Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2021

Hat mich nicht zum Träumen gebracht

The Brooklyn Years - Wovon wir träumen
0

Nun gehen wir mit „Wovon wir träumen“ schon in den vierten Band der Reihe „The Brooklyn Years“ von Sarina Bowen. Und es wäre definitiv gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre auf diesen Band nicht besonders ...

Nun gehen wir mit „Wovon wir träumen“ schon in den vierten Band der Reihe „The Brooklyn Years“ von Sarina Bowen. Und es wäre definitiv gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre auf diesen Band nicht besonders gespannt gewesen. Das ist für mich fast schon überraschend, denn es war schon wegen der beruflichen Positionen von Nate und Rebecca klar, dass es nicht o sehr um Eishockey gehen würde wie zuvor und dennoch haben diese beiden in den drei Bänden zuvor schon alle Funken fliegen lassen und das nur durch immer wieder kleine Szenen. Deswegen war ich wirklich sehr gespannt, wie es werden würde, wenn es doch gleich ein ganzes Buch ist.

Letztlich muss ich aber sagen, dass meine Vorfreude sich leider nicht im Endergebnis widerspiegeln konnte. Ein entscheidender Faktor für die Enttäuschung ist sicherlich, dass die Inhalte von Band 3 und 4 größtenteils parallel stattfinden. Durch die Perspektive von Beacon und Lauren wussten wir schon über viele Entwicklungen von Nate und Rebecca Bescheid. Es waren natürlich nur Andeutungen, aber dennoch hat dieser Band bewiesen, dass diese Andeutungen praktisch schon alles voraus genommen haben. Viel mehr ist in dem Buch selbst dann nicht passiert und das darf eigentlich nicht passieren. Sonst haben Reihen höchstens minimale Parallelen, was auch definitiv der bessere Weg ist, denn hier zeigt sich, wie viel Spannung dadurch wegfällt.

Jetzt sind Liebesromane natürlich nicht vor allem für Spannung da, aber neben der Tatsache, dass man schon genau wusste, was passieren würde, war von den Funken zwischen Nate und Rebecca nicht mehr viel da, wo wir nun einmal in ihren Köpfen stecken. Und das ist definitiv die noch größere Enttäuschung, denn auf die Liebe kommt es definitiv an und die muss dann auch sitzen! Warum es vor allem nicht geklappt hat, muss ich leider an Becca festmachen. Sie war in den Bänden davor für mich immer so ein Leuchtkegel. Sie hatte nicht die Hauptrolle, aber sie war dennoch stets präsent und hatte einfach eine Art, die man mögen musste. Doch diese Becca habe ich in ihrer eigenen Geschichte nicht mehr gefunden. Sie wirkte nur wie ein Abziehbildchen, bei dem die Farben aber wahrlich nicht mehr so strahlend sind. Natürlich erleben wir sie aufgrund ihrer Kopfverletzung auch am absoluten Tiefpunkt und dennoch hat sie sich oft sehr kopflos und recht lieblos verhalten. Zudem hätte ich auch gedacht, dass man ihre Gefühle für Nate übermäßig spüren würde. Während das bei ihm für sie auch definitiv gegeben war, so stehe ich bei Becca doch da und frage mich, wo denn da wirklich ihre Leidenschaft war.

Letztlich gab es noch viele kleine weitere Aspekte, die eher ein trübsinniges Gefühl vermittelt haben. So fand ich die Kapitel aus der Vergangenheit in einem ganz seltsamen Erzählstil geschrieben. Erinnerte irgendwie an ein Märchen, war aber meiner Meinung völlig deplatziert, denn der Sinn dahinter lag nicht auf der Hand. Weiterhin fand ich die Überpräsenz von überwachender Technik durch KI anstrengend. Natürlich passte es zu Nate, aber wenn dann eine Künstliche Intelligenz beim Lustspiel zuhört, dann ist es irgendwie eher peinlich und hat dementsprechend auch nicht geholfen, die Chemie zwischen Nate und Becca entscheidend aufzupeppen. Während mir das Ende doch insgesamt wieder gefiel, weil es auch starke Bilder waren, so merke ich nach Band 4 doch endgültig, dass „The Brooklyn Years“ einfach nicht meine Reihe ist. Bis jetzt hat mich noch kein Band übermäßig begeistert, aber dass ausgerechnet der hoffnungsgemäß beste mich am meisten enttäuscht, nein, das sagt nichts Gutes aus. Sicherlich werde ich Band 5 auch noch durchziehen, aber ich bin doch froh, von Bowen mal wieder eine neue Reihe zu lesen bekommen.

Fazit: Es tut mir fast leid, das auszusprechen, aber „Wovon wir träumen“ hat mich überhaupt nicht träumen lassen. Ich hatte viele Hoffnungen bei Nate und Becca, die aber nicht erfüllt wurden. Die Inhalte waren durch Band 3 schon zu sehr bekannt und leider hat die Chemie nicht so gestimmt, wie es hätte sein müssen. So leider gelesen und quasi schon wieder vergessen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2021

Ruhig, aber emotional wuchtig wie eh und je

Be My Tomorrow
0

Emma Scott ist definitiv eine Autorin, die stets berührende Geschichten zwischen die Seiten zaubert, aber manchmal macht es mehr klick, manchmal etwas weniger, aber das ändert nie etwas daran, dass es ...

Emma Scott ist definitiv eine Autorin, die stets berührende Geschichten zwischen die Seiten zaubert, aber manchmal macht es mehr klick, manchmal etwas weniger, aber das ändert nie etwas daran, dass es jedes Buch von ihr wert ist, gelesen zu werden. Zuletzt hat Scott vor allem Stand-alone-Romane veröffentlicht, aber „Be My Tomorrow“ ist nun der Auftakt zu einer Trilogie. Dabei ist es clever, zur Protagonistin eine Figur zu machen, die wir bereits aus dem „All-In“-Duett kennen, nämlich Zelda. Lang, lang ist es hier, aber es war dennoch eine schöne Geschichte, hier eine Verbindung zu Theo zu haben. Das hat gleich das Gefühl, in diese Geschichte einzusteigen, noch einmal verändert.

Aber es war nicht nur die Verbindung zwischen Theo und Zelda, sondern direkt die ersten Seiten, die für mich schon klar gemacht haben, dass Scott hier eigentlich fast machen kann, was sie will, denn es konnte nur gut werden. Das liegt natürlich vor allem an Zelda, die von der ersten Zeile an, eine sehr nahbare Persönlichkeit ist. Ihr Kampf in New York, unbedingt ihre Graphic Novel veröffentlicht zu bekommen, lädt auf Anhieb zum Mitfiebern ein. Gleichzeitig bekommt man auch schnell dargelegt, was sie tief geprägt hat, nämlich die Entführung ihrer Schwester, die auch getötet wurde. Bei Scott ist es oftmals so, dass sie sehr dramatische Geschichten erzählt, wo es immer eine Herausforderung darstellt, die Waage zu halten, damit man nicht sagt, das war jetzt doch etwas viel. Der positive Eindruck zu „Be My Tomorrow“ ist daher für mich vor allem mit dem Fakt verbunden, dass Zelda und Beckett beide ihr Päckchen zu tragen haben, aber dass das nicht unnötig dramatisiert wird, sondern der Fakt alleine ist schon Drama genug.

Indem die Geschichte sich also sehr um eine authentische Darstellung bemüht, braucht es keine Nebenschauplätze, sondern einfach zwei wunderbare Figuren, die gleichermaßen die Erzählzeit eingeräumt bekommen, die sie verdient haben. Dass es direkt mit Zelda passte, war natürlich schon ein Geschenk, aber nach wenigen befremdlichen Momenten mit Beckett ist auch völlig klar, dass er ein ebensolches Goldstück ist. Wenn man dann zwei an sich schon großartige Figuren hat, ist es dennoch nicht selbstverständlich, dass sie auch zusammen eine Wirkung entfalten. Aber da kommt dann ins Spiel, dass man sich dabei keine Sorgen um Scott machen muss, denn sie kreiert immer eine spezielle Stimmung zwischen ihrem Liebespaar. E ist schnell klar, dass sich Beckett und Zelda verdient haben und das ist im absolut positiven Sinne gemeint. Sie haben ähnlichen Schmerz erfahren, sie sind beide von Schuldgefühlen geplagt, aber sie haben völlig unterschiedlichen Umgang damit. Das wiederum sorgt dafür, dass sie die perfekte Ergänzung füreinander sind und sie sich gegenseitig beim Heilen helfen können.

Besonders schön fand ich als zentrales Erzählelement die Graphic Novel. Nicht nur, dass wir einzelne Sequenzen auch graphisch auf den Seiten abgebildet bekommen, sondern die Erstellung der Geschichte lädt uns als Zuschauer der ersten Reihe ein. Wie Zelda und Beckett dann eine Art und Weise finden, gemeinsam miteinander zu arbeiten, das ist schön mitzuverfolgen und sorgt eben dafür, dass sie auch auf kreativer Basis eine Art des Zusammenarbeitens gefunden haben, die für private Paare nicht unbedingt selbstverständlich sein muss. Zwar habe ich vorhin gesagt, dass es nicht groß Nebenschauplätze gibt, aber Figuren wie Darlene und Max tauchen bereits auf und schaut man auf die weiteren Bände der „Only-Love“-Reihe, dann werden diese beiden noch sehr wichtig und es lässt sich zum Glück bereits erahnen, dass das sehr interessant werden dürfte. Insgesamt ist „Be My Tomorrow“ eher eine ruhige Erzählung, aber das hat für mich hier genau das getroffen, was ich mir erhofft habe.

Fazit: „Be My Tomorrow“ wird definitiv zu meinen Lieblingsbüchern von Scott zählen, denn auch wenn es eher ruhiger zugeht und das Drama auf einem wunderbaren Niveau bedient wird, war es durchgängig eine tolle Unterhaltung, die vor allem von Zelda und Beckett einzeln, aber auch zusammen lebt. Dazu natürlich berührend wie eh und je.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2021

Besonders beim persönlichen Schicksal stark

Deeply
0

Bis zur „In Love“-Reihe hatte ich noch nichts von Ava Reed gelesen, obwohl sie mir natürlich ein Begriff war, denn ihre tiefgründigen Jugendbücher haben definitiv eine Fangemeinschaft um sich versammelt. ...

Bis zur „In Love“-Reihe hatte ich noch nichts von Ava Reed gelesen, obwohl sie mir natürlich ein Begriff war, denn ihre tiefgründigen Jugendbücher haben definitiv eine Fangemeinschaft um sich versammelt. Da war es für mich natürlich die ideale Gelegenheit, sie mit der Veröffentlichung von „Truly“ endlich selbst kennenzulernen. Zumal mir NA als Genre ohnehin noch ein Stückchen besser liegt. Doch der Band rund um Andy und Cooper hat mich wahrlich nicht umgehauen. Nun bin ich aber eher nicht der Typ, der zu früh das Handtuch wirft, weswegen ich auch „Madly“ gelesen habe und es war große, große Liebe. Dementsprechend war meine Begeisterung für die Veröffentlichung von „Deeply“ natürlich groß. Schade nur, dass das Buch eher in Richtung „Truly“ geht, aber zum Glück etwas besser.

Dylan als Mitbewohner aus der WG fehlte natürlich mit seinem Happy End noch und auch Zoey, die immer mal wieder Thema war, weswegen diese beiden ihr Happy End zusammenfinden durfte. Nur ist bei „Deeply“ ein wenig das Problem, dass die Liebesgeschichte mich nicht vom Hocker haut, während Dylan und Zoey jeder für sich mich definitiv überzeugen konnte. Ava Reed hat mir ihrer Reihe ohnehin schon Figuren geschafft, die sehr tiefgründige Hintergründe haben, das ist bei Dylan und Zoey sicherlich noch mal getoppt worden. Dass Zoey ein Vergewaltigungsopfer ist, wissen wir bereits seit dem ersten Band, das war also weniger eine Überraschung, aber überraschend war definitiv, wie gut Reed die Darstellung ihrer Geschichte hinbekommen hat. Denn Traumata schön und gut, aber man muss solche auch mit Fingerspitzengefühl anfassen, weil es sonst schnell despektierlich wirkt. Aber schon nach Reeds Vorwort, wo sie klar gemacht hat, dass es kein richtig oder falsch bei den Gefühlen eines Vergewaltigungsopfers gibt, wusste ich bereits, dass die Geschichte gut in ihren Händen aufgehoben ist. Das hat sich dann im weiteren Verlauf des Buchs nur bestätigt, denn Zoey ist bereits bis zu den Ereignissen des Bandes weit gekommen, dennoch hat sie immer noch Rückschläge und das wurde sehr einnehmend und nachvollziehbar dargestellt.

Das Geheimnis von Dylan wiederum kannten wir als Leser
innen noch nicht, es gab auch hier eine Überraschung, über die ich aber nicht ins Detail gehen will, weil ich nicht spoilern möchte, aber auch er hat eine ernste Geschichte, die mich definitiv sehr berührt hat. Ich fand es auch großartig, dass die angedeutete Beziehung zu seiner Großmutter auch wirklich intensiv behandelt wurde, denn man hatte bereits im Vorfeld gemerkt, wie wichtig er ist. Warum hat es für mich also zwischen Dylan und Zoey nicht so Zoom gemacht. Die beiden haben definitiv tolle Szenen zusammen, aber müsste ich ein Wort suchen, dann würde ich mich wahrscheinlich für ‚knuffig‘ entscheiden. Denn es wurde alles so fließend brav aufgebaut, ohne dass aber mal wirklich Funken gesprüht haben. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Empfindungen füreinander auf einmal da waren, ohne dass es aber wirklich ersichtlich wurde, was sie genau aneinander angezogen hat. Deswegen war es stellenweise dann doch so, dass für mich das Geschehen etwas herumplätscherte und dass der richtige Zug für die Geschichte gefehlt hat. Aber das wurde dann immer gut aufgefangen, weil die Individualgeschichten so gut funktionierten. Zudem hat es mir auch gefallen, dass zwischen den beiden am Ende kein künstliches Drama noch erzeugt wurde, denn das hätte zu ihnen nicht gepasst. Für ihre Geschichte war wichtiger, dass sie um sich herum Versöhnung finden und sich wirklich in ihre Ich akzeptiert fühlen.

Fazit: Nun ist die „In Love“-Reihe von Ava Reed schon wieder beendet, aber ihre nächste Reihe ist bereits angekündigt und da werde ich auf jeden Fall dabei sein. Zwar hat es „Deeply“ für mich gefühlsmäßig nicht an die Qualität von „Madly“ herangeschafft, aber es war eine schöne Geschichte, die weniger mit der Liebe, sondern viel mehr mit persönlichem Schicksal überzeugt hat und noch einmal bewiesen hat, dass Ava Reed ein Händchen für tiefgründige Figuren hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.06.2021

Übertrieben in allen Facetten

Sex/Life
0

Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu ...

Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu dem Inhalt der geplanten Serie geäußert habe, bin ich sehr unbedarft an das Buch von B.B. Easton herangegangen, was vielleicht rückblickend keine ganz so gute Idee war.

Zunächst einmal finde ich die Prämisse von „Sex/Life“ gar nicht schlecht, denn die Autorin hat ihr eigene Erfahrungen aus ihrem Sex- und Eheleben genommen und diese mit dem Stilmittel der Übertreibung in eine Geschichte verpackt, die aus Tagebucheinträgen und E-Mail-Austausch besteht. Dabei ist eine Stilistik rausgekommen, die sich locker-flockig weglesen lässt und auch die spitze Zunge ist definitiv nicht zu unterschätzen. Stellenweise ist das Geschehen wirklich herrlich ironisch und das findet man wirklich selten. Insgesamt würde ich sagen, dass ich so ein Buch wie „Sex/Life“ noch nie gelesen habe, aber dabei wird es vermutlich auch bleiben, denn mit zunehmender Seitenzahl haben sich die Schwächen des Buchs immer weiter aufgetan.

Der zunächst wirklich interessante Schreibstil hat nämlich zunehmend seinen Reiz verloren, vermutlich weil ich mich eingewöhnt hatte und mehr auf das Drumherum achten konnte. Zunächst einmal hat mich beim Lesen ständig die Frage beschäftigt, wie viel B.B. Easton tatsächlich übertrieben hat? Natürlich war die Darstellung der Ehe alleine aufgrund der Kommentierung durch die Ich-Person schon völlig überzogen, aber es muss ein wahrer Kern dabei gewesen sein und das kann mich dann nur noch erschrecken, denn wo bitte schön war dann die Basis für eine glückliche Ehe? Alleine die Art, wie B.B. dann alles kommentiert, viel despektierlicher geht es eigentlich nicht. Was im ersten Moment noch lustig wirkte, fand ich dann so irgendwann gar nicht mehr. Zwar bekommt die Geschichte am Ende noch einen Bogen, wo ich sage, da wurde noch das Beste aus den Möglichkeiten herausgeholt, aber der Weg dorthin war definitiv steinig und schwer…

Ein zweiter Faktor ist ganz sicherlich auch, dass „Sex“ im Titel hier definitiv eine Ansage ist. Nein, natürlich ist es nicht verwunderlich, dass hier der Titel des Buchs auch erfüllt wird, doch ich hätte mir aus der Idee, dass der Ehemann auf einmal kreativer wird, als er B.B.s Tagebuch liest, doch etwas abwechslungsreicher und kniffliger dargestellt wird. Denn eigentlich lässt B.B. nur ihre vergangenen Sexualpartner Revue passieren und ich verrate wohl nichts, indem ich sage, dass auch hier eine Übertreibung die nächste jagt, dafür sind die Darstellungen auch sehr explizit. Nicht übertrieben versaut, aber zwischendurch passiert auch nicht grundlegend viel mehr. Und dann entlarvt sich B.B. stellenweise auch selbst, dass sie etwas übertrieben hat in ihrer Darstellung und dann folgt noch einmal eine Beschreibung der Sexszene, diesmal nur etwas „bodenständiger“. Insgesamt habe ich mir wirklich viel mehr Inhalt gewünscht. Hinzu kommt, dass der von Netflix veröffentliche Trailer überhaupt nichts mit dem Buch zu tun haben scheint, denn dort wurde mir gleich eine andere Botschaft übermittelt. Ob nun eine bessere, das wird sich erst noch zeigen müssen.

Fazit: „Sex/Life“ macht mir definitiv keine Lust auf die gleichnamige Serie bei Netflix, denn eine interessant klingende Idee verliert schnell ihren Reiz. Das Stilmittel der Übertreibung wirkt zudem irgendwann richtig respektlos und abseits von einer Aneinanderreihung von Sexszenen wird inhaltlich nicht viel mehr geboten. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.06.2021

Taucht tief ins Olympische Turnen ein

Goldmädchen
0

Die Olympischen Spiele haben immer schon eine besondere Faszination auf mich ausgeübt, auch wenn mit zunehmendem Alter natürlich auch die Dopingthematik mehr in den Fokus rückte. Und dennoch dieses Fest ...

Die Olympischen Spiele haben immer schon eine besondere Faszination auf mich ausgeübt, auch wenn mit zunehmendem Alter natürlich auch die Dopingthematik mehr in den Fokus rückte. Und dennoch dieses Fest so vielfältiger Sportarten hat nie seinen Reiz auf mich verlieren können. Nachdem im letzten Jahr das große Fest wegen der Pandemie ausgefallen ist, dürste ich dieses Jahr tatsächlich wieder auf die Live-Übertragungen hin auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass dieses Jahr auch nicht alles rosig ist und hoffe daher, dass angesichts der immer noch angespannten Gesundheitssituation ein verantwortungsvoller Umgang stattfindet. Nun erscheint pünktlich für Olympia das Jugendbuch „Goldmädchen“ von Jennifer Iacopelli, die sich speziell mit dem Turnen beschäftigt. Das fand ich auf Anhieb sehr spannend, denn der Turnsport hat in den letzten Jahren, aber auch in diesem Jahr durch die deutsche Auswahl für viel Furore gesorgt. Über Doping, Missbrauch und Frauenbilder gibt es wirklich viel anzubieten, weswegen ich mich wirklich vorfreudig auf „Goldmädchen“ eingelassen habe.

Relativ schnell ist klar, dass Iacopelli eine sehr einfache Sprache pflegt, was ich aber auch völlig in Ordnung finde, denn in dem Buch soll es mehr um Inhalt als um schöne Stilistik gehen. Dennoch hat der recht einfache Stil dafür gesorgt, dass die Erzählung es selten von der Ebene der Oberflächlichkeit weg geschafft hat. Das ist mir auch besonders in Bezug auf Audrey aufgefallen, durch deren Augen wir das gesamte Geschehen begleitet haben. Auch wenn ich mit ihr gelitten habe, so würde es mir im Nachhinein wirklich schwer fallen, sie in einigen Sätzen zu charakterisieren, denn vieles wird nur angedeutet, ohne es auch elaboriert zu bekommen. Insgesamt scheint nur dieser enge Zeitrahmen der Vorbereitung auf Olympia und die Spiele selbst entscheidend zu sein. Weitere einschneidende Erlebnisse ihres Lebens werden kaum ergründet. All das hat leider verhindert, dass eine intensivere Verbindung zu Audrey aber auch den anderen entstehen konnte.

Kommen wir aber nun zum Inhalt, denn das ist definitiv der Trumpf dieses Buchs. Auch wenn ich die Hand für die Authentizität nicht ins Feuer legen kann, so bekam ich schnell das Gefühl, dass Iacopelli sich wirklich intensiv mit dem Turnsport, dem Qualifizierungsprozess und weiteren Faktoren auseinandergesetzt hat, denn es wirkte alles ausgearbeitet und war dementsprechend gebannt mitzuverfolgen. Ein wichtiges Handlungselement ist natürlich die Missbrauchsthematik, die vor allem den US-Sport sehr belastet hat, deswegen fand ich es nur folgerichtig, das hier aufgegriffen zu sehen. Auch wenn es eben keine richtig emotionale Erzählweise ist, so ist doch eindrucksvoll rübergebracht worden, wie tief sich der Machtmissbrauch durch die Reihen gezogen hat und was das mit den Turnerinnen angerichtet hat. Dabei zeigt sich auch ein gewisses Fingerspitzengefühl, denn eine andere Auseinandersetzung wäre auch unlogisch gewesen, denn wir haben es mit jungen Frauen zu tun, die außer dem Turnsport sonst nichts anderes in ihrem Leben kennen und Olympia alles unterordnen. Deswegen holen sie sich eben aus dem Loch heraus, indem sie das tun, was sie am besten können: Turnen.

Was für mich definitiv auch ein Highlight war, das war die Darstellung der ganzen Wettbewerbssituationen. Zwar hat sich das Buch jetzt nicht gerade bemüht, alle Übungen für Laien darzustellen, aber das war schon in Ordnung, denn beim ersten Erwähnen waren die Beschreibungen doch recht ausführlich und bei jedem Wiederholen wurden sie knapper, aber dennoch entstand ein Bild vor Augen. Neben diesen Bildern ist auch eine elektrisierende Spannung entstanden, wie Audrey für alle mitfiebert, wie sie rechnet, wie sie kalkuliert. Ja, es bleibt weiterhin alles recht oberflächlich, aber ich war vollends drin und konnte auf den letzten 100 Seiten nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Das war wirklich ein Erlebnis, das mir erst recht wieder Lust auf Olympia gemacht hat!

Fazit: „Goldmädchen“ hat mich vor allem mit dem Inhalt rund um den Turnsport und die Olympischen Spiele überzeugen können, denn es wirkte alles sehr authentisch und dadurch ungeheuer spannend. Dennoch kann man der Geschichte vorwerfen, eine gewisse Oberflächlichkeit nie abgeschüttelt zu haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere