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Veröffentlicht am 07.06.2018

Späte Rache

Mord an der Algarve
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„...Sie hatte weniger Zeit, als sie gedacht hatte. Keine Zeit mehr zum Reden. Es machte keinen Unterschied, er würde sowieso nichts verstehen...“

Anabela Silva ist Journalistin und schreibt Kolumnen für ...

„...Sie hatte weniger Zeit, als sie gedacht hatte. Keine Zeit mehr zum Reden. Es machte keinen Unterschied, er würde sowieso nichts verstehen...“

Anabela Silva ist Journalistin und schreibt Kolumnen für Frauen. Doch eigentlich hat sie ihre Arbeit ziemlich satt. Außerdem lebt sie in Scheidung von ihrem Mann Justus. Da erhält sie einen Anruf aus Portugal. Dort leben ihre Eltern und weitere Verwandte. Ihre Mutter hatte einen Unfall, hat sich den Arm gebrochen und könnte ihre Hilfe gebrauchen. Kurz entschlossen fährt Anabela an die Algarve.
Dort fällt ihr bei einem Besuch des Friedhofs auf, das es in der letzten Zeit etliche Beerdigungen gab. Drei davon betrafen Angehörige der Familie Alves. Das weckt Anabelas Interesse, denn sie glaubt nicht an Zufälle.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte wird von Anabela erzählt und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Detailliert beschreibt die Autorin das eher beschauliche Leben in Anabelas Heimatort. Dass es erhebliche Unterschiede zu ihrem bisherigen Leben in Hamburg gibt, zeigt das folgende Zitat:

„...Eine anständige portugiesische Frau trinkt nicht in der Öffentlichkeit, sagt meine Mutter. Allenfalls ein Glas Wein zum Essen ist erlaubt. Weshalb ich mir eigens eine Tüte Chips gekauft hatte...“

Gleichzeitig wird dabei Anabelas feiner Humor deutlich. Mit ihren Fragen zu den Toten allerdings läuft Anabela lange Zeit ins Leere. Sie stößt auf eine Mauer des Schweigens, sobald der Name Alves fällt. Selbst Luis, ihr Cousin und Polizist, blockt ab.
Im Gegensatz zu Anabela weiß ich als Leser schon nach den ersten 10 Seiten, dass die Angehörigen der Familie Alves gezielt getötet worden sind. Dazu hat ein besonderes Stilelement der Autorin beigetragen. In kursiver Schrift erfahre ich nicht nur, wie die Morde ausgeführt werden, sondern auch, worin das Motiv liegt. Das Eingangszitat stammt von der Täterin.
Ab und an werden Sätze in portugiesischer Sprache eingefügt, die anschließend übersetzt werden. Meist sind es Sprichwörter. Eines davon lautet:

„...Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird...“

Doch nicht nur der Fall, auch familiäre Probleme bringen Anabelas Leben durcheinander und zwingen sie zu einer Entscheidung.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt, warum ein Opfer zum Täter wird. Auch Anabela hat die Frage gestellt, warum die Todesfälle gerade jetzt auftreten. Selbst darauf gibt es eine schlüssige Antwort.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Die Jagd nach dem Schwert

Geheimakte / Geheimakte Excalibur
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„...Hätte ich mir denken können, die Briten haben noch nie einen ordentlichen Geheimdienst gehabt, der vernünftige Informationen liefert...“

Wir schreiben das Jahr 1958. Max Falkenburg und sein Freund ...

„...Hätte ich mir denken können, die Briten haben noch nie einen ordentlichen Geheimdienst gehabt, der vernünftige Informationen liefert...“

Wir schreiben das Jahr 1958. Max Falkenburg und sein Freund Patrick sind auf den Weg nach London. Dort wird Max einen Vortrag im British Museum über seine letzten Ausgrabungen halten. Während Patrick im Hotel eincheckt, begibt sich Max auf das Gut des Viscount Wellesley. Seine Freundin Jody möchte ihn ihren Eltern vorstellen.
Doch die Situation im Hause Wellesley eskaliert. Max ist Deutscher und damit für den Viscount nicht akzeptabel. Der Lord hatte sich über Max` Familie informiert. Max` Reaktion darauf gibt das Eingangszitat wieder.
Max und Jody wollen am nächsten Morgen abreisen. Doch in der Nacht wird in das Herrenhaus eingebrochen. Die Einbrecher legen einen Brand. Charlotte Wellesley, Jodys Mutter, und Jodys Bruder Eddie werden schwer verletzt. Der Viscount ist verschwunden.
Der Autor hat einen fesselnden Abenteuerroman geschrieben. Hintergrund der Geschichte sind die Geheimnisse um Excalibur, dem legendären Schwert von König Arthus.
Im Prolog wird schon auf dieses Schwert Bezug genommen. Der junge Ritter Tankred erhält es von König Löwenherz und bringt es trotz mancher Widrigkeiten nach England zurück. Nun vermutet eine jahrhundertealter Orden, dass Viscount Wellesley den Ort kennt, an dem sich das Schwert befindet.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Der Autor führt mich quer durch England an viele mythische und historisch mit König Arthus verbundene Stätten. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Dabei beseitigt der Orden jeden, der sich ihm in den Weg stellt und für die Erreichung des Zieles nicht gebraucht wird. Trotz aller Schwierigkeiten haben Max, Patrick und Eddie ihren Humor nicht verloren.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die ersten Gespräche zwischen Max und Charlotte bzw. den Viscount. Charlotte stellt kurz angebundene Fragen und akzeptiert nur Ein-Wort- Antworten.
Das Gespräch mit dem Viscount strotzt von Spitzfindigkeiten. Max` Schlagfertigkeit trifft oft den Punkt, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Wenn dein Vater möchte, kann er doch gerne kommen. Ich glaube, es kann ihm nicht schaden, auch mal mit der Realität konfrontiert zu werden...“

Geschickt in die Handlung eingebettet werden verschiedene Informationen über die Geschichte des Schwertes. Dabei wird nochmals das Thema des Prologs aufgegriffen und vertieft. Ab und an findet sich im Geschehen eine Spur Mystik.
Der hohe Spannungsbogen ergibt sich auch dadurch,dass ich als Leser nicht weiß, wer welche Rolle spielt. Das Oberhaupt des Ordens muss sich in der Nähe des Viscount aufhalten. Doch wer ist es? Es gibt eine Reihe von Kandidaten.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Eine andere Sicht auf Syrien

"Weil die Hoffnung niemals stirbt"
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„...Wenn Sie mich fragen, wer ich bin, antworte ich Ihnen leidenschaftlich: Ich bin Syrerin. Ich bin Ordensschwester mit verletztem Herzen, einer unbezwingbaren Liebe zur Heimat und eine Botschaft der ...

„...Wenn Sie mich fragen, wer ich bin, antworte ich Ihnen leidenschaftlich: Ich bin Syrerin. Ich bin Ordensschwester mit verletztem Herzen, einer unbezwingbaren Liebe zur Heimat und eine Botschaft der Hoffnung, die ich mit Ihnen teilen möchte...“

Mit dem Eingangszitat hat sich Schwester Marie-Rose, die Autorin selbst charakterisiert. In ihrem Buch gewährt sie mir als Leserin einen Einblick in das heutige Syrien. Das ist aber nur die eine Seite. Sie zeigt mir auch, wie Syrien noch vor wenigen Jahren war.

„...Syrien gilt seit jeher als eine der historischen Heimaten des frühen Christentums. Vor dem syrischen Krieg 2011 betrug der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung etwa 12 bis13 Prozent...Obwohl sie nur eine Minderheit waren, wurden sie nie als solche behandelt...“

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Dr. John Eibner. Er ist Leiter der CSI, einer christlichen Menschenrechtsorganisation, die die Arbeit des Konvents in der Küstenstadt Tartus unterstützt. Die Gegend ist weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Dort finden Flüchtlinge eine Heimat, die Syrien nicht verlassen wollen oder können.
Nach einem Kapitel, in der die Autorin sich und ihre Arbeit vorstellt, kommen eine Reihe von Überlebensgeschichten. Die Erzählungen sind kurz und prägnant, beschränken sich auf das Wichtigste und sind in einem eher einfachen und sachlichen Schriftstil gehalten. Letzteres aber macht sie besonders eindringlich und bewegend.
Es geht um Verlust von Heimat und Angehörigen, um Schmerz und Trauer, aber auch um Mut zum Neuanfang und Überlebenswille. Die Geschichten erzählen vom Menschenhandel, Kindersoldaten und sexueller Vergewaltigung. Eines wird dabei deutlich. Die körperlichen Wunden können heilen. Für finanzielle Probleme ist der Konvent eine Anlaufstelle. Er bietet Hilfe, indem sich die Mitarbeiter unter anderen um Arbeit kümmert, die Kinderbetreuung organisiert und Unterricht anbietet. Die tiefen psychischen Wunden aber werden lange Zeit brauchen, um zu heilen, wenn es überhaupt geschieht.
Zwischen den Erlebnisberichten gibt es kurze Einblendungen zur syrischen Geschichte oder zum Erleben von Marie - Roses eigener Familie.
Deutlich wird, dass die Autorin ihre Kraft und ihren Mut aus ihrem tiefen Glauben nimmt. Mit politischen Bemerkungen hält sie sich weitgehend zurück. Nur unterschwellig ist eine leise Kritik vor allem an der westlichen Welt spürbar, denn viele der Gruppen, die mit Waffen und Logistik unterstützt werden, dulden in ihrem Einflussbereich danach keine christlichen Glaubensgemeinschaften mehr. Für die Christen beginnt dann die Zeit der Unterdrückung und Verfolgung.
Eine Zeittafel und die Karte Syriens vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine andere Sicht auf die syrischen Verhältnisse als die üblichen Massenmedien. Das Zitat einer 28jährigen syrischen Mutter von drei Kindern möge meine Rezension abschließen:

„...Wenn die Welt für uns hier zu klein wird, dann haben wir immer noch den Himmel – wir werden nicht verzweifeln...“

Veröffentlicht am 04.06.2018

Wenn alte Wunden schmerzen ...

Das stille Leben des Karl Rosenbaum
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„...Vor langer Zeit hatte ich den Schlüssel zu meinem Innersten ins tiefe Meer geworfen und war sicher, ihn nie wiederfinden zu wollen. Doch nun saß ich einem Mann gegenüber, der ihn mir wie durch Zauberhand ...

„...Vor langer Zeit hatte ich den Schlüssel zu meinem Innersten ins tiefe Meer geworfen und war sicher, ihn nie wiederfinden zu wollen. Doch nun saß ich einem Mann gegenüber, der ihn mir wie durch Zauberhand vor die Nase hielt...“

Karl Rosenbaum ist 74 Jahre alt, als er sein Geschäft in jüngere Hände legt. Er ist Goldschmied und Uhrmacher und ihm fehlt nun die Ruhe der Hände. Der Beruf war sein Lebensinhalt.
Zehn Jahre lang wohnt er danach weiter in einem Haus, ohne die Bewohner näher zu kennen oder sich mit ihnen zu unterhalten. Er hat sich in seiner Einsamkeit eingerichtet, hört klassische Musik, liest viel und besucht regelmäßig das Theater.
Bei einer der Theatervorstellungen spricht ihn ein junger Mann an. Stefan Koczinski stellt sich ihm vor, sagt ihm, dass er sich freut, ihn wiederzusehen, und dass er ihn von seinem Platz aus gesehen hat. Bei Karl bricht Panik aus. Er fühlt sich beobachtet, kann sich nicht mehr auf das Stück konzentrieren und erleidet einen Zusammenbruch.
Der Autor hat einen beeindruckenden Roman geschrieben. Die Geschichte wird aus der Sicht des Karl Rosenbaum erzählt. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das lag auch an der permanent enthaltenen inneren Spannung der Geschichte.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Karl will seine Ruhe. Warum, wird nur in kurzen Sequenzen angedeutet. Es sind die Verluste seiner Vergangenheit, die ihm ein bleibendes Schuldbewusstsein eingegeben haben. Erst am Schluss der Geschichte erfahre ich, was wirklich passiert ist.
Stefan ist für mich über eine lange Strecke genauso ein Rätsel wie für Karl. Er setzt sich gegen die Ablehnung zur Wehr, drängt sich regelrecht auf, Scheint immer dann Präsent zu sein, wenn Karl Probleme hat, bittet um Vertrauen, lässt aber nicht erkennen, was ihn wirklich antreibt. Seine unterschwellig forsche Art wird ab und an durch seine Reaktion widerlegt, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Sein strahlender Blick war erloschen. Er war erschrocken wie ich und genauso enttäuscht, wie ich es war...“

Das Buch zeichnet sich durch einen gehobenen Schriftstil aus. Das zeigt schon das Eingangszitat. Die Geschichte wirkt ernst. Eine gewisse Leichtigkeit klingt ein einziges Mal durch, als sich Karl seiner ungewollten Retterin bei der Wanderung im Elbsandsteingebirge öffnet.
Sehr gut wiedergegeben wird die innerer Zerrissenheit von Karl. Einerseits will er von Stefan nichts wissen, andererseits interessiert ihn der junge Mann. Mit seinen Worten stößt er ihn häufig vor den Kopf, seine Taten aber sprechen eine andere Sprache. Stefan hat eine Seite in Karl berührt, die er tief verschüttet glaubte. Als besonderes Stilmittel wird dieser Gegensatz durch seine innere Stimme zum Ausdruck gebracht. Sie sit kursiv hervorgehoben.
Musik, Literatur und Kunst werden gekonnt in die Handlung integriert. Einst hatte Karl vom Beruf des Schauspielers geträumt, doch das Leben hat ihn auf eine harte Schule geschickt.

„...Kriege nehmen einen alles, was sich auch nur als Hauch eines Traums anfühlt. Hoffnungen werden zerschlagen wie ein Stück Glas unter einem fallenden Betonklotz. Und die Scherben werden immer irgendwo herumliegen...“

In den Zeiten, wo sich Karl auf Stefan einlässt, kommt es zu tiefgründigen Gesprächen. Stefans Analyse von Shakespeare und sein Vergleich zwischen Theater und Wirklichkeit hat fast philosophischen Charakter.

„...Der Mensch ist sonderbar. Er macht alles so furchtbar kompliziert, spricht in Rätseln, spielt Spielchen, nur, weil er Angst hat zu verlieren...“

Auch Stefan spielt. Noch hat er nicht, das er dabei in Gefahr ist, den Menschen zu verlieren, der ihm am meisten bedeutet. Das ist übrigens nicht Karl.
Die Bekanntschaft mit Stefan scheint eine Tür zu öffnen. Plötzlich interessieren sich auch Hausbewohner für Karl. Doch seine Tür bleibt lange geschlossen. Er weiß um seine Fehler, kann aber nicht über seinen Schatten springen. Immer erneut klingt die Angst an, dass alte Wunden geöffnet werden. Und doch setzt behutsam eine Veränderung ein.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um Schuld und Vergebung, um Lebensläufe, die in einer harten Zeit geprägt wurden, und um Spuren, die tief in der Seele zu finden sind.
Ich habe mir genau überlegt, welches Zitat meine Rezension abschließen soll, den ich habe mir mehrere aus dem Buch geschrieben. Entschieden habe ich mich für den folgenden Rat:

„...Achte auf die Kleinigkeiten um dich herum, denn sie sind dein Alltag, dein Leben. Sie entscheiden darüber, ob du glücklich und zufrieden sein kannst...“

Veröffentlicht am 31.05.2018

Ein Schmetterlingskind greift ein

Höllgrotten
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„...Unter all den Machtkämpfen der Männer leiden die Frauen und Kinder am meisten. Gemäss Schätzungen der UNO werden bis heute allein in Ostkongo jährlich fünfzehntausend Frauen aufs Schlimmste vergewaltigt. ...

„...Unter all den Machtkämpfen der Männer leiden die Frauen und Kinder am meisten. Gemäss Schätzungen der UNO werden bis heute allein in Ostkongo jährlich fünfzehntausend Frauen aufs Schlimmste vergewaltigt. Für Kinderspielzeug gibt es kein Geld, für eine Kalaschnikow in Kinderhänden aber schon...“

Seit gut zwei Monaten ist Sara Chefin der Zuger Kriminalpolizei. Momentan steht sie unter der Lorzentobelbrücke. Zu ihren Füßen liegt eine junge schwarze Frau - tot. Sie hat keinerlei persönliche Sachen bei sich. Außerdem sind ihre Fingerkuppen abgeschliffen.
Die 23jährige Natalie ist ein Schmetterlingskind. Auf Grund eines Gendefekt führt jede falsche Berührung zu Hautschäden. Doch sie möchte ihren vielleicht kurzen Leben einen Sinn geben. Deshalb arbeitet sie als Umweltaktivistin und setzt sich über das Internet weltweit für benachteiligte Frauen ein. Sie lebt mit ihrem Vater, einem Arzt und Wissenschaftler, in einer Villa. Nach einem Einbruch stellen sie Tom als ihren persönlichen Bodyguard ein.
Die Autorin hat einen fesselnden und sehr feinfühligen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Die Obduktion ergibt, dass Emeline, die Tote, vor kurzem ein Kind geboren hat. Außerdem findet sich auf ihrem Zeh das Wort Kipekapeka. Das ist eine Hilfsorganisation. Dadurch stößt Sara auf Natalie.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und unterstützt die rasante Handlung. Nicht nur Sara, auch Natalie sorgen sich um das Baby. Natalie ahnt nicht, dass sie sich dabei in große Gefahr begibt.
Der Roman zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus. Zum einen erfahre ich die Lebensgeschichte der meisten der Protagonisten. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. Zum zweiten wird die Geschichte des Kongo geschickt in die Handlung integriert. Das Eingangszitat bezieht sich darauf. Ein weiteres Zitat möge dies ergänzen:

„...Vor dreissig Jahren war die Region ein kleines Paradies gewesen...Dann kamen die Kriege, und aus dem Paradies wurde die Hölle. Der Westen schaute gern weg, solange er eines der rohstoffreichsten Länder der Welt zum eigenen Vorteil ausschlachten konnte...“

Die dritte Besonderheit ist die in kursiv abgedruckte Lebensgeschichte von Emeline. Sie wird von der jungen Frau selbst erzählt.
Bei ihren Nachforschungen bekommt Sara immer wieder gesagt, dass Emeline eine starke und stolze Frau war. Sie wusste, was sie wollte – eine Chance für ihr Kind! Dafür war sie durch die Hölle gegangen.
Mit Sara selbst habe ich so meine Probleme – und da bin ich nicht die einzige. Mag sein, dass Natalie ihr nicht die Wahrheit gesagt hat, doch wie sie die junge schwerkranke Frau behandelt zeugt von fehlendem Mitgefühl. Einige der Protagonisten geben ihr das auch deutlich zu verstehen. Ein Lichtblick im Team der Ermittler ist Staatsanwalt Lind. Mit seinem heiteren Gemüt versteht er es, manch Harte abzumildern.
Natürlich ist es für Sara nicht einfach, herauszufinden, wer die Wahrheit sagt, und wie komplex die Zusammenhänge in der Geschichte sind. Leider glaubt sie aber gern den Falschen.
Sehr gut werden die landschaftlichen Besonderheiten beschrieben. Das betrifft insbesonder die Schönheiten der Höllgrotten.
Doch auch an anderen Stellen arbeitet die Autorin gekonnt mit Metaphern. So hält sich Natalie gern in ihrem Schmetterlingshaus auf. Die Berührung der filigranen Falter tut ihrer Haut gut, weil sie ihr nicht schadet.
Hintergrund der Geschichte sind Diamantenschmuggel, Rohstoffhandel, Spielschulden und brutale Erpressung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft brisante politische Themen mit ganz persönlichen Schicksalen.