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Veröffentlicht am 29.01.2017

Was wäre, wenn …

Ein guter Tag zum Leben
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Joe O‘Brien ist 44 Jahre alt, Ire, ein guter Ehemann, eine liebevoller Vater und mit Leib und Seele Polizist. Doch dann wird er vergesslicher und aufbrausender. Zunächst wird es auf den anstrengenden Beruf ...

Joe O‘Brien ist 44 Jahre alt, Ire, ein guter Ehemann, eine liebevoller Vater und mit Leib und Seele Polizist. Doch dann wird er vergesslicher und aufbrausender. Zunächst wird es auf den anstrengenden Beruf geschoben und dass sowas jedem mal passieren kann. Aber über die Jahre wird es schlimmer und als ihm dann häufiger etwas fällt, er die Akten auf der Dienststelle nicht mehr richtig bearbeiten kann und anfängt fürchterlich zu zappeln, kann man nicht mehr darüber hinwegsehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Seine Frau Rosie schleppt ihn zu einer Untersuchung und ihm wird mitgeteilt, was er vermutlich hat: Chorea Huntington. Er kann damit nichts anfangen, doch Rosie holt sich ihre Informationen aus dem Internet. Erst zwei Monate später wird die Diagnose bestätigt. Aber nicht nur, dass Joe krank ist, jedes seiner vier Kinder hat eine fünfzigprozentige Chance ebenfalls betroffen zu sein. Es fällt Joe und Rosie schwer, die Kinder zu informieren und ihnen diese Bürde aufzuhalsen.
Zunächst fallen alle in eine Art Schockstarre, beobachten sich und die anderen, ob es schon Anzeichen für die Krankheit gibt. Jedes der Kinder versucht auf seine Weise mit der Nachricht umzugehen. Das enfant terrible Patrick bereitet der Familie weiterhin Sorgen. JJ und seine Frau Colleen müssen die traurige Nachricht in einem Moment verkraften, als eigentlich Freude angesagt ist. Meghan startet gerade ihre Ballett-Karriere. Doch am meisten trifft es Katie, die vor kurzem ihre große Liebe kennengelernt hat. Jedes der Kinder muss für sich entscheiden, will es wissen, ob es dieses „defekte“ Gen hat.
Während die Kinder mit ihren Ängsten fertig werden und überlegen müssen, ob sie sich dem Test unterziehen, verschlimmert sich Joes Zustand immer mehr. Er hat seine Gliedmaßen nicht mehr unter Kontrolle und kann seine Kräfte nicht mehr steuern. Die Ausübung seines geliebten Berufes ist nicht mehr möglich und tragen dazu bei, dass es zusätzliche Sorgen gibt, denn das amerikanische Sozialsystem ist ziemlich gnadenlos. Der starke Glaube geht der überforderten Rosie fast verloren. Joe plagen Schuldgefühle, weil er die Krankheit eventuell an seine Kinder weitergibt. Er, der sich immer als stark empfunden hat, überlegt ob seine Pistole nicht der Ausweg ist.
Es ist eine sehr emotionale Geschichte die uns Lisa Genova erzählt aus verschiedenen Perspektiven erzählt, um auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Das Schicksal beutelt die Familie, aber sie steht zusammen und gibt nicht auf. Obwohl es eigentlich eine traurige Geschichte ist, gibt es aber auch immer wieder tröstliche und sogar auch witzige Momente.
Als Leser leidet man mit. Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich testen lassen würde, wenn ich von dem Risiko erfahren würde. Ich weiß es nicht, denn wirklich sagen kann man das erst, wenn man betroffen ist.
Eine Geschichte, die tief unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 29.01.2017

Der Bastard von Tolosa

Der Bastard von Tolosa
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Enttäuschung über seine Familie veranlasst den jungen Edelmann Jaufré Montalban, sich den Kreuzzügen anzuschließen, um Jerusalem von den Heiden zu befreien. Da ihn nichts zurück in seine Heimat zog, ist ...

Enttäuschung über seine Familie veranlasst den jungen Edelmann Jaufré Montalban, sich den Kreuzzügen anzuschließen, um Jerusalem von den Heiden zu befreien. Da ihn nichts zurück in seine Heimat zog, ist er in Outremer geblieben. Nun dient er Bertram dem Bastard und ist Castelan einer Festung. Aber rundherum herrscht noch lange kein Frieden. Als seine Geliebte Noura grausam getötet wird, kommen ihm langsam Zweifel, ob er dieses Leben weiter führen will. Deshalb begibt er sich zusammen mit seiner Tochter Adela zurück zu seiner Familie nach Südfrankreich. Er will nicht mehr kämpfen. Aber auch in der Heimat bleiben ihm Kämpfe nicht erspart.
Jaufré ist kein Heiliger. Er ist ein Kämpfer, der sehr hart sein muss, um in einem feindlichen Land zu überleben. Aber immer wieder zeigt sich, dass er auch eine andere Seite hat. Er leidet als ihm Noura genommen wird und es macht ihm nichts aus, das zu zeigen. Gut für ihn ist, dass er Freunde hat, die ihn unterstützen. Er ist ein sympathischer Mensch, der Wunden trägt, die ihm das Leben schlug. In der Heimat erwartet ihn seine resolute Frau Berta, die ihm einst aufgezwungen wurde und sein Sohn, der ihm feindlich gegenüber tritt. Berta musste unter schwierigen Bedingungen die Familie durchbringen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Mann noch lebt. Daher ist sie zunächst nicht so erfreut, als er wieder auftaucht. Dann da ist jemand, der ein Auge auf Berta und Jaufrés hochverschuldeten Besitz geworfen hat.
Bertram der Bastard ist ein schwer zu durchschauender Mensch. Seine Aufgabe scheint ihm auch nicht so recht zu gefallen, aber auch er hat keine Wahl. Sein Verhalten ist sehr unterschiedlich, manchmal freundschaftlich, aber er nutzt auch seine Macht. Er hat seinen Vetter Ricard aufgenommen, der jung und sadistisch ist. Dem macht es Spaß, anderen Angst einzujagen. Mit Jaufré verbindet ihn wahre Feindschaft und so müssen sich die beider später auch wieder über den Weg laufen.
Die Andeutungen von seinem Onkel über seine Herkunft sowie seine Aufforderung zur Aufrüstungen muten Jaufré eigenartig an. Doch bald schon bleibt ihm nichts anderes, als wieder zu kämpfen.
Die Geschichte ist mit über 900 Seiten sehr umfangreich, aber sie zieht einen in ihren Bann. Wir lernen Jaufré Montalban ganzes Leben kennen, seine Zeit in Outremer, seine Jugend und auch das, was er als alter Mann dem Mönch Aimar zu erzählen weiß.
Der Geschichte ist einer wunderbare Verquickung von historischen Fakten und Fiktion. Es ist eine grausame Zeit und es ist manchmal hart, wenn über die begangenen Gräueltaten berichtet wird. Dennoch ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen.
Wir erleben eine sehr spannende Geschichte, die wunderbar erzählt ist. Daher kann ich das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Schwarze Witwen

Schwarze Witwen
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Ronnie Ford wollte nett sein und hat die junge Anhalterin mitgenommen. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Später wird seine grausam verstümmelte Leiche im Wald gefunden. Er bleibt nicht das einzige ...

Ronnie Ford wollte nett sein und hat die junge Anhalterin mitgenommen. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Später wird seine grausam verstümmelte Leiche im Wald gefunden. Er bleibt nicht das einzige Opfer und Angst und Schrecken gehen in England um. Die Presse nennt die Killerin schon bald „Jill the Ripper“. Lucy Clayburn will diesen Fall lösen und gerät selbst in Gefahr.
Das Buch beginnt schon vier Jahre zuvor, als Michael Haygarth gesteht, dass er zwei Frauen vergewaltigt und ermordet hat. Er soll der Polizei zeigen, wo er die Toten vergraben hat, doch einiges läuft aus dem Ruder. Danach musste sie wieder in den Streifendienst. Aber als „Jill the Ripper“ nun ihr Unwesen treibt, bekommt Lucy eine neue Chance und so ermittelt sie undercover in der Unterwelt Manchesters.
Dieses Buch ist mein erster „Finch“. Der Schreibstil liest sich gut und flüssig, allerdings fand ich die Story streckenweise etwas langatmig. Es dauerte, bis wirklich Spannung aufkam, doch dann gab es einige Wendungen, die ein wirklich überraschendes Ende bringen.
Lucy ist eine junge Frau, die ehrgeizig ist. Als sie in die Abteilung von Detective Inspector Mandy Doyle kommt, will die sie nicht wirklich im Team haben. Schon der erste Fall sorgt dafür, dass sie wieder auf die Straße muss. Umso engagierter kniet sie sich nun in diesen Fall und nimmt dabei wenig Rücksicht auf ihr eigenes Wohlbefinden. Manchmal verhielt sie sich wie eine Superheldin, also waren ihre Handlungen etwas übertrieben. Sie konnte sich dem jeweiligen Umfeld gut anpassen und ihre Schlagfertigkeit war bemerkenswert. Trotzdem konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu ihr aufbauen.
Ein Thriller, der erst spät wirklich spannend wird.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Blut und Seide

Blut und Seide
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Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz ...

Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz auf Simon, der sich gut entwickelt. Sein jüngerer Bruder Heinrich dagegen bereitet ihm Schwierigkeiten. Immer wieder kommt es zu Eifersüchteleien, Streitigkeiten und bösen Späßen. Heinrich und Simon kommen später zum Grafen Eberhard von Katzenelnbogen, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden. Christina, die Tochter des Grafen und Heinrich wurden einander schon als Kinder versprochen. Nur fühlt sich Christina mehr zu Simon hingezogen als zu dem grobschlächtigen und unsympathischen Heinrich. Da bleiben weitere Streitigkeiten nicht aus.
Die Geschichte ist recht umfangreich, aber sie zieht einen von Anfang an in ihren Bann. Es ist eine schöne Verquickung von historisch belegten Fakten und Fiktion. Neben Heinrich ist auch Michel belegt, der zunächst im Dienst von Heinrich stand, dann aber Simons treuer Knecht und Freund wurde.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch beschrieben. Simon entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einem ängstlichen kleinen Jungen, über einen Heißsporn zu einem verantwortungsvollen Mann. Seine Liebesgeschichte zu Christina ist geprägt von Missverständnissen und einer Portion sturem Verhalten. Graf Eberhard besteht auf einer Verbindung zwischen Christina und Heinrich, weil es doch so abgesprochen war. Dabei verschließt er seine Augen, um das Offensichtliche nicht sehen zu müssen. Selbst Johann gegenüber schlägt er sich auf Heinrichs Seite. Dabei ist Heinrich sehr grausam, intrigant und falsch. Es gelingt nicht, an ihm etwas Positives zu entdecken. Keine guten Karten für Christina, denn eine Frau gilt nicht viel in jener Zeit und ist daher rechtlos. Christina, die Schlimmes durchmachen muss, will sich rächen und geht dabei große Risiken ein. Sehr sympathisch waren mir vor allem Michel und seine Marie. Michel steht treu zu Simon und schützt ihn auch schon mal vor sich selbst.
Es ist eine Zeit der Machtkämpfe ohne Rücksicht auf Verluste, es werden Intrigen gesponnen und Rachegelüste befriedigt – kurz: es ist eine ziemlich grausame Zeit, in der unsere Protagonisten da leben. Die Beschreibungen des Schlachtgetümmels sind oft schwer zu verkraften. Bei den Kämpfen geht es um die Belange der Herrschenden und es werden viele auf den Schlachtfeldern getötet, aber die wirklich Leidtragenden sind die armen Bauern.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig und ist spannend und unterhaltsam.
Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2017

Erschreckend

Die Zelle
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Der 11jährige Sammy zieht mit seiner Familie und dem Au Pair Hannah nach Berlin-Grunewald in eine alte Villa. Um sich zu beschäftigen, geht er auf Entdeckungstour in seiner neuen Umgebung. Im Garten der ...

Der 11jährige Sammy zieht mit seiner Familie und dem Au Pair Hannah nach Berlin-Grunewald in eine alte Villa. Um sich zu beschäftigen, geht er auf Entdeckungstour in seiner neuen Umgebung. Im Garten der Villa ist ein Luftschutzbunker, der Sammy anzieht. Dort unten entdeckt er etwas, das ihn erschreckt. Durch ein Schlitz kann er in eine mit Gummiplanen ausgekleidete Zelle sehen, in der ein total verängstigtes asiatisches Mädchen gefangen ist. Doch als er am nächsten Tag wieder nachsehen will, ist alles verschwunden. Nichts weist mehr darauf hin, was er zuvor entdeckt hat.
Es dauert eine Weile bis Sammy seine Gedanken und Ängste nicht mehr für sich behalten kann, doch was da durch sein Reden losgetreten wird, ist erschreckend.
Sammy berichtet nach etwa zwanzig Jahren darüber, was geschehen ist. So lernen wir die Geschichte aus der Sicht des damals 11jähren kennen. Vieles, was da geschehen ist, kann er als Kind nicht wirklich zuordnen und daher ist er überfordert. Seine Gedankengänge sind sehr unterschiedlich, manches Mal sehr kindlich und dann hat man wieder den Eindruck, dass er sich recht „erwachsen“ verhält. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Schilderungen aus der Sicht des Täters.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Es dauert ein wenig, bis wirklich Spannung aufkommt. Doch dann will man wissen, wer der Täter ist und kann daher nicht aufhören zu lesen. Immer wieder glaubt man, dass man dem Täter auf der Spur ist, doch dann gibt es Wendungen, die einen alle Schlüsse über den Haufen werfen lassen.
Streckenweise ist es äußerst beklemmend, was sich dort in der scheinbar normalen Familie abspielt. Aber das Ende ist nur noch erschreckend.
Ein spannender Thriller.