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Veröffentlicht am 03.03.2021

"Persönliche Freiheit hört da auf, wo sie andere betrifft"

Die Frau von Montparnasse
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Simone de Beauvoir ist „Die Frau von Montparnasse“. Sie lebt in Paris und lässt sich ihr Leben nicht von geltenden Moralvorstellungen diktieren. Sie studiert und an der Uni begegnet sie Sartre. Die beiden ...

Simone de Beauvoir ist „Die Frau von Montparnasse“. Sie lebt in Paris und lässt sich ihr Leben nicht von geltenden Moralvorstellungen diktieren. Sie studiert und an der Uni begegnet sie Sartre. Die beiden werden ein Liebespaar und schließen einen Pakt. Sie lassen dem anderen jede Freiheit und werden nie heiraten. Sexuelle Freiheit war für Simone und Sartre wichtig und das zu einer Zeit, die noch von verbohrten Grundsätzen gefangen war.

Die Autorin Caroline Bernard kannte ich bereits durch ihren Roman über Frida Kahlo, der mir sehr gut gefiel. „Die Frau von Montparnasse“ unterscheidet sich aber sehr davon. Hier schreibt sie über ihr großes Vorbild Beauvoir und dabei wird ihr Blick meiner Meinung nach zu sehr eingeschränkt. Das Buch berichtet vom Leben der Philosophin in großer Ausführlichkeit, wobei hier weniger wohl mehr gewesen wäre. Es fehlt mir die Ausgeglichenheit. Nicht auf der einen Seite viele Kapitel zum Befinden von Simone und auf der anderen dann ein Hinweghuschen über die wichtigen Ereignisse der Jahre. Diese prägten doch auch die Philosophen, Dichter und Denker, die sich in Paris trafen.

Frau Bernard recherchierte gründlich und ich empfand es als Hommage an ihr Idol. Es war eine schwierige Zeit und das ist in dem Buch gut dargestellt. Davon hätte ich aber gerne mehr gelesen als über die Amouren der Hauptperson. Vier Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich aber gerne.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Ein grandioses Werk von Herrn Hardinghaus

Ferdinand Sauerbruch und die Charité
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Ferdinand Sauerbruchs Bild in der Öffentlichkeit, hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Er soll angeblich Sympathisant, ja sogar Verbündeter der Nationalsozialisten gewesen sein. Für sein Buch „Ferdinand ...

Ferdinand Sauerbruchs Bild in der Öffentlichkeit, hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Er soll angeblich Sympathisant, ja sogar Verbündeter der Nationalsozialisten gewesen sein. Für sein Buch „Ferdinand Sauerbruch und die Charité“ recherchierte der Autor Hardinghaus und fand Quellen, die noch in keinem Buch erwähnt wurden. Dazu gehört auch das Tagebuch von Adolphe Jung, dessen Aufzeichnungen erst vor kurzem veröffentlicht wurden. Hier gibt es etliche Fakten über Herrn Sauerbruch, die unbekannt waren. Was dabei herauskam, steht in diesem Buch geschrieben. Unter anderem, dass er Mitglied einer Widerstandsgruppe war und vielen Juden half. Auch über das Attentat Stauffenbergs und seiner Mitstreiter war er umfassend informiert. Es ist also zwingend erforderlich, dass die öffentliche Meinung über Sauerbruch und seinen angeblichen Sympathien zu den Nazis, neu bewertet und er selbst rehabilitiert wird.

Was ich an Christian Hardinghaus so schätze ist, dass er sich nicht verbiegen lässt. Er recherchiert sehr intensiv und schreibt das, was er an Fakten vorzeigen kann. Dabei wagt er sich an Themen heran, die oft nicht der Meinung einer breiten Öffentlichkeit entsprechen. Das nahmen auch die Macher der zweiten Staffel der „Charité“ als Grundlage für ihre Veröffentlichung. Hier wird klar gezeigt, was auch in „Ferdinand Sauerbruch und die Charité“ zum Ausdruck kommt.

Der Autor Hardinghaus schreibt abwechslungsreich und lebendig. Klar zu erkennen ist auf jeden Fall, dass Herr Sauerbruch kein „Naziversteher“ oder Mitläufer war. Das Gegenteil ist richtig und im Nachwort schreibt der Autor noch einmal ausdrücklich, wie falsch etliche Veröffentlichungen in den Medien sind. Im Nachwort schreibt Herr Hardinghaus unter anderem über sein Treffen mit Sohn und Schwiegertochter des Arztes Adolphe Jung. Sein Tagebuch war eine Hauptquelle dieses Buches. Weitere Angaben von Quellen finden Sie am Schluss des Buches. Auch Anmerkungen zu den Fußnoten sowie ein Namensregister gibt es hier. Und dann folgt eine Leseprobe zum Buch „Die Spionin der Charité“, welches ebenfalls im Europaverlag erschien. Auch dieses Werk von Herrn Hardinghaus empfehle ich ausdrücklich. Es ist ebenfalls ein Buch wider das Vergessen.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Das Buch sollte jeder lesen

Wie ich überlebte
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Dawit „diktiert“ in „Wie ich überlebte“ seine Geschichte in die Feder von Karin Petran. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder verlässt er die Heimat Äthiopien und beide möchten sich in Eritrea eine Existenz ...

Dawit „diktiert“ in „Wie ich überlebte“ seine Geschichte in die Feder von Karin Petran. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder verlässt er die Heimat Äthiopien und beide möchten sich in Eritrea eine Existenz aufbauen. Die Flucht Dawits ist keineswegs ein „Spaziergang“ und bis heute kann er seine Traumata nicht vergessen.

Karin Petran unterrichtete Flüchtlinge in Deutscher Sprache und war von den Berichten Dawits so ergriffen, dass sie gemeinsam mit ihm dieses Buch erarbeitete. Es dauerte drei Jahre, bis es veröffentlicht werden konnte. Zu diesem Zweck trafen sich Frau Petran und Dawit an jedem Freitag und das Ergebnis ihrer Gespräche kann sich durchaus sehen lassen.

Als Frau Merkel im Jahr 2015 beschloss, die Grenzen zu öffnen und den Satz sprach: „Wir schaffen das, gab es viele negative Meinungen in der Öffentlichkeit.“ Das machte aber überhaupt nichts, da die Ansichten und Hilfen der „Gutmenschen“ überwogen. In diesem Buch „Wie ich überlebte“ erfährt der Leser nun hautnah, warum Menschen flüchten. Nein, sie sind keineswegs auf der Suche nach einem Land, wo ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Sie nehmen sogar Todesgefahren auf sich, damit sie zum Beispiel einem Regime entkommen, welches von grauenhaften Diktatoren beherrscht wird.

Dawit erzählt von den Gefahren in Libyen, auf schwankenden Schlauchbooten und der Raffgier von Schleppern. Aber das Buch ist keineswegs voll von negativen Erlebnissen. Für Dawit gab es viele Menschen, die ihm bei seiner Flucht halfen und auch sein Ankommen in Deutschland unterstützten. Wie gut, dass es immer wieder Menschen gibt, die empathisch sind und sich nicht vor einer anderen Hautfarbe fürchten. Das Buch ist eine Bereicherung für jeden, der sich nicht scheut, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Wer Todesgefahren auf sich nimmt, der ist weder faul noch erpicht auf die „Vorzüge“ unseres Sozialstaates.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Auch ohne Erfahrung zum Erfolg

Homefarming
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Judith Rakers ist nicht gerade durch ihr Engagement im Gemüseanbau bekannt. Umso erstaunte es mich als ich das Buch „Homefarming“ sah, welches von ihr geschrieben wurde. Sie ist Neuling und in ihrer grünen ...

Judith Rakers ist nicht gerade durch ihr Engagement im Gemüseanbau bekannt. Umso erstaunte es mich als ich das Buch „Homefarming“ sah, welches von ihr geschrieben wurde. Sie ist Neuling und in ihrer grünen Oase konnten sich bereits etliche Gemüsesorten, Hühner und Obstbäume einleben. Frau Rakers schreibt, wie sie anfing, ihren Garten zu planen und dann die Beete anlegte. Sie berichtet von Fehlern und Erfolgserlebnissen und möchte mit ihrem Buch nur eins: Mut machen.

Vor vielen Jahren lernte ich den Beruf des Gärtners und er hat noch nichts an seiner Faszination verloren. Voller Entdeckerfreude begab ich mich auf die Reise in Frau Rakers Garten. Und was soll ich sagen? Ich bin beeindruckt. Die Autorin schreibt ohne Schnörkel und Drumherum, was der Anfänger (und Fortgeschrittene) beim Anlegen eines Gemüsegartens beachten sollte. Sie erklärt, welche Erde gut ist, wo sich die vielen Angebote unterscheiden und wie ein Maulwurf zum Gartenbaugehilfen werden kann. Viele weitere Tipps und Tricks zum Gemüseanbau gibt es noch, die werden aber jetzt nicht verraten. Es spielt auch keine Rolle, ob Sie einen großen Schrebergarten, eine Terrasse oder einen kleinen Balkon Ihr Eigen nennen. Für alle hat Frau Rakers gute Vorschläge zum „Homefarming“ in Petto.

Später kommen dann noch Ratschläge zum Halten von Hühnern dazu. Abgerundet wird dieses informative Buch durch Rezepte, die leicht nachzukochen sind. Aber auch die schönen Fotos bereichern die Lektüre. Ein gelungenes Buch und das keineswegs nur für Menschen, die sich erst jetzt zum Gemüseanbau entschlossen.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Zweifeln darf jeder, auch ein Mönch

Aus der Mitte des Sees
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Lukas ist fast 40 Jahre alt und lebt in einem Kloster. Nachdem sein Freund dieses verließ und eine Familie gründete, denkt auch er über den Sinn und Zweck seines Klosterlebens nach. Seine Gedanken gehen ...

Lukas ist fast 40 Jahre alt und lebt in einem Kloster. Nachdem sein Freund dieses verließ und eine Familie gründete, denkt auch er über den Sinn und Zweck seines Klosterlebens nach. Seine Gedanken gehen immer mal wieder in die Vergangenheit. Aber auch die Gegenwart bringt ihn zum Straucheln. Eine junge Frau, die Sarah, besucht das Kloster und Lukas empfindet für sie mehr als nur Freundschaft. Wie wird er sich entscheiden und welche Begründung gibt es dafür?

„Aus der Mitte des Sees“ beschreibt eine Benediktinerabtei, die ich rasch erkannte. Es ist das Kloster Maria Laach, wo der Autor Moritz Heger schon einige Wochen der Erholung verleben durfte. Dass der See dem Mönch Lukas hilft, seine Gedanken zu ordnen, kann ich sehr gut verstehen. Er nimmt es nicht leicht, dass sein Freund das Kloster verließ und eine Familie gründete. Lukas wendet sich in dem Buch an Julia, die Frau des Freundes und später an ihn selbst. Er ist seit 16 Jahren im Kloster und immer mal wieder denkt er über sein beschütztes Leben nach. Und wenn dann auch noch junge Leute zur Erholung in die Gästezimmer einziehen, sucht er den Kontakt mit ihnen.

In der heutigen Zeit haben Klöster wohl alle mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Wer hier als junger Mann eintritt, wird gute Gründe für seinen Entschluss haben. Das zeigt auch der Roman
„Aus der Mitte des Sees“. Und nicht nur das macht das Buch so wertvoll. Es sind die Weisheiten des Autors, welche nicht nur positive Eindrücke des Klosterlebens zulassen. Hier kommt auch Kritik zum Ausdruck, es wird also nicht nur schwarz oder weiß geschildert. Obwohl mir
„Aus der Mitte des Sees“ gut gefiel, kritisiere ich, dass es keinen roten Faden gibt. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen den Menschen und den Orten. Das Ende gefällt mir ebenfalls nicht so richtig, da es einige Fragen offen lässt. Aber vier Sterne gebe ich und eine Leseempfehlung dazu, weil doch viele Denkanstöße vermittelt werden.

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