abgedreht.

Alles in allem, ist "Von Schafen und Wölfen" ein Politthriller, der seinen Ansprüchen nicht ganz gerecht wird. Kurzweilig und gut konstruiert, mehr aber auch nicht.

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Veröffentlicht am 13.01.2025

Blutige Rituale - Auftakt einer neuen Reihe mit Potenzial

Racheritual
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Im ersten Band der neuen Thriller-Reihe von Ethan Cross begegnet man nordische blutige Rituale und mit Baxter Kincaid, einen unkonventionellen Ermittler für die harten Fälle.

In seinem ersten Fall begleitetet ...

Im ersten Band der neuen Thriller-Reihe von Ethan Cross begegnet man nordische blutige Rituale und mit Baxter Kincaid, einen unkonventionellen Ermittler für die harten Fälle.

In seinem ersten Fall begleitetet man ihn dabei, wie er sich auf die Suche nach dem Ravenkiller begibt. Denn dieser mordet wieder, obwohl Baxter ihn doch vor neun Jahren hinter Gitter gebracht hat. Was steckt dahinter?

Erzählt aus verschiedenen Perspektiven, wird man schnell in die Handlung und die kruden nordischen Rituale gezogen. Für manche vielleicht etwas zu krude.
Dank des anschaulichen Schreibstils und knappen Kapiteln, schafft der Autors es dabei von Anfang an eine gewisse Spannung und Neugier für die Handlung aufzubauen.
Da jedoch schnell ersichtlich ist, wie die Handlung sich entwickeln wird, verliert der Thriller zur Mitte hin an fesselnden Handlungsmomenten. Die ein oder andere packende Wendung hätte dem Thriller hier sicherlich gutgetan. Erst zum Ende hin, nimmt dann die Geschichte wieder an Fahrt und Action auf und liefert die ein oder andere Überraschung. Wer jedoch auf spannende Ermittlerarbeit hofft, wird enttäuscht, steht doch eher der Actionpart im Vordergrund.

Man merkt, dass "Racheritual" der Auftakt einer neuen Reihe ist, wird, besonders was die wichtigsten handelnden Charaktere betrifft, vieles nur angedeutet. Dies führt leider dazu, dass vor allem Baxter als Protagonist flach bleibt. Er ist auf jeden Fall ein interessanter Ermittler, als Person ist er jedoch noch nicht so richtig greifbar und unterentwickelt. Es ist zu hoffen, dass der Nachfolgeband ein umfassenderes Charakerbild aller zeichnet. Potenzial ist bei den unterschiedlichen und schlagkräftigen Charakteren auf durchaus gegeben.

Alles in allem ist der Thriller ein wilder Ritt und nichts für schwache Nerven, dem aber besonders im Mittelteil etwas weniger Längen gutgetan hätte.
Trotz Schwächen im Spannungsaufbau und der Personenzeichnung, ist "Racheritual" dennoch ein vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe von Ethan Cross, die Neugier auf die weiteren Fälle für Baxter Kincaid macht!

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Veröffentlicht am 13.01.2025

Persönliche Liebeserklärung an den Libanon

Barfuß in Tetas Garten
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Mit "Barfuß in Tetas Garten" ist Aline Abboud ein kurzweiliges und persönliches Porträt des Libanons und seiner Bevölkerung sowie auch ihrer Familie gelungen, das gleichzeitig auch ein Plädoyer für mehr ...

Mit "Barfuß in Tetas Garten" ist Aline Abboud ein kurzweiliges und persönliches Porträt des Libanons und seiner Bevölkerung sowie auch ihrer Familie gelungen, das gleichzeitig auch ein Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen ist.

Auf etwas mehr als 200 Seiten und abgerundet mit persönlichen Fotos taucht man in die Kindheits- und Urlaubserinnerungen von Aline im Libanon ein, erfährt wie sich ihr aus dem Libanon stammender Vater und ihre deutsche Mutter kennen und lieben gelernt haben und auch Erinnerungen an das Aufwachsen in der DDR kommen nicht zu kurz.
All dies wird auf spritzige und auch berührende Art und Weise, besonders wenn es um ihre Sorge um ihre Familienangehörigen im Libanon nach der Explosion im Hafen von Beirut im Jahre 2020 geht, beschrieben.

Es macht Spaß, gemeinsam mit Aline eine Seite des Libanons kennenzulernen, die man so aus den Nachrichten nicht kennt.
Die Autorin zeichnet hierbei ein herzliches und warmes Bild einer Gesellschaft, die von Gastfreundschaft und der Liebe zum Essen geprägt ist.
Aber nicht nur die schönen Seiten werden von ihr erwähnt, auch negative Entwicklungen werden angesprochen.

Es finden viele Erinnerungen aus ihrem Leben, sei es privat und beruflich, Eingang in "Barfuß in Tetas Garten", sodass nicht auf alles tiefer eingegangen wird. Manchmal hätte ich mir deshalb eine etwas längere Verweildauer bei der ein oder anderen Thema bzw. einer Erinnerung gewünscht.
Das ändert jedoch nichts am positiven Gesamteindruck des Buches!

Für alle, die gerne in andere Kulturen eintauchen und mehr über Land und Leute im Libanon erfahren wollen, versehen mit einer persönlichen und ehrlichen Note, kommen mit "Barfuß in Tetas Garten" auf ihre Kosten.

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