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Veröffentlicht am 20.06.2021

Historie gekoppelt mit Fantasy

In den Weiten der Highlands
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„...Sie wussten, dass sie beide keine Kinder mehr waren und dass sie trotzdem nie mehr voneinander lassen wollten. Sie hatten ihre Herzen dem jeweils anderen verschrieben...“

Das Buch enthält drei Erzählungen. ...

„...Sie wussten, dass sie beide keine Kinder mehr waren und dass sie trotzdem nie mehr voneinander lassen wollten. Sie hatten ihre Herzen dem jeweils anderen verschrieben...“

Das Buch enthält drei Erzählungen. Obiges Zitat stammt aus der ersten Geschichte.
Eleonore, die Tochter von Ian McLarens, und Elroy Dougal träumen von einem gemeinsamen Leben. Doch Ian hat andere Pläne mit seiner Tochter. Sie soll Steven McGregor heiraten. Ian hofft, dass damit der Nachbarschaftsstreit aus der Welt ist. Eleonore weigert sich und Rupert McGregor hatte mit der geplanten Hochzeit ganz eigene Pläne.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Ich erhalte einen detaillierten Einblick in die historischen Gegebenheiten. Der Spannungsbogen ist hoch.

„..Der Herr bürdet unserem Königshaus eine große Prüfung auf. Eine schwere und seltsame Krankheit hat den König befallen...“

Diese Worte fallen im Gottesdienst zu Beginn der zweiten Geschichte. Ian und seine Frau machen sich Sorgen, denn ihre älteste Tochter ist mit dem Thronfolger verheiratet. Auf den Weg zu ihr finden sie im Wald eine Frau mit einem kranken Kind. Ian lässt sie in sein Haus bringen, weil dort dem Kind geholfen werden kann.
Diese Geschichte hat mir am besten gefallen. Während der Reise gibt es stimmungsvolle und mit passenden Metaphern versetzte Landschaftsbeschreibungen.

„...Das Land erhob sich waldig und kühl zu den Bergen hinauf, die den Himmel zu küssen schienen, um danach in sanften Senken wieder zu den Menschen zurückzukehren...“

Sehr gut finde ich, wie geschickt Ian mit dem Jungen umgeht. Er nimmt sich Zeit für ihn und erklärt ihm den Sternenhimmel.
Ian ahnt nicht, dass sein eigenes Leben in Gefahr ist, als er die Frau zurück zu ihrem Zielort begleitet. Dadurch allerdings erhalte ich einen Einblick in die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit.

„...Er hasst euch aus tiefster Seele. Niemals wird er Frieden mit einem von euch schließen, und niemals wird er sich mit dir […] verbrüdern, indem er mich dir zur Frau gibt...“

Moira McLeod liebt den Engländer Thomas Geoffrey. Sie sieht nur eine Chance: eine gemeinsame Flucht. Doch wovon sollen sie leben? Geoffreys Land liegt genau an der Grenze zu Schottland. Momentan ist er bei Ian, weil der einen Streit zwischen ihm und Ruaidhri McLeod klären soll. Obwohl Thomas im Recht ist, ist er kompromissbereit ganz im Gegensatz zu McLeod. Als sich Moira und Thomas heimlich in einem Spukhaus treffen, eskaliert die Situation. Hier waren mir aber eindeutig zu viele Fantasyelemente eingewoben. Während in den anderen beiden Geschichten behutsam mit dem Genre umgegangen wurde, spielt es in dieser die entscheidende Rolle. Weniger wäre eindeutig mehr gewesen. Dadurch hat die Geschichte nicht ganz meinen Geschmack getroffen.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.06.2021

Krönender Abschluss

Erntejahre
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„...Sie konnte nichts dafür, dass sie nach dem Krieg geboren worden war. Sie konnte auch nichts dafür, dass ihr Heimatland ihn entfacht hatte. Sie konnte nicht verstehen, bestenfalls logisch nachvollziehen, ...

„...Sie konnte nichts dafür, dass sie nach dem Krieg geboren worden war. Sie konnte auch nichts dafür, dass ihr Heimatland ihn entfacht hatte. Sie konnte nicht verstehen, bestenfalls logisch nachvollziehen, warum die Generationen ihrer Mutter und Großmutter mitgelaufen war...“

Diese Sätze stehen im Vorwort des Buches. So wie Bettina, Tochter von Eva und Enkelin von Constanze, geht es vielen ihrer Generation. Doch Bettina belässt es nicht dabei. Sie fragt nach und deckt Puzzle für Puzzle ein Stück der Vergangenheit auf.
Die Autorin hat einen beeindruckenden Abschlussband ihrer Trilogie geschrieben. Hier wird deutsche Geschichte lebendig mit all ihren Ecken und Kanten.
Der Schriftstil ist sehr ausgefeilt. Im Jahre 1972 sieht sich Bettina die Fotoalben ihrer Familie an. Dabei kommen Erinnerungen an Dinge, die ihr die Eltern erzählt haben und an ferne eigene Erinnerungen, so ihre schwierige Geburt oder die kurze Szene, die sie 1962 an der Innerdeutschen Grenze erlebt hat. Es war das erste und das letzte Mal, dass sie ihre Großmutter gesehen hat.

„...Man hörte ja viel über die DDR. Viel über sie und nichts aus ihr. Bettinas Fantasie jedenfalls genügte bei Weitem nicht, um sich vorzustellen, was wirklich geschehen war….“

Ich als Leser erfahre es im nächsten Kapitel.
Schon als Schülerin engagiert sich Bettina für die Schülerzeitung. Sie hat ein Händchen dafür, was wirklich wichtig ist und erzählt werden sollte. Sie nimmt nicht alles hin, was man ihr erzählt, sondern hinterfragt es. Ein Lehrer erkennt ihr Potential. Es entwickelt sich zwischen beiden ein tiefgreifendes Gespräch nach dem Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen. Es geht um die Frage, ob sich Menschen ändern können.

„...Für dein junge Alter machst du dir schon ziemlich viel Gedanken. Das ist an sich gut, Bettina. Aber vergiss darüber nicht, dein junges Leben auch zu genießen...“

Dann kommt Ulli aus Amerika zurück. Bettina wusste bisher nichts von ihrem Halbbruder. Es entwickelt sich ein schönes Verhältnis. Und wieder sind es intensive Gespräche, die Bettina prägen. Dieses Mal geht es um Eifersucht und Vergebung.
Bettina sucht immer wieder das Gespräch. Eines Tages erzählt ihr die Mutter, wie sie aufgewachsen ist und was bei der Flucht passierte. Und genau an der Stelle zeigt sich die unterschiedliche Sicht beider Generationen.

„...“Da wart ihr gerettet!, meinte Bettina kristallklar zu erkennen […] „Nein, Bettina!“, erwiderte ihre Mutter und ihre Stimme klang zum ersten Mal an diesem Abend hart. „Da waren wir nicht gerettet, da waren wir entwurzelt.“...“

Die Geschehnisse um die RAF, der harte Winter 1978 und die deutsche Wiedervereinigung sind weitere Stationen, an denen ich die Familie begleiten darf. Bettina arbeitet mittlerweile als Journalistin und kann als Frau politische Artikel schreiben. Ich wiederhole mich ungern, aber in fast jeder Situation sind es die Dialoge zwischen den Protagonisten, die das Geschehen in Erinnerung rufen und das Für und Wieder der Geschichte aufarbeiten.
Und dann gibt es Stellen im Buch, da ändert die Autorin abrupt den Schriftstil. Kurz, prägnant, auf das Wesentliche reduziert, wirken sie besonders eindringlich:

„...Eine Woche voller Glück. Tage im herbstlichen Sonnenschein. Reden. Reden. Reden. Schweigen. Lieben. Leben. Kein schöner Land...“

Es war Evas erste Besuch bei der Mutter.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Das Bild ist vollständig.
Der Stammbaum zu Beginn und eine Musikliste der Lieder, die in den Büchern eine Rolle spielen, ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird deutsche Geschichte eingebettet in ganz persönliche Schicksale. Außerdem ist es ein Plädoyer für die Liebe. Und es zeigt, dass Heimat für die Kriegsgeneration einen ganz eigenen Klang hat.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Tod auf den Schienen - warum nur?

Endstation Waldviertel
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„...Mit einem Mal verlangsamte sich die Fahrt extrem, die Bremsen kreischten, und bald darauf kam der Zug mit einem mächtigen Ruck zum Stehen. Die Kinder reckten die Köpfe aus den Fenstern...“

Doch es ...

„...Mit einem Mal verlangsamte sich die Fahrt extrem, die Bremsen kreischten, und bald darauf kam der Zug mit einem mächtigen Ruck zum Stehen. Die Kinder reckten die Köpfe aus den Fenstern...“

Doch es war nur ein Gag. Bei jeder Ausflugsfahrt mit der Dampflokomotive steigt der Heizer aus und „findet“ einen großen Pilz. Nach der nächsten Kurve aber bleibt der Zug wieder stehen. Huber, der Heizer, schnappt sich neben dem Zug einen blutigen Kopf, bevor die Kinder begreifen, was sie gesehen haben. Hier ist die Fahrt zu Ende.
Der Autor hat einen spannenden und witzigen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Durch den Dialekt erhält die Geschichte ihre Lokale Authentizität.
Der Tote war beliebt. Jeder hat im ersten Moment an einen Unfall geglaubt. Doch die Obduktion spricht eine andere Sprache. Er wurde betäubt und auf die Schienen gelegt.
Sehr schnell bilden sich vier Ermittlerteams. Hans Huber, Hansdampf in allen Gassen, macht sich auf die Spuren des Toten. Der Ortssheriff möchte wissen, was passiert ist und von höherer Stelle werden Frau Dr. Philippa Limbach und Bezirksinspektor Hajdusic in den Ort geschickt. Und damit nehmen die Probleme zu. Keiner traut dem anderen. Frau Dr. Limbach hat alles versucht, um nicht mit en Bezirksinspektor arbeiten zu müssen. Der aber stammt aus der Gegend und versteht im Gegensatz zu seiner Chefin den Dialekt. Was die beiden so voneinander denken und sich gegenseitig an den Hals wünschen, ist vom Feinsten. Es ist amüsant zu verfolgen, wie sich jeder gegen den anderen ausspielt und wie man sich gekonnt Steine in den Weg wirft.
Im Gasthaus von Liesl Lang wird der Fall heftig diskutiert. Die Frau ist eine begnadete Köchin. Ihre Reaktion auf Abwerbeversuche lautet so:

„...Da bin ich mein eigener Herr, da schafft mir keiner was an, und zum Leben hab ich genug, mir geht nichts ab, alles andere zahlt sich nicht aus...“

An Motiven findet man schnell eine Reihe. Zwei mögliche wären ein gehörnter Ehemann oder Missgunst, weil der Tote die Hauptrolle im örtlichen Theaterverein bekommen hat. Der Autor versteht es hervorragend, mich auf falsche Fährten zu führen und den wahren Sachverhalt zu verschleiern. Außerdem gibt es noch den einen oder anderen Nebenschauplatz. Nur eine Tatsache bringt Huber schnell auf den Punkt:

„...Aber […] wenn jemand den Dangl Hsnnes genau dort abgelegt hat, wo es sich nicht ausgeht, dass der Zug stehen bleibt, dann hat er es gewusst. Dann hat er voll damit gerechnet...“

Logischerweise muss es ein Einheimischer sein. Und genau der, dem es am wenigstens zugetraut hat, serviert am Ende nicht nur den Mörder.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Es sind so die kleinen, feinen Nettigkeiten, die sie zu etwas Besonderen machen.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Was wäre, wenn Dornröschen den Prinz nicht will?

Die Märchenhochzeit fällt aus
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„...Man braucht eine starke Hand, einen offenen Blick, ein mutiges Herz und einen festen Willen, um in den Stürmen des Lebens den Kurs zu halten!...“

Diese Worte hört Gregor von einem alten Fischer. Zuvor ...

„...Man braucht eine starke Hand, einen offenen Blick, ein mutiges Herz und einen festen Willen, um in den Stürmen des Lebens den Kurs zu halten!...“

Diese Worte hört Gregor von einem alten Fischer. Zuvor aber war eine Menge geschehen. Dornröschen war vom Prinz Gregor wach geküsst worden. Damit ist das Märchen fast zu Ende. Doch unsere Geschichte fängt hier erst richtig an.
Den Namen Dornröschen kann Isabell von Rosenthal nicht mehr hören. Und warum soll sie einen Prinz heiraten, nur weil er sie geküsst hat? Sie weiß so gut wie gar nichts von ihm. Kurzerhand verschwindet sie vor der Hochzeit aus dem Schloss. Sie kleidet sich dazu wie ein Wachsoldat. Am nächsten Morgen ist das Königspaar wie vor den Kopf geschlagen. Was soll nun werden? Gregor, der die Prinzessin wirklich liebt, macht sich auf die Suche nach ihr.
Der Autor hat nicht nur ein bekanntes Märchen weiter erzählt, sondern eine besondere Liebesgeschichte damit geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Während die Hofgesellschaft einhundert Jahre geschlafen hat, ist im Königreich das Leben weitergegangen. Die Bürger mussten nun ihr Geschick in die eigenen Hände nehmen. Das hat natürlich Folgen.
Isabell, wohlbehütet aufgewachsen, findet sich plötzlich ohne Geld auf dem Markt des Ortes wieder. Sie braucht dringend etwas zu essen. Ihr bleiben nur zwei Optionen. Sie kann reumütig zu ihren Eltern zurückkehren oder sich durchbeißen. Sie entscheidet sich für Letzteres und lernt dabei eine Menge für das Leben. Ich mag ihren trockenen Humor. Die Erinnerung an die böse Fee kommentiert sie so:

„...Frauen können so heimtückisch sein. Ein Mann hätte an der Stelle der Alten meinen Vater in die Schranke gefordert und mit einer Lanze vom Pferd gestoßen. Danach hätten sich die beiden bis zum Umfallen betrunken...“

Auch in Märchen sind Nachrichten Geld wert. So flieht Isabell nach dem Diebstahl eines Brotes. Über die ihr folgenden Menschen denkt sie:

„...Wahrscheinlich hofften sie, einen Bänkelsänger oder einen Nachrichtenschreiber von den Ereignissen zu berichten und ein paar Silberstücke verdienen zu können...“

Isabell lernt die Schattenseiten des Lebens kennen. Sie hört gut zu und erkennt bald, wozu Ungerechtigkeiten führen. Allerdings muss sie sich auch sagen lassen, dass sie sich als Marke „Dornröschen“ exzellent vermarkten lässt. Sie bringt dem Reich viel Geld.
Gregor schätzt seine Ahnen so ein:

„..Meine Vorfahren waren ein kriegerischer Haufen, ehe sich die Unart in den letzten vierzig Jahren verlor...“

Gregor findet Isabell. Ihre gemeinsamen Erlebnisse lehren sie nicht nur, sich gegenseitig zu schätzen. Sie unterhalten sich auch darüber, wie sie handeln werden, wenn das Reich in ihre Hände kommt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass in das Geschehen eine Reihe weiterer Märchen eingewoben wurden. Außerdem erweist sich Gregor als Erfinder oder begnadeter Erzähler romantischer Märchen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Auf und Ab im Palais Heiligendamm

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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„...Der kleine Bankettsaal erstrahlte in all seinen frisch renovierten Herrlichkeit und bot einen denkbar schönen Rahmen für die Hochzeitsgesellschaft ihrer Schwester Johanna...“

Mit diesem Satz beginnt ...

„...Der kleine Bankettsaal erstrahlte in all seinen frisch renovierten Herrlichkeit und bot einen denkbar schönen Rahmen für die Hochzeitsgesellschaft ihrer Schwester Johanna...“

Mit diesem Satz beginnt der zweite Teil der Saga. Er schließt ziemlich zeitnah an den ersten an. Wir schreiben das Jahr 1922, als Johanna den jüdischen Kinderarzt Dr. Samuel Hirsch heiratet. Dunkle Zeiten werfen schon ihre Schatten voraus.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Im Palais Heilgendamm gibt es ein Auf und Ab, je nach wirtschaftlicher Großwetterlage. Eingebunden werden die historischen Ereignisse.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt sich geschickt der entsprechenden Situation an. Gleich am Anfang wird ein kurzer Rückblick auf die bisherigen Geschehnisse eingebunden.
Die Zeitverhältnisse werden insbesondere in gut ausgearbeiteten Gesprächen analysiert. So ist der Direktor, den Julius Falkenhayn für seine Werke eingesetzt hat, folgender Meinung:

„...Wir sollten ehrlich zueinander sein. Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir uns irgendwann die im Osten und im Westen verlorengegangenen Gebiete zurückerobern werden...“

Das sieht Julius völlig anders. Ihm ist klar, dass er bezüglich seines Erbes in den nächsten Jahren eine Entscheidung fällen muss. Und Martha, die das Gespräch mit gehört hat, gehen diese Gedanken durch den Kopf:

„...Sie konnte nicht glauben, dass es vier Jahre nach dem schrecklichen Krieg schon wieder machthungrige Menschen gab, die mit dem Feuer spielten...“

Zwischen Julius und Elisabeth wird erneut zu wenig geredet. Sie können nicht miteinander und nicht ohne einander, scheuen sich aber, endlich klare Fronten zu schaffen.
Dafür lernt es Paul, zu seiner Veranlagung zu stehen. Doch der Bruch mit Robert hat Spuren hinterlassen. Als er Carl kennenlernt, ordnet er sich ihm völlig unter, um ihn nicht zu verlieren. Damit aber gelangt er immer weiter in den Dunstkreis der NSDAP.
Sehr differenziert wird herausgearbeitet, welche Meinung es zum Aufstieg der neuen Partei gibt. In einem Gespräch zwischen Julius und Elisabeth spricht Julius Klartext.

„... Man darf diese Propaganda nicht unterschätzen. Selbst der Volksmund sagt, steter Tropfen höhlt den Stein...“

Elisabeth glaubt noch, dass sich alles wieder einrenkt. Je mehr Paul allerdings erkennt, dass er seine Einstellung und seinen moralischen Kompass verrät, desto mehr wächst seine innere Zerrissenheit. Es sind kleine Szenen, die das deutlich machen. Die erhoffte Freiheit wird zu neuer, wenn auch völlig anderer, Unfreiheit.
Elisabeth hat in der Wirtschaftskrise eine weitreichende Entscheidung gefällt. Aus den Erfahrungen früherer Hungerjahre entschließt sie sich, ein Bauerngut zu kaufen. Das ermöglicht auch in schwieriger Zeit die Versorgung im Hotel.
Natürlich erscheinen in den guten Jahren im Hotel Gäste, die bekannt sind, sei es Claire Waldoff oder Joachim Ringelnatz.
Wegen der politischen Verhältnisse geht der Riss mitten durch die Familien. Gehen oder bleiben? Diese Entscheidung kann Johanna und ihrem Mann niemand abnehmen.
Ein Personenverzeichnis ergänzt das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es vermittelt ein Stück Geschichte mit all ihren Facetten und zeigt, wie persönliche Entscheidungen gefordert sind.

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