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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2018

Liebenswertes Damentrio

Yasemins Kiosk
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„...Dorothee, glaubt ihr ernsthaft, weil ihr jeden Sonntag zusammen Tatort guckt, könnt ihr mehr als die Polizei?...“

Ein Mann ist mit seinem Auto unterwegs. Er hat einen Toten im Kofferraum. Er hat den ...

„...Dorothee, glaubt ihr ernsthaft, weil ihr jeden Sonntag zusammen Tatort guckt, könnt ihr mehr als die Polizei?...“

Ein Mann ist mit seinem Auto unterwegs. Er hat einen Toten im Kofferraum. Er hat den Mann nicht getötet, aber den Auftrag, die Leiche zu entsorgen.
Nina kümmert sich um ihre manisch-depressive Mutter. Doch das gemeinsame Wohnen ist keine Lösung. Sie hat sich um eine Wohnung bei Dorothee beworben und bekommt den Zuschlag. Im Haus hat auch Yasemin ihren Kiosk. Als Nina ihr hilft, Papier im Container zu entsorgen, finden sie darin einen Toten. Yasemin kennt ihn. Es ist der junge Student Adil.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Schon das Ermittlertrio ist etwas Besonderes.
Nina ist Polizistin. Sie wurde allerdings auf unbestimmte Zeit suspendiert. Mit ihrer Mutter hat sie kein einfaches Leben.
Yasemin ist Halbtürkin. Ihr lebensfrohes Wesen und ihr sehr persönlicher Umgang mit den Kunden verhilft ihrem Kiosk zu Erfolg.
Dorothee gehört das Haus. Sie hat ihre Wohnung seit Jahren nicht verlassen. Yasemin behandelt sie fast wie eine Tochter.
Die Polizei legt den Fall schnell zu den Akten. In Adils Blut fanden sich Drogen. Man geht davon aus, dass er im Rausch in den Container fiel. Doch Yasemin kann und will sich damit nicht zufriedengeben. Sie weiß, dass Adil sein Jurastudium sehr ernst genommen und sich nie an Drogen vergriffen hat. Allerdings hat sie selbst auch ein Problem. Seit Übernahme des Kiosks wird sie von einem Unbekannten gestalkt. Den Fall hat Dorothee in Ninas Hände gelegt.
Der Schriftstil des Buches ist von einem feinen Humor durchzogen, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Halb sieben ist keine Uhrzeit, sondern eine Frechheit...“

Das Eingangszitat bringt zum Ausdruck, dass Dorothee und Yasemin sich selbst um Ermittlungen zum Tode von Adil kümmern wollen. Nina lässt sich überreden, ihnen zu helfen.
Sehr gut ausgearbeitete Gespräche bringen nicht nur die Handlung weiter, sondern enthalten gleichzeitig Informationen über die Vergangenheit der Protagonisten. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die Dialoge zwischen Nina und dem Kriminalisten Tim. Einerseits lesen sie sich wie ein gekonnter Schlagabtausch, andererseits hat Nina Probleme, ihre spröde Seite aufrecht zu erhalten.
Schnell stellt sich heraus, dass in der Kanzlei, für die Adil gearbeitet hat, einiges im Argen liegt.
Ab und an sind die Gedanken des Mannes eingefügt, den ich schon im Prolog kennenlernen durfte. Er gestattet mir einen Blick in die Tiefe seiner Psyche, informiert mich über seine Träume und Wünsche.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte wird spannend erzählt, die Protagonisten sind sympathisch und am Ende bleibt keine Frage offen.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Einblicke in die Welt des Theaters

Schau hinter die Kulissen: Eine Erzählung vom Theater
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„...Die Stimmen müssen gut zueinander passen, auch zu allen anderen Stimmen der Sänger...“

Die Musiklehrerin fragt Jonas, ob er Lust hat, im Theater zu singen. Dort werden zwei Kinder für ein neues Musical ...

„...Die Stimmen müssen gut zueinander passen, auch zu allen anderen Stimmen der Sänger...“

Die Musiklehrerin fragt Jonas, ob er Lust hat, im Theater zu singen. Dort werden zwei Kinder für ein neues Musical gesucht.
Die Autorin hat eine Geschichte übers Theater geschrieben. Das ist allerdings nicht die ganze Wahrheit. Nebenbei vermittelt das Buch eine Menge an Wissen.
Der Schriftstil der Geschichte ist für die Zielgruppe angemessen. Der kleine Leser darf Jonas vom Vorsingen bis zur ersten Aufführung begleiten und lernt so die einzelnen Stationen der Arbeit am Theater kennen.
Jonas wundert sich, dass so viele Kinder zum Vorsingen gekommen sind, obwohl nur zwei Plätze vergeben werden. Die Antwort steht im Eingangszitat.
In gewissen Abständen werden im Buch wichtige Begriffe erklärt. So geht es bei der Orchesterprobe unter anderem um Dirigent, Chorleiter, Pianist. Die Erklärungen stehen in einem gerahmten Rechteck. Der Fachbegriff ist fett geschrieben. Die Erläuterungen erfolgen in kurzen und verständlichen Sätzen.
Das Buch enthält einige Fotografien von Theatern. Daneben gibt es weitere farbige Illustrationen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ermöglicht eine gute Einführung der Kinder in die Welt des Theaters. Die Balance aus lebendiger Geschichte und Faktenwissen ist ausgewogen.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Drei Schwestern halten zusammen

Drei Schwestern am Meer
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„...Der Wind hatte nicht nur den Meeresboden aufgewühlt, sondern auch die Algen ordentlich durcheinandergewirbelt. Dadurch wurde das Eiweiß in ihnen freigesetzt und zu vielen kleinen Bläschen aufgeschlagen, ...

„...Der Wind hatte nicht nur den Meeresboden aufgewühlt, sondern auch die Algen ordentlich durcheinandergewirbelt. Dadurch wurde das Eiweiß in ihnen freigesetzt und zu vielen kleinen Bläschen aufgeschlagen, wie in einem Mixer. Und nun zieren weiße Schaumkronen aus Algeneiweiß den Spülsaum...“

Rina besucht auf Rügen ihre Oma. Für das Wochenende erwartet sie ihren Freund Daniel. Als der erscheint, macht er ihr einen Heiratsantrag. Rina bittet um Zeit. Sie ist noch nicht so weit. Das trifft auch für ihre berufliche Zukunft zu. Eigentlich wollte sie seit dem Tod der Eltern immer Kardiologin werden. Nun denkt sie über eine andere Spezialisierung nach.
Zurück im Haus der Oma hört sie in ihrem Zimmer, wie in der Küche Geschirr zu Boden fällt. Ihre Oma ist zusammengebrochen. Sie ruft den Notarzt und beginnt mit der Wiederbelebung.
Die Autorin hat einen berührenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte wird von Rina selbst erzählt. Sie und ihre beiden Schwestern sind auf Rügen bei der Oma aufgewachsen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Rina, die Älteste, arbeitet als Ärztin in Berlin. Sie wirkt ruhig, besonnen und verantwortungsbewusst. Pia, die Mittlere der Schwestern, arbeitet als Künstlerin in Putbus. Jana absolviert gerade ihr erstes Studienjahr. Sie ist die Jüngste, lebensfroh, immer für eine humorvolle Bemerkung gut und fast unbekümmert. Das ausgezeichnete Verhältnis zwischen den Geschwistern zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Gemeinsamkeiten stärken den Zusammenhalt, mit Unterschieden gehen sie selbstbewusst um.
Marianne Melchow, die Oma, hat ihr Leben noch voll im Griff. Deshalb kommt ihr Zusammenbruch für die Geschwister wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie wissen noch nicht, dass ihre Großmutter ein gut gehütetes Geheimnis mit sich trägt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das Eingangszitat ist nur ein Beispiel für die bildhafte Beschreibung der Landschaft auf Rügen. Die Autorin beherrscht ausgezeichnet den Umgang mit passenden Metaphern.
Ab und an lässt mich die Oma an ihren Lebensweisheiten teilnehmen. Folgendes Zitat zeugt von Erfahrung:

„...Manche Menschen hinterlassen eine Lücke, andere machen Platz...“

Durch die vielen Gesprächen der Geschwister werde ich über ihr Leben in den vergangenen Jahren informiert. Ihre Liebe zur Großmutter lässt sie jetzt die richtigen Entscheidungen fällen.
Die medizinischen Fakten werden ausreichend erläutert und gekonnt in die Handlung eingefügt. Dem kommt entgegen, dass Rina als Ärztin dies ihren Schwester und damit mir als Leser erklärt.
Als stilistische Besonderheit werden kursiv ein paar Träume der Oma im künstlichen Koma eingefügt. Darin werden Geschehnisse der Gegenwart mit Erinnerungen der Vergangenheit verknüpft. Das gibt der Geschichte eine innere Spannung,, denn für mich als Leser erwachsen daraus offen Fragen.
Ab und an gibt es sehr humorvolle Szenen. Häufig ist Jana dafür der Auslöser.
Gut ausgearbeitet werden die Emotionen der Protagonisten, seien es Theas Angst um ihren Mann, Rinas Enttäuschung über Daniels Verhalten oder Miros stille Trauer.
Nach und nach werden die Fragen der Vergangenheit beantwortet. Dabei spielen politische Verhältnisse eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Vertrauen und Zusammenhalt sind wesentliche Punkte, die im Buch thematisiert werden und der Geschichte ihr besonderes Flair geben.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Schöner historischer Roman

Erobertes Normannenherz
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„...Der Siward, den ich kannte, hätte niemals jemanden vorschnell verurteilt. Übrigen hätte er auch nicht auf Unschuldige geschossen...“

Wir schreiben das Jahr 1066. Die 16jährige Tochter des Earl von ...

„...Der Siward, den ich kannte, hätte niemals jemanden vorschnell verurteilt. Übrigen hätte er auch nicht auf Unschuldige geschossen...“

Wir schreiben das Jahr 1066. Die 16jährige Tochter des Earl von Crawfortshire ist ausgeritten, als sie in der Ferne Kampfgeschrei hört. Sie reitet ins Dorf und sieht, wie ihr Vater getötet wird. Sie erkennt den Mann, der ihn nieder sticht und flieht. Dabei stürzt sie im Wald vom Pferd.
Kurze Zeit später wird sie auf den Sklavenmarkt in Edinbury angeboten. Conan, ein normannischer Edelmann, ersteigert sie. Ihr fehlen sämtliche Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie nennt sich Adeliza, denn der Name stand auf einem Stein, den sie um den Hals trug.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist die Zeit, in der Wilhelm der Eroberer England erreicht hat. Seine Krönung steht kurz bevor.
Conan ist einer seiner Vasallen. Er bekommt den Auftrag, mit seinen Leuten nach Crawfortshire zu
reiten, denn dort ist ein Comte samt seinen Begleitern verschwunden. Sie treffen auf ein verbranntes Dorf und eine geplünderte Burg. Die Haushälterin aber erkennt Adeliza.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autorin hat die Zeitverhältnisse gut eingefangen. Für Adeliza ist Conan anfangs der normannische Feind. Durch ihr Auftreten wird Conan von Anfang an klar, dass er kein einfaches Mädchen aus dem Volk vor sich hat. Trotz der fehlenden Erinnerung wird logischerweise Adelizas Verhalten nach wie vor durch die genossene Erziehung beeinflusst, die sie einst bekommen und die sie geprägt hat. Hinzu kommt, dass sie die französische Sprache beherrscht und durch ihre Schlagfertigkeit auffällt.
Conan erwirbt sich nicht nur die Achtung der Dorfbewohner, sondern auch von Hilde, der skeptischen Amme Adelizas. Das geschieht vor allem durch sein Tun und Handeln. Doch noch agiert eine mächtiger und verschlagener Feind im Hintergrund. Seine Taktik der Verschleierung der feinen Nadelstiche sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Ehrgeiz und Machtsucht, Brutalität und Raffinesse leiten ihn. Dadurch ist die Liebesgeschichte zwischen Adeliza und Conan zwar ein wichtiges Element der Handlung, aber eben nur eines neben manch anderen Geschehen.
Gut wiedergegeben wird Adelizas anfängliche innere Zerrissenheit. Conan zieht sie an. Sie möchte sich dem widersetzen. Ein Zitat zeigt ihr Dilemma:

„...Dein Körper ist eine übler Verräter...“

Das Eingangszitat stammt von Adeliza, als sie nach langer Zeit ihrem Bruder gegenübersteht.
Gut charakterisiert werden selbst die Nebenrollen. Ich denke dabei an Thorkel, Conans Freund und Vertrauten, auf den er sich blind verlassen kann, oder die intrigante Eleonore, deren Selbstsucht sie Gefahren übersehen lässt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gekonnte Mischung au Liebesgeschichte und historischen Hintergrundwissen.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tödliche Fälschung
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„...Gravierend verschobenes Selbstbildnis, hätte Karoline gesagt. Jede Menge blinder Flecken bei zugleich mangelndem Reflexionsvermögen, dafür mit jeder Menge Zulagen ausgestattet und hervorragend bezahlt...“

Nina ...

„...Gravierend verschobenes Selbstbildnis, hätte Karoline gesagt. Jede Menge blinder Flecken bei zugleich mangelndem Reflexionsvermögen, dafür mit jeder Menge Zulagen ausgestattet und hervorragend bezahlt...“

Nina Bertini ist seit ihrer Geburt blind. Doch sie möchte einmal bei einem Marathon mitlaufen. Deshalb trainiert sie mit ihrem Hund Haku. Plötzlich bleibt der Hund stehen und knurrt. Es fällt ein Schuss und Nina wird fortgezerrt.
Tanja Lindinger ist Saalmeisterin im Konzerthaus. Sie ärgert sich mit den Launen der Stars herum. Als der Bratschist Holl nicht erscheint, begibt sie sich in seine Garderobe – und findet einen Toten.
Hauptkommissar Robert Worschlädl ist mit seiner Frau Karoline auf den Weg ins Konzert. Er kommt gerade zurecht, um den Fall übernehmen zu können.
Der Autor hat einen fesselnden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte halten den Spannungsbogen hoch. Sehr gut werden die Protagonisten charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihr Verhalten und den Blick in ihre Gefühlswelt.
Nina ist nach dem Tode der Eltern bei ihrem Großvater aufgewachsen. Sie ahnt nicht, dass er der Grund für ihre Entführung ist, weil er sich erlaubt hat, zu den falschen Leuten „Nein“ zu sagen. Schon zu Beginn wird deutlich, dass Nina ihren Großvater mag und zu ihm ein innig Verhältnis hat. Sie hat es außerdem gelernt, in jeder noch so schwierigen Situation nach einem Ausweg zu suchen und sich nicht aufzugeben.
Robert Worschädl hat das große Glück, dass er eine Frau an seiner Seite hat, die Verständnis für die Unwägbarkeiten des Berufes hat. Weniger gut kommt er mit seinem karrieregeilen Chef Stefan Schweizer aus. Die Dialoge zwischen beiden gleichen einem Schlagabtausch. Für besondere Situationen im Geschehen sorgt Worschädls Höhenangst.
Seine berufliche Partnerin Sabine Schinagl fechtet gerade heftige Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter aus. Dadurch hat sie für dienstliche Belange nicht immer den Kopf frei.
Das Eingangszitat beschreibt exakt den Politiker Sedlak. Von seinem dienstlichen Konto ist eine große Menge Geld verschwunden. Natürlich ist er sich keiner Schuld bewusst.
Der Schriftstil und die Wortwahl passen sich gekonnt den Gegebenheiten an. Das folgende Zitat beschreibt die Dirigentin beim Gespräch mit Worschädl:

„...Schräg nach außen vorgestreckte Arme, Handflächen nach oben, eine impulsive und breite Geste der Entrüstung. Dazu eine Körperspannung, die gewohnt war, sich Raum zu verschaffen...“

Zu einem der stilistischen Höhepunkt gehört für mich der Besuch von Wörschädl mit seiner Frau in der Oper „Rigoletto“. Der Gesang auf der Bühne und Worschädls Gedanken und Verhalten wirken wie eine gewollte Einheit.
Ab und an blitzt im Gespräch der Kriminalisten ein feiner Humor auf. Das gilt auch für die Dialoge von Worschlägl mit seiner Frau.
Gekonnt kreiert der Autor ein paar Nebenschauplätze, deren Sinn für die Auflösung des Falles sich nach und nach entschließt. Missgunst und Neid im Kreise der Musiker sorgen für mögliche Verdächtige. Doch der Fall zieht schnell weitere Kreise. Mehr möchte ich aber dazu gar nicht sagen.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Ermittlungen waren spannend, die Kriminalisten wirken sympathisch und in der Geschichte sind viele kleine sprachliche Feinheiten versteckt.