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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2021

Unterhaltsamer Krimi

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Anton Pirlo war ein sehr erfolgreicher Anwalt in einer renommierten Kanzlei, bis er einem Skandal zum Opfer fiel und den Hut nehmen musste. Nach ein paar Tagen Absturz hat er unverhofft eine neue prominente ...

Anton Pirlo war ein sehr erfolgreicher Anwalt in einer renommierten Kanzlei, bis er einem Skandal zum Opfer fiel und den Hut nehmen musste. Nach ein paar Tagen Absturz hat er unverhofft eine neue prominente Mandantin, deren fast nicht zu gewinnender Fall durch die Boulevardblätter geht. Unterstützt wird er von der Doktorandin Sophie Mahler. Gemeinsam raufen sie sich zusammen und etablieren die Wohnzimmerkanzlei. Bei der Mandantin handelt es sich um eine Frau, die wegen des Verdachts des Mordes an ihrem Ehemann in Untersuchungshaft sitzt. Ihr Mann war ein bekannter Unternehmer in Düsseldorf. Je tiefer die beiden Jurist:innen graben, auf desto mehr Widerstände stoßen sie.

Ich hatte zu Beginn mit dem Charakter Anton Pirlo Schwierigkeiten. Er wirkte auf mich eindimensional und klischeehaft. Im Laufe des Buches hat der Protagonist aber mehr Tiefe bekommen, sodass ich meine anfänglichen Vorbehalte Pirlo gegenüber aufgeben konnte. Sophie habe ich als sympathisch empfunden. Die anderen Charaktere habe ich jedoch als eher oberflächlich wahrgenommen. Interessant fand ich Pirlos und Sophies Familiengeschichten, die meiner Meinung nach in angemessenem Umfang Raum bekommen.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, je nach Kontext ist die Sprache passend. So waren einige Passagen von der Ausdrucksweise her meines Erachtens eher derb, aber dem Inhalt und dem Plot angemessen. Der Krimi ist so aufgebaut, dass die Vorgehensweise der Anwälte nachvollziehbar wird und man gut folgen kann. Dies sorgt dafür, dass ich das Buch gerne weitergelesen habe. Die ganz große Spannung ist bei mir jedoch nicht aufgekommen. Allerdings habe ich das bei diesem Buch als ganz angenehm und nicht schlimm empfunden.

Für mich ist „Pirlo – Gegen alle Regeln“ ein unterhaltsamer Krimi für ein paar entspannte Lesestunden zwischendurch.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Leider nicht ganz passend für mich

Betreff: Falls ich sterbe
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Carolina hat den Mann, die Wohnung und das Baby, das sie sich gewünscht hat, bekommen. Glücklich ist sie dennoch nicht, zu viel hat sie sich anders, weniger schwierig vorgestellt. Ihr Lebensgefährte Aksel ...

Carolina hat den Mann, die Wohnung und das Baby, das sie sich gewünscht hat, bekommen. Glücklich ist sie dennoch nicht, zu viel hat sie sich anders, weniger schwierig vorgestellt. Ihr Lebensgefährte Aksel tritt eher auf die Bremse, wenn sie Gas gibt. Auch was das Kinder bekommen betrifft, waren sie eigentlich nicht einer Meinung. Dann stirbt Aksel plötzlich und Carolina muss mit dem Baby, ihrer Trauer und den Erinnerungen alleine zurechtkommen. Ganz alleine jedoch nicht, da gerade zu Beginn zahlreiche Freunde und Familienangehörige sich nach Schichtplan um sie und ihren Sohn Ivan kümmern.

Der Roman beschreibt abwechselnd Carolinas Leben aus ihrer Sicht vor Aksels Tod, also vom Kennenlernen bis zu seinem Tod und der Zeit ab seinem Tod.

Ich habe in der letzten Zeit einige Romane zum Thema Verlust, Trauer und Trauerbewältigung gelesen. Es ist also nicht das Thema an sich, mit dem ich mich schwer getan habe. Auch der Schreibstil hat mir eigentlich gut gefallen, da er sich sehr flüssig lesen lässt. Einige Szenen fand ich sehr eindrücklich und intensiv, zum Beispiel die ersten Stunden nach Aksels Tod. Mein Problem war leider, dass ich mich mit Carolina nur schwer identifizieren oder auch einfach nur ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle nachvollziehen konnte. Das passiert mir relativ selten, dass für mich Protagonisten undurchschaubar bleiben. Ich befürchte, dass dies für mich einfach nicht der richtige Roman zum richtigen Zeitpunkt war. Deshalb bin ich nie so richtig in dem Roman angekommen, insbesondere in den Kapiteln vor Aksels Tod.

Trotzdem denke ich, dass "Betreff: Falls ich sterbe" ein eindrücklicher, gut geschriebener Roman über Trauer und Trauerbewältigung ist.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Eine für mich positive Überraschung

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Im Normalfall tue ich mich mit Büchern wie „The Comfort Book“ zugegebenermaßen etwas schwer. In diesen Büchern stehen oftmals viele kluge und wahre Dinge und Anstöße, die ich dann lese, als eben sehr klug ...

Im Normalfall tue ich mich mit Büchern wie „The Comfort Book“ zugegebenermaßen etwas schwer. In diesen Büchern stehen oftmals viele kluge und wahre Dinge und Anstöße, die ich dann lese, als eben sehr klug und wahr empfinde und sie trotzdem nicht an mich heranlasse, geschweige denn verinnerliche. Insofern bin ich etwas skeptisch an das Buch herangegangen, zumal mich der Titel auch eher abgeschreckt hat.

Deshalb bin ich von den gesammelten Anekdoten, Gedanken und Mutmachern von Matt Haig positiv überrascht. Diesmal war für mich einiges dabei, dass mich berührt und (hoffentlich nachhaltig) überzeugt hat. Überzeugt, zu mir selbst etwas netter und weniger streng und unbarmherzig mit mir selbst zu sein. Ich werde hoffentlich daran denken, zu diesem Buch zu greifen, wenn ich es wirklich brauche.

Matt Haig hat eine schöne Art zu schreiben, die es schafft, Hoffnung zu geben und trotzdem Negatives unromantisch realistisch darzustellen.
Selbstverständlich hat mich nicht alles gleichermaßen berührt oder überzeugt. Es gibt Abschnitte oder Kapitel, die ich mehr oder weniger schnell überlesen habe, weil ich sie nicht nachvollziehen oder mit ihnen nichts anfangen konnte.

Dennoch ist diese Sammlung an kurzen, teilweise nur wenige Zeilen langen Texten abwechslungsreich und es war durchaus einiges dabei, was für mich gerade ganz gut gepasst hat. Wer dazu bereit ist, sich auf Matt Haigs Gedanken einzulassen, wird bestimmt einiges mitnehmen können, das zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 15.05.2021

Überzeugender Regionalkrimi

Nordwesttod
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Eine junge Frau ist nach ihrem Urlaub nicht wieder bei der Arbeit in einer Seehundstation erschienen. Sie wird von einer Kollegin vermisst gemeldet, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie eher zurückgezogen ...

Eine junge Frau ist nach ihrem Urlaub nicht wieder bei der Arbeit in einer Seehundstation erschienen. Sie wird von einer Kollegin vermisst gemeldet, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie eher zurückgezogen gelebt und wenig von sich preisgegeben hat. Entsprechend mühsam sind die Ermittlungen für die gerade aus München nach Schleswig-Holstein versetzte Anna Wagner und den neuen Dienststellenleiter Hendrik Norberg. Nur sehr langsam entsteht ein Bild der verschwundenen Frau.

In dem Krimi geht es auch zu einem nicht geringen Anteil um das Privatleben der ErmittlerInnen. Hendrik Norberg ist von der Mordkommission zur lokalen Dienststelle in St. Peter-Ording gewechselt, um mehr für seine Söhne da zu sein. Den Tod seiner Frau hat er noch nicht verarbeitet und so versucht er seine eigene Trauer, den Job und seine Söhne zusammenzubringen. Unterstützt wird er von seiner Schwiegermutter, sodass es ihm dann doch möglich ist, an dem Fall der verschwundenen Frau mitzuarbeiten.
Diesen Teil des Krimis habe ich als eindrücklich wahrgenommen, auch die Tatsache, dass Hendrik mit dem aus seiner Sicht beruflichen Rückschritt hadert. Die Charaktere bekommen viel Raum und entwickeln sich, auch die Entstehung der Beziehungen zwischen den ProtagonistInnen ist authentisch.
Die Mischung aus Privatem und Ermittlungen ist meiner Meinung nach gut gelungen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Die Spannung war für mich jetzt nicht immer auf ganz hohem Niveau, dennoch habe ich die Ermittlungen mit Neugier verfolgt.
St. Peter-Ording ist für mich ein gut gewählter Schauplatz, auch weil die Autorin die Sorgen und Probleme der Einwohner authentisch abbildet: zu viel Tourismus, reine Profitorientierung und die Zerstörung der Natur.

Insgesamt hat mich „Nordwesttod“ überzeugt und ich werde sicherlich auch den nächsten Teil um Hendrik Norberg und Anna Wagner lesen.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Intensiver Roman, der mich nachdenklich zurücklässt

Drei Kameradinnen
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Dieser Roman lässt mich etwas sprach- und ratlos zurück. Er hat ohne Frage einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies hat die Autorin mit eher ungewöhnlichen Mitteln geschafft.

Es geht um die drei ...

Dieser Roman lässt mich etwas sprach- und ratlos zurück. Er hat ohne Frage einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies hat die Autorin mit eher ungewöhnlichen Mitteln geschafft.

Es geht um die drei jungen Frauen Kasih, Saya und Hani, die gemeinsam in einer Siedlung am Rande einer Stadt aufgewachsen sind. Sie wurden Freundinnen. Inzwischen sind sie erwachsen und leben ganz unterschiedliche Leben. Doch für eine Woche sind sie wieder zusammen, Anlass ist eine Hochzeit von einer ehemaligen Freundin, die die drei eigentlich schon lange aus den Augen verloren haben. Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Kasih. Sie beschreibt, was sie empfindet und wie die Dinge aus ihrer Sicht passiert sind. Kasih ist Soziologin und arbeitslos. Immer wieder muss sie ins Jobcenter, nur um wieder keine passende Stelle zu finden. Inzwischen geht es ihr nur darum, überhaupt einen Job zu finden. Hani arbeitet in einem Büro und scheint eigentlich ganz zufrieden zu sein. Saya ist im pädagogischen Bereich tätig und befasst sich intensiv mit Vorurteilen, Rassismus und rechtsextremen Gewalttaten und deren Aufarbeitung in Deutschland.

Die Autorin wählt sehr unterschiedliche sprachliche Stilmittel, die für Abwechslung und dafür sorgen, dass mir der Roman wohl nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Es gibt Passagen, in denen biografisch die Lebensgeschichte der jungen Frauen erzählt wird und Abschnitte, die das Geschehen der vergangenen sieben Tage und die sich zuspitzende Situation beschreiben. Dann wiederum erzählt die Ich-Erzählerin, wie sie gerade die Zeilen zu Papier bringt, was ihr dabei durch den Kopf geht und was sie fühlt. Und dann gibt es noch die fast schon anklagenden Absätze, die mir als Leserin vorwerfen, dass bewusst oder unbewusst Vorurteile meine Gedanken und mein Handeln leiten. Dies habe ich zu Beginn als eher irritierend empfunden, im Nachhinein machen unter anderem diese Passagen den Roman so besonders.
Selten habe ich so eindrückliche Schilderungen gelesen, die mich als Leserin mit einem so bedrückenden Gefühl zurückgelassen haben. Der Roman ist fesselnd geschrieben, der Aufbau ungewöhnlich. Von den Protagonistinnen habe ich mir ein detailliertes Bild machen können, ein Bild, das die Autorin durch bewusste Auslassungen bestimmt hat. Sie hat so gezeigt, wie Narrative funktionieren.

In dem Roman geht es um Rassismus in jeder Form, um strukturellen Rassismus, impliziten und den sogenannten Alltagsrassismus. Es geht darum, wie es ist, mit den Vorurteilen und dem Rassismus leben und umgehen zu müssen. Dies tun die drei Protagonistinnen auf sehr unterschiedliche Weise und dieser Aspekt des Romans war für mich sehr eindrücklich.

Leider hat mir ein wenig Spannung gefehlt, woran dies wirklich lag, kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht an den wechselnden Perspektiven bzw. Erzählweisen, deren Einsatz ich ansonsten aber als sehr wirkungsvoll empfunden habe.

Schon der Titel regt zum Nachdenken an und so ist es mir beim Lesen die ganze Zeit gegangen.

Bis auf die für mich etwas zu geringe Spannung habe ich „Drei Kameradinnen“ als einen sehr ungewöhnlichen Roman empfunden, der auf eine interessante Art und Weise wichtige und aktuelle Themen intensiv behandelt.