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Veröffentlicht am 25.02.2024

Findest du auch, Lesen NÄRVT?

Lesen NERVT! – Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)
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Dann findest du in Karoline Kneberwecht eine Verbündete. Die schräg bunte Spinnendame mit der Vorliebe für Fencheltee fühlt sich durch Büchereibesucher, die viele Bücher aus dem Regal ziehen und so ihr ...

Dann findest du in Karoline Kneberwecht eine Verbündete. Die schräg bunte Spinnendame mit der Vorliebe für Fencheltee fühlt sich durch Büchereibesucher, die viele Bücher aus dem Regal ziehen und so ihr Spinnenhaus zerstören, in ihrer Ruhe gestört. Also führt sie einige gewichtige Argumente gegen das Lesen ins Feld.
Wenn du diese auch gegen Lehrer und Eltern und andere Leute, die dich zum Lesen überreden wollen, ins Feld führen willst, musst du allerdings erst einmal das kleine Büchlein „Lesen nervt!“ lesen. Und es könnte sein, dass am Ende eine kleine Überraschung auf dich wartet.

Liest du gern?
Dann glaubst du jetzt vielleicht, das Buch sei nichts für dich. Aber wenn du lustige Geschichten, Wort- und Bilderrätsel, bunte Bilder und nicht nur lesen, sondern dabei auch selbst aktiv werden magst, dann könnte dir dieses Buch großen Spaß und ein paar vergnügliche Lesestunden bereiten.

Denn wenn es so tolle Bücher gibt wie „Lesen nervt!“ dann ist Lesen auf jeden Fall „lustig, spannend, romantisch, abenteuerlich und ein toller Zeitvertreib“ und Lesemuffel haben keine Chance.
Also auf: lesen und mitmachen!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Mäzen der Kunst und der Menschlichkeit

Das Lächeln der Königin
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„Was hatten sie Berlin nicht alles hinterlassen, was hatten sie nicht alles getan, um ihr Land voranzubringen auf seinem Weg zu wirtschaftlicher Prosperität und kultureller Blüte.“
Dieses Zitat aus dem ...

„Was hatten sie Berlin nicht alles hinterlassen, was hatten sie nicht alles getan, um ihr Land voranzubringen auf seinem Weg zu wirtschaftlicher Prosperität und kultureller Blüte.“
Dieses Zitat aus dem Roman „Das Lächeln der Königin“ von Stefanie Gerhold gilt auch für ihren Protagonisten, den Baumwollfabrikanten James Simon. Er ist Kunstsammler, der seine Renaissance-Sammlung bedeutender Maler dem Berliner Museum stiftet, der Kinderhäuser und Armenhäuser unterstützt, der sich für die sozialen Belange seiner Angestellten einsetzt, auch noch, als die die Wirtschaftskrise seine Firma aufzufressen droht. Und er ist nicht zuletzt der Mann, der sich der Archäologie verschrieb, ohne je selbst die Ausgrabungsstätten in Ägypten besucht zu haben. Er ist es, der die berühmte Büste der Nofretete ins Berliner Museum bringt.
Doch erntet nicht er die Begeisterung des Berliner Volkes für ihre „Königin“, sondern er gerät in die diplomatischen Ränke zwischen Deutschland, Frankreich und England, die alle aus ägyptischen Schatztruhen schöpfen wollen. Es beginnt ein Feilschen um die „Königin“, deren Existenz in Berlin durch den Ausgang des Ersten Weltkrieges noch problematischer wird. Auf einmal schwebt der Vorwurf im Raum, der Jude James Simon habe sich ihrer unrechtmäßig bemächtigt, sie gehöre nach Ägypten. Der zunehmende Antisemitismus, der den Juden die Schuld am Verlust des Krieges und der Not der Deutschen gibt, bedrängt mal mehr, mal weniger offen auch James Simon, den einst so kultur- und menschenzugewandten Mann, der alles gegeben und am Schluss alles verloren hat.
Die Autorin zeichnet ein warmes, liebevolles Porträt dieses großherzigen, gütigen, feingeistigen, intellektuellen und aufgeschlossenen Mann, dem es nie um sich ging und der gerne alles Schöne und Gute mit allen zu teilen bereit war, und der am Ende aus seiner Welt der Musik, der Kunst, des Altertums und der Archäologie verdrängt wurde durch eine neue, laute, rohe Zeit.
In dem Roman „Das Lächeln der Königin“ kommt der Leser wir Simon selbst nie nach Ägypten, es ist kein Abenteuerroman, es geht nur mittelbare um ferne Länder, um das Abenteuer der Ausgrabungen. Der Leser ist mit Simon in Berlin und wartet auf die Dinge, die da kommen. Trotzdem entwickelt der Roman eine Spannung und einen Lesesog, der einen das Büchlein in seiner gut leserlichen Art nicht gerne wieder aus der Hand legen lässt.
In einer Zeit heute, in der der Antisemitismus auch wieder erstarkt, erscheint ein solcher Roman besonders wichtig, der uns auf ganz leise, aber eindringliche Art zeigt, wie sich bedrohlich langsam eine Entwicklung in Gang setzt, die aus Neid, Missgunst, Gier und Profilierungssucht und erst in zweiter Linie aus Dummheit zu einer menschlichen Katastrophe unermesslichen Ausmaßes wird.
„Und wozu hatte es geführt? Niveauvoller oder gar friedlicher hatte es die Menschen jedenfalls nicht gemacht, dass sie in den Museen nun als leuchtendes Beispiel den Reichtum früherer Hochkulturen präsentiert bekamen?“ Kann man den Menschen durch das Schöne zum Besseren erziehen? Und kann er aus der Geschichte endlich einmal lernen?

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Fremd

Das Philosophenschiff
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Das Philosophenschiff ist per se ein spannendes Sujet: Auf ihm wurden die den russischen Revolutionären unliebsam gewordenen Inellektuellen, sofern sie nicht erschossen wurden, ins Ausland abgeschoben. ...

Das Philosophenschiff ist per se ein spannendes Sujet: Auf ihm wurden die den russischen Revolutionären unliebsam gewordenen Inellektuellen, sofern sie nicht erschossen wurden, ins Ausland abgeschoben. So auch die 14jährige Anouk Perlemann-Jacob. An ihrem 100. Geburtstag beginnt, sie einem Schriftsteller von diesem Lebensabschnitt zu erzählen.
Beeindruckend ist, wie es dem Autor gelingt, den beiden Protagonistin so unterschiedliche Erzählstile in den Mund zu legen, dass man sie jeweils daran erkennt, ohne dass erklärt werden müsste, wer spricht. Dabei liegt mir die Sprechweise und die Figur des Schriftstellers ein wenig näher, auch wenn er insgesamt sehr im Hintergrund bleibt. Er ist eher eine Projektionsfläche für die Erzählung Anouk Perlemann-Jacobs. Ihr Art zu erzählen wirkt auf mich irgendwie hektisch und immer noch im Duktus einer 14jährigen, die ein lange gehütetes Geheimnis offenbart. Sie schildert eine düstere Zeit im revolutionären Russland und auf dem großen Ozeandampfer, der sie in eine ungewisse Zukunft bringt. Ihre Erlebnisse haben etwas geradezu Surreales, das sich damit aber auch einem klaren historischen Blick auf die Ereignisse entzieht. Ohne ein Minimum an Vorkenntnissen wäre es mir schwer gefallen, mich in die Geschehnisse eindenken zu können. Hinzu kommt das Erzählen in Zeitsprüngen, das ab und an auch auf Nebengleise abzudriften scheint und manchmal in Erzählschleifen auf bereits Erzähltes zurückkommt, dass es schwer macht, sich in einem Erzählsog wiederzufinden.
Für mich ist die Lektüre fremd und damit deutlich hinter meinen Erwartungen geblieben. Mir hat sich des öfteren die Frage aufgedrängt, was der Sinn dieser Erzählung sein könnte, die manchmal historisch, manchmal philosophisch, aber nichts davon eindeutig, daherkommt. Geht es einfach nur darum zu erzählen und das Spiel mit der Fiktion, wenn sie Anouk Perlemann-Jacob an einen Schriftsteller wendet, der niederschreiben soll, was sie ihm erzählt, in dem Wissen, dass alles Wahre sich hinter der Erfindung verstecken kann? Einige vermeintliche historische Ereignisse, auf die in diesem Büchlein rekurriert wird, kann man sich in der Wirklichkeit so vorgestellt haben, findet man aber nicht immer in ihrer Historizität verbürgt.

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Manchmal etwas unglaubwürdig, aber spannend

Bevor die Welt sich weiterdreht
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In der vermeintlich neutralen Schweiz tummeln sich im Davoser Tal Spione und Agenten der verschiedenen Kriegsparteien, um auf ausgeklügelte Weise den Sieg der eigenen Nation voranzutreiben und das Spiel ...

In der vermeintlich neutralen Schweiz tummeln sich im Davoser Tal Spione und Agenten der verschiedenen Kriegsparteien, um auf ausgeklügelte Weise den Sieg der eigenen Nation voranzutreiben und das Spiel der Gegenseite zu durchkreuzen. Unfreiwillig mittendrin die junge Schweizer Krankenschwester, die durch den Pakt mit dem Teufel, wie es scheint, versucht, ihr unehelich geborenes Kind zu retten. Dabei kommt ihr – wie sollte es anders sein – die Liebe in die Quere, denn der Auserwähle spioniert für die Gegenseite.
Die Geschichte ist packend erzählt und voller interessanter historischer Bezüge, die das Grauen des 1. Weltkrieges drastisch vor Augen führt und die Handlungsmotivation der Figuren deutlich macht, auch wenn dieser nur in den Erinnerungen der Beteiligten lebendig wird und das Schweizer Tal natürlich nicht direkter Kampfschauplatz ist. Dafür passiert hier jede Menge an Intrigen, Mord und Naturkatastrophe. Von Gift, über Pistolenschüsse, Sprengungen bis hin zum Zugunglück wird der Leser in Spannung gehalten. Und mittendrin die verschiedenen Figuren mit ihren persönlichen Schicksalen, Nöten, Sorgen und Sehnsüchten. Auch wenn es nicht gerade glaubwürdig erscheint, dass sich eine junge Krankenschwester, auch mit Fronterfahrung, innerhalb weniger Buchseiten zur Nahkampf erfahrenen Topagentin entwickelt, liest sich das Buch dennoch unterhaltsam und spannend weg. Gut geschrieben und plastisch erzählt, erinnert es bisweilen ein wenig an einen – vielleicht ein wenig mit einem Augenzwinkern gedrehten – Agentenfilm à la James Bond. Beeindruckend dabei ist vor allem die Kulisse der Schweizer Bergwelt in einem tiefverschneiten Winter, den das Cover gut in Szene setzt. Für einen unterhaltsamen Winterleseabend auf dem Sofa durchaus geeignet.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Liebe- und humorvolle Figurenporträts

Unsereins
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Eine epische Familiengeschichte ist der Roman „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke eigentlich eher nicht, auch wenn der Familie Lindhorst in ihm mehr Platz eingeräumt wird als anderen Figuren. Neben dem ...

Eine epische Familiengeschichte ist der Roman „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke eigentlich eher nicht, auch wenn der Familie Lindhorst in ihm mehr Platz eingeräumt wird als anderen Figuren. Neben dem Blick auf die Mitschüler und andere höher gestellte Familien des „kleinsten Staates des Deutschen Reiches“ fällt dieser eben auch auf das alternde Hausmädchen Ida, das nicht „im Dienst“ sterben, sondern noch etwas anderer im Leben erreichen möchte, den Ratsdiener Isenhagen und seine Liebe zu Matthilde Helms, die wiederrum mit dem schwulen Lohndiener Charlie eine Scheinehe führt, damit seine Neigungen nicht auffallen. Aber auch die Familien der Senatoren haben so mit ihren Problemen und Sorgenkindern zu kämpfen: die Schillings suchen nach gesellschaftlicher Anerkennung, da macht es eine unverheiratete Tochter aus erster geschiedener (!) Ehe nicht einfacher, zumal wenn sie auch noch Spukgeschichten schreibt, in denen der Nachbar mit seinem Hund die Hauptrolle spielt, und die nach einer Erbschaft ein unabhängiges Leben in der „Kurblase“ leben kann.
Auch die Kinder der Lindhorsts sind alles andere als gesellschaftsfähig, seien es unverwiderte Liebesgefühle, der Hang zur Spielsucht oder die „deutsche Krankheit“, die man sich in Bordellen holen kann. Hinzu kommt eine nervenkranke Mutter mit einem verschwenderischen Lebensstil und schlechter gehende Geschäfte, die, wenn schon keinen gesellschaftlichen Abstieg, so doch den Umzug in einfachere Verhältnisse bedeuten.
Nicht nur der Ort, auch viele Personen und die gesellschaftlichen Um- und Zustände lassen an Thomas Manns „Buddenbrooks“ erinnern. Der Dichter selbst taucht namentlich auf, zunächst noch als Schüler, genannt der Pfau, der allerdings nach dem Tod des Vaters recht klang- und sanglos aus der Gesellschaft verschwindet, um Jahre später mit seinem Buch, das er über die Gesellschaft seines einstigen Heimatortes geschrieben hat, dorthin zurückkehrt. Wer setzt wem hier ein Porträt? Eine Frage mit Tradition, aber letztlich ohne wirkliche Bedeutung. Der Roman ist keine Neuauflage, keine Modernisierung der Buddenbrooks.
Mit ihm gemein hat er die sehr detaillierte, liebevolle Porträtierung seiner Figuren, die sich manchmal aber auch nicht den humorvoll ironischen Seitenhieb verkneifen kann. Auch die Beschreibung von Natur und Stadtleben sind sehr anschaulich und atmosphärisch. Gerahmt – und das ist der jüngeren Zeit durchaus geschuldet – wird der Roman von der Einnahme einer Perspektive, die moderne Errungenschaften und die Erzählweise des Films voraussetzt: Wir nähern uns dem Erzählten aus der Perspektive eines Regentropfens, der auf den „kleinsten Staat des Deutschen Reiches“ fällt, und wir verlassen ihn wieder, indem wir auf die Kinder der Familie Lindhorst am Ende auf dem Dach ihres alten Familienhauses zurücklassen, aus Sicht einer darüber kreisenden Drohne. Auf jeden Fall ein interessanter erzähltechnischer Aspekt.
Einige Fragen sind für mich allerdings bei der Lektüre offengeblieben: Wohin will die Erzählung? Es gibt keinen stringenten Leitfaden, die Erzählung springt mal hier, mal dort hin, mancher Faden wird ab und an wieder aufgegriffen, mancher aber auch nicht mehr: Was wird aus dem Schüler der „Anstalt“ Georg, was aus seinem Mitschüler Otto? Was ist mit Robert, der sich aus Japan auf den Heimweg gemacht hat? Kündigt der Schlusssatz „Aber vielleicht ist dies nicht das Ende, sondern nur der Anfang.“ einen möglichen weiteren Teil an?
Die Geschichte ist nett zu lesen, die Figuren mehr oder minder sympathisch oder zumindest unterhaltsam, aber sind sie „unsereins“? Der Titel gibt Rätsel auf: Unsereins im Sinne der Zugehörigkeit zu einem kleinen Stadtstaat okay, aber dafür sind seine Bewohner viel zu unterschiedlich. Unsereins dann im Sinne einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht? Aber dafür sind die einzelnen Figuren viel zu individuell, kaum eine achtet darauf, sich an die Konventionen zu halten: die Damen reisen allein, betrinken sich, suchen Liebschaften, die Herren haben Liebschaften oder besuchen Bordelle oder andere sexuelle Neigungen. Auch wenn sie es nicht offen ausleben, sondern sich hinter einer bürgerlichen Fassade verbergen – wie auch Thomas Mann, so weiß doch jeder darum. Nach außen hin geht es sehr häufig um gesellschaftliche Akzeptanz, darum, dazugehören zu wollen, wofür die Figur des Charlie Helms sinnbildlich steht, ist es doch seine Aufgabe, gesellschaftliche Kontakte zu den höheren Kreisen zu vermitteln. Am ehesten ist es noch Ida, die Angst hat, gegen ein Rollenbild zu verstoßen, wenn sie sich heimlich aufmacht, um Stenografie zu lernen, um mehr aus sich zu machen. Und doch geht es zugleich auch immer darum, sich selbst zu finden und zu leben, den Neigungen nachzugeben. Meint „unsereins“ insofern auch uns alle: unsereins Menschen? Ansonsten bliebe die Lektüre eines gesellschaftliche Porträts einer Zeit um 1900 zwar nette Unterhaltung und vielleicht historisch nicht uninteressant, aber darüber hinaus auch nicht viel mehr.

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