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Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine schöne Fortsetzung

Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung
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Seit einer ganzen Weile betreut Mimi Reventlow, die Wanderfotografin, nun schon ihren kranken Onkel Josef in Laichingen auf der schwäbischen Alb. Es war nicht einfach für sie, doch sie konnte auf die Unterstützung ...

Seit einer ganzen Weile betreut Mimi Reventlow, die Wanderfotografin, nun schon ihren kranken Onkel Josef in Laichingen auf der schwäbischen Alb. Es war nicht einfach für sie, doch sie konnte auf die Unterstützung einiger Dorfbewohner bauen. Dem Webereibesitzer Gehringer ist sie immer noch ein Dorn im Auge, zumal Mimi einiges in Gang setzt, das ihm überhaupt nicht in den Kram passt. Nur die Beziehung zu Hannes, der sich nun Johann nennt, kommt zu Mimis Bedauern nicht von der Stelle.
Ich hatte mich schon sehr auf den zweiten Band dieser Reihe gefreut und wurde auch gleich wieder von der Geschichte gepackt. Es geht nahtlos weiter. Der Schreibstil lässt sich wieder sehr angenehm lesen und lässt die Bewohner und ihr Leben in Laichingen sehr lebendig und authentisch erscheinen.
Die Arbeit der Männer in der Weberei ist hart und auch die Frauen haben viel zu tun mit den Näh- und Stickarbeiten. Daneben müssen sie auch noch schwer arbeiten auf den kargen Böden, um überleben zu können. Trotzdem herrscht bittere Not und Gehringer fordert immer mehr Einsatz. Die Tradition verlangt, dass die Jugendlichen genauso wie ihre Väter und Großväter in der Weberei arbeiten, doch bei den Jungen regt sich Widerstand. Einige wollen ihren Neigungen nachgehen. Die selbstbewusste und selbständige Mimi ist daran nicht ganz unbeteiligt. Sie war immer stolz darauf, dass sie unabhängig durch die Lande ziehen und ihrem Beruf nachgehen konnte, nun aber wächst eine Sehnsucht in ihr nach Gemeinsamkeit. Johann stielt sich immer wieder in ihre Gedanken, aber er hat kaum Zeit, denn er will die Weber überzeugen, sich gegen die ausbeutenden Arbeitsbedingungen zu wehren. Ob sich Mimis Träume wohl erfüllen?
Die Charaktere sind alle sehr individuell und lebendig dargestellt. Alte Bekannte tauchen wieder auf und neue Personen kommen hinzu. Nicht alle sind einem sympathisch und nicht immer kann man ihr Handeln nachvollziehen, aber sie gehören alle zu dieser runden Geschichte dazu und machen sie interessant.
Auch dieses Mal bleiben am Ende Fragen offen und machen neugierig auf den nächsten Band.
Das Buch hat mich gut unterhalten und ich kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Magisch und spannend

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Miles Singer stammt aus einer adligen Familie mit magischen Kräften. Um dem zu entgehen, floh er, nahm einen anderen Namen an und ging zur Armee. Er verpflichtet sich für sieben Jahre, studiert Medizin ...

Miles Singer stammt aus einer adligen Familie mit magischen Kräften. Um dem zu entgehen, floh er, nahm einen anderen Namen an und ging zur Armee. Er verpflichtet sich für sieben Jahre, studiert Medizin und gerät in den Krieg und in Gefangenschaft. Nun ist er als Psychologe in einem Krankenhaus für Kriegsrückkehrer, die völlig verändert zurückkommen und zu einer Gefahr für sich und andere werden. Als er eines Tages zu einem Notfall gerufen wird, erkennt er, dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann, denn er spürt bei dem Patienten die Aura einer Hexe. Aber auch der Patient erkennt die Veranlagung von Miles, die er verborgen hält, weil ihm sonst Gefahr droht. Er schwört dem sterbenden Mann, dass er seinen Mörder finden wird. Dafür muss er eine Menge Probleme überwinden und seine Vergangenheit holt ihn wieder ein.
Schon als ich die Leseprobe gelesen habe, hat mich die Geschichte gefangen genommen, obwohl das Genre nicht unbedingt meins ist. Auch das Cover hat mir sehr gefallen. Daher musste ich das Buch unbedingt lesen.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Alles ist sehr bildhaft beschrieben, so dass man es sich gut vorstellen konnte. Auch bekommt man es mit interessanten Figuren zu tun. In Aeland haben die adligen Sturmsängern das Sagen. Auch wenn sie Fortschritt gebracht haben, so sind sie aber auch verantwortlich für den schrecklichen Krieg. Magier wie Miles sorgen dafür, dass die Sturmsänger stark werden. Sie werden daher nicht gerade als wertvoll betrachtet. Daher hat Singer seine Kräfte im Verborgenen genutzt, um anderen zu helfen. Wenn man ihn dabei erwischen würde, sähe es böse für ihn aus. Aber er hat ein Versprechen gegeben und das bringt ihn sogar zurück zu seiner Familie. Hilfe erhält er von dem schönen Amaranthine Tristan, der ein wirklich toller Charakter ist. Dagegen ist seine Schwester Grace eine fürchterliche Person, zu der ich kein Vertrauen hatte.
Die Geschichte ist sehr spannend und auch das Ende ist schlüssig, aber auch ein wenig überraschend. Ich bin schon gespannt auf den Folgeband.
Diese magische Geschichte hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Schwer zu ertragen

Der Fetzen
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Als man seinerzeit von dem Terroranschlag auf die Redaktion Charlie Hebdo hörte, war man schockiert, ist aber recht schnell wieder zum Tagesgeschehen übergegangen. Einerseits war da eine Angst vor Terroranschlägen, ...

Als man seinerzeit von dem Terroranschlag auf die Redaktion Charlie Hebdo hörte, war man schockiert, ist aber recht schnell wieder zum Tagesgeschehen übergegangen. Einerseits war da eine Angst vor Terroranschlägen, andererseits wollte man wohl nicht zu sehr darüber nachdenken. Was aber ist mit den Menschen, die betroffen sind? Was ist mit denen, die den Anschlag überlebten, deren Leben aber nie mehr das ist, was es zuvor war?
Philippe Lançon ist ein Betroffener; er hat überlebt. Er musste zusehen, wie seine Kollegen erschossen wurden und er musste erleiden, wie ihm der Unterkiefer zerschossen wird. Mit einem Mal waren viele seiner Pläne nicht mehr möglich. Ein langer Heilungsprozess mit vielen Operationen steht ihm bevor und am Ende hat er zwar ein Leben, aber nicht mehr das, was es zuvor war.
Der Kulturkritiker und Kolumnist Philippe Lançon hat sein Trauma in diesem Buch verarbeitet. Es ist nicht einfach, dieses Buch zu lesen, denn es ist verstörend und macht einen fassungslos. Umso bewundernswerter ist es, wie Philippe Lançon sich zurückgekämpft hat. Dabei berichtet er detailliert und relativ emotionslos darüber, was er erduldet hat und was ihn bewegt hat. Man lernt seine Gedanken zu vielen unterschiedlichen Themen kennen.
Wer das erlebt hat, muss eigentlich wütend sein und darf jammern ob der Qualen, die er ertragen musste. Aber der Autor berichtet sehr sachlich, was ich bewundere.
Es ist ein verstörendes Buch, es macht betroffen und nachdenklich. Es ist ein sehr intensives Buch.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Eine bewegende Geschichte

Von A wie allein bis Z für zusammen
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Andrea Barnard ist verzweifelt darüber, dass ihre Töchter Poppy und Rose schon lange Zeit nicht mehr miteinander reden. Dabei waren sie früher einmal ein Herz und eine Seele. Nun hat Andrea eine schlimme ...

Andrea Barnard ist verzweifelt darüber, dass ihre Töchter Poppy und Rose schon lange Zeit nicht mehr miteinander reden. Dabei waren sie früher einmal ein Herz und eine Seele. Nun hat Andrea eine schlimme Diagnose erhalten. Sie will die wenigen Wochen nutzen, die sie noch zu leben hat, um ihre Töchter wieder zusammen zu bringen. Ihr Vermächtnis sind 26 Aufgaben, die Poppy und Rose gemeinsam zu bearbeiten haben. Die beiden erfahren erst nach dem Tod der Mutter von ihrer Krankheit und dem Vermächtnis. Es ist nicht verwunderlich, dass sie keine Lust darauf haben, sich gemeinsam mit etwas zu beschäftigen. Dennoch machen sie sich daran, die Liste abzuarbeiten und nähern sich einander wieder an. Andreas Plan scheint aufzugehen.
Dieser Roman ist sowohl humorvoll und unterhaltsam, als auch emotional. Der Schreibstil ist sehr schön zu lesen.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch gestaltet. So konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Andrea wollte es nie begreifen, wie sich ihre Töchter so zerstreiten konnten. Es hat ihr fast das Herz zerbrochen. Die Gefühle von Poppy und Rose geraten ziemlich durcheinander, als sie vom Tod der Mutter erfahren und noch mehr, als ihnen bewusst wird, was nun auf sie zukommt. Andrea war sich bei jeder Aufgabe im Klaren darüber, was sie tat und so konnte ihr Plan auch aufgehen. Es ist schön mitzuerleben, wie sich die Schwester nähern und jeder vor sich auch eine Weiterentwicklung durchmacht. Alte Erinnerungen kommen wieder hoch und durch das Zusammensein lässt sich auch mit dem Verlust und der Trauer besser fertigwerden.
Ein unterhaltsamer und bewegender Roman, der auch einen ernsten Hintergrund hat und nachdenklich stimmt. Lesenswert!

Veröffentlicht am 01.05.2019

Schicksalsland Island

Das Versprechen der Islandschwestern
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Die Eltern der Schwestern Helga und Margarete leben nicht mehr und Helgas Verlobter ist auch im Krieg geblieben. Margarete hält nichts mehr in dem zerstörten Deutschland. Sie überredet im Jahr 1949 ihre ...

Die Eltern der Schwestern Helga und Margarete leben nicht mehr und Helgas Verlobter ist auch im Krieg geblieben. Margarete hält nichts mehr in dem zerstörten Deutschland. Sie überredet im Jahr 1949 ihre ältere Schwester, mit nach Island zu kommen und dort auf einem Bauernhof zu arbeiten. Helga hat schnell Heimweh und Margarete verliebt sich in den Isländer Théo. Was wird die Zeit für die Schwestern bringen?
2017 macht sich Pia mit ihrer pubertierenden Tochter Leonie und ihrer Großmutter Greta nach Island auf, um den Geburtstag von Gretas Schwester Helga zu feiern. Die Schwestern hatten all die Jahre keinen Kontakt mehr. Pia möchte wissen, was vorgefallen ist, aber ihre Oma hält sich bedeckt. Pia verliert ihr Herz an Island und vielleicht auch ein wenig an Ragnar, während Leonie weiterhin Pias Geduld strapaziert und zwischen Greta und Helga viel Unausgesprochenes ist. Warum tun sich die alten Damen so schwer, ihre Konflikte zu besprechen?
Die Geschichte hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Obwohl ich frühzeitig ahnte, was für eine Geschichte da zwischen Margarete und Helga steht, blieb es trotzdem spannend. Island hat mich schon immer fasziniert und ich konnte mir durch die gute und bildhafte Beschreibung die raue Landschaft gut vorstellen. Auch die Charaktere sind alle wunderbar und vielschichtig ausgearbeitet.
Es muss schwer gewesen sein für die Schwestern sich in einem fremden Land zurechtzufinden – ohne Sprachkenntnisse und ohne jemals auf einem Bauernhof gearbeitet zu haben. Aber Margarete will dort ankommen, woran aber auch Théo nicht ganz unbeteiligt ist. Doch er ist kann Mann, auf den man sich verlassen kann. Helga kommt mit Trauer im Herzen in dieses Land und möchte schnellstens wieder zurück. Die Schwester haben ein sehr enges Verhältnis und man sollte glauben, dass nichts sie trennen kann.
Pia wird trotz Scheidung immer noch von ihrem Ex kontrolliert und auch Leonie macht es ihr nicht leicht, was aber bei Pubertierenden wohl normal ist. Sie möchte auf Island zur Ruhe kommen, doch die Begegnung mit Ragnar sorgt eher für Unruhe. Ragnar hat auch sein Päckchen zu tragen und muss erst einmal abschließen, bevor er für Neues offen ist.
Es ist ein wunder schöner Roman mit tollen Charakteren und einer ganz besonderen Landschaft.