Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2018

Starke Frauen

Der Weg der verlorenen Träume
0

Masuren, 1918: Die junge Hedwig hat es nicht leicht. Neben ihrer Ausbildung muss sie sich auch noch um die kranke Mutter und ihre jüngeren Geschwister kümmern. Gerne hätte sie das Geschäft ihrer Meisterin ...

Masuren, 1918: Die junge Hedwig hat es nicht leicht. Neben ihrer Ausbildung muss sie sich auch noch um die kranke Mutter und ihre jüngeren Geschwister kümmern. Gerne hätte sie das Geschäft ihrer Meisterin übernommen, als diese schließen muss. Aber ihr dominanter Vater lässt das nicht zu. Dann lernt Hedwig Albert kennen. Sie wird schwanger und muss heiraten. Das Leben wird nicht leichter für sie, denn Albert geht seiner Wege und Hedwig muss sehen, wie sie sich und ihre Kinder durchbringt. Die politischen Verhältnisse gefallen ihr nicht, aber sie muss sich anpassen, um ihre Familie nicht zu gefährden. Sie übersteht auch den zweiten Weltkrieg und flieht kurz vor dem Ende vor der Roten Armee mit ihrer Tochter Margarethe von Masuren nach Westen. Sie erleben Schreckliches und überstehen auch das. Sie baut sich ein neues Leben auf und muss auch hier mit Widrigkeiten fertig werden.
Es ist die Geschichte ihrer Familie, die Rebecca Michéle in diesem Buch erzählt. Ich mag ihren wunderbaren Schreibstil.
Hedwig ist eine sehr starke Frau, die schon früh Verantwortung übernehmen muss. Ihr Vater bestimmt in der Familie, wo es langgeht und jeder hat sich zu fügen, auch Hedwig. Trotzdem besteht sie die Meisterprüfung als Schneiderin. Sie ist auch intelligent und sieht, was in der nazi-Zeit nicht richtig ist. Aber sie muss die Ihren schützen und hält den Mund. Doch kaum denkt sie, dass es besser wird, wirft das Schicksal ihr die nächsten Knüppel zwischen die Beine. Hedwig aber gibt nicht auf. Sie beißt die Zähne zusammen und kämpft weiter. Ihre Tochter ist eine ebenso starke Frau, die auch einiges einstecken muss.
Ich habe mitgelitten und mitgehofft und habe mich oft gewundert, wie sie das alles überstehen konnten und trotzdem mit Zuversicht in die Zukunft geschaut haben.
Ein Stück Zeitgeschichte an das man sich erinnern sollte und eine wunderbare Familiengeschichte. Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Eine Geschichte mit Urlaubsfeeling

Die kleine Inselbuchhandlung
0

Was macht man nur, wenn sich das Leben plötzlich durch Panikattacken verändert? So geht es der vierzigjährigen Greta Wohlert. Sie hat jahrelang als Stewardess gearbeitet und kann plötzlich nicht mehr auf ...

Was macht man nur, wenn sich das Leben plötzlich durch Panikattacken verändert? So geht es der vierzigjährigen Greta Wohlert. Sie hat jahrelang als Stewardess gearbeitet und kann plötzlich nicht mehr auf einen Flieger. Greta nimmt sich eine Auszeit und reist zu ihrer Tante Hille nach Ohlhörn auf Föhr. Dort aber wartet Arbeit auf sie, denn der ehemalige Laden der Tante muss entrümpelt werden. Das bringt Greta auf die Idee, eine Inselbuchhandlung zu eröffnen. Auf der einen Seite erfährt sie Zuspruch, auf der anderen will sie jemand von der Insel vertreiben.
Der Schreibstill von Janne Mommsen ist sehr schön zu lesen. Man fühlt sich gleich auf die Insel versetzt, denn alles ist sehr gut und bildhaft beschrieben.
Greta hat all die Jahre funktioniert und pflichtbewusst getan, was zu tun ist. Aber nun wehrt sich ihr Körper und zeigt, dass sich einiges in ihrem Leben ändern sollte. Als sie ihrer Tante hilft, spürt sie, wieviel Spaß ihr die Sache mit den Büchern bereitet. Auch sind da plötzlich ein paar Männer, die sich um sie bemühen, und dann bringt auch noch ein altes Familiengeheimnis einige Aufregung.
Aber auch die anderen Charaktere sind gut und authentisch beschrieben. Ich mochte vor allem Tante Hille.
Auch wenn ich nicht alles ganz logisch fand, was da passiert ist und mir das Thema „Burnout“ zu oberflächlich behandelt wurde, so hat mich dieser Roman doch gut unterhalten.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Ungleiche Freundschaft

Zeiten voller Hoffnung
0

Zwei Mädchen schauen zu, wie ein Toter aus einem Badesee geborgen wird. So lernen sich die 13jährige Verity Wood, aus gutem Hause stammend, und die 14jährige Ruby Taylor, die aus sehr ärmlichen Verhältnissen ...

Zwei Mädchen schauen zu, wie ein Toter aus einem Badesee geborgen wird. So lernen sich die 13jährige Verity Wood, aus gutem Hause stammend, und die 14jährige Ruby Taylor, die aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommt, kennen. Sie freunden sich an. Gegen alle Widerstände bleiben sie befreundet, sogar bis ins Erwachsenenalter. Doch dann geschieht etwas, dass sie auseinanderbringt. Ob es ihnen gelingt, ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen?
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Wir Begleiten Verity und Ruby von 1935, als sie sich auf der Straße kennenlernen, bis in die Zeit des 2. Weltkrieges.
Verity ist behütet aufgewachsen und hat nie Not gelitten. Dagegen hat es Ruby sehr schwer. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und prostituiert sich. Doch dann wird Ruby zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt, was ein großes Glück für sie ist, denn Wilby hat ein großes Herz und bietet ihr ein wirkliches Zuhause. Bei Verity sieht es ganz anders aus. Der Vater hat Unterschlagungen begangen und wird von der Polizei gesucht. Sie und ihre Mutter kommen bei Hazel unter. Aber Veritys Tante Hazel ist eine kalte Frau.
Ich konnte die Gefühle und Gedanken der beiden Mädchen gut nachvollziehen. Ruby ist nur wenig älter als Verity, als sie sich kennenlernen, aber aufgrund ihres bisherigen Lebens ist sie in manchem doch viel reifer als ihre Freundin. Sie weiß sich durchzuschlagen und lässt sich durch nichts unterkriegen. Aber sie weiß auch zu schätzen, dass Eunice Wilberforce ihr ein Zuhause bietet. Sie will ihre Chancen nutzen und ist auch stark genug, das zu schaffen, was sie sich vornimmt. Diese Stärke hat Verity nicht. Sie hat unter ihrem gewalttätigen Vater gelitten, der immer die anderen für sei Misserfolge verantwortlich macht. Ihre Mutter wird mit allem, was dann auf sie zukommt, nicht fertig. Es kommen schwierige Zeiten auf sie zu und der Krieg sorgt dafür, dass es noch schlimmer wird. Ich habe mit den Mädchen gefühlt.
Alle Charaktere sind komplex und authentisch gezeichnet. Sehr unangenehm und widerlich war Archie, der Vater von Verity. Zum Glück gibt es aber auch die herzensgute Wilby, die verwahrlosten Kindern, um die sich keiner richtig kümmert, viel Liebe gibt.
Mir hat diese tiefgründige Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Spannende Kurz-Thriller

Blood on Snow. Der Auftrag & Das Versteck (Blood on Snow 1+2)
0

Olav ist Auftragskiller und daher verläuft sein Leben zwangsläufig ziemlich einsam. Nun hat er von seinem Boss den Auftrag erhalten, die Ehefrau des Chefs zu töten. Dem steht aber entgegen, dass er in ...

Olav ist Auftragskiller und daher verläuft sein Leben zwangsläufig ziemlich einsam. Nun hat er von seinem Boss den Auftrag erhalten, die Ehefrau des Chefs zu töten. Dem steht aber entgegen, dass er in ihr gerade die Frau seines Lebens gefunden hat.
Ich mag Krimis und Thriller aus Skandinavien und die Thriller um Harry Hole von Jo Nesbø gefallen mir besonders gut. Also kam ich auch an diesem Doppelband mit zwei relativ kurzen Geschichten nicht vorbei. Der Schreibstil ist schnörkellos und gut zu lesen.
Der Auftrag:
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Olav Johansen berichtet. Es ist bitter kalt in Oslo und er sitzt in der Klemme.
Er ist nicht der harte Bursche, den man hinter einem Killer erwartet. Doch das mag er nicht mal vor sich selbst zugeben. Er hält nicht allzu viel von sich. Er ist Legastheniker, aber er kann in Büchern versinken. Olav ist also ein Mensch voller Widersprüche.
Es gibt immer wieder Wendungen, die man nicht erwartet hat und so blieb es spannend bis zum Schluss.
Das Versteck:
Ulf ist Geldeintreiber für den Fischer, einen mächtigen Drogenhändler. Er benötigt dringend Geld. Als Ulf glaubt, einen Weg gefunden zu haben, wie er zu Geld kommt, muss er feststellen, dass es doch nicht so einfach ist. Denn niemand lässt sich gerne betrügen und so sind ihm Killer auf den Fersen. Er sucht ein Versteck in einem kleinen Ort und muss dann feststellen, dass hier noch ganz andere Gefahren lauern.
Ulf ist ein nachdenklicher Mensch und er ist ein Kämpfer.
Auch wenn ich die beiden Geschichten nicht schlecht fand, so war ich dennoch ein wenig enttäuscht. Mit Harry Hole hat Jo Nesbø die Messlatte hoch aufgehängt.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Geht unter die Haut

Das Mädchen, das von Freiheit träumte
0

Tilli ist noch ein Kindergartenkind als der Krieg beginnt. Sie versteht noch nicht, was das Wort „Krieg“ bedeutet, aber das Verhalten der Erwachsenen verändert sich und dann wird der Knecht Wilhelm eingezogen. ...

Tilli ist noch ein Kindergartenkind als der Krieg beginnt. Sie versteht noch nicht, was das Wort „Krieg“ bedeutet, aber das Verhalten der Erwachsenen verändert sich und dann wird der Knecht Wilhelm eingezogen. Mehr und mehr Männer verschwinden aus dem Dorf. Schon bald sind die ersten gefallen. Auch um Tillis gehörlosen Bruder muss sich die Familie Sorgen machen, denn er wird durch das Euthanasieprogramm bedroht. Doch egal, was geschieht, Tilli ist ein Mensch, der sich nicht unterkriegen lässt und sie träumt von Freiheit. Sie erlebt die Bombardierungen und die Not, die der Krieg mit sich bringt. Dann erleidet sie die russische Besatzung, eine Zeit, die besonders furchtbar ist für die Frauen. Was sollen sie tun? Soll sie in den Westen gehen?
Gleich am Anfang konnte ich schon mit Tilli fühlen, die ahnt, dass etwas Schlimmes passiert und es dennoch nicht wirklich einordnen kann. Ihre unbeschwerte Kindheit endet von einem Moment zum nächsten. Man spürt die Ängste der Menschen, aber besonders die des kleinen Mädchens, die so wenig versteht und intuitiv doch begreift.
Tilli wächst in den Kriegsjahren heran und verliert trotz aller Not und Schrecken ihre Zuversicht nicht. Immer bleibt da ihr Traum von Freiheit. Selbst als dann der Krieg vorbei ist, hat der Schrecken kein Ende.
Immer wieder lese ich Bücher über diese schreckliche Zeit und begreife nicht, wie man das alles ertragen kann und noch hoffnungsvoll in eine Zukunft schauen kann. Es ist schwierig zu sagen, wie man sich selbst verhalten hätte, den wahrscheinlich funktioniert man einfach und klammert sich an sein Leben. Auf jeden Fall haben solch starken Frauen wie Tilli meine Bewunderung und meinen Respekt.
Eine berührende Geschichte, die durch und durch geht; ich kann das Buch nur empfehlen.