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Veröffentlicht am 18.08.2025

Das Buch regt zum Nachdenken an

Eden
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Tobias soll ein Referat halten. Thema: „Das lustige Taschenbuch“. Wie gut, dass seine Mitschülerin Sofie Stenger einen Vater hat, der alle Ausgaben sammelte. In seinem Keller befinden sich unzählige Bücher ...

Tobias soll ein Referat halten. Thema: „Das lustige Taschenbuch“. Wie gut, dass seine Mitschülerin Sofie Stenger einen Vater hat, der alle Ausgaben sammelte. In seinem Keller befinden sich unzählige Bücher rund um Dagobert Duck und seine Verwandtschaft. Herr Stenger hilft beim formulieren des Referats und gibt ihm wertvolle Tipps für den Inhalt. Am Tag des Vortrags beendet Tobias das Referat nicht. War es gut, mittelmäßig oder gar schlecht? Das wurde sofort unwichtig, als er vom Tod Sofies hörte.

"Eden" beschreibt sehr eindringlich, was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Nein, nicht durch Krankheit, sondern durch Terror. Und das, so denke ich, macht den Roman so besonders. Der Autor schreibt zudem aus verschiedenen Perspektiven. Der Vater, der die Hand seiner Tochter hielt, kämpft mit seiner angeblichen Schuld. Der Schulfreund fragt sich, warum er nicht schon viel früher mit ihr befreundet war.

Dass der Autor sich auch mit der Familie des Attentäters befasst, das war für mich außergewöhnlich. Wie mag es Müttern gehen, deren Söhne für den Tod unschuldiger Menschen verantwortlich sind? Das wird niemand nachvollziehen können, der es nicht erlebte.

Trotz einiger Längen gefiel mir das Buch gut. Hin und Wieder war ich verwirrt, weil der Wechsel zwischen den Betroffen häufig übergangslos stattfand. Nicht immer leicht zu lesen aber ein wertvolles Buch, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Nur ein von vielen Tragödien; geschehen im 2. Weltkrieg

Die Verlorene
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Lauras Handy klingelt. Sie meldet sich. Ihre Mutter ruft an und Laura versteht nur Bruchstücke. „Gefallen, Epilepsie, bewusstlos und Krankenhaus“. Sie eilt zur Klinik. Denn bei der Patientin handelt es ...

Lauras Handy klingelt. Sie meldet sich. Ihre Mutter ruft an und Laura versteht nur Bruchstücke. „Gefallen, Epilepsie, bewusstlos und Krankenhaus“. Sie eilt zur Klinik. Denn bei der Patientin handelt es sich um ihre Großmutter Änne. Die hatte wohl einen epileptischen Anfall. Ellen, Lauras Mutter wartet im Krankenhaus auf sie. Was zur Bewusstlosigkeit führte, erfahren die Frauen erst nach und nach. Der erste Hinweis zeigt sich, als Laura die Wohnung ihrer Großmutter betritt. Hier findet sie Schriftstücke, mit denen sie zunächst nichts anfangen kann. Um Licht ins Dunkel zu bringen, muss sie den Heimatort Ännes besuchen. Nur dann, so ist sich Laura sicher, wird sie auf die vielen Fragen über ihre Herkunft Antworten finden.

Schlesien war Heimat etlicher slawischer und germanischer Volksgruppen. Hier lebten Menschen zusammen, deren Muttersprache deutsch war. Mit der Machtergreifung Hitlers änderte sich das Zusammengehörigkeitsgefühl. Gutshöfe wurden geplündert und Bewohner aus ihren Häusern vertrieben. Es gab nur wenige Soldaten, die sich an ihren Auftrag erinnerten und Frauen nicht als willkommenes Objekt der Befriedigung ihrer Lust ansahen.

Die Erzählung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Damals wird das Leben in Schlesien geschildert. Auf dem Gutshof sind Zwangsarbeiter untergebracht und nicht alle fühlen sich hier wohl. Dass es immer mal wieder zu Konflikten zwischen den Menschen kommt, ist wohl normal.

Die Gegenwart ist geprägt von Erinnerungen und der Hoffnung Lauras, dass sie die Geburtsstätte ihrer Großmutter findet. Vielleicht kann sie ebenfalls herausfinden, warum Änne oft so abweisend war. Oder warum sie niemals über ihre Vergangenheit sprach und sogar ihre Tochter darüber im Unklaren ließ.

"Die Verlorene" zeigt, wie die Traumata des Krieges in den künftigen Generationen nachwirken. Nur dann, wenn Kinder und/oder Enkel sich intensiv mit der Historie ihrer Großeltern bzw. Eltern befassen, werden sie erfahren, auf welche Weise sie die Vergangenheit prägt. Dass nicht nur Schlesier aus ihren Häusern vertrieben wurden und nicht wussten, wo sie nach ihrer Flucht leben würden. Dabei waren sie viele Jahre Gutsbesitzer mit Personal auf ihren Anwesen. Niemals hätten sie erwartet, auf welche Weise der Krieg sie ihrer Heimat beraubt.

Das Buch zeugt von umfangreicher Recherche und trotz einiger Längen empfehle ich es ausdrücklich.

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Veröffentlicht am 14.08.2025

Atemlose Spannung bis zum Schluss

Der Trailer
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"Der Trailer" oder Donkerbloem 1, so heißt nicht nur der neueste Thriller von Linus Geschke. Es handelt sich um einen einsamen Campingplatz, der nicht nur Camper beherbergt. Was sich hier regelmäßig abspielt, ...

"Der Trailer" oder Donkerbloem 1, so heißt nicht nur der neueste Thriller von Linus Geschke. Es handelt sich um einen einsamen Campingplatz, der nicht nur Camper beherbergt. Was sich hier regelmäßig abspielt, lässt das Blut in den Adern gefrieren. Die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke wurde aus fadenscheinigen Gründen von ihrem Chef suspendiert. Allerdings nimmt sie an einem Podcast teil, der ungeklärte Kriminalfälle zum Thema hat. Aktuell geht es um den Fall der Studentin Lisa Martin. Die verschwand vor 15 Jahren von einem Campingplatz und das spurlos.

Nachdem nun der Fall nach Jahren erneut an die Öffentlichkeit gelangte, gibt es Spuren, die bisher keine Beachtung fanden. Allerdings häufen sich auch Tötungsdelikte. Zwar ist zunächst nicht erkennbar, dass sie mit Donkerbloem im Zusammenhang stehen, das ändert sich aber rasch. Nachdem Frieda endlich wieder voll arbeiten darf, kniet sie sich in den alten Fall. Zumal es mittlerweile einen Zeugen gibt, der einiges zur Lösung beitragen kann.

Die Bücher von Linus Geschke mag ich sehr. Auch dieses Buch überzeugte durch die abwechslungsreiche Erzählweise. Immer wieder gibt es Momente, dass ich dachte, die Lösung sei zum Greifen nah. Und dann kommt wieder eine unvorhersehbare Wendung. Getoppt wird die Story hier auch durch den Erzähler Richard Barenberg. Seine Art die Stimme den jeweiligen Personen anzupassen, ist gekonnt. Das Hörbuch garantiert spannende und kurzweilige Unterhaltung bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 11.08.2025

Der Schein trügt

Heimat
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Jana, Ende 30, zieht mir ihrem Mann Noah und den beiden Kindern Ella und Luis aufs Land. Sie möchten dem Trubel und dem Lärm der Stadt entfliehen. Jana kündigt ihre Arbeit und freut sich auf die freie ...

Jana, Ende 30, zieht mir ihrem Mann Noah und den beiden Kindern Ella und Luis aufs Land. Sie möchten dem Trubel und dem Lärm der Stadt entfliehen. Jana kündigt ihre Arbeit und freut sich auf die freie Zeit. Als Noah das erfährt, ist er wütend. Er versteht es nicht, da das Geld künftig knapp bemessen ist. Nur ein Versorger scheint ihm zu wenig, zumal Jana schwanger ist. "Heimat" lässt früh erahnen, dass es mit der Ehe nicht zum besten steht.

Jana fühlt sich auf dem Land sehr wohl. Sie lernt Menschen kennen, die bald ihre Freundinnen werden. Mit Karolin versteht sie sich am besten. Sie bewundert, wie sie lebt und mit den Problemen des Alltags umgeht. Aber auch hier, wie bei vielen anderen Familien gilt, dass der Schein oft trügt. Jana lässt sich von Karolin dazu überreden, bei Werbeaktionen für die AfD mitzumachen. Leider wird das Thema nicht vertieft.

Was bringen viele Follower bei Instagram, wenn die Idylle nur gespielt ist? Mit der Zeit schaut Jana hinter die Fassaden und merkt, dass es ihr eigentlich recht gut geht. Die Story plätscherte dahin und ich wartete immer auf den Höhepunkt sowie die Lösung einiger Rätsel. Die kam nicht und das Ende war abrupt. Mir kam es vor als seien der Autorin plötzlich die Ideen ausgegangen. Die Sprecherin Heike Warmuth wiederum gefiel mir sehr gut. Das Hörbuch ist eine digitale Ausgabe und nicht als CD erhältlich.

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Veröffentlicht am 08.08.2025

Auch lange nach dem Krieg hatten Menschen zu kämpfen

Wer ins Licht treten will
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Renate Schwarz verfolgt das Fußballspiel ihres Verlobten und ist völlig aus den Häuschen. Gefangen von seinen Paraden aufs Tor des Gegners kann sie erst nach Minuten nachvollziehen, was unten auf dem Platz ...

Renate Schwarz verfolgt das Fußballspiel ihres Verlobten und ist völlig aus den Häuschen. Gefangen von seinen Paraden aufs Tor des Gegners kann sie erst nach Minuten nachvollziehen, was unten auf dem Platz vor sich geht. Matthias liegt auf dem Rasen und krümmt sich vor Schmerzen. Sofort eilt sie zu ihm und muss dennoch ratlos stehen bleiben. Er wird in die Uniklinik gebracht. Wäre ihr Onkel und Ziehvater nicht bei ihr, um sie zu trösten, sie wäre zusammengebrochen.

Auch der zweite Band um Renate Schwarz gefiel mir gut. Melanie Metzenthin verstand es wieder einmal hervorragend, Fakten und Fiktion zu verknüpfen. Der Krieg war noch in den Köpfen der Hamburger präsent und dazu gehörte auch die Gesinnung der Nationalsozialisten. Es gab zu viele Anhänger Hitlers, die sich ihren „Persilschein“ holten. Sie wollten so weitermachen, wie während des Krieges.

Nur gut, dass es Menschen wie Renate und ihren Onkel gab. Für beide war es nicht leicht, sich gegen die Anfeindungen und Intrigen durchzusetzen. Zum Glück fanden sie in den Verwandten von Matthias Hilfe. "Wer ins Licht treten will" zeigt eindrucksvoll, welchen Kampf nicht nur Frauen ausfechten mussten, damit unser Dasein lebenswert werden und bleiben konnte.

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