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Veröffentlicht am 23.02.2023

Starke Frauen der Backmanufaktur

Zuckerjahre – Die Frauen der Backmanufaktur
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Zum Inhalt:
1914 Julius Meister kehrt nach Bielefeld zurück, um in die Firma seines Vaters Carl einzutreten. Doch zuvor heiratet er seine Lotte. In der Firma, sowie in der Bevölkerung herrscht eine frohe ...

Zum Inhalt:
1914 Julius Meister kehrt nach Bielefeld zurück, um in die Firma seines Vaters Carl einzutreten. Doch zuvor heiratet er seine Lotte. In der Firma, sowie in der Bevölkerung herrscht eine frohe Stimmung, den Menschen geht es so gut wie schon lange nicht, doch die Zeichen einer unheilvollen Änderung stehen bevor. Schon bald bricht der 1. Weltkrieg aus und Julius muss an die Front, während Lotte schwanger und voller Sorgen sich zusammen mit der Familie sich um den Fortbestand der Firma kümmert. Doch auch sie sind vor Schicksalsschlägen nicht gefeit.

Meine Meinung:
Der 2. Teil um die Frauen der Backmanufaktur umreißt die Jahre von Mai 1914 bis September 1919 und ist eine gut gelungene Fortsetzung. Während im 1. Teil Josephine und ihr Mann Carl mit ihren Erfindungen und Aufbau der Firma beschäftigt waren, sind nun die Kinder mit ihren Partnern gefordert, der Firma Wachstum und Neuerungen zu bringen. Dabei werden die Angestellten weiterhin sozial und freundlich behandelt und es gibt immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Vieles entsteht aus der Not heraus, um den Fortbestand der Firma zu sichern, dabei sind die Frauen der Familie Meister ihrer Zeit weit voraus. Kein Wunder, dass diese sich auch allgemein um mehr Rechte für die Frauen, bis hin zum Frauenwahlrecht, einsetzen.
Die Autorin Eva Maria Bast beschreibt realistisch in einem schönen, genießerischen Schreibstil die Geschichte um die jungen Frauen Lotte und Friederike, aber auch Martha, Josephine und Maria kommen nicht zu kurz. Fast schon möchte man ein Familienmitglied dieser starken Frauen sein. Obwohl die Frauen mit ihren Ideen in der Story stark im Vordergrund stehen und somit der Herzschlag der Firma sind, so sind die es doch die Männer, die die Firma führen. Da eine Zeitspanne von 5 Jahren beschrieben wird, kann nicht auf alles bis ins Detail eingegangen werden, aber die Autorin meistert diese Sprünge ideal.
Das Grundgerüst des Romans beruht auf der Historie eines bekannten Backmittelherstellers, wahre Begebenheiten und literarische Freiheiten runden die Erzählung ab und machen sie sehr lesenswert. Und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn ich dem 3. Teil „Zimtträume“ schon entgegenfiebere.

Fazit:
Fesselnde Fortsetzung, die mich mit ihrer anschaulichen und emotionalen Story komplett mitgenommen hat.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Eine Reise zu sich selbst

Von Spaß war nie die Rede
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Zum Inhalt:
Verheiratet, zwei Kinder, Reihenhaus und Halbtagsjob, ein typisches Familienleben nennt Fee ihr Eigen. Doch irgendwie ist die Luft raus und Fee fühlt sich wie in einem Gefängnis. Da sie nie ...

Zum Inhalt:
Verheiratet, zwei Kinder, Reihenhaus und Halbtagsjob, ein typisches Familienleben nennt Fee ihr Eigen. Doch irgendwie ist die Luft raus und Fee fühlt sich wie in einem Gefängnis. Da sie nie „Nein“ sagen kann, wird sie von Familie, Arbeitgeber und Freunden mit immer mehr Aufgaben betreut, aber ein gutes Wort erhält sie nie. Doch irgendwann stellt sie fest: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr“ und beschließt nun etwas Zeit für sich zu nehmen. Da sie auch mit ihrem Körper hadert, beginnt sie mit Zumba und darauf reagiert die Familie nicht gerade begeistert. Als der gutaussehende Trainer Felix, ihr eine Selbstfindungsreise mit Tantra Massage nach Bali anbietet, ist die Familie entsetzt. Doch dieses Mal setzt sich Fee durch, denn Bali war schon immer ihr Traum. Nur leider ist es gar nicht so leicht, sich seinen Freiraum zu schaffen.

Meine Meinung:
Ellen Berg greift ein Thema auf, in dem man sich leicht wiederfindet. Geht es doch vielen Frauen so, die Familie, Arbeit etc. unter einem Hut bringen müssen und dabei selbst auf der Strecke bleiben. Die Autorin beschreibt in ihrem Roman in einem warmherzigen, leichten Schreibstil mit dezenten Untertönen, wie Fee sich fühlt und wie sie langsam wieder zu sich findet, bzw. zu neuem Leben erwacht. Dabei lernt sie auch einmal „Nein“ zu sagen und ihren Körper zu lieben, Zitat: „Die gute Nachricht ist, dass ich mich nicht mehr für meinen Körper schäme, wenngleich ich wahrlich nicht mit Idealmaßen und straffem Bindegewebe punkten kann. War ein langer Weg dahin: Body Positivity statt Body Shaming.“. Mit Fees Augen die schöne Landschaft Bali kennenzulernen, hat Lust auf das Reisen gemacht. Gerne würde sie ihre Familie, vor allem ihren Mann Christian, mit auf den Weg in ein Leben mit Spaßfaktor nehmen. Ob ihr das gelingt, müsst ihr selber lesen. Sicherlich ist einiges etwas übertrieben und nicht ganz realitätsnah dargestellt, doch das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch und man begleitet voller Freude Fee in ihr Abenteuer. Zwar ist es ein recht lockerer Roman, doch wird gezielt und ohne Beschönigung eine schmerzhafte Wahrheit auf ironischerweise aufgezeigt und lädt so zum Nachdenken ein.

Fazit:
Ein lockerer Frauenroman, der auf ironische Weise Wahrheiten aufgreift und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Familie Kuhns Schicksal

Feldpost
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Zum Inhalt:
Anwältin Cara Russo sitzt in einem Café, als sich eine fremde Frau zu ihr setzt. Sie erzählt ihr von Adele Kuhn, die nach dem Krieg plötzlich verschwunden sei, obwohl sie noch Sachen hinterlassen ...

Zum Inhalt:
Anwältin Cara Russo sitzt in einem Café, als sich eine fremde Frau zu ihr setzt. Sie erzählt ihr von Adele Kuhn, die nach dem Krieg plötzlich verschwunden sei, obwohl sie noch Sachen hinterlassen hat, die sie abholen wollte. Ehe sich Cara versieht, hat die Frau das Café verlassen und zurück bleibt eine Aktentasche. Cara möchte die Tasche gerne der Frau zurückgeben, deshalb öffnet sie diese um evtl. eine Adresse zu finden, doch was sie entdeckt sind Feldpostbriefe die an Adele Kuhn gerichtet sind, in der von tiefer Liebe zu lesen ist, sowie einen Kaufvertrag über eine Villa zu einem symbolischen Preis. Was steckt hinter dem Verschwinden von Adele? Ihre Neugierde ist geweckt und sie beginnt nach dem Verbleib von Adele zu recherchieren, dabei deckt sie eine verbotene Liebe, einen Verrat und die tragische Schuld einer Liebenden auf.

Meine Meinung:
Das Cover passt zu der Geschichte in diesem Buch wunderbar, ist aber kein Eyecatcher. Doch es führt zu einem fiktiven Roman, der auf wahren Lebensgeschichten beruht und genauso authentisch geschrieben ist. Ein warmer, flüssiger Schreibstil eröffnet eine tief traurige und dramatische Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Abwechselnd zwischen den Zeitebenen vom Jahr 2000 und der Vergangenheit von 1935-1945 wird die Geschichte um die Freundschaft der Familien Kuhn und Martens erzählt, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, Caras Recherchen ergänzen das Ganze. Während die Martens sich nach der Machtergreifung der Nazis in der Partei aufgehen, steht Gerhard Kuhn der neuen Partei und ihrem Wirken skeptisch gegenüber. Dies hat gravierente Folgen für seine Familie und Gerhard muss mit seiner Frau ins Ausland fliehen, zurück bleiben seine beiden Kinder Arthur und Adele und ein Versprechen seines besten Freundes Martens. Stück für Stück wird das Drama in kurzen Kapiteln, die mit dem jeweiligen Namen des Protagonisten und dem Datum beginnen, spannend und mit überraschenden Wendungen aufgebaut. Zutiefst berührt habe ich stets gehofft, dass sich zum Ende noch alles zum Guten wenden wird.

Fazit:
Ein bewegender, historischer Roman über das Drama einer Familie in dunklen Zeiten

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Eiskalte Mutterliebe

Die Herzchirurgin
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Zum Inhalt:
Die berühmte Herzchirurgin Anna Jones kommt nach einem anstrengenden Tag nach Hause und sieht vor ihrem Haus Lieferwagen und Personen in ihrem Haus. Als sie das Haus betritt, wird ihr sehr ...

Zum Inhalt:
Die berühmte Herzchirurgin Anna Jones kommt nach einem anstrengenden Tag nach Hause und sieht vor ihrem Haus Lieferwagen und Personen in ihrem Haus. Als sie das Haus betritt, wird ihr sehr schnell klargemacht, was man von ihr will. In zwei Tagen soll sie den beliebten Politiker Ahmed Shabir wie geplant am Herzen operieren, nur dieses Mal wird es keinen überlebenden Patienten geben. Sollte sie die Forderungen nicht erfüllen, sieht sie ihren Sohn Zack nie wieder. Als Beweis, dass sie es ernst meinen, zeigen sie Anna das Foto ihrer toten Nachbarin, die täglich auf Zack aufgepasst hat.
Anna gerät in einen Gewissenskonflikt, doch ist die Liebe einer Mutter nicht stärker als alles andere?
Margot ist die OP-Assistentin von Dr. Jones, sie hat sich aus der Gosse hoch gearbeitet. In finanzielle Schwierigkeiten geraten, bestiehlt sie nicht nur die Patienten, sondern auch ihre Kollegen. Während der Operation macht sie eine ungeheuerliche Entdeckung.

Meine Meinung:
Das Cover und der Klapptext haben mich sofort angesprochen. Eine Mutter die wählen muss zwischen einem fremden Mann und ihrem Kind. Gibt es da eine Wahl? Es gibt hier drei Protagonistinnen, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Zunächst die Chirurgin Anna Jones, die teilweise recht kühl wirkt, und sich ihrer unlösbaren Aufgabe stellen muss. Margot die ihre Herkunft entfliehen will und doch wieder in alte Muster fällt. Und die Polizisten Rachel, die im Mordfall der toten Nachbarin ermitteln muss, ihre eigene dramatische Vergangenheit hat und Dr. Jones gefährlich nahe kommt. Der Autor Jack Jordan versteht es, die schiere Ausweglosigkeit von Anna Jones zu beschreiben, die nach außen sehr kühl wirkt. Margot, ist mir trotz ihrer Herkunft und ihren Taten sympathisch und die Polizisten Rachel, gefangen in ihrem Trauma, verhält sich sehr verbissen. Jede der Protagonistinnen wird sehr realistisch gezeichnet und runden die Story ab. Vieles wird detailliert beschrieben, auch die Operationsszenen. Die Kapitel sind kurz und beginnen mit dem Namen der jeweiligen Protagonistin, Datum und Uhrzeit, so dass man alles ganz genau verfolgen kann. Gleich zu Beginn ist man in dem Geschehen, jedoch fehlte mir im Guten 1/3 Drittel die Spannung, die sich nur langsam entwickelte, aber ab der Hälfte konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Fazit:
Ein nervenaufreibendes Buch, dass mich ständig mit der Frage beschäftigte: „Wie würde ich handeln?“.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Die suche nach den Wurzeln

Als Großmutter im Regen tanzte
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Zum Inhalt:
Juni kehrt auf die kleine norwegische Insel und in das Haus ihrer Großeltern und ihrer Kindheit zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter Lilla, die inzwischen das Haus bewohnte, muss Juni sich nun ...

Zum Inhalt:
Juni kehrt auf die kleine norwegische Insel und in das Haus ihrer Großeltern und ihrer Kindheit zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter Lilla, die inzwischen das Haus bewohnte, muss Juni sich nun um das Haus kümmern.
Juni hatte eigentlich eine behütete Kindheit bei ihren Großeltern, nur die Spannungen zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter konnte sie nie verstehen. Als sie auf die Insel zurückkehrt, verkriecht sie sich vor ihrem Mann und muss sich über ihre Zukunft klarwerden, zusätzlich leidet sie darunter, dass Lilla ihr nie etwas über ihren Vater erzählt hat. Als sie den Nachlass durchgeht, in der Hoffnung etwas über ihren Vater zu finden, stößt sie auf ein Foto, dass ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Juni fragt sich, ob ihre Großmutter Geheimnisse hatte, die das Verhältnis zwischen Tekla und Lilla stark beeinträchtigten. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt mit Hilfe ihres Nachbarn in der Vergangenheit nach ihren Wurzeln zu suchen, dabei führen ihre Recherchen nach Deutschland und Juni erfährt, was für ein tragisches Schicksal ihre Großmutter erleiden musste.

Meine Meinung:
Der Klapptext hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Die Autorin erzählt in einem, manchmal recht nüchternen Schreibstil, abwechselnd in zwei Zeitebenen und den beiden Protagonistinnen Tekla und Juni, Lilla bleibt nur eine Randfigur. Leider wurden die Wechsel nicht angekündigt und so stoppte der Lesefluss, da ich erst überlegen musste, mit wem es jetzt gerade weitergeht. Nach einer Gewöhnungsphase funktionierte es jedoch problemlos. Trude Teige vermittelt mit diesem fiktiven Roman und ihrer Protagonistin Tekla, wie norwegische Frauen behandelt wurden, die mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung eingingen, was damals in der Ostdeutschen Stadt Demmin passierte sowie den Hunger in den Städten und die Taten einiger Besatzer. Diese Rückblicke in Teklas Vergangenheit waren für mich besonders interessant, denn ich bin der Meinung, selbst wenn es eine fiktive Geschichte ist, sollte man nie vergessen welches Leid und welche Auswirkungen ein Krieg auf die Menschen bis in die 2./3. Generation hat. Tekla suchte ihren Weg mit dem Ganzen zurecht zu kommen, indem sie im Regen tanzte. Juni wiederum will ihre Wurzeln kennen, entdeckt auch sehr vieles, jedoch nur der Leser erfährt letztendlich die ganze Wahrheit.
Die Geschichte ist teilweise sehr berührend, doch die Protagonistinnen konnten mich emotional nicht für sich gewinnen.

Fazit:
Eine Nachkriegsgeschichte und die tragischen Auswirkungen des Krieges, leider manchmal etwas zu nüchtern erzählt.

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