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Veröffentlicht am 06.04.2021

"Ich wollte schlau sein, ich wollte Bibliothekarin werden"

Die Bücherfrauen
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Drei Frauen treffen sich zufällig. Nach einem Tornado, der alles zerstörte und selbst vor der Bibliothek nicht hielt. Angelina fuhr in den Ort, um ihre Dissertation über die berühmten
Carnegie-Bibliotheken ...

Drei Frauen treffen sich zufällig. Nach einem Tornado, der alles zerstörte und selbst vor der Bibliothek nicht hielt. Angelina fuhr in den Ort, um ihre Dissertation über die berühmten
Carnegie-Bibliotheken zu beenden, Traci befindet sich auf der Flucht vor ihrem Vermieter und die arme Gayle verlor durch den Tornado alles. Sogar ihren Kilt, der seit Jahrzehnten im Familienbesitz war.

Immer abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Frauen und in der Ich-Perspektive, so schrieb die Autorin „Die Bücherfrauen“. Das machte das Lesen mühsam und führte immer wieder dazu, dass ich abgelenkt wurde. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Immer wieder gibt es auch Seiten aus dem Tagebuch der Großmutter Angelinas zu lesen. Wer eine spannende Geschichte erwartet, der wird enttäuscht. Hier spielen eher zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle. Auch dem Quilten wird in diesem Roman viel Raum gegeben. Gut fand ich hier, dass die Geschichte des Quiltens erzählt wird.

Dass es den Herrn Carnegie tatsächlich gab und der auch wirklich für den Bau von Bibliotheken sorgte, war mir nicht bekannt. Und wieder etwas dazugelernt und auch das gefiel mir an dem Buch. Es gibt einige Längen und der Stil ist eher trocken. Faszinierend sind aber die vielen Hinweise auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten, welche es dann doch lesenswert machen. Im Laufe der Erzählung wird auch klar, warum die Akteure so wurden, wie sie sind. Alle haben traumatische Erlebnisse hinter sich und die Folgen davon lassen sich nicht leugnen.

Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie schon seit einigen Jahren mit den Frauen von Kansas arbeitet. Die erzählten ihre Geschichten und Romalyn Tilghman schrieb sie auf.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Rucksäcke familiärer Erinnerungen

Stauffenberg. Folgen
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Sophie von Bechtholsheim ist die Enkelin des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg. In ihrem Buch „Mein Großvater war kein Attentäter“ beschrieb sie die Beweggründe zum Wunsch nach der Ermordung Hitlers. ...

Sophie von Bechtholsheim ist die Enkelin des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg. In ihrem Buch „Mein Großvater war kein Attentäter“ beschrieb sie die Beweggründe zum Wunsch nach der Ermordung Hitlers. Nein, ihr Großvater war keineswegs ein Attentäter. Er und seine Unterstützer wollten Deutschland retten. Leider misslang der Versuch. „Stauffenberg Folgen“ ist das Resultat der vielen Zuschriften, welche die Autorin nach dem Erscheinen ihres Buches erreichten. Nicht alle Stimmen konnte sie zu Wort kommen lassen. Das musste auch nicht sein. Sie gab allen eine Stimme, die in irgendeiner Weise mit den Vorgängen rund um den 20. Juli 1944 in Verbindung standen.

Alle hier berichteten Andenken haben eins gemeinsam: Sie zeigen den „Rucksack familiärer Erinnerungen“. Dabei ist es lediglich eine unscheinbare Auswahl der vielen Zuschriften, die Sophie erreichten. Dass nicht alle Geschichten in einem Buch erwähnt werden ist logisch. Die Seiten würden den üblichen Rahmen sprengen. In „Stauffenberg Folgen“ gibt es einen „repräsentativen Querschnitt“ aller zu Unrecht verfolgten und ermordeten Menschen. Sie waren Opfer einer Diktatur, die leider erst zu spät als solche erkannt wurde.

Es gibt nur hin und wieder einmal ein Buch, welches mich bis ins Innerste erschüttert. „Stauffenberg Folgen“ ist eins davon. Nicht nur die Tatsache, dass ich als Mutter eines schwerstbehinderten Kindes mit allen litt, die ihren Sonnenschein im Zusammenhang mit der Aktion T4 verloren spielt eine Rolle. Auch die Schilderung der Nichte, welche das Leben ihres Onkels aufarbeiten und ihm nach seinem Gerechtigkeit widerfahren lassen möchte sind erschütternd. Nein, dass auch Obdachlose zur Gruppe des „unwerten Lebens“ zählten, das wusste ich nicht.

Ja, und dann gibt es immer mehr Stimmen, die sich heute einen „kleinen Hitler“ herbeiwünschen. Wie bitte? Geht´s noch? Ich hoffe sehr, dass diese Typen niemals wieder die Oberhand gewinnen.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Beeindruckende Familiengeschichte

Nächstes Jahr in Berlin
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Schon als ich „Goodbye Bukarest“ von Astrid Seeberger las, war ich von ihrer Art des Schreibens beeindruckt. Jetzt folgte also „Nächstes Jahr in Berlin“ und auch dieses Buch las ich mit Betroffenheit. ...

Schon als ich „Goodbye Bukarest“ von Astrid Seeberger las, war ich von ihrer Art des Schreibens beeindruckt. Jetzt folgte also „Nächstes Jahr in Berlin“ und auch dieses Buch las ich mit Betroffenheit. Hier schildert die Autorin das Leben ihrer Mutter. Anlass für dieses Werk war deren Tod und das Erinnern an ihr Leben. Nicht alles war der Tochter bekannt und zuweilen konnte sie kaum nachvollziehen, was ein Bekannter ihrer Mutter zu berichten wusste.

Nein, es ist kein Roman, der sich nebenbei lesen lässt. Dafür ist das Erlebte zu grauenhaft und kaum nachvollziehbar. Was mag in den Köpfen der Täter vorgegangen sein als sie selbst das Töten unschuldiger Kinder billigend in Kauf nahmen? „Nächstes Jahr in Berlin“ ist sehr persönlich geschrieben und lässt sich nicht mit anderen Romanen des Themas vergleichen. Hier gibt es etliche Erlebnisse, die einmalig und einzig als autobiographische Familiengeschichte zu betrachten sind.

Jedoch musste ich beim Lesen immer wieder an meinen Onkel denken. Auch er war Teil der 6. Armee und Opfer der Verhältnisse in Stalingrad. Auch er wurde als Gefangener Russlands viele Jahre von seinen Lieben getrennt und nein, niemand hatte Verständnis für seine Traumata. Das Buch „Nächstes Jahr in Berlin“ zeigt, was Krieg mit Menschen machen kann und in welcher Weise sie ihr Leben lang darunter leiden müssen.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Vermisst in St. Peter-Ording

Nordwesttod
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Anna Wagner ist Kommissarin in München und froh, dass sie die bayerische Landeshauptstadt endlich verlassen darf. Sie freut sich auf den Ortswechsel und auf den neuen Fall. Und dann ist da auch der Ort, ...

Anna Wagner ist Kommissarin in München und froh, dass sie die bayerische Landeshauptstadt endlich verlassen darf. Sie freut sich auf den Ortswechsel und auf den neuen Fall. Und dann ist da auch der Ort, wo sie vor vielen Jahren mit ihren Eltern war: St. Peter-Ording. Ihre aktuelle Aufgabe besteht darin, eine junge Umweltaktivistin zu finden. Der Fall ist heikel, da es sich bei Nina Brechtmann um die Tochter der einflussreichsten Hoteliersfamilie des Ortes handelt. Hendrik Norberg, dem neuen Dienststellenleiter der Schutzpolizei St. Peter-Ordings, passt es zunächst überhaupt nicht, dass plötzlich eine Frau in seiner Abteilung arbeitet. Er hat nämlich private Probleme, die sich auch auf die Arbeit auswirken. Er befürchtet Zwistigkeiten unter den Kollegen und die kann er absolut nicht gebrauchen.

Welch ein tolles Buch, das „Nordwesttod“. Lebendig geschrieben, viele Dialoge und immer wieder Ausflüge rund um den Ort. Der Spannungsbogen ist gleichbleibend stramm gespannt. Es gibt keine Anhäufung von Leichen oder dauerndem Blutvergießen mit zerstückelten Toten. Alle Situationen lassen sich gut nachvollziehen und sind niemals utopisch. Ich hoffe sehr, dass Svea Jensens Bücher oft gelesen werden und sie uns Lesern viele spannende Stunden beschert.

Im Nachwort dankt die Autorin dem Verlag dafür, dass er ihren Roman veröffentlichte. Dem Dank schließe ich mich an. Das Buch ist erfrischend anders als viele aktuellen Krimis und ich erfuhr eine Menge über den Ort an der Nordsee. Und dass es weitere Bände geben wird, das ist schon klar und darauf freue ich mich sehr. Der nächste erscheint übrigens am 25.05.2021.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Die Sünden der Väter

Die Akte Hürtgenwald
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Im Mai 1956 kommt es mal wieder zu einer Explosion, die die Einwohner rund um den Ort Stolberg erschreckt. Ja, sie wissen, dass im Hürtgenwald immer mal wieder Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg zur Explosion ...

Im Mai 1956 kommt es mal wieder zu einer Explosion, die die Einwohner rund um den Ort Stolberg erschreckt. Ja, sie wissen, dass im Hürtgenwald immer mal wieder Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg zur Explosion kommen. Dass dabei Menschen getötet werden, daran werden sie sich nie gewöhnen.

53 Jahre später streitet sich der Kölner Kommissar Straubinger mit einem Kölner Taxifahrer. Das eigentlich harmlose Geplänkel führt zur Suspendierung des Beamten. Den Grund werden „normale“ Bürger rasch erkennen. Der Taxifahrer ist verwandt mit einem „hohen Tier“. Pech für Straubinger, da er nicht nur suspendiert sonder gleichzeitig strafversetzt wird. Er soll künftig Akten in einem Kaff nahe der Stadt Aachen ordnen.

Die Schlacht im Hürtgenwald ist legendär und gilt als schwerster Kampf zwischen der Wehrmacht und den Soldaten der USA. In dem Kriminalroman „Die Akte Hürtgenwald“ geht es genau um dieses Areal. Dabei geht es nicht ausschließlich um den Todesfall aus dem Jahr 1956. Auch im Jahr 2009 wird ein Mann getötet und es deutet alles darauf hin, dass dieser Mord mit den Geschehnissen damals zusammenhängt.

„Die Akte Hürtgenwald“ ist unkompliziert geschrieben und lässt sich gut lesen. Auch wenn für mich schon recht bald klar war, wer die Täter waren, so las ich dennoch gerne weiter. Spannend ist hier nämlich, wie die Ermittler den Mördern auf die Schliche kommen. Das ist gar nicht so einfach und interessant zu lesen. Mir gefiel ebenfalls, dass der Autor die Ereignisse rund um den Hürtgenwald beschreibt und auch die „Altlasten“ der Region nicht vergisst.

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