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Veröffentlicht am 23.08.2020

Perfider Thriller mit außergewöhnlichem Erzählstil

Asklepios
1

Asklepios heißt der Thriller von Charlotte Charonne und trägt damit den Namen des Gottes der Heilkunst. Ich war sehr gespannt, was der Gott der Heilkunst in einem Thriller zu schaffen hatte. Im Prolog ...

Asklepios heißt der Thriller von Charlotte Charonne und trägt damit den Namen des Gottes der Heilkunst. Ich war sehr gespannt, was der Gott der Heilkunst in einem Thriller zu schaffen hatte. Im Prolog erfahre ich erste Hinweise zu dem Geschehen, das mich im Buch erwarten wird.









Der Thriller ist neben Prolog und Epilog in drei Abschnitte eingeteilt.

Im ersten Abschnitt lerne ich Emma und ihre Familie kennen.
Emma ist 5 Jahre alt und ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen. Ihre Eltern und ihre Oma kümmern sich liebevoll um sie. Eine echte Bilderbuchfamilie. Dank ihrer freundlichen und unkomplizierten Art habe ich sie alle gleich ins Herz geschlossen. Als Emma entführt und später tot aufgefunden wird, stimmte auch mich das Geschehen betroffen und traurig.

Nachdenklich und der anfänglichen Euphorie beraubt, war ich froh um den harten Schnitt der mich zum zweiten Teil des Buches führte. Ich konnte durchatmen und mich für das kommende Geschehen, 15 Jahre später, wappnen.

15 Jahre später ist Emma immer noch tot; der Täter hingegen auf freiem Fuß. Während der Mörder zurück in sein Elternhaus zieht und seinen Auflagen Folge leistet, tritt Asklepios auf den Plan.

Nie war der Grat schmaler zwischen Heilung und Wahnsinn. Mir stellen sich Fragen nach dem Therapieverlauf und nach dem Erfolg. Und manchmal auch, ob es gesund ist, Gott zu spielen. - Und wer sich wann dafür hält. All diese Fragen werden im dritten, abschließenden Teil beantwortet werden wollen.



Mit Asklepios erlebe ich einen ganz außergewöhnlichen Thriller. Die Geschichte wird mit einem amüsierten Lächeln erzählt. Der lockere, manchmal kindlich anmutende, Erzählstil passt sehr gut zu der 5jährigen Emma und die Erlebnisse um die jungen Mädchen der Nebencharaktere.



"Mozart hatte es sich auf seinem Hundekissen ebenfalls bequem gemacht. Mit dem Kopf auf den Pfoten begaffte er die Besucher, als wären sie Suppenknochen, die es zu bewachen galt." - Seite 119



Wachsam verfolge ich das Geschehen. Im Plauderton bekomme ich in kurzen Kapiteln erzählt, was das Ermittlerteam um Spike und Ruby auf die Beine stellt, um den Mörder wieder aufzufinden. Auch das Privatleben der Ermittler ist wunderbar eingebunden, so dass die Charaktere lebendig wirken und eine authentische Handlung nachvollziehbar wird.

In weiteren Kapiteln werde ich über den Verbleib des Mörders und Asklepios auf dem Laufenden gehalten. Die Geschichte spitzt sich immer mehr zu.

Selbst in den hochspannenden Momenten spart Charlotte Charonne nicht an ihrem spitzbübischen Erzählstil. Zum Ende der Geschichte wäre ich manches Mal lieber der Hochspannung erlegen, statt durch wunderbar bildhafte Beschreibungen wieder ins Schmunzeln zu geraten. Die Spannung zieht darauf jedoch gleich wieder an, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag und unbedingt erfahren muss, wie es für alle Parteien ausgeht.

Ein toller Thriller mit einer klugen Handlung und einem außergewöhnlich fröhlichen Erzählstil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2020

Ein großer historischer Moment mit beeindruckenden Charakteren

Die Kinder von Nebra
1

Die Kinder von Nebra
Historischer Roman
Bastei Lübbe
Autor: Ulf Schiewe
ISBN 978-3-7857-2675-4
620 Seiten







Die Kinder von Nebra ist ein historischer Roman und spielt in der Bronzezeit etwa 2000 Jahre ...

Die Kinder von Nebra
Historischer Roman
Bastei Lübbe
Autor: Ulf Schiewe
ISBN 978-3-7857-2675-4
620 Seiten







Die Kinder von Nebra ist ein historischer Roman und spielt in der Bronzezeit etwa 2000 Jahre vor Christi. In dem Roman erlebe ich mit, wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra entsteht. Diese Himmelsscheibe gibt es tatsächlich. Um diese Himmelsscheibe und um deren mögliche Bedeutung handelt die fiktive Geschichte.



Das Geschehen mag rund 4000 Jahre her sein, doch die Sprache, die in dem Roman verwandt wird, ist modern und umgangssprachlich, so dass ich der Geschichte - trotz unbekannter, fremder Namen und neuer Gottheiten - leicht folgen kann.

Mir ist vor allem die Protagonistin Rana ans Herz gewachsen. In ihrem jugendlichen Alter muss sie schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und drückt sich zunächst vor einer für sie folgenschweren Entscheidung: wird sie Priesterin der Destarte werden und ihre Mutter ablösen? Herdis hat ihr alles beigebracht und hofft nun inständig darauf, dass ihre Tochter das Amt übernehmen wird. Währenddessen schmiedet ihr Vater nicht nur eigene Pläne, sondern arbeitet mit Hochdruck und im Geheimen an der Himmelsscheibe. Das Wissen, das sie vermitteln wird, soll von großer Bedeutung sein und seinem Besitzer zur Macht verhelfen. Doch lange kann Vater Utrik das Wissen innerhalb der Familie nicht für sich behalten. Ich kann es der ungestümen Rana nicht verdenken, dass sie bezüglich der Himmelsscheibe ganz eigene Vorstellungen hat und ihre Ziele verfolgen will.

Ulf Schiewe hat mit Die Kinder von Nebra eine historische Geschichte geschrieben, die Spaß macht, mit Wissen beeindruckt und bildlich das Geschehen vermittelt. Ich sehe die Wälder, das hohe Gras und die Charaktere. Nicht, weil alles detailliert beschrieben ist, sondern weil die Geschichte ein Herz hat. Es ist das Gefühl, das Empfinden, das Ulf Schiewe beim Lesen transportiert. Das macht die Geschichte so besonders. Ich kann sie mit dem Herzen sehen.

Anfangs begegnete ich der Geschichte mit Respekt. Es waren so viele neue Namen, neue Begebenheiten, unbekannte Gottheiten, nie gehörte Städtenamen - und doch fand ich leicht Zugang zur Geschichte. Ehe ich mich versah, war ich mitten in der Geschichte und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Zum Ende der Geschichte hätte ich mir gewünscht, das Lesetempo zu drosseln, damit das Buch nicht so schnell ausgelesen ist. Doch da zog die Spannung noch einmal richtig an und ich konnte mich dem Geschehen nicht mehr entziehen. Ich bin von dieser Geschichte so begeistert, dass - obwohl sie durchaus abgeschlossen ist - ich mir eine Fortsetzung wünsche. Ich möchte diese Charaktere, die mir im Verlauf der Geschichte ans Herz gewachsen sind, weiter begleiten. Ich möchte erleben, was sie erleben. Es interessiert mich. Und nun, da ich sie kennengelernt habe, geht es mich auch etwas an.

Im Buch finden sich neben der Geschichte noch Anmerkungen des Autors, ein Personenverzeichnis, die Götter und die Klans sowie ein Glossar. Und im Buchdeckel befindet sich noch ein Karte mit den Ortsnamen und ihrer heutigen Entsprechung. Wer sich für das Hörbuch entscheidet und jetzt gerade neugierig geworden ist: auf der Internetseite des Autors ist das auch noch einmal alles aufbereitet.


Fazit

Dieses Buch ist für alle, die sich für historische Dokumente und fiktive Geschichten darum begeistern können. Die Himmelsscheibe von Nebra ist seit 2013 Bestandteil des Weltdokumentenerbe der UNESCO. Und diese Geschichte ist so lebendig erzählt, dass sie wahr sein könnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2019

Der stumme Zeuge

Der siebte Schrei
1

Der siebte Schrei
Thriller
Bastei Lübbe AG
Autorin: Linda Budinger
ISBN 978-3-7325-6699-0
274 Seiten
erschienen am 1. Oktober 2019







Inhalt und Personen

Deacon "Dean" Hamilton bekommt eine Chance ...

Der siebte Schrei
Thriller
Bastei Lübbe AG
Autorin: Linda Budinger
ISBN 978-3-7325-6699-0
274 Seiten
erschienen am 1. Oktober 2019







Inhalt und Personen

Deacon "Dean" Hamilton bekommt eine Chance erneut als Ermittler tätig zu werden. Ein reiner Schreibtischjob ist für den Special Agent des FBI natürlich nichts, und da er einst sehr gute Arbeit geleistet hatte, bekommt er die Gelegenheit sich um einen sogenannten Cold Case zu kümmern und zu ermitteln. Sein damaliger Partner Miles Nash ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen. An die Einzelheiten kann Dean sich nicht mehr entsinnen. Und derart traumatisiert kann Dean derzeit nicht in seinem ehemaligen Tätigkeitsbereich arbeiten.




Der Fall, den Dean bearbeiten darf, wird eilig, als der damalige Täter nun wieder einen Jungen entführt hat. Es handelt sich um den 10jährigen Gabriel Konic und die Zeit wird schnell knapp.
Sechs Jungen waren in den Jahren zuvor entführt und fünf dieser Jungen jeweils eine Woche später getötet aufgefunden worden. Der sechste Junge, der 9jährige Steve Wells, konnte entkommen.
Die Ermittlungen führen Dean zur Appaloosa Angels Ranch, auf der sich Steve zu Therapiezwecken aufhält.
Eine Befragung gestaltet sich schwierig, da Steve nicht nur noch traumatisiert ist, sondern auch stumm. Steve leidet von Geburt an unter Synechie, die in seinem Fall einen totalen Stimmverlust zur Folge hat. Doch mit viel Empathie und der Hilfe von Marina, die die Appaloosa Angels Ranch führt und mit den Kindern arbeitet, gelingt es Dean, zu Steve vorzudringen und mittels Gebärdensprache zu verstehen.



Meine Meinung

Mit Der siebte Schrei ist Linda Budinger ein atemberaubender Thriller gelungen. In verschiedenen Erzählebenen erfahre ich als Leser die Geschichte von verschiedenen Seiten. Da sind zum Einen die Hintergründe, die zu Special Agent Deans Trauma führten. Ich lerne den Mörder kennen, der hier als Ich-Erzähler eine ungewöhnliche Nähe aufbaut und erfahre mehr über das Leben mit Handicap. Bei den Erzählungen um Steve steigt meine Aufmerksamkeit und ich reagiere sensibel. Bei den Erzählungen des Täters sind meine Sinne geschärft und ich warte darauf, dass er einen Fehler macht und sich zu erkennen gibt.
Die Geschichte ist spannend erzählt und die Eindrücke sehr lebendig nachzuvollziehen. Dabei setzt die Autorin gekonnt Entspannungsszenen ein, in dem sie mich zwischendurch durch Unerwartetes auflachen lässt. Die Bemerkungen wirken ungekünstelt und natürlich. Anschließend kann ich mich wieder dem spannenden Geschehen widmen.

"Mann, der Typ hatte einen schon totgequatscht, ehe man es selbst mitkriegte." - Seite 162

Der Erzählstil ist der jeweiligen Ebene geschickt angepasst, so dass ich stets authentisch unterhalten werde. Das passt super zu den jeweiligen Charakteren und rundet die dargestellte Person ab, so dass ein stimmiges Bild erzeugt wird.

"Ich jedoch sehe die nachfolgende Welle zarte Nachbilder in Orchideenrosa hervorbringen. Drei, vier Linien schlängeln sich wie Schleifenbänder umeinander. Beruhigende Formen füllen mein geistiges Refugium, in das niemand eindringen und in dem keiner Forderungen an mich stellen kann." - Seite 163

Ich habe die Geschichte gern gelesen und habe ein ums andere Mal den Atem angehalten, wenn die Spannung sich wieder zuspitzte. Ein hervorragender Thriller, bei dem ich hoffe, dass es der erste Band einer Serie um Deacon "Dean" Hamilton wird.


Fazit

Wer gern Thriller liest, wird von Der siebte Schrei begeistert sein. Eine absolute Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.09.2019

Unterhaltsam und intelligent - ein wahrer Drahtseilakt für die eigenen Empfindungen

Melmoth
1

Melmoth
Roman
Eichborn Verlag
in der Bastei Lübbe AG
Autorin: Sarah Perry
ISBN 978-3-8479-0664-3
336 Seiten




Inhalt und Personen

Sarah Perry hat sich einen der besten englischsprachigen Werke der schwarzen ...

Melmoth
Roman
Eichborn Verlag
in der Bastei Lübbe AG
Autorin: Sarah Perry
ISBN 978-3-8479-0664-3
336 Seiten




Inhalt und Personen

Sarah Perry hat sich einen der besten englischsprachigen Werke der schwarzen Romantik vorgenommen: Melmoth the Wanderer von Charles Robert Maturin.
In ihrer Adaption ist Melmoth eine Frauengestalt, die sich sozusagen an die Fersen derjenigen zu heften scheint, die durch eine vermeintlich schlimme Tat ein schlechtes Gewissen hegen.




Protagonistin - neben Melmoth - ist in diesem Roman Helen Franklin. Helen Franklin ist 42 Jahre alt, als Übersetzerin tätig, und lebt, als hätte sie ihr Leben bereits verwirkt. Sie gönnt sich keine Freude, kein Wohlbefinden. Einzig ihre Freunde Karel und Thea bringen gelegentlich Abwechslung in ihr Leben. Helens Leben ändert sich, als sie Karels jüngst geerbtes Manuskript zum Lesen erhält. Immer wieder fragt sich Helen, wieviel Wahrheit in diesen Aufzeichnungen steckt und immer mehr spürt sie die Last ihrer Vergangenheit.


Meine Meinung

Mit Melmoth erlebt für mich der englische Schauerroman ein Comeback. Angelehnt an die 1820 erschienene Geschichte Melmoth the Wanderer erzählt Melmoth die Geschichte einer Frau, einer einsamen Zeugin der Greueltaten dieser Welt. Während Melmoth the Wanderer um seinen Wissensdurst zu stillen einen Pakt mit dem Teufel schloss auf der Welt umherwandert um jemanden zu suchen, der seinen Platz einnimmt und schließlich seine Seele rettet, sucht die Melmoth aus Sarah Perrys Geschichte eine Begleitung auf ihrer einsamen Wanderung.

Sarah Perry spielt in Melmoth mit den Gewissensbissen, dem schlechten Gewissen, mit dem der Mensch sich im Laufe der Jahre meist seit Kindheitstagen oder früher Jugend plagt.
Kleine wie große Sünden werden thematisiert und im Laufe der Geschichte durch das Manuskript, das Helen zu lesen erhält, verdeutlicht und bildhaft dargestellt. Melmoth regt dazu an, sich mit seinem eigenen Gewissen auseinanderzusetzen. Was ist wahr? Was vielleicht im Laufe der Zeit übertrieben oder verblasst? Melmoth regt außerdem dazu an, genauer hinzusehen. Selbst Zeuge zu werden und zu handeln.

"Aber Helen lässt sich nicht täuschen, hat sie nie - die böhmischen Genüsse sind nichts für sie. Nie stand sie vor dem Glockenspiel der Astronomischen Uhr, deren Erbauer man die Augen ausstach, damit er der Stadt keine Schande machen und anderswo eine noch bessere Uhr bauen konnte; sie hat auch noch nie Geld für eine Matrjoschka im Scharlachrot der englischen Fußballnationalmannschaft ausgegeben oder in aller Ruhe den Sonnenuntergang über der Moldau bewundert. Sie ist hier im Exil, denn sie hat sich eines Verbrechens schuldig gemacht, für das es, wie sie fürchtet, keine angemessene Wiedergutmachung gibt; und jetzt verbüßt sie bereitwillig ihre lebenslange Strafe, die sie sich als ihre eigene Anklägerin und Richterin auferlegt hat." - Seite 15


Die Geschichte um Melmoth ist intelligent und unterhaltsam erzählt. Die Ursache des Schreckens - der Darstellung der eigenen Schuld - ist bildlich dargestellt, lässt aber über Melmoth die notwendige Distanz spüren.

"Doch Alice wich und wankte nicht und sagte, es sei besser, die Flammen für wenige Stunden zu ertragen als bis in alle Ewigkeit." - Seite 113

Sarah Perry arbeitet in dem Buch mit zum Teil langen und aufzählungsreichen Sätzen. Diese lese ich mit Bedacht, um nichts zu verpassen. Die Geschichte an sich ist flüssig erzählt, auch wenn es zu einem - angekündigten - Wechsel des Ortes und der Personen kommt.

Melmoth ist eine fiktive Geschichte, die gut recherchiert auf geschichtliche Details verweist. Das macht das Buch für mich sehr spannend. Unterhaltsam werde ich immer wieder auf neue Begebenheiten verwiesen, die teils in gut ausgearbeiteten Fußnoten erklärt werden. Melmoth lässt sich aber auch als spannender Unterhaltungsroman lesen, ohne auf diese Details näher eingehen zu müssen. Und doch ist Melmoth keine leichte Kost.

Mir imponiert der Wechsel zwischen dem Verständnis tiefer Empfindungen und dem Versuch der Charaktere, darüber erhaben hinwegzugehen. Ein wahrer Drahtseilakt auch für meine Empfindung beim Lesen.


Fazit

Ein Buch für alle, die sich mit ihrem Gewissen und dem Wissen darum auseinandersetzen. Dazu ein unterhaltsamer und zudem informativer und gut recherchierter Schauerroman.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Raffinierter Thriller

Der Schatten
1

Der Schatten
Thriller
btb Verlag
der Random House Gruppe
Autorin: Melanie Raabe
erschienen am 23. Juli 2018
ISBN 978-3-442-75752-7
416 Seiten


Inhalt und Personen

Norah, 35 Jahre alt, Journalistin, verlässt ...

Der Schatten
Thriller
btb Verlag
der Random House Gruppe
Autorin: Melanie Raabe
erschienen am 23. Juli 2018
ISBN 978-3-442-75752-7
416 Seiten


Inhalt und Personen

Norah, 35 Jahre alt, Journalistin, verlässt nach einer Katastrophe, wie sie es selbst nennt, ihren Lebensgefährten Alex und bricht in Berlin so ziemlich alle Kontakte ab um in München neu durchzustarten. Doch so richtig angekommen fühlt sie sich zunächst nicht. Zu den neuen Kollegen hält sie Abstand und ihre alten Freunde haben auch nicht ständig Zeit für sie. So kniet sie sich in die Arbeit und verfolgt ein Projekt, dass sie schon in Berlin gern vorangetrieben hätte: sie erarbeitet eine Reportage über die Menschen, die auf der Straße leben.
Noch bevor Norah dieses Vorhaben in die Tat umsetzt, wird sie von einer alten Frau, einer Bettlerin, angesprochen.

"Du bringst den Tod", sagte die Frau - Seite 21

Und die Bettlerin konkretisiert daraufhin sogar, was sich in naher Zukunft abspielen wird.

"Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund." - Seite 22

Arthur Grimm. Diesen Namen, da ist Norah sich sicher, hat sie nie zuvor gehört. Warum sollte sie einen wildfremden Menschen töten? Ist sie dazu überhaupt in der Lage?


Meine Meinung

"Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man läßt." - Wilhelm Busch, Die fromme Helene

Dieses Zitat aus Wilhelm Busch begleitete mich beim Lesen von Der Schatten. So eindringlich war die Voraussage der alten Frau, der Bettlerin, dass ich kaum zu hoffen wagte, dass sich das prophezeite Schicksal der Journalistin Norah nicht befürworten wird.

Mit einem steten Gefühl der Unsicherheit begleite ich Norah auf rund 400 Seiten und lasse mich auf Fährten führen, die logisch nachvollziehbar vor mir liegen. Immer wieder treibt Norah Ermittlungen voran, um ihr vermeintliches Opfer besser kennenzulernen und die Begründung für einen Mord, den sie selbst begehen soll, zu erforschen. Allein in ihrer neuen Münchener Wohnung bleibt ihr für solche Gedanken und Recherchen auch reichlich Zeit.

Auch mein Interesse ist geweckt und so verfolge ich mit unverhohlener Neugier die weiteren Schritte.

Der Schreibstil ist jung, frisch und genauso dynamisch wie die Protagonistin. Der Sprachgebrauch passt zu den Charakteren wie zum Geschehen und der Zeit, in der die Geschichte spielt. Und ich bin immer wieder fasziniert, wie einfach die Psychologie eines Menschen sein kann.

Der Schatten unterhält und fesselt mich gleichermaßen und ich bin froh, dass am Ende auch die kleinsten Details aufgeklärt werden.


Fazit

Wer einen gut ausgeklügelten, unblutigen und raffinierten Thriller mag, wird mit Der Schatten bestens unterhalten.