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Veröffentlicht am 09.09.2020

Körpertausch und seine Folgen

Arthurs wildes Hundeleben
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„...Meine Eltern wissen genau, dass mein größter Wunsch vier Pfoten hat und bellt… Aber so leicht sie sonst auch nachgeben, bei diesem Thema bleiben sie stur...“

Dieser Gedanke geht Arthur auf den Heimweg ...

„...Meine Eltern wissen genau, dass mein größter Wunsch vier Pfoten hat und bellt… Aber so leicht sie sonst auch nachgeben, bei diesem Thema bleiben sie stur...“

Dieser Gedanke geht Arthur auf den Heimweg von der Schule durch den Kopf. Er ist sauer. Alle anderen haben ein Haustier, nur bei ihm will es nicht klappen. Heute aber wartet eine Überraschung auf ihn. Er soll für eine Woche auf den Hund Lucky aufpassen. Der ist alles andere als begeistert.

„...Meine Zweibeiner müssen verrückt sein! Die wollen mich doch nicht ernsthaft einem Welpen überlassen? Arthur heißt er und liebt angeblich Hunde...“

Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Das Besondere daran ist, dass die Geschichte einmal aus Arthurs und einmal aus Luckys Sicht erzählt wird.
Einen Hund wollen und über das Halten eines Hundes Bescheid zu wissen, sind zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille. Arthurs bester Freund Karim dagegen geht behutsam mit Lucky um und nähert sich ihm auf Augenhöhe.
Am nächsten Morgen allerdings erwartet sowohl Arthur als auch Lucky eine handfeste Überraschung. Ersterer findet sich im Hundekörper, zweiterer auf zwei Beinen.Plötzlich sieht jeder die Welt aus der Sicht des anderen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist gekonnt auf die Zielgruppe zugeschnitten und trotzdem ausgereift.
Natürlich führt der Körpertausch zu manch außergewöhnlichen, mal stressigen, mal humorvollen Situationen. Schnell sind sich beide einig, dass sie das Ganze wieder rückgängig machen wollen. Nur wie?
Gleichzeitig gewinnt vor allem, aber nicht nur, Arthur ein Gefühl, wie es seinen Hund in gewissen Situationen geht. Die unterschiedliche Ausprägung der Sinnesorgane von Mensch und Tier stellt beide vor neue Anforderungen. Hier ist Luckys Meinung dazu:

„...Natürlich war es wirklich interessant, mal in die Haut eines Zweibeiners zu schlüpfen. Zu erfahren, wie sich anfühlt, zu sprechen oder auf Stühlen herumzusitzen. Aber ganz ehrlich: Mir reicht`s...“

Schöne Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Die Seitenzahlen in Hundeknochen sind etwas Besonderes.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Nicht nur Arthur, auch ich als Leser habe eine Menge über Hunde und ihre Befindlichkeiten gelernt. Außerdem habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Beeindruckende Familiengeschichte

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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„...Ich könnte nicht leben ohne das alles hier, ohne die Pferde, ohne die Hunde, ohne die Störche, ohne die Wiesen, ohne den Wald und die Seen. Ach Elli, auch wenn ich manchmal mit meiner Mutter oder Marianne ...

„...Ich könnte nicht leben ohne das alles hier, ohne die Pferde, ohne die Hunde, ohne die Störche, ohne die Wiesen, ohne den Wald und die Seen. Ach Elli, auch wenn ich manchmal mit meiner Mutter oder Marianne zanke, ich könnte Ostpreußen niemals auf immer verlassen…“

Als die 16jährige Dora Twardy diese Worte zu ihrer besten Freundin spricht, ahnt sie nicht, was das Leben für sie bereit hält. Noch ist alles Freude und Leichtigkeit. Wir schreiben das Jahr 1939. Für die Erwachsenen gibt es am 1. September ein erstes Ahnen, dass dunkle Zeiten auf sie zukommen. An diesem Tag heiratet Doras Cousine Grete. Und Dora hofft, dass sich Wilhelm von Lengendorff mit ihr verlobt.
Doch die Hochzeit wird jäh unterbrochen, als die Nachricht kommt, dass Deutschland in Polen einmarschiert ist. Die ältere Generation weiß aus dem Ersten Weltkrieg, was das bedeutet.
Die Autorin hat einen fesselnden Familienroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Dora ist eine hübsche junge Dame. Das weiß sie, und das nutzt es gegebenenfalls zu ihren Vorteil. Häusliche Arbeiten allerdings sind ihr ein Graus. Sie ist sportlich und reitet vortrefflich. Das Leben ist für sie noch ein Spiel. Sie möchte ihren Willen sofort durchsetzen und kann ein Nein nur schwer akzeptieren.
Wilhelm von Lengendorff wird einst den Hof und das Gestüt seiner Eltern erben. Er hat Pläne für die Zukunft, ist aber Realist genug, um zu wissen, dass der Krieg ihn die durchaus zerstören kann. Deshalb bleibt er vernünftig und erläutert Dora, dass momentan keine Zeit für eine Verlobung ist.
Sehr anschaulich beschreibt die Autorin das Leben in Ostpreußen.

„...Die harte Zeit der Roggenernte war vorüber, keine Mähmaschine klapperte auf den mehr Feldern, und auch das Dengeln war verstummt, dieser helle metallische Klang, der an den ostpreußischen Sommerabenden die Luft erfüllte, wenn die Bauern ihre Sensen auf den Amboss legten und mit gleichmäßigen Hammerschlägen auf die Schnittflächen für den Einsatz am nächsten Tag schärften...“

Das Zitat zeigt gleichzeitig den ausgewogenen Schriftstil, der auf Genauigkeit setzt und passende Metapher findet.
Der erste Einschnitt in Doras Leben kommt nach dem Ende der Schulzeit. Ihr Onkel Hermann wurde plötzlich Witwer. Da die Familie zusammenhält, hat Doras Vater bestimmt, dass sie sich um dessen Haushalt und seine kleinen Kinder in Königsberg kümmert soll. Dort lernt Dora den Fotografen Curt von Thorau kennen. Er zeigt ihr in ihrer wenigen Freizeit das Stadtleben. Der Krieg ist weit weg. Seine einzigen Spuren sieht man daran, dass nach und nach immer mehr Männer eingezogen werden. Wilhelm zum Beispiel ist in Frankreich. Doras Bruder Hans geht freiwillig zu den Fliegern. Sein Vater ist dagegen, kann aber nichts machen.

„...Dazu brauche ich eure Genehmigung nicht. Ab achtzehn kann man sich melden. So stand es in der Zeitung...“

Als der Onkel wieder heiratet, kehrt Dora ins Dorf zurück. Ich darf verfolgen, wie aus dem unbeschwerten und zum Teil egoistischen jungen Mädchen eine Frau wird, die sich den Anforderungen der Zeit stellt und in vielen Situationen über ich hinauswächst. Mittlerweile wurde auch der Vater eingezogen. Sehr behutsam und detailliert schildert die Autorin Doras Entwicklung und bettet sie ein in die gesellschaftlichen Verhältnisse. Es dauert lange, bis man in Ostpreußen wirklich begreift, welche Folgen der Krieg hat. Gut, es gibt materielle Einschränkungen, aber die Kämpfe und die Bombenangriffe sind weit weg. Auf dem Gut geht das Leben seines Gang. Fremdarbeiter ersetzen die Einheimischen.
Zu den stilistisch und inhaltlichen Höhepunkten gehört für mich ein Gespräch zwischen Curt und Dora. Er versucht, ihr die Augen zu öffnen, denn als Kriegsberichterstatter weiß er, was wirklich Sache ist.

“...Ja, so schreiben es die Zeitungen. Aber glaub mir, Dora. Kein Wort davon ist wahr. […] Seit der Niederlage von Stalingrad ist es vorbei. Die Russen marschieren gen Westen, als wären die tapferen deutschen Soldaten nur Streichhölzer in der Landschaft...“

Es sind die vielen kleinen Szenen, die das Buch zu etwas Besonderen machen. Mal sachlich, mal voller Gefühl wird deutlich, welche Entscheidungen notwendig sind und was für Folgen sie haben. Erst als Dora selbst den Schrecken der Bombennacht von Königsberg erlebt, kann sie die Angst ihrer Cousine in Hamburg nachvollziehen. Ihre Mutter war stets für Haus und Kinder zuständig. Deshalb liegt die Last der Entscheidungen auf Dora. Glücklicherweise war sie schon früher dem Vater auf dem Gut zur Hand gegangen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Allerdings sollte man sich von dem Text auf der Rückseite nicht irritieren lassen. Er entspricht nicht den Tatsachen. Das ändert aber nichts daran, dass der Autorin ein beeindruckendes Epos über eine noch gar nicht so lange zurückliegende Vergangenheit gelungen ist.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Bewegende Geschichte

... über uns die Dächer von Rom
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„...Was ist Liebe? Liebe ist Leidenschaft, Hingabe, Verlangen. Das Gefühl, ohne den anderen nicht sein zu können. Jede Minute mit ihm verbringen zu wollen und sich der Hoffnung hinzugeben, dass er dich ...

„...Was ist Liebe? Liebe ist Leidenschaft, Hingabe, Verlangen. Das Gefühl, ohne den anderen nicht sein zu können. Jede Minute mit ihm verbringen zu wollen und sich der Hoffnung hinzugeben, dass er dich ebenso will wie du ihn...“

Diese Worte hört Sofia am letzten Tag vor den Sommerferien von einer ihrer Schülerinnen. Sofia hatte diese Liebe mit 19 Jahren auf Sardinien kennengelernt. Sie hatte dann mit Noah eine Fernbeziehung geführt bis zu dem Tag, an dem sie an seinem Krankenlager stand. Er hatte eine schweren Unfall in den Bergen. Da er einen Organspendeausweis besaß, hatte seine Mutter diese Entscheidung ihres Sohnes akzeptiert und ihn frei gegeben. Diesen Schritt hat Sofia ihr bis heute nicht verziehen. Sie ist der Meinung, sie hat ihm keine Chance zum Leben gegeben.
Mittlerweile sind etliche Jahre vergangen. Sofias Urlaubsreise führt sie nach Rom. Dort lernt sie Adriano kennen. Sein Äußeres erinnert sie frappierend an Noah.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Man könnte ihn als Liebesroman bezeichnen und das in zweierlei Hinsicht: zum einen bezüglich der Protagonisten, zum anderen bezüglich der in jeder Zeile spürbaren Liebe der Autorin zur Stadt Rom. Trotzdem wird diese Klassifizierung dem Buch nicht vollständig gerecht, denn in der Geschichte geht es um mehr. Sie geht tiefer.
Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich. Das zeigt sich schon in der guten Charakteristik der Protagonisten. Ich möchte mich auf Adriano beschränken. Der Bildhauer weiß, was er will, verspürt italienischen Charme, erlaubt sich auch gern mal ein Späßchen und zeigt ab und an heftiges Machogehabe.

„...“Adriano, bitte, ich möchte das nicht. Ich habe selbst genug Geld!“ “Das kann ich mir denken, aber ich bin Römer. Hier bezahlen immer die Männer, und das tun wir gern.!“...“

Trotzdem ist von Anfang an klar, dass er gewisse Geheimnisse hat. Er biett sich Sofia als Stadtführer, muss aber manchmal ziemlich schnell verschwinden.
Die Gespräche zwischen beiden haben zum Teil sehr ernsten Charakter.

„...Jeder schöne Augenblick, den wir erleben, ist eine Perle, die wir auf die Kette des Lebens fädeln. Und jedes Mal, wenn wir uns daran erinnern, wird der Augenblick ein kleines bisschen kostbarer...“

An anderen Stellen durchzieht sie ein feiner Humor. Sofia lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie weiß geschickt zu kontern. Das Kribbeln zwischen beiden ist für mich als Leser bald mit den Händen zu greifen. Damit kommen aber auch die Probleme. Kann Sofia über ihren Schatten springen? Seit Noahs Tod hadert sie mit Verlustängsten.
Sehr genau werden die Örtlichkeiten beschrieben. Die Autorin führt mich auch an Stellen, die der normale Tourist nicht zu sehen bekommt. Gleichzeitig gibt es Fakten zur Geschichte und ab und an eine Legende über die Stadt.

„...Das Viertel besticht durch seine mit Kopfstein gepflasterten kurvigen Straßen, die vielen mittelalterlichen Häuser und Villen sowie die unzähligen kleinen Lokale...“

Das Thema Organspende wird an verschiedenen Stellen wieder aufgegriffen und gekonnt in die Handlung integriert. Es gibt im Buch kein Richtig und Falsch. Jeder legt seinen Standpunkt dar.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin gelingt es, eine komplexe Geschichte zu erzählen, tiefe Gefühle miterleben zu lassen und Fragen des Lebens zu integrieren.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Ein Räuberjunge mit Köpfchen

Der kleine Räuber Rapido 1. Der riesengroße Räuberrabatz
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„...Du fragst zu viel Du liest zu viel. Du … du benimmst dich gar nicht wie ein richtiger Räuber.!..“

Diese Worte hört der kleine Räuberjunge Rapido häufig von Rigoros, seinem Vater und Räuberhauptmann. ...

„...Du fragst zu viel Du liest zu viel. Du … du benimmst dich gar nicht wie ein richtiger Räuber.!..“

Diese Worte hört der kleine Räuberjunge Rapido häufig von Rigoros, seinem Vater und Räuberhauptmann. Ja, Rapido ist aus der Art geschlagen. Er kommt pünktlich in die Schule und macht sogar die Hausaufgaben. Sein bester Freund ist der Waschbär Störenfried. Rigoros lässt in der Schule verkünden: Ab sofort gibt es jede Woche eine schwierige Aufgabe. Wer sie am räuberischsten löst, bekommt eine Räuberwurst. Wer zehn Würste errungen hat, darf bei den Großen miträubern.
Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Schon in dem für die Zielgruppe formulierten Vorwort schwingt ein feiner Sarkasmus mit.

„...Die meisten Räuber haben ihre Siebensachen gepackt und sind in die Stadt gezogen. […] Sie arbeiten heute bei der Bank oder einer Versicherung...“

Die Personen werden gut charakterisiert. Rapidos Gegenspieler ist Schurkan. Der lässt keine Gelegenheit aus, um Krawall anzustiften. Natürlich will er den ersten Wettkampf gewinnen. Damit rechnet er sich eine gute Chance aus, der zukünftige Räuberhauptmann zu werden.
Mir gefällt Zap -Zerab, das einzige Mädchen in der Gruppe. Sie ist ein wildes Räubermädchen. Damit täuscht sie aber geschickt alle anderen. Es gibt die eine oder andere Bemerkung von ihr, die zeigt, dass sie sich die Zukunft der Räuber völlig anders vorstellt.
Störenfried ist mit Rapidos Ideen auch nicht immer einverstanden. Das klingt dann so:

„...Das ist die Runkel – Rüben – Räuber – dümmste Idee, von der ich je gehört habe...“

Trotzdem kann sich Rapido auf Störenfried verlassen. Freunde halten zusammen, auch wenn es schwierig wird.
Schnell scheint es so, dass Schurkan der Sieger ist. Dann fällt Rapido eine Entscheidung, die eine rräuberharte Strafe nach sich ziehen wird. Wird er sich aus der Schlinge befreien können und den Wettkampf gewinnen?
Klasse finde ich die Illustrationen. Sie sind farbenfroh und es gibt viel zu entdecken. Besonders schön wurden die Gesichter gezeichnet. Ich möchte es so ausdrücken: Diese Gesichter sprechen allein durch die Darstellung der Augen und des Mundes.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die darin enthaltene Botschaft, dass Lesen bildet, ist sehr geschickt verschleiert.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Wer mit dem Feuer spielt ...

Commissario Pavarotti probt die Liebe
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„...Wir haben noch nicht mal angefangen, und du lässt durchblicken, dass der Fall so gut wie gelöst ist? Schämst du dich nicht, deine Leser zum Narren zu halten?...“

Diesen Worten von Pavarotti an Lissie ...

„...Wir haben noch nicht mal angefangen, und du lässt durchblicken, dass der Fall so gut wie gelöst ist? Schämst du dich nicht, deine Leser zum Narren zu halten?...“

Diesen Worten von Pavarotti an Lissie von Spiegel war schon einiges voraufgegangen. Eigentlich hatte Pavarotti seinen Urlaub und Deutschland verbringen wollen, weil er endgültig klären wollte, ob aus ihm und Lissie ein Paar werden könnte. Das Problem dabei ist, dass sie nach kurzen Zusammensein häufig in einer Auseinandersetzung landen. Lissie trägt ein Trauma mit sich. Sie war 17 Jahre alt, als im letzten gemeinsamen Urlaub vor 30 Jahren in Meran ihr Vater verschwand. Bis heute ist der Fall nicht geklärt. Nun hat sie Pavarotti gebeten, einen letzten Versuch zu machen, die Hintergründe für den möglichen Tod des Vaters aufzudecken. Da sie Schriftstellerin ist, hat sie ihr Vorhaben groß in der Zeitung verkündet. Pavarotti ist logischerweise sauer. Dabei ahnt er nicht im mindesten, dass Lissie in ein Wespennest gestochen hat und der Fall ihrer beiden Leben kosten könnte. Es ist Spock, ihr Hund, der ab und an den richtigen Riecher für Gefahren hat.
Die Autorin hat einen fesselnden und verzwickten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Das zeigt sich insbesondere bei den gut ausgearbeiteten Gesprächen, die viele Facetten aufweisen von sachlich bis wütend. Vor allem Lissies Alleingänge bringen Pavarotti auf die Palme, da sie von Eigensicherung noch nichts gehört zu haben scheint. Dabei müsste der Tod ihrer Bekannten Anna Santer und ihres Mannes (der Fall wurde in einem anderen Band thematisiert) ihr eigentlich die Augen geöffnet haben.
Die Ermittlungen führen die beiden in die Welt der Geheimdienste. Es ist zu vermuten, dass Lissies Vater nicht nur ein vielschichtiger Charakter war, sondern auch eine Menge an Geheimnissen hatte. Er konnte ein liebevoller Vater sein, war im Zorn aber unberechenbar.

„...Seine Art, sie zu bestrafen, war schlimmer als eine Tracht Prügel, die ihre Mutter kassierte, wenn sie nicht tat, was er wollte, oder wenn sie es wagte, ihn anzuschreien...“

Glücklicherweise hat ihre Mutter den Mut, die Konsequenzen zu ziehen. Lissie aber ist Vaterkind und nimmt ihr das übel.
Eines ist der Autorin ausgezeichnet gelungen: Immer, wenn ich glaubte, der Lösung nahe zu sein, gab es wieder eine Überraschung. Jemand spielt gekonnt mit Pavarotti und Lissie Katze und Maus. Als eine Tote auftauchte, die im Falle Santer eine Rolle gespielt hat, wurden beide plötzlich zu Beschuldigten.
Währenddessen streckt Emmenegger in Meran auf Bitten Pavarottis seine Fühler aus. Doch seine Gesprächspartner bezahlen ihre Informationen mit dem Leben. Wer will hier die Aufklärung auf beiden Seiten der Grenze verhindern? Warum sind Dokumente verschwunden?
Ab und an sind als gekonntes Stilmittel Lissies Erinnerungen an die Vergangenheit kursiv gesetzt, seine es die letzten Tage mit dem Vater oder ihre erste Liebe.
Die Autorin lässt mich tief in die Welt der Geheimdienste und der politischen Verstrickungen und den 60er und 80er Jahren eintauchen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt die Freiheitsbewegung in Südtirol. Es ist erstaunlich, wer im Spiel um Macht alles seine Finger mit drin hatte.Das zeigt auch, dass es auf diesem Gebiet keine einfachen Wahrheiten gibt. Die Ausführungen und die geschickte Integrierung in die Handlung zeugen von exakter und umfangreicher Recherche. Spannend ist dabei immer eine Frage: Wem nützt es? Ergänzungen dazu gibt es im informativen Nachwort.
Einer, der gegenüber Lissie die Zusammenhänge erklärt, formuliert seinen Standpunkt so:

„...Ich bin seit 50 Jahren ein Glado – Mann. Es gibt immer noch eine Menge von uns. Ohne uns wäre die Welt eine andere, dass können Sie mir glauben...“

Am Ende bleibt keine Frage offen und es gibt eine Reihe an Überraschungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur spannend unterhalten, sondern mich auch mit einigen Informationen versorgt.

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