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Veröffentlicht am 01.09.2025

Für Dani Atkins zu banal

Versprich mir, dass du tanzt
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Immer wenn etwas Neues von Dani Atkins angekündigt wird, bin ich auf jeden Fall dabei. Ich finde, dass es extrem schwierig ist, die Autorin und ihren Stil zu beschreiben. Aber ich weiß definitiv, dass ...

Immer wenn etwas Neues von Dani Atkins angekündigt wird, bin ich auf jeden Fall dabei. Ich finde, dass es extrem schwierig ist, die Autorin und ihren Stil zu beschreiben. Aber ich weiß definitiv, dass ich in ihrer Stilistik nie nach anderen suche, die ähnlich schreibe. Da verlasse ich mich ganz auf Atkins und mit welcher Thematik sich mich als nächstes überraschen wird.

„Versprich mir, dass du tanzt“ ist nun das neuste Werk von Atkins und ich wurde überrascht, aber leider eher negativ. Insgesamt lässt sich meine Kritik dadurch zusammenfassen, dass ich das gewählte Thema zu harmlos und zu banal fand. Dazu habe ich beide Liebesgeschichten nicht restlos fühlen können. So hatte ich zwar ein Buch, das ich wie üblich sehr schnell weglesen konnte, aber es hat mich nicht so emotional gepackt, wie ich das schon oft genug bei ihr als Autorin erlebt habe. Aber mir ist klar, dass das auch was mit Erwartungen zu tun hat und genug Bücher zu kennen, sodass ich unweigerlich vergleiche. Ohne Vergleich und ohne Erwartungen ist „Versprich mir, dass du tanzt“ sicherlich für viele ein Highlight.

Wir fangen schon sehr extrem traurig mit der Geschichte an. Das war auch noch der Punkt, bei dem ich voll drin war. Auch wenn es erst schwer war, sich zu orientieren, aber es hat natürlich ordentlich zugeschlagen, dass wir eine intensive Liebesgeschichte enden sehen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Der Ausschlag für den Rest ist dann Adams Bitte an Lily, dass sie für ihn wieder mit ihrem ehemals besten Freund Josh aufnehmen soll. Die eine Liebe verloren, aber vielleicht Versöhnung und Zukunft mit der anderen? Das ist so grob das Thema des Buchs. Das reicht mir oft genug auch und gerade wenn ich an Cecelia Ahern etc. denke, dann waren das stets schon die Handlungen, die anziehen. Traurige Liebesgeschichten, die aber Hoffnung für etwas Neues ausstrahlen. Aber ich habe einfach die ganze Zeit auf den besonderen Kniff gewartet. Atkins ist keinesfalls eine Fantasy-Autorin, aber sie ist spirituell und hat dementsprechend schon oft übernatürliche Konzepte eingearbeitet. Und irgendetwas in dieser Richtung hätte ich mir für die Handlung gewünscht.

Es kam aber nicht und so hätte ich die Handlung anspruchsvoller und ausgearbeiteter gebraucht. Lily ist unsere Protagonistin, die uns durch alle Zeitebenen leitet. Sie ist für mich dementsprechend als Einzelperson ausgearbeitet und ich habe sie gut verstanden. Doch beide Männer waren mir einfach zu wenig. Da wir Adam schon zu Beginn verlieren, ist es natürlich komplex, aber es gab Rückblenden und da wäre es sicherlich möglich gewesen, ihn als Menschen auszubauen. Ich mochte die erste Begegnung von ihm und Lily sehr und ich habe verstanden, warum er sie nach dem ganzen Herzschmerz durch Josh so mitgerissen hat. Aber ich hätte dennoch gerne mehr über ihn erfahren. Er wirkte auch völlig familienlos, als sei er ein einzelner Mensch ohne Geschichte gewesen. Josh ist ausgearbeiteter, das auf jeden Fall. Aber dennoch habe ich ihn einfach nicht richtig zu packen bekommen. Der jugendliche Josh mit seiner komplizierten Geschichte, der durch die neuen Pflegeeltern und durch Lily Konstanz und Wärme kennenlernt, da war alles fein. Aber wer ist der spätere Josh? Der junge Erwachsene, der, der Lily auf einmal nachjagt, aber dann auch der Einsiedler?

Dadurch, dass beide Männer für mich unter Wert verkauft wurden, habe ich auch bei beiden Liebesgeschichten kein Gefühl empfunden, das einfach durch mit strömt. Ich konnte mich an einigen Stellen erfreuen, weil sie dann zu Herz gehen, aber mehr sprachlich als wirklich menschlich. Was mir zwischendurch aber richtig gut gefallen hat, das war ein kleines Intermezzo zu Mutterschaft, auch ohne Mann an der Seite. Da waren sehr schöne Gedanken festgehalten und auch alles rund um Lilys Kollegin/Freundin war an der Stelle ideal ergänzt. Das hat mir gezeigt, dass es kein großes Tamtam braucht, sondern einfach etwas, was das Herz berührt. Die generelle Thematik war zu gewollt, aber in Kleinigkeiten konnte man definitiv etwas für sich mitnehmen. Aber ich hoffe doch sehr, dass mich Atkins mit dem nächsten Buch wieder mehr mitreißt.

Fazit: „Versprich mir, dass du tanzt“ ist im Vergleich zu anderen Dani Atkins-Werken als eher schwach zu bezeichnen. Ich fand die Themenwahl recht banal, da fehlte das gewisse Etwas. Zudem bekommen wir zwei Liebesgeschichten, die aber beide nicht recht zünden. So bleibt der angenehme Stil und dass sich Atkins immer weich anfühlt, aber sie habe ich sonst besser in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Zu wenig überspringende Buchliebe

Storybook Ending - Bis ans Ende aller Seiten
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Zu „Storybook Ending“ hat mich vor allem das süße Cover hingezogen, denn als jemand, der Bücher so liebt, Läden, in denen man stundenlang stöbern kann und weiß, wozu Bücher Zugang darstellen, da ist die ...

Zu „Storybook Ending“ hat mich vor allem das süße Cover hingezogen, denn als jemand, der Bücher so liebt, Läden, in denen man stundenlang stöbern kann und weiß, wozu Bücher Zugang darstellen, da ist die Idee hinter dem Cover wirklich süß. Ich kannte die Autorin Moira Macdonald nicht, sodass ich ansonsten völlig offen war, was mich wohl alles erwarten wird.

Ich habe die Hörbuch-Variante gehabt und hatte damit Viola Müller als Erzählerin im Ohr. Angesichts der Art, wie sich die ganze Geschichte entwickelt hat, dass wir nicht nur April, Laura und Westley als Perspektiven hatten, sondern hier noch wen und dort noch wen, fand ich das ehrlich gesagt etwas wenig. Müller hat eine tolle Stimme, das war nicht das Problem. Aber ich habe mehrfach gemerkt, wenn die Gedanken beim Hören nur kurz wegdriften, dann ist es schon gefährlich gewesen, weil ich dann vielleicht schon wieder eine neue Perspektive verpasst hatte. Es wäre zwar auch absurd gewesen, für alle eine Stimme zu haben, aber ich finde, dass zumindest ein Stimmwechsel automatisch die Aufmerksamkeit zieht. Vielleicht wäre da eine clevere Lösung möglich gewesen.

Kommen wir jetzt aber zum Inhalt, der wohl auch nochmal näher erklären wird, warum das Hörerlebnis recht komplex war. Angesichts des Klappentextes war das Missverständnis mit den Briefen bereits angedeutet und ich habe mich gefragt, ob sich vielleicht ein Liebesdreieck entwickelt oder was genau die Absicht des Inhalts ist. Letztlich würde ich resultieren, dass die Autorin leider sehr lange verschleiert, was eigentlich ihre Aussage sein sollte. Am Anfang war es sehr interessant, April, Westley und Laura nach und nach kennenzulernen. Sie sind jeweils sehr unterschiedliche Menschen, in diversen Lebenssituationen. Ich habe erstmal alles aufgesaugt und war dann gespannt, wie sich das Missverständnis um die ausgetauschten Briefe in der Buchhandlung aufbaut und wie es aufgelöst wird. Aber irgendwann habe ich sehr deutlich gemerkt, wie die Geschichte mich verloren hat. Das liegt in einem ersten Punkt an den drei genannten Charakteren. Wir bekommen zu allen dreien wirklich viele Infos, aber Laura etwas ausgenommen, fand ich die anderen beiden zunehmend langweilig und monoton. Westley fand ich richtig persönlichkeitslos. Er hat da einen Job in der Buchhandlung, der ihn sicherlich nicht unglücklich macht, aber er wirkt einfach wie jemand, der immer nur wartet, dass ihm etwas passiert. Das wurde zunehmend anstrengend, vor allem weil auf der anderen Seite immer wieder betont wurde, wie gut er aussieht und wie viel ihm zufällt. Ich fand ihn einfach nicht sympathisch.

April fand ich nicht unsympathisch, auch weil ich im Gegensatz zu Westley finde, dass sie sehr aktiv ist, aber auch sie war in ihrem Handeln sehr wiederholend. Erst am Ende ist über Laura und sie etwas möglich gewesen, was ich als Möglichkeit für eine finale Lösung des Buchs im Kopf hatte. Das hat mir auch am besten gefallen. Es hat gebrochen mit Erwartungen an einen klassischen Liebesroman, aber es hat trotzdem mit schönen Beziehungsmomenten geendet. Aber es war alles in allem sehr schwer zwischendurch mit den Charakteren mitzufiebern. Erschwerend kamen dann die immer mal eingeworfenen Perspektiven hinzu. Auch wenn es die Buchhandlung mit all seinen Angestellten so in den Blick nimmt, aber ich habe den Sinn einfach nicht verstanden. Denn ein Kapitel jeweils ist mehr als nichts, aber irgendwie auch ein Spoiler auf etwas, was dann nie aufgelöst wird. Ich lerne doch nicht Figuren kennen, um sie dann wieder zu verlieren. Vor allem durch den Nebenplot, dass die Buchhandlung als Setting für ein Film genutzt wird, wurde der Geschichte auch etwas genommen. Mir hätte es wirklich besser gefallen, wenn man das gar nicht gehabt hätte und dann mehr in die Buchwelt eingetaucht wäre.

Fazit: „Storybook Ending“ hat für mich leider nicht die Hoffnungen erfüllt, die ich rein vom Cover her hatte. Ich habe mir im weitesten Sinne eine romantische Geschichte (Buchliebe, Liebe in Form von Partnerschaft, Freundschaft etc.) erhofft, aber die Charaktere waren teilweise einfach langweilig und ich habe in den Botschaften zu selten einen roten Faden entdeckt.

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Veröffentlicht am 25.08.2025

Macht Lust auf eine nächste Reihe

In Case We Forget
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Als die Trilogie von Tess Tjagvad in der Anwaltskanzlei Gold, Bright & Partners angekündigt wurde, da war mit einem Vergleich mit „Suits“ gearbeitet worden und da konnte ich echt schlecht nein sagen. Der ...

Als die Trilogie von Tess Tjagvad in der Anwaltskanzlei Gold, Bright & Partners angekündigt wurde, da war mit einem Vergleich mit „Suits“ gearbeitet worden und da konnte ich echt schlecht nein sagen. Der erste Band hat es dann etwas schwierig gemacht, den Hype aufrechtzuerhalten, weil die Liebesgeschichte nicht richtig funkte und weil die juristischen Inhalte mir etwas zu zäh waren. Die Reihe hat sich danach aber gesteigert und jetzt haben wir mit „In Case We Forget“ den Abschlussband, der sich aber mit dem Paar beschäftigt, auf das schon alles hingearbeitet hat.

Auch wenn der dritte Band wie die anderen beiden eine Liebesgeschichte ist, so muss ich doch gleich am Anfang sagen, dass es deutlich mehr Judes Geschichte als die von Nora ist. Das sehe ich in anderen Bänden oft sehr kritisch, weil ich bei beiden Perspektiven auch gerne ein Gleichgewicht empfinden möchte. Hier war ich dann von mir selbst überrascht, dass ich unterm Strich sage, die Entscheidung der Autorin, den größeren Schwerpunkt bei Jude zu suchen, war durchaus richtig. Er war in den Bänden zuvor schon sehr präsent. Er war mysteriös inszeniert und man wollte ihn endlich kennenlernen und verstehen. Nora kennen wir natürlich auch nicht, aber es gab auch nicht viel Kontext, gespannt auf sie zu sein. Dementsprechend bin ich auch mit größeren Erwartungen an Jude an die Geschichte gegangen und das wurde alles sehr, sehr gut erfüllt. Zumal Nora ja keinesfalls austauschbar gestaltet wurde. Wir brauchen sie in ihrem Arbeitsumfeld nicht groß einzubetten, weil es dort einfach keine Probleme gibt, dafür haben wir ihre Familie und dann in der gemeinsamen Geschichte sowie der Freundschaft zu Lauren nehmen wir alles mit. Zumal es auch bei Noras Familie große Konfliktpunkte gibt, die am Ende für mich genau ideal angepackt wurde. Also weniger Erzählzeit für Solo-Nora, aber dafür alles rund. Wenn man als Autorin Entscheidungen trifft, dann muss man sie auch gut begründen und das wurde hier für mich erfüllt.

Der Anfang des Buchs ist voll auf Jude zugeschnitten. Wir bekommen Rückblenden, die uns direkt verraten, dass er süchtig ist und einen Entzug hinter sich hat. Das ist ein wichtiges Puzzleteil, das danach sehr die Handlung bestimmt und ihn natürlich auch sofort besser erklärt. Aber auch so helfen die anfänglichen Kapitel sehr, ganz langsam in seinen Kopf einzusteigen und ihn immer besser zu verstehen. Jude ist sicherlich kein Charakter, bei dem man sofort Feuer und Flamme ist. Es braucht Geduld, denn selbst inmitten seiner Gedanken ist da eine Wand, die uns alle etwas wegstößt. Aber ich mag komplexe Charaktere. Ich mag die, die voller Widersprüche sind, die aber dann immer mehr schmelzen und so viel offen legen, dass man sie einfach nur ins Herz schließen kann. Tjagvads Fokus auf Jude hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt, denn ich fand die ganze Charakterzeichnung berührend. Ich habe ihn gerne auf seiner Reise begleitet. Er ist für mich ohne Frage der am besten gestaltete Charakter der Reihe. Das sieht man auch an der Lesezeit. Das Buch ist für eine Liebesgeschichte schon sehr dick. Ja, es gab für mich auch Längen, aber wenn ich mir alles im Gesamten so anschaue, dann ist es doch ein Eindruck von zum Glück hier besser zu viel als zu wenig.

Extrem wichtig fand ich auch, dass wir relativ schnell Noras Beweggründe verstehen, warum sie Boston vor wenigen Jahren so überstürzt verlassen hat. Es macht sie eigentlich erstmal suspekt, aber als ich das erste Mal ihre Gefühle las, da war ich einfach froh, dass es verarbeitet wurde. Denn Angehörige oder Partner von Süchtigen, das ist ein so schwieriges Spannungsfeld, dass ich es einfach wichtig finde, dass es hier behandelt wird. Der, der geht, um sich selbst zu schützen, wird sich immer mit Schuldgefühlen quälen, das ist völlig normal, aber niemand anders darf ihn verurteilen. Denn Sucht hat so viele hässliche Gesichter, in der sich nicht alle zusammen verlieren dürfen. Auch wenn es Jude und Lauren als beste Freundin sehr verletzt hat, aber es gibt keine perfekte Art zu gehen. Aber es ist mutig, es überhaupt zu schaffen zu gehen. Die Geschichte hat die Facetten davon sehr gut beleuchtet.

Wir haben letztlich auch wieder die Kanzlei und den juristischen Fall. Im Bereich Familienanwalt sind wir an einem sehr lebensnahen Fachbereich und das war eine gute Entscheidung. Es war nicht trocken, es war durch die gemeinsame Geschichte von Jude und Nathan extrem persönlich. Man konnte alles gut nachvollziehen und ja, es hatte gute Vibes von Anwaltsserien. Es war am Ende etwas arg konzentriert, wie der Konflikt bei Fall und Liebesgeschichte nochmal forciert wurde, aber nur ein kleinerer Meckerpunkt. Denn auch wenn ich ein bisschen die Augen verdreht habe, aber es war spannend und am Ende auf jeden Fall sehr emotional.

Fazit: „In Case We Forget“ kann den guten Eindruck des zweiten Bandes noch einmal bestätigen. Tess Tjagvad musste in ihr Vorhaben erst richtig einfinden, aber mit den letzten beiden Bänden hat sie die Mischung aus Liebesgeschichte und juristische Fall sehr gut hinbekommen. Hier ist definitiv das Highlight die Charakterzeichnung von Jude. Die ist sehr beeindruckend. Aber auch die Liebesgeschichte berührt. Auch weil die Autorin einen echt schönen Stil hat. Ich bin gespannt, was von ihr als nächstes kommen wird.

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Veröffentlicht am 15.08.2025

Reihenkonzept nicht überzeugend genug

Der Trailer
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Linus Geschke ist im deutschen Krimigeschäft auch mir schon seit vielen Jahren ein Begriff, dennoch habe ich bislang noch nie zu einem Buch von ihm gegriffen. Da kam das Hörbuch zu „Der Trailer“ genau ...

Linus Geschke ist im deutschen Krimigeschäft auch mir schon seit vielen Jahren ein Begriff, dennoch habe ich bislang noch nie zu einem Buch von ihm gegriffen. Da kam das Hörbuch zu „Der Trailer“ genau richtig, zumal es bei Piper eine neue Reihe von ihm einleitet, sodass es der ideale Zeitpunkt ist, bei ihm mal einzusteigen und mir ein Begriff zu ihm zu machen.

Ich habe mich im Vorfeld nicht groß mit dem Konzept der Reihe beschäftigt. Für mich war nur ausschlaggebend, dass es eine neue Reihe ist, sodass ich kein Vorwissen brauche, um mich auf die Handlung einlassen zu können. Im Nachhinein habe ich mich dennoch gefragt, wie diese Reihe mit bislang angekündigten drei Bänden funktionieren soll, da der Campingplatz in Belgien, Donkerbloem, titelgebend ist und damit die Handlung dort immer wieder gebunden werden wird. Das betrachte ich ein wenig skeptisch, weil die Aussicht, genau diese Figurenkonstellationen wieder zu erleben, mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme ausbrechen lässt. Aber dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich noch auf Richard Barenberg als Sprecher eingehen. Da die Perspektiven zwischen den Geschlechtern gerecht aufgeteilt sind, habe ich mir schon mal gedacht, eine weibliche Stimme hätte nicht geschadet, aber das wurde leider nicht angeboten und in diesem Sinne musste ich mich mit jedem neuen Kapitel erstmal etwas orientieren, wer jetzt gerade dran ist. Die Stimme passte zu dem Genre ansonsten aber sehr gut.

Kommen wir jetzt wieder zum Inhalt. Wir haben recht viele Perspektiven, was ich für dieses Genre eigentlich immer sehr gut findet. Chris Carter, Nele Neuhaus, das sind so von meinen üblichen Autoren im Krimi und Thriller genau die, die das sehr gut beherrschen und damit ihre Geschichten immer anreichern. Auch hier in „Der Trailer“ fand ich das grundsätzlich gut. Es gab Perspektiven, wie die von Wout und Frieda, die sehr häufig auftauchen. Andere sind eher seltener, was es dann schon etwas komplexer gemacht hat, sie zunächst einzuordnen und dann wiederzuerkennen. Man hat auch deutlich gemerkt, dass vor allem eine Perspektive erst für die Folgebände von Bewandtnis sein wird. Das hat sie hier etwas zur Störfalle gemacht, weil es nicht konkret zu Ergebnissen führt, aber insgesamt wird sie noch Bedeutung haben. Aber die anderen Perspektiven nähern uns immer mehr den Antworten an, was einst auf dem Campingplatz passiert ist.

Ich hatte leider ein wenig das Problem, dass ich mich mit den Figuren sehr schwer getan habe. Es ist nicht unbedingt das Genre, in dem ich Sympathieträger suche, aber ich will dennoch etwas, was mich reizt und das war hier bei keinem wirklich geboten. Auch wenn schnell klar ist, dass Friedas Suspendierung bei der Hamburger Polizei nicht an ihr selbst liegt, sondern an Machenschaften. Aber ich fand sie als Person sehr schwer zu greifen. Deutlich klarer sind da Wout oder auch Kathinka ausgearbeitet, aber auch da, es wollte einfach kein Funken überspringen. Gerade Wout ist für mich eher abschreckend. Ich finde es respektabel, dass man solche ambivalente Figuren ins Zentrum rückt. Aber seine ganze Art war anstrengend und die Aussicht, dass so jemand der Reihe dann erhalten bleibt, ich weiß nicht, das reizt mich gar nicht. Auch weil die Kombination von ihm zu dem Boxer Tayfun ungewöhnlich ist, aber die ganzen wiederholenden Gespräche am Anfang, da kam doch einiges zusammen, was mich eher gehindert hat, mich mit Interesse an Figuren und Handlung zu binden.

Dennoch würde ich unter dem Strich sagen, dass der Fall an sich funktioniert. Die Frage, was einst mit der jungen Lisa Martin passiert ist, das ist ein spannender roter Faden. Es war auch eine gute Idee, sich vorzunehmen, den Fall von mehreren Sichten aus zu lösen. Mit Frieda eher professioneller, wenn sie durch ihre Suspendierung auch viel improvisieren muss, mit Kathinka von Rache getrieben und mit Wout aus Angst, er könnte der nächste sein. Ich hatte zwischendurch einen Verdacht, der sich dann halb bestätigt hat, dementsprechend kann ich auch nicht behaupten, dass der Ausgang vorhersehbar wäre. Es war am Ende überraschend, aber es war kein Kriminalfall, der mich bis zum Ende richtig mitzittern lässt.

Fazit: „Der Trailer“ war mein erstes Hörerlebnis mit Linus Geschke. Man konnte den Krimi insgesamt gut weghören, aber der entscheidende Funke ist für den Band alleine und damit keinesfalls für die gesamte Reihe einfach nicht übergesprungen. Aber ich werden den Namen nun definitiv auf dem Schirm haben. Denn ein anderes Setting, andere Figuren, wer weiß, ob der Funken dann nicht doch da ist, denn am Schreibstil an sich habe ich nichts zu meckern.

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Veröffentlicht am 12.08.2025

Suspense auf dem Gaspedal

Broken Prince
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Für mich war „Dark Cinderella“ das erste Buch von Anya Omah. Dementsprechend war es schon interessant, überhaupt ihren Schreibstil kennenzulernen, dass sie sich wichtigen Themen widmet. Natürlich habe ...

Für mich war „Dark Cinderella“ das erste Buch von Anya Omah. Dementsprechend war es schon interessant, überhaupt ihren Schreibstil kennenzulernen, dass sie sich wichtigen Themen widmet. Natürlich habe ich auch bemängelt, dass der Suspense-Teil zwischendurch verloren ging, aber bei anderen habe ich das viel deutlicher wahrgenommen, möglicherweise auch, weil sie die Autorin schon gut kannten. Nun kenne ich Omah aber in ihrem Stil, was fällt mir daher jetzt auf?

Ich habe auch „Broken Prince“ als Hörbuch gehabt und dementsprechend hatte ich wieder Chantal Busse und Vincent Fallow als Stimmen von Maximilian und Sofia im Ohr gehabt und es hat für mich erneut sehr gut funktioniert. Die beiden haben die stellenweise sehr emotionalen Sequenzen gut mit ihren Stimmen gefüllt und für mich sind sie wirklich diese beiden Figuren geworden. Schaue ich mir nun den größten Kritikpunkt am ersten Band genauer an, dann muss man sagen, Omah hat sich offenbar wirklich alles aufgespart. Ich fand den zweiten Band, was die Spannung anging, echt sehr mitreißend und neugierig machend. Wir hatten nun mal diesen extrem spannenden Cliffhanger und dementsprechend wurde da direkt angesetzt und die Situation genial ausgenutzt. Man hängt direkt wieder an den Lippen der Erzähler und will nun wissen, wer hat Sofia überfallen, wie hängt alles zusammen?

Dadurch, dass Sofia und Maximilian zunächst auch räumlich voneinander entfernt sind, wurde auch das gut genutzt, um die beiden Figuren individuell weiter wachsen zu lassen, aber immer Fragezeichen zu errichten, sodass man doch unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Bei Sofia hat man deutlich gemerkt, dass sie sich nicht mehr aufhalten lassen wird, Antworten zu ihrer vermissten Freundin zu bekommen. Während man in Band 1 schon mal glauben konnte, dass sie alles aus den Augen verloren hat, kann man das hier nicht mehr behaupten. Da ist Zug drin und ich fand auch, dass es der Autorin gut gelungen ist, Stück für Stück Hinweise zu platzieren, Ergebnisse zu liefern, aber bis zum Ende etwas offenzuhalten. Hier wurde Suspense also absolut erfüllt. Ich finde die finale Lösung tatsächlich heftig und auch eher ungewöhnlich für die Gesamtgeschichte. Aber dennoch passte alles zusammen und dem Genre wurde definitiv Gerechtigkeit verschafft.

Auch wenn der zweite Band diesen Teil für mich überzeugend erfüllt hat, so gab es doch Momente, die mich dann etwas rausgerissen haben und das war viel in den gemeinsamen Szenen von Maximilian und Sofia. Da sie wesentlich mehr wusste als er und dementsprechend skeptisch war, so fand ich die intimen Momente dann einfach zu viel und vom Timing her nicht ideal. Die Liebesgeschichte sollte natürlich weiter vorangetrieben werden, aber ich musste doch sehr an Marie Niehoff denken, bei der die intimen Szenen dann den Sturm schon heraufbeschworen haben, weil jegliche Vernunft ausgeschaltet war. Das mag für Autoren ein Zeichen sein, wie sehr das alles vorherbestimmt ist, aber ich finde es einfach irritierend und passt auch nicht immer zu dem Bild, was ich gerade von Frauen gerne vermittelt sehe. Wir alle sind gefühlsgesteuert, aber eben nicht nur.

Unterm Strich ist die Liebesgeschichte für mich im Endeffekt kein absolutes Highlight, an das ich immer schwärmend zurückdenken werde. Aber obwohl es zwischendurch kurz schwierig wurde, wurde der Bogen absolut gekriegt. Auf eine Art wurde es dann wieder spannend, als es vorbei war, denn die Zukunft des Königshauses, wie alles verändert wird, da wäre doch einiges gewesen, was man noch gut in einem dritten Band hätte verfolgen können. Dann hätte Suspense nicht mehr gepasst, aber vielleicht wäre dann Omahs Interesse für gewisse Themen wie historische Aufarbeitung etc. besser durchgekommen.

Fazit: Ich fand „Broken Prince“ für die Gestaltung des Suspense-Anteils definitiv deutlich besser als der erste Band. Dafür gab es in der Liebesgeschichte auf einmal Stolperstellen. Alles in allem aber eine empfehlenswerte Reihe, die nicht fehlerlos ist, die sich aber gerade hörend wunderbar konsumieren ließ.

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