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Veröffentlicht am 26.09.2020

Was ist Freiheit?

A. S. Tory und der letzte Sommer am Meer
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„...Sofern es Ihre eigenen Ferienpläne ermöglichen, könnten Sie bereits am Wochenende meine Gäste sein. So lange Sie wollen...“

Das ist ein Auszug aus der Mail, mit der A. S. Tory den 17jährigen Sid und ...

„...Sofern es Ihre eigenen Ferienpläne ermöglichen, könnten Sie bereits am Wochenende meine Gäste sein. So lange Sie wollen...“

Das ist ein Auszug aus der Mail, mit der A. S. Tory den 17jährigen Sid und die 21jährige Chiara zu sich nach London einlädt. Die beiden waren schon zwei Mal an Unternehmungen für A. S. Tory beteiligt. Der alte Herr ist nicht mehr gut auf den Beinen und brauchte Hilfe bei wichtigen Nachforschungen. Die neue Einladung verspricht im heißen Sommer ein paar schöne Urlaubstage.
Natürlich kommt manches anders, als die beiden gedacht hatten.
Der Autor hat erneut ein spannendes Roadmovie geschrieben. Die Geschichte wird von Sid erzählt.
Gleich nach der Ankunft gibt es ein paar Informationen zur letzten Recherche.
Am Strand von Camper Sands treffen sie drei deutsche Mädchen. Emily hat den jungen illegalen Flüchtling Laith kennengelernt und trifft sich häufig mit ihm.
Ein paar Tage später geht eine Meldung durch die Presse. Emily und Sarah sind verschwunden und auch Laith wird gesucht.
Mit Chiara und Sid nehme ich die Suche nach den Verschwundenen auf, die mich nach Brighton, Stonehenge und Cornwell führt. Dabei lerne ich einiges über die jeweilige Gegend und ihre Bräuche. Abwechslungsreiche Gespräche beleben das Geschehen. Eine Spur Sarkasmus darf nicht fehlen. So konstatiert Sid in Stonehenge:

„...Also begaben wir uns zur Kasse, zahlten den stattlichen Preis für eine stattliche Wartezeit und ein in der Tat ebenso stattliches Steinmonument...“

Chiara und Sid haben von A. S. Tory eine Aufgabe mit auf den Weg bekommen. Sie sollen sich Gedanken machen, was Freiheit ist. Dieses Thema durchzieht wie ein roter Faden die Geschichte. An einer Stelle muss Chiara eingestehen:

„...Freiheit ist auch dazu da, vielleicht Fehler zu machen...“

Aus der Sicht von Laith, dessen Gedanken und Erfahrungen kursiv wiedergegeben werden, hat Freiheit viele Facetten.

„...Eigentlich bedeutete für uns jedes andere Land die große Freiheit. [..] Zu leben, wie und wo man will, seine Meinung frei zu äußern […] Aber das Entscheidende war, nicht täglich Angst haben zu müssen...“

Laiths Vater allerdings hat sich den Blick für die Realität bewahrt. Er erkennt, dass die neue Freiheit nur eine geliehene Freiheit ist, eine Freiheit auf Zeit. Der Termin der Abschiebung steht schon fest.
Sid und Chiara treffen eine junge Frau, die gut in England integriert ist, ihnen aber klar macht, was ein Leben in Afghanistan wert ist – wenig bis nichts.
Natürlich lässt sich Chiara wieder zu ein paar riskanten Unternehmungen hinreißen. Andererseits bewundere ich ihre Fähigkeit, ohne Probleme und Hemmungen auf fremde Menschen zu zugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Chan, der die beiden eine Zeit lang begleitet, hat dagegen eine Menge an Vorurteilen.
Natürlich spielt die Musik eine wichtige Rolle. Die Playlist befindet sich am Ende des Buches.
Zwei besondere Stilmittel integriert der Autor in die Geschichte. Das ist zum einen Emilys Tagebuch, zum anderen mehrere Zeitungsausschnitte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt an einem Einzelschicksal, was die Gründe für Flucht sein können und was eine Rückkehr bedeuten würde. Gleichzeitig zwingt es mich als Leser, - wenn ich bereit bin, mich darauf einzulassen - mich mit dem Begriff der Freiheit immer wieder neu auseinander zu setzen.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Was ist los im Allgäu?

Fromme Sünde
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„...Der Bischof ist beunruhigt. Die Pfarrer sind besorgt. Die Eltern schieben Panik. Und das Schlimmste ist: Wir wissen nix!...“

Mit diesen Worten fasst Herr Metzger, der Personalchef vom Bistum Augsburg, ...

„...Der Bischof ist beunruhigt. Die Pfarrer sind besorgt. Die Eltern schieben Panik. Und das Schlimmste ist: Wir wissen nix!...“

Mit diesen Worten fasst Herr Metzger, der Personalchef vom Bistum Augsburg, die Probleme für Hobbydetektiv Emil Bär im Allgäu zusammen. Doch er ist nicht der einzige, der bei Bär auf der Matte steht. Auch die Nachbarin kommt mit ihren Sorgen. Ihre beiden Mädels verhalten sich ungewöhnlich. Und Tom Tommer, der Polizeipräsident, erscheint auf der Alm, weil die Kriminalität rapide abgenommen hat und er nicht weiß, warum und wieso.
In Franken hat der Privatdetektiv Philipp Marlein ein ganz anders Problem. Herr Klüngelbein hat Angst vor den neuen Tempelrittern und will ihn als Leibwächter engagieren. Eigentlich hat er wenig Lust, aber da das Geld stimmt, greift Philipp zu.
Der Autor hat einen spannenden und informativen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dabei störte mich gar nicht, das ich die Vorgängerbände nicht kenne. Für das Verständnis der Geschichte sind die nicht notwendig. Ab und an tauchen die Fälle in Philipps Erinnerung auf, wenn er bekannte Orte besucht. Dadurch wird naturgemäß das Interesse des Lesers geweckt.
Begeistert bin ich vom Schriftstil des Autors. Der unterscheidet sich danach, welcher der Protagonisten gerade das Sagen hat. Beide agieren allerdings in ihrem Part als Ich – Erzähler. Von Kapitel zu Kapitel wird zwischen beiden gewechselt.
Bei Bär ist der Stil kurz, präzise, sofort auf den Punkt kommend.

„...Lehnte mich zurück.
Feierabend.
Endlich.
Nachmittags um halb fünf.
Rentnerfeierabend...“

Die Überschrift besteht konsequent aus zwei Worten, Bärs Name und Verb. Zu obigen Zitat gehört „...Bär lacht...“
Bei Philipp wird viel Wert auf seine ausführlichen Gedanken und Ideen gelegt. Außerdem ist hier die Geschichte der Maria Magdalena eingebettet, denn genau die ist Klüngelbeins Problem. Er will in den Mittelpunkt der christlichen Religion Maria Magdalena stellen und hat dazu schon ein Buch veröffentlicht. Das hat ihn seinen Job bei der katholischen Kirche gekostet. In einem zweiten Buch, das in wenigen Tagen im Kloster Ettal vorgestellt werden soll, verspricht er eine handfeste Überraschung – falls er den Tag erlebt.
Das Buch zeichnet sich durch eine umfangreiche Recherche des Autor aus. Ich erfahre die gängigen Erkenntnisse und Legenden über Maria Magdalena, kursiv im Text wiedergegeben, und darf Philipp und Klüngelbein auf ihrer Reise durch fünf Städte und deren Kirchen begleiten. Dort legt mir Klüngelbein seine Sicht zu manchen Bildern dar. Das kann ich glauben – oder auch nicht. Er hat viel Phantasie, der Mann.
Währenddessen hat Emil mit zwei Mädchengruppen zu tun. Die Mädels der Gegend sind aus der katholischen Jugend ausgetreten und machen ihr eigenes Ding. Da scheint aber manches recht eigenartige Wege zu gehen.
Ich mag den Humor der Geschichte und habe kein Problem mit dem Dialekt:

„...Für das, dass nix trinkst, schaust noch ganz fesch aus. Aber a bissle versorgt … Bier beruhigt. Der Hopfen...“

Auch das folgende Zitat steht für trockenen Humor der Allgäuer:

„...Mein Mann war immer das schwierigste von meinen Kindern. Seit ich ihn los bin, ist alles leichter. Kein Streit mehr, die Kinder folgen besser, und ich brauch mir nicht jeden Tag seinen Stuss anzuhören...“

Wenn ich alles aufzählen würde, was an Idee im Buch steckt und alles zitieren, was mir besonders aufgefallen ist, würde das den Rahmen der Rezension sprengen. Der Autor versteht es, fesselnd zu unterhalten, spitzfindige und hintergründige Dialoge zu schreiben und dabei noch über ein Kernthema zu informieren.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Beeindruckend und hochaktuell

Wir hofften auf bessere Zeiten
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„...“Warum hat er sie angegriffen?“ Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Solche Männer brauchen keinen Grund.“ Was für Männer?“ „Sie wissen schon, wichtige weiße Männer. Sie brauchen für gar nichts einen ...

„...“Warum hat er sie angegriffen?“ Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Solche Männer brauchen keinen Grund.“ Was für Männer?“ „Sie wissen schon, wichtige weiße Männer. Sie brauchen für gar nichts einen Grund.“...“

Das Gespräch zwischen Nora und William fand in Detroit im Jahre 1963 statt. William ist ein dunkelhäutiger Fotograf. In einer Ausstellung ist ein Bild von ihm zu sehen. Es zeigt einen Weißen, der dem Fotografen die Kamera zerschmettert hat. Der Weiße ist Noras Vater.
Diese Episode gehört zu Elizabeths Familiengeschichte. Das weiß sie aber noch nicht, als ein alter Mann an sie herantritt und sie bittet, eine Kamera und Fotos an ihre Verwandte namens Nora weiterzugeben. Von der Verwandten hat Elizabeth nie gehört. Doch sie ist Journalistin und wittert eine Geschichte.
Die Autorin hat eine bewegende Familiengeschichte geschrieben. Sie reicht vom amerikanischen Bürgerkrieg bis in die Gegenwart.
Drei Generationen der Familie lerne ich kennen. Elizabeth hat einen Fehler gemacht und verliert ihre Festanstellung als Journalistin. Plötzlich hat sie Zeit, um nach Nora zu suchen. Anrufe bei Verwandten weisen ihr den richtigen Weg. Nora wohnt in Lapeer County und freut sich auf Elizabeth. Letztere möchte ein paar Tage dort bleiben, um in Ruhe über ihre Zukunft nachdenken zu können.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die Probleme konkret auf den Punkt und lässt viel Platz für die Emotionen der Protagonisten. Es sind die starken Frauen, die die Familiengeschichte dominieren.
Das Gespräch, das ich anfangs zitiert habe, hat gravierende Folgen. Nora stammt aus begüterten Haus und wohnt in der besten Gegend von Detroit. Nora und William sehen sich öfter. Nora spürt, dass William tiefer sieht. Für ihn ist sie nicht nur eine Puppe, mit der man angibt.

„...In genau dem Moment verliebte sich Nora auf einem unscheinbaren hellbraunen Sofa in eine tadellos sauberen Wohnzimmer an der Ecke Zwölfte Straße und Seward Street in den falschen Mann...“

Sie heiraten. Das stellt beider Leben auf den Kopf, denn weder seine, noch ihre Familie sind begeistert.
Bei Nora sieht Elizabeth eine schöne, aber sehr alte Quiltdecke. Nora hat sie von ihrer Ahnin Mary. Auch von der hatte Elizabeth noch nie gehört.

„...Meine Großtante schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich sollte mich das nicht überraschen.“ „Warum nicht?“ „Weil die Geschichte immer von den Siegern geschrieben wurde.“...“

Im Jahre 1861 war Mary hochschwanger. Ihr Mann Nataniel ist gegen die Sklaverei und meldet sich deshalb für den amerikanischen Bürgerkrieg. Plötzlich ist Mary allein für die Farm verantwortlich. Als sie geflohene Sklaven bei sich aufnimmt, wird sie angefeindet. Auch Nataniels Mutter ist dagegen.

„...Sie war immer für die Sklavenbefreiung. Aber sie glaubt einfach, Schwarze wären grundlegend anders als Menschen westeuropäischer Herkunft und die Freigelassenen sollten nach Afrika geschickt werden...“

Dass die Probleme ihrer Vorfahren auch heute noch nicht gelöst sind, wird Elizabeth klar, als ihr ein Zeitungsartikel in die Finger kommt, in dem darüber informiert wird, dass ein weißer Polizist einen schwarzen Jungen erschossen hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt in drei unterschiedlichen Handlungssträngen, welche Konsequenzen das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe haben kann. Dabei macht die Autorin deutlich, dass ein friedliches Zusammenleben Respekt auf beiden Seiten erfordert und dass Gewalt keine dauerhafte Lösung ist.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Spannende Fortsetzung

Morgan's Hall
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„...Das Leben ist leider nicht immer eitel Sonnenschein, wie du weißt, und ich hoffe, dass er mit harten Zeiten umgehen können wird. Vor allem, wenn ich eines Tages nicht mehr bin...“

Als Charles diese ...

„...Das Leben ist leider nicht immer eitel Sonnenschein, wie du weißt, und ich hoffe, dass er mit harten Zeiten umgehen können wird. Vor allem, wenn ich eines Tages nicht mehr bin...“

Als Charles diese Worte 1937 zu Dickie, dem besten Freund seines Sohnes John sagt, kann er nicht ahnen, dass ihm nicht mehr viel Lebenszeit bleibt.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1959 und schließt zeitnah an Band 2 an. James zieht zu Olivia. Er hat sich für Karriere, nicht für Liebe entschieden. Ein Freund warnt ihn:

„...Ich denke, deine Liebe zur Musik ist mehr Fluch als Segen. Du opferst sehr viel. Womöglich zu viel, aber das weiß du selbst besser als ich...“

Liz dagegen kämpft mit allen Mitteln für das Land ihrer Väter. Dass John einen Teil verkauft hat, ist sie nicht bereit zu akzeptieren.
Die Autorin hat erneut eine fesselnde Familiensaga geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Natürlich erfahre ich als Leser, was sich in den nächsten Jahren auf Morgan´s Hall tut. Es bleibt aber viel Raum für die Gefühle der Protagonisten. John hat Dickies Tod aus der Bahn geworfen. Seine bitteren Gedanken – sind sie Reue oder Selbstmitleid? Derjenige, der eigentlich den Überblick hat und weiter sieht, ist Phil, Johns ältester Freund. Er erlaubt sich auch, John gehörig den Kopf zu waschen.

„...Untreue hat schon vielen stolzen Männern das Genick gebrochen, doch ich habe mehr von dir erwartet...“

Allerdings erstaunt es mich immer wieder, wie oft er sich auf die Seite von Isabella stellt.
Auch James gerät in eine Abwärtsspirale. Der Tod seines Vaters belastet ihn. Jede Begegnung mit Elizabeth zeigt ihm, was er aufgegeben hat.

„...Sie war die einzige Sonne in der Finsternis, das helle Flackern in pechschwarzer Dunkelheit und vollkommener als Jeder, der sie umgab. Elizabeth hatte allen Grund, ihre Familie zu hassen, zu verurteilen, doch sie tat es nicht...“

Das Zitat zeigt ebenfalls, wie gekonnt die Autorin das Spiel mit Worten und die Wahl passender Metapher beherrscht.
Der Griff zu Tabletten macht es für James nicht besser. Und seine Hoffnung, sich aus den Fängen von Josef Wulf zu lösen, steht auf tönernen Füßen.
Als besonderes Stilmittel nutzt die Autorin Briefe. Dort formulieren die Protagonisten ihre Emotionen und Verletzungen, aber auch Hoffnungen. Dickies letzter Brief ist fast eine Lebensbeichte. Elizabeths Brief an James rührt ihn zu Tränen. Noch aber kann er nicht über seinen Schatten springen. Einige Jahr später wird er ihr einen schreiben, ihn aber nie abschicken.
Ab und an gibt es Rückblicke in die Vergangenheit der Protagonisten.
Die Geschichte ist gespickt mit unerwarteten Überraschungen, neuen Protagonisten, besonderen Begegnungen und wichtigen Entscheidungen. Auch politische Verhältnisse, insbesondere die Kubakrise, beeinflussen die Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich warte gespannt auf den nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Spannender Krimi mit Tiefgang

Grantlkatz
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„...Er wollte doch nur einen größeren Bildschirm und die Katze einen Fernseher mit Internetzugang...“

Und dann versucht der Handwerker Steinböck zu erklären, wie die neue Technik funktioniert. Das sind ...

„...Er wollte doch nur einen größeren Bildschirm und die Katze einen Fernseher mit Internetzugang...“

Und dann versucht der Handwerker Steinböck zu erklären, wie die neue Technik funktioniert. Das sind für ihn böhmische Dörfer, dafür ist die Katze zuständig.
Allerdings wartet auf beide ein neuer Fall. Der Bauunternehmer Maucher wurde tot aufgefunden, seine Frau ist schwer verletzt. Die hatte zuvor noch den Notruf ihres Handys aktiviert.
Doch das soll nicht Steinböcks einziges Problem bleiben. Sein Freund und Polizeipsychologe Horsti ruft ihn an. Wie er den Anruf getätigt hat, wird eine Rätsel bleiben. In seinem Arm liegt eine schwerverletzte Frau, bei der er versucht, mit einer Hand die Blutung zu stillen. In der anderen Hand hält er das Messer.
Der Autor hat erneut einen spannenden und humorvollen Krimi geschrieben.
Die Katze Frau Merkel läuft wieder zu großer Form auf. Sie muss sich ja auch um Horstis Dackel kümmern, so lange der inhaftiert ist. Ihre Kommentare sind köstlich. Als Steinböck feststellt, das der Pathologe ein Alkoholproblem hat, entgegnet sie:

„...Als ob es eine Rolle spielen würde, ob er bei seinen Klienten den Brustkorb mit einem geraden oder mit einem Zickzackschnitt öffnet...“

Horstis Fall hat oberste Priorität. Er wird dringend wieder gebraucht. Wer hat ihn wie reingelegt? Doch die Ermittlungen erweisen sich als genauso schwierig, wie im Fall des Bauunternehmers.
Steinböck möchte wissen, was in der Unterwelt über die Geschichte kursiert. Der tote Bauunternehmer war dafür bekannt, dass er seine Arbeiter aus Bulgarien geholt und eher schlecht als recht bezahlt hat.
Dabei trifft Steinböck auf einen alten Schulfreund, der sich Sokrates nennt, obdachlos ist und gute Kontakte zu den Arbeitern hat. Und hier bekommt die Geschichte eine philosophische und gesellschaftskritische Note. Es werden gekonnt die Finger in die Wunden unserer Zeit gelegt. Zwei davon sind die Flüchtlingspolitik und die Folgen des Klimawandels für arme Länder.

„...Sag mal, Steinböck, kannst du dir vorstellen, dass wir Europäer etwas von unserem Reichtum abgeben, dass unsere Regierung Programme entwickelt, um diesen Leuten wirklich zu helfen?...“

Gute Frage! Steinböck wirkt manchmal knurrig, ist aber ein Mann mit viel Empathie und einen großen Herzen. Das beweist er in diesem Krimi besonders.
An wenigen Stellen kommt der Täter zu Wort. Der ist von sich überzeugt und glaubt sich unangreifbar.

„...Er entschied, wer leben durfte und wer sterben musste. Er liebte diese Aktionen. Vor allem, wenn man ihn freie Hand ließ...“

Erst sehr viel später habe ich begriffen, was dieser Satz wirklich bedeutete.
Es gibt sehr viele Feinheiten, die das Buch zu etwas Besonderen machen. Unübertroffen sind die gut ausgearbeitete Dialoge, aber auch die Nebenfiguren, die nicht nur zur Lösung des Falles beitragen, sondern ihr ganz eigenes Profil in der Geschichte erhalten.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Ein Zitat darf es zum Schluss noch sein, mit dem Steinböck das Selbstbewusstsein seiner Katze kommentiert.

„...Nur weil es der letzte Depp, der so a große Gosch g´habt hat, zum amerikanischen Präsidenten geschafft hat, brauchst du net meinen, dass du des auch schaffst...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Bitte mehr davon!

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