tolle Spannung, aber DER Twist war nicht ganz meins
LAKE – Das Haus am dunklen UferInhalt:
Schauspielerin Casey Fletcher hat einen schweren Verlust erlitten, außerdem ist ihre Karriere am Nullpunkt. Um wieder auf die Füße zu kommen, zieht sie sich in ihr Haus am Lake Greene in Vermont ...
Inhalt:
Schauspielerin Casey Fletcher hat einen schweren Verlust erlitten, außerdem ist ihre Karriere am Nullpunkt. Um wieder auf die Füße zu kommen, zieht sie sich in ihr Haus am Lake Greene in Vermont zurück. Hier gibt es nichts als Natur, Ruhe und Stille. Das ist nicht leicht auszuhalten, deshalb greift sie immer häufiger zum Bourbon – und zu einem Fernglas. Damit beobachtet sie nicht etwa Vögel, sondern das Paar auf der gegenüberliegenden Seeseite.
Katherine und Tom scheinen eine perfekte Ehe zu führen, doch schon bald bemerkt Casey, dass die Fassade bröckelt. Als Katherine kurz darauf spurlos verschwindet, ist Casey höchst alarmiert und bald überzeugt, dass Tom seiner Frau etwas angetan hat …
Meinung:
Ich habe schon oft zu einem Buch von Riley Sager greifen wollen und doch war Lake das erste, was ich von ihm gelesen habe. Hier hat mich der Klappentext sofort gecatcht, es klingt wie „das Fenster zum Hof“ oder „Disturbia“, beide mag ich total.
Oft habe ich in Rezensionen gelesen, dass seine Thriller eher ruhig anfangen und einem dann den Atem rauben. Und genau so fühlte es sich für mich an. Es ging ziemlich gemächlich los, wir lernen Casey kennen und gerade in der ersten Hälfte wird ihre Alkoholsucht sehr stark dargestellt. Es gibt kaum eine Seite, wo sie nicht an Bourbon denkt oder ihn trinkt. Das gefällt vielleicht nicht jedem, aber ich empfand es als sehr realistisch umgesetzt, denn das macht die Krankheit ja aus. Allerdings wusste ich nie so ganz, wie glaubwürdig sie als Prota war. Das Geschehen ist ausschließlich in ihrer PoV erzählt und öfter hinterfragte sie sich selbst, ob sie Dinge nun gesehen hatte, oder es nur ihr Alkoholrausch war. Der Lake Greene als Setting brachte eine unfassbar tolle, dichte und auch düstere Atmosphäre. Es gibt nur wenige Nebenfiguren, einmal Katherine und Tom von gegenüber, die sie beginnt zu beobachten, einen älteren Nachbarn, der wie ein Großvater zu ihr steht und den ich total mochte und noch Boone, der für den Sommer im Haus nebenan wohnt. Die Figuren blieben leider etwas blass, aber das ist mir während des Lesens gar nicht aufgefallen, erst jetzt, beim Drübernachdenken. Auch ihre Familie hält sie sehr auf Abstand, man merkt deutlich, wie die Alkoholsucht Casey seit dem Tod ihres Mannes verändert hat.
Sager bringt von Anfang an eine unterschwellige Grundspannung rein, das Geschehen spielt einmal im Jetzt und Großteils im Damals, was mich – trotz der ruhigen ersten Hälfte – einfach fesselte. Ich hatte, durch ein paar geschickt platzierte Nebensätze, eine Theorie im Kopf, die dann tatsächlich ein großer Punkt wurde. Nur das Wie hätte ich nicht erwartet.
Nach gut der Hälfte legte Sager dann an Tempo zu, es folgten rasante Wendungen, Enthüllung folgte Enthüllung. An dieser Stelle habe ich das Buch als Highlight gesehen. Doch dann kam wohl einer der berüchtigsten Twists, die ich kenne und ich glaube, ich habe eine gute Minute sprachlos auf die Seite gestarrt. Allerdings hat mir diese Plotrichtung persönlich nicht ganz gefallen, es passte nicht so zu dem bis hier sehr klaren Thriller. Ich bewundere Riley Sager wirklich dafür, dass er diese Wendung eingeschlagen hat, meins war es leider nicht ganz. Allerdings wurde mein loser Faden (von dem ich dachte „gut, passt jetzt wohl nicht mehr rein“) wieder aufgegriffen und Leute: dieser Twist hat mich echt unvorbereitet erwischt und gefiel mir sehr.
Fazit:
Ich bin wirklich zwiegespalten, was meine Gesamtmeinung angeht. Das Buch hat mich ganz klar gefesselt, der ruhige Anfang machte nichts und Riley Sager ist ein Meister darin, einen mit Twists kalt zu erwischen. Leider war die Auflösung einfach nicht meins, aber Spaß gemacht hat das Buch auf alle Fälle.