Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
online

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2020

1. Versuch

Dornteufel
4

Zum Inhalt:
Eine Selbstmörderin in New York, eine Technikerin in Indien, ein Flüchtling auf dem Weg ins gelobte Land, eine erfolgreiche Pariserin, - alle ohne ihr Wissen verstrickt in die Machenschaften ...

Zum Inhalt:
Eine Selbstmörderin in New York, eine Technikerin in Indien, ein Flüchtling auf dem Weg ins gelobte Land, eine erfolgreiche Pariserin, - alle ohne ihr Wissen verstrickt in die Machenschaften eines Kosmetikkonzerns, der für den Profit über Leichen geht. Über sehr viele Leichen.

Mein Eindruck:
„Dornteufel“ war Eva Almstädts erster Versuch im Bereich „Thriller“ und auch ihr (bis jetzt) letzter, da sie mit der Kriminalroman-Reihe um Pia Korritki zu Recht erfolgreicher war. Denn „Dornteufel“ mutet wie ein zu voll gepackter Koffer an, auf den sich jemand gesetzt und damit Teile des Inhalts zerstört hat. Dabei enthält die Geschichte viel Schönes: Internationale Schauplätze, kluge und erfolgreiche Menschen, ein schurkischer Konzern, etwas Liebe und etwas Drama – beste Zutaten für genussvolle Lesestunden. Doch dann mixt die Autorin (wahrscheinlich dem Zeitgeist geschuldet) eine völlig überflüssige Flüchtlingsgeschichte dazu, führt noch mehr Personen ein, verliert den Überblick und murkst deshalb eine erkleckliche Zahl ihrer Charaktere ab. Ähnlich konfus verfährt sie mit ihrer Handlung. Fragen über Fragen werden aufgeworfen, zu wenige davon beantwortet. So verfestigt sich der Eindruck, dass bei beginnender Ratlosigkeit eben der Charakter und/oder der Handlungsstrang lieber geopfert, als ein Ausweg aus der Lage gesucht wird.
Doch in einigen Teilen merkt man schon das spätere Können der Autorin. Die Spannung zieht wenigstens zum Ende hin an und bei allen Zufällen und Unwägbarkeiten fiebert man doch mit einigen der Hauptpersonen zusammen einem Showdown entgegen, der Thrillereigenschaften besitzt.
Somit ist wirklich erfreulich, dass das Talent Almstädts nicht verloren ging, sondern in einen besseren Kanal überführt wurde.

Mein Fazit:
Da übte sie noch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2020

Mitreißend aktuell

Blutige Gnade
4

Zum Inhalt:
Ein zu Tode gefolterter Investigativ-Journalist und eine erwürgte Industriellen-Gattin, dazu seltsame Vorgänge rund um ein von Osteuropäern geführtes Bordell und dubiose Machenschaften in einer ...

Zum Inhalt:
Ein zu Tode gefolterter Investigativ-Journalist und eine erwürgte Industriellen-Gattin, dazu seltsame Vorgänge rund um ein von Osteuropäern geführtes Bordell und dubiose Machenschaften in einer Fleischfabrik - das bedeutet viel Arbeit für das Team Mara „die Krähe“ Billinsky und Jan Rosen. Trotzdem finden beide noch die Zeit, sich mit ihrer fernen (Mara) und nahen (Rosen) Vergangenheit zu beschäftigen; - der eine sucht die Frau seines Herzens, die andere trifft plötzlich auf einen Verflossenen. Alles Zufall oder Puzzleteile eines Ganzen?

Mein Eindruck:
Leo Born zieht die Sehne seines Spannungsbogens zu Beginn an und besitzt genügend Muckis, diese die ganze Zeit nicht loszulassen. In gewohnt brillanter Weise lässt er seine Charaktere durch die Frankfurter Szenerie stolpern, schießen und aufeinander prallen. Die Protagonistin Mara darf im vierten Band der Serie Humor zeigen, ihr Sidekick Rosen ungeahnte Stärke. Diese Weiterentwicklung seiner Charaktere macht Spaß, auch weil sie folgerichtig erscheint und dadurch nicht aufgesetzt wirkt. Hier will der Autor nicht einfach einmal andere Wege gehen, hier schafft er seinen Personen Raum, - und das gilt nicht nur für Mara und Rosen, sondern ebenfalls für wiederkehrende Nebenfiguren, die den Dranbleibern unter den Lesenden ans Herz gewachsen sind.
Der Kriminalfall ist aktuell und brisant, das Lesen erfordert nicht nur bei den Folterszenen einen leidensfähigen Magen-Darm-Trakt. Bis zum Schluss bleibt genügend im Unklaren und selbst geübte Krimi-Leser werden an der einen oder anderen Stelle überrascht.
Gut gefällt, dass der Krimi ohne Kenntnis der Vorgänger lesbar ist (auch wenn man mit Vorkenntnissen wahrscheinlich einen Hauch mehr Spaß am Gelesenen hat). Privatgedöns der Ermittler ist vorhanden, wird jedoch so gut in die Story integriert, dass es absolut nicht stört, sondern ganz im Gegenteil auf eine Fortführung im nächsten Fall für die Krähe hoffen lässt.

Mein Fazit:
Ich liebe es!

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2021

Lecker, lustig, liebevoll...

Trüffelgold
3

... und spannend (auch wenn das nicht mit "l" beginnt)

Zum Inhalt:
Marie hat das Haus ihrer Großmutter geerbt und nimmt sich ein Sabbatical, um dieses zu renovieren. Doch auch das Perigord bleibt von ...

... und spannend (auch wenn das nicht mit "l" beginnt)

Zum Inhalt:
Marie hat das Haus ihrer Großmutter geerbt und nimmt sich ein Sabbatical, um dieses zu renovieren. Doch auch das Perigord bleibt von Morden nicht gefeit und sie kann als Polizistin einfach nicht aus ihrer Haut. Zum Glück ist der ermittelnde Beamte kein Stoffel, - weder im Beruf, noch als Mensch.

Mein Eindruck:
So muss Cosy Crime sein: Verbrechen in sympathischer Verpackung, lebensechte Figuren mit Charakter und einige humorvolle Situationen in wunderschöner Umgebung. Kein Blut spritzt, kein Psychopath treibt sein Serienmörderunwesen, die Verbrechen sind "normal".
Julie Dubois fordert ihr Leserschaft, sie überfordert diese jedoch nicht. Weder der gut lesbare Schreibstil, noch die überschaubare Anzahl von Figuren lassen die Gehirne rauchen und die Motivlage lässt sich erahnen.
Ihr Völkchen in der französischen Provinz ist charmant entworfen und lässt auf weitere Folgen nach dem guten Beginn hoffen; genauso wie die amourösen Gefühle einiger Figuren nicht im Keim erstickt werden sollten.
Für meinen Geschmack wurde zwar sehr viel über die leiblichen Genüsse gesprochen, dem Vergnügen tat das aber keinen Abbruch.

Mein Fazit:
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für "Trüffelgold"

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.09.2020

Mit Liebe zu Landschaft und Menschen

Rauchland
3

Zum Inhalt:
Ein bekannter Gauner wird dabei beobachtet, als er einen Einsiedler aus dessen brennender Kate zieht und danach flieht. Es handelt sich um Brandstiftung und um Mord, - doch warum sollte man ...

Zum Inhalt:
Ein bekannter Gauner wird dabei beobachtet, als er einen Einsiedler aus dessen brennender Kate zieht und danach flieht. Es handelt sich um Brandstiftung und um Mord, - doch warum sollte man sein Opfer vor den Flammen retten sollen, nachdem man es erschlagen hat? Das Team um Maik Bertram beginnt zu ermitteln und stellt fest, dass sich die Gründe für die Tat wahrscheinlich in der Vergangenheit verorten lassen.

Mein Eindruck:
Mit viel Geschick baut Finnek eine komplette Familiensaga um eine alte Kate im Münsterland, - Geheimnisse, Verbrechen und Todesfälle inklusive. Dazu spinnt er die Geschichte um seine aus den Vorgängerbänden bekannten Gesichter weiter: Mit Humor, Herz und einer Portion Tragik, ganz wie das Leben so spielt.
Seine Personen haben Ecken und Kanten und es macht wirklich Spaß, wie die Einheimischen (oft mit Dialekt) ihre Eigenheiten ausspielen dürfen. Das Privatgedöns der Beamten passt sich dabei zumeist gut ein, - es interessiert, aber es erdrückt nicht die Ermittlungen.
Ein weiteres Plus zeigt sich in den detailgetreuen, liebevollen Beschreibungen der Umgebung, - falls der Autor noch nicht von der örtlichen Touristik-Agentur gesponsert wird, sollte er sich um einen Zuschuss bemühen.
Obwohl es sich bei „Rauchland“ um den vierten Teil einer Reihe handelt, kommen auch unbeleckte Leser gut in das Geschehen, denn Finnek versteht es, seine Reminiszenzen geschickt mit Informationen zu versehen, welche Verweise auf ältere Bücher erklären.
Das Ende ist absolut folgerichtig und erklärt sich von selbst (immer wieder schön, wenn eine Lösung nicht einfach vom Himmel vor die Füße der Polizisten fällt) und genügend offenes Material – insbesondere im Privatleben – bietet eine Aussicht auf den fünften Fall.

Mein Fazit:
Gut entwickelt, mit trockenem Humor – passend zur Gegend

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.08.2020

Echt cosy

Lady Arrington und die tödliche Melodie
3

Zum Inhalt:
Lady Mary Arrington hat eine Schreibblockade und gedenkt diese mit einer Kreuzfahrt auf dem Schiff zu überwinden, welches schon einmal Schauplatz eines Verbrechens gewesen ist. Und was soll ...

Zum Inhalt:
Lady Mary Arrington hat eine Schreibblockade und gedenkt diese mit einer Kreuzfahrt auf dem Schiff zu überwinden, welches schon einmal Schauplatz eines Verbrechens gewesen ist. Und was soll man sagen? Kaum ist Mary das seltsame Verhalten eines Pianisten aufgefallen, liegt dieser schon erstochen auf dem Klavier. Doch Mary ist nicht nur Krimi-Autorin, sondern auch Schnüffelnase und begibt sich schnurstracks gemeinsam mit dem Kapitän und anderen Besatzungsmitgliedern auf Tätersuche.

Mein Eindruck:
Wer bei Klappentext und Covergestaltung atemlose Spannung erwartet, ist selber schuld, wenn er von einem gemütlichen und typischen Cosy-Krimi enttäuscht wird. Hier sind die Figuren skurril und zum Teil zu überzeichnet, die Handlung eher unwahrscheinlich und die Auflösung… nun ja, dazu später.
Gardener hält sich in „Lady Arrington und die tödliche Melodie“ an das bewährte Rezept für diese Art von Roman: Sympathische Hauptfigur mit dem Herz auf dem rechten Fleck, mindestens ein sehr unsympathischer Gegenspieler, dazu eine bunte Schar von überspitzten Charakteren. Zugute halten muss man der Autorin dabei unbedingt, dass ihre Protagonistin nicht fehlerfrei agiert und wenigstens einige Nebenfiguren abseits des Holzschnitts gezeichnet sind.
Ihre Geschichte ist schlüssig aufgebaut, kleine Fingerzeige für die Leserschaft helfen bei der Lösung, der Herz-Schmerz-Anteil hält sich nicht nur in Grenzen, sondern gibt dem Krimi zusätzliche Würze. Leider gibt es jedoch zwei große Wermutstropfen: Zum einen eine Mitstreiterin, die so unglaubwürdig ist, dass es selbst für eine erdachte Geschichte über das Maß ist und zum anderen eine Auflösung, die sich haarsträubender Zufälle bedient und deshalb bei aller geschickter Herleitung nicht wirklich gefällt.

Mein Fazit:
Leichte Muse

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil