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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

hat mir gut gefallen

Das Vermächtnis der Spione
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Wer den ersten Teil der "Leamas-Trilogie", den grenzgenialen Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges, "Der Spion, der aus der Kälte kam" noch nicht kennt, sollte diesen letzten Band unbedingt zum ...

Wer den ersten Teil der "Leamas-Trilogie", den grenzgenialen Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges, "Der Spion, der aus der Kälte kam" noch nicht kennt, sollte diesen letzten Band unbedingt zum Anlass nehmen und das schleunigst ändern und entweder das Buch lesen oder die ebenfalls überraschend buchgetreu ausgefallene Verfilmung mit Richard Burton in der Titelrolle oder am besten beides konsumieren! Den Mittelteil "Dame. König, As, Spion" halte ich hingegen für durchaus verzichtbar, obwohl John Le Carré natürlich in allen seinen bisher neun Büchern um George Smiley überaus geschickt Fiktion mit während seiner eigenen kurzen Dienstzeit beim britischen Geheimdienst gesammelten Erfahrungen verbindet. Und er kann es mit über 80 Jahren immer noch! Ich fühlte mich jedenfalls mit der Aufarbeitung des Jahrzehnte zurück liegenden ersten Teiles gut unterhalten, obwohl sie keinesfalls an jenen heranreicht!g

Veröffentlicht am 31.10.2017

eine bittere enttäuschung

Schlafende Sonne
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Eine Ausstellung. Bilder der schlafenden Sonne. Ein Physikprofessor reist zur Eröffnung an, seine Schülerin und Geliebte stellt aus.

Radikal gekürzt hätte dieser Roman eventuell interessant sein können. ...

Eine Ausstellung. Bilder der schlafenden Sonne. Ein Physikprofessor reist zur Eröffnung an, seine Schülerin und Geliebte stellt aus.

Radikal gekürzt hätte dieser Roman eventuell interessant sein können. Ich sage, eventuell, denn ich habe nicht sehr weit reingelesen, ca. 50 Seiten reichen für einen Leseeindruck. Mag sein, dass den Leser später noch Wesentliches erwartet, ich bezweifle es aber.

Über die Sonne gibt es sicherlich viel zu sagen, was man aber sehr schnell in jedem besseren Lexikon oder Sachbuch nachschlagen kann. Viel unkomplizierter! Die Liebe zur Wissenschaft vermag dieser Roman auch nicht zu wecken!

Form: Der Satzbau ist so komplizert, vollgestopft mit zeilenlangen vorgeschobenen Attributen und in Klammern gesetzte Einschübe, dass es schwer fällt, irgend etwas zu den handelnden Personen herauszufinden. Alle diese Einschübe sind todlangweilig, too much information, nichtssagend, nur Worte, Geschwätz, und das bisschen Gesagte, das übrig bleibt ist nicht minder belanglos. Aber ja, ich habe einige Einzelheiten zu Jonas, des Professors Eltern und seiner Schwester und zu seinen ersten Lieben gelesen und auch zum ersten Sex. Leute, aber das ist nicht interessant genug für 600 Seiten mühsamer Text.

Man kann zur besseren Lesbarkeit diese Einschübe einfach weglassen, dann kommt ein bischen Satzsinn heraus. So habe ich es oft gemacht und ich hätte mich weiter durchgequält, wenn der Inhalt in irgendeiner Weise fesselnd und weniger assoziativ wäre.

Wenn dies ein Buch für Hochintellektuelle ist, dann …äh, sehen diese Hochintellektuellen des Kaisers neue Kleider nicht richtig: denn da ist NICHTS. Experimentelles Schreiben. Ja, experimentell nervtötend.

Und davon soll es eine Fortsetzung geben? Wer mag einen solchen Roman lesen? Wer ihn gar kaufen? Es ist ja kein eigentlicher Roman, es ist eine Ansammlung von Worten, eine Ansammlung, die sehr gut auch ein Computer hätte fertigen können. Oder es schreibt jemand, der partout keine Leser haben möchte. Zu gerne hätte ich eine Rezension von Marcel Reich-Ranicki dazu gelesen! Manchmal fehlt er halt schon sehr, der Kritiker aller Kritiker. Ich kann mir nicht vorstellten, dass er den vorliegenden Roman gelobt hätte und er hätte eine weit bessere Kritik dazu geschrieben als ich, die ich keine weitere Lebenszeit auf die restlichen Seiten ver(sch)wende. Sicher hätte er sich getraut zu sagen, dass die neuen Kleider dieser Literatur nicht so prächtig sind, wie der Kaiser glaubt!

Fazit: Mögen die Liebhaber von Thomas Lehrs Literatur unter sich bleiben, speziell diejenigen, die "Schlafende Sonne" auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gesetzt haben. Ein momentaner geistiger Ausfall? Es könnten dieselben sein, die auch Ulysses von James Joyce rühmen, ich gehöre nicht dazu. Auch in der hochintellektuellen Literatur muss ein Minimum an Lesefreude übrig bleiben. Was hier fehlt.

Veröffentlicht am 31.10.2017

hatte mir mehr erwartet

Allein im Ozean
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Sarah kann den frühen Tod ihres Vaters nicht verwinden, doch die Biologiestudentin findet Halt in einem waghalsigen Plan: sie will als erste Frau rudernd den Indischen Ozean von Australien aus nach Mauritius ...

Sarah kann den frühen Tod ihres Vaters nicht verwinden, doch die Biologiestudentin findet Halt in einem waghalsigen Plan: sie will als erste Frau rudernd den Indischen Ozean von Australien aus nach Mauritius überqueren.

Die erste Hälfte des Romans beschäftigt sich (zu) lange mit der Vorgeschichte, mit Sarahs Jugend und ihrer Familie, mit dem Tod ihres Vaters, mit der Trauer. Danach wird erzählt, wie man Sponsoren findet, andere von seinem Plan überzeugt, wie man einen Plan aufstellt, ein Boot findet, bauen lässt und endlich: der Aufbruch. Der erste Versuch scheitert nach kurzer Zeit, weil Sarah durch eine unerwartete Abdrift zu sehr nach Süden kommt, sie kehrt noch einmal nach Freemantle zurück und startet erneut.

Der geneigte Leser erhält einen intensiven Eindruck von den mehr als 100 Tagen auf See, die die Autorin erlebte. Sowohl psychische wie physische Energie sind vonnöten, um das Unternehmen durchzustehen. Aus Leiden und Freuden, aus Schmerz und Schönheit, besteht die Reise. Das Wetter ist das Wichtigste, natürlich das Boot, danach spielen Nahrung und Wasser eine Rolle und die Kommunikation mit der Außwelt mittels modernster Technik.

Immer wieder beschreibt Sarah dieselben Dinge, mal mehr, mal weniger literarisch gelungen. Doch viele Fragen, die der Leser gehabt hätte, werden nicht beantwortet, zum Beispiel wie das genau funktioniert mit dem Lotsen von Land aus, warum sie bei den Nahrungsmitteln nicht vorher probiert hat, ob sie ihr schmecken und dergleichen mehr. Die Autorin ist auch nicht so gut darin, über-schwängliche Gefühle in Worte zu fassen. Literarisch wirkt der Bericht oft unstrukturiert, läßt Wichtiges offen, wiederholt sich häufig.

Interessiert hätte es den Leser sehr, zu erfahren, warum Sarah kurz nach der Ankunft ein weiteres Abenteuer ins Auge fasst, ist sie doch mindestens zweimal während der Reise dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Sie fühlte sich so lebendig. Ist das die Antwort? Oder der Adrenalinausstoß, wenn man lebend eine Wetterkatastrophe übersteht? Die Befriedigung etwas geschafft zu haben? Sicher ist: Sarah hat außerordentliche Naturerlebnisse für sich verbuchen können.

Extremsportler müssen natürlich daran glauben, dass sie es schaffen, eine gewisse Hybris ist ihnen allen eigen, doch letztlich ist ihr Überleben nicht nur von ihrer Geschicklichkeit abhängig,nicht nur ihrem Mut und ihrer Besonnenheit geschuldet, sondern ist oft vom Zufall und von viel Glück abhängig. Die Zahl der Toten, die es nicht geschafft haben, macht leider selten Schlagzeilen.

Einer der lustigen Höhepunkt der Reise ist es, als die Ruderin vierzehn vakuumverpackte sauber-reine Schlüpfer auspackt, die ihr die Mama in einem Überraschungspäckchen mitgegeben hat. Was doch saubere und trockene Klamotten wert sein können!

Fazit: So richtig rund ist dieser Reisebericht nicht. Dennoch begleitet man die junge Frau mit Bewunderung und Empathie durch den Indischen Ozean.

Veröffentlicht am 31.10.2017

schöne neue welt

Ein Reif von Eisen
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Man merkt es dem Buch an, es ist auf seinen Folgeband hin geschrieben, was bei Königschroniken natürlich traditionsgemäß keineswegs verwunderlich ist. Als Einzelband ist dieser Fantasyroman jedenfalls ...

Man merkt es dem Buch an, es ist auf seinen Folgeband hin geschrieben, was bei Königschroniken natürlich traditionsgemäß keineswegs verwunderlich ist. Als Einzelband ist dieser Fantasyroman jedenfalls vollkommen ungeeignet. Doch bereits im Januar 2018 soll der zweite Band „Ein Reif aus Bronze“ erscheinen.

Der geneigte Leser findet im ersten Band der Königschroniken eine neue Welt vor, die er erst einmal kennenlernen muss. Erfrorene Sümpfe und das Ahnengebirge im Norden, die kriegerischen Tief- und Hochlande, die vielen stolzen Städte im Mittelteil, die orientalisch anmutende Rabenstadt im Osten, die dem Kaiser gebührt und vom heiligen Baum der Esche getragen wird, Meere, heiße Wüsten und dergleichen mehr: faszinierend. Eine sehr hübsche Karte, ein Stammbaum und ein Personenverzeichnis, das man zu Anfang öfter studiert, erleichtern das Einleben.

Neben dem Setting wird die Bühne für die diversen Protagonisten bereitet. Von drei verschiedenen Ecken dieser Lande her treten die Handlungsträger auf. Morwa mit seinen kriegerischen Stämmen im Norden, vom Westen her kommt ein vorhergesagter Retter, um allerhand Abenteuer mit dem Leser zu bestehen. Von der Prophezeiung her ist er derjenige, der den Zorn der Vergessenen Götter besänftigen soll. Dieser Zorn hat in Carcosa schon Verheerendes angerichtet. Im orientalischen Osten, dem Sitz des Kaisers, wird eine Gefangene aus der Wüste festgehalten: Sowohl das Setting wie auch die Personen sind liebevoll und detailliert ausgeformt.

Ganz neu ist die vorgestellte Welt jedoch nicht, sie erinnert mit Absicht und vorsätzlich an das Mittelalter. So ist der Hegemoniestreit zwischen weltlicher und religiöser Macht keine Unbekannte in der Historie. Überhaupt erspürt der Leser die Lust des Autors, mit gesetzten historischen Fakten zu spielen. Hübsch!

Was geschieht sonst noch? Die Themen der Geschichte werden gesetzt.

Das Sprachvermögen des Autors ist prinzipiell gut und sicher, er spielt mit dem Satzbau und der Grammatik. Oft ist sein Stil gewollt pathetisch, dem mittelalterlichen Setting geschuldet, steht jedoch im Fortschreiten der Geschichte auch in der Gefahr, abzugleiten, wenn geläufige Wendungen aus der Trivialliteratur verarbeitet werden. Warum nur? An mangelndem schriftstellerischen Können liegt es jedenfalls nicht, dass sie vorkommen, das merkt man dem Rest an. Und Adjektive sind des Meisters Fall: jede Dämmerung ist fahl, jeder Blick ist düster, auch wird wird gestöhnt und geseufzt und geflüstert, dass es eine Wonne ist und die Kälte kriecht in alle Knochen. Das kann man besser machen!

Abgesehen von dem Handlungsstrang, der im Norden beginnt, wo der Krieg martialisch und mit List und Tücke geführt wird, passiert nicht mehr allzuviel. Für meinen Geschmack gibt es viel zu viele Träume, Visionen und magische Verbindungen, vage Androhungen einer dunklen, dunklen Gefahr und zu wenig echtes Geschehen. Wenn man es hart ausdrücken will, ein wenig zu viel Geschwafel, denn der erste Band ist von der Handlung her teilweise schwammig.

Positiv hervorzuheben wären die absolute Abwesenheit von Zwergen, Orks und anderem, von den meisten Autoren für unverzichtbar gehaltenes Fantasyzubehör, vor allem von Prinzen, Drachen und Prinzessinnen. Ein weiteres schriftstellerisches Highlight ist der gekonnte Umgang mit Gewalt: es gibt sie, klar, aber so geschickt verpackt, dass sie „nicht weh tut“. Die Dialoge sind keine Reißer, aber enthalten manche zeitlose Wahrheit und sind in der Regel recht gut gemacht. Ausserdem gibt es keinen blöden Frager, der von einem etwas weiseren Protagonisten, Antworten enthält, eine Erzählmethode, die man sehr, sehr gut können muss, damit sie nicht plump wirkt und die plumpe Variante hasse ich geradezu. Der Autor löst das viel besser, indem er Fragesätze ins Geschehen wirft, davon jedoch ein paar zu viel. Ja, schwierig ist es, das rechte Maß zu halten!

Insgesamt mochte ich das erste Drittel sehr, den Mittelteil empfand ich als schwächer und der Schluss war wieder richtig gut.

Fazit: Der erste Band macht durchaus Lust auf den zweiten und ich will unbedingt wissen, wie es in der schönen, neuen Welt, die auch die alte ist, weitergeht. Wird sie eine bessere sein als unsere?

Veröffentlicht am 27.07.2017

hatte mir mehr erwartet

Eine unbeliebte Frau
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Das Cover fängt die Stimmung recht gut ein, der Titel passt zum Inhalt. Dieses schon vor geraumer Zeit gelesene Buch war mein erstes von Nele Neuhaus und unterhielt mich recht gut. Es machte Spaß, die ...

Das Cover fängt die Stimmung recht gut ein, der Titel passt zum Inhalt. Dieses schon vor geraumer Zeit gelesene Buch war mein erstes von Nele Neuhaus und unterhielt mich recht gut. Es machte Spaß, die neue Truppe von Ermittlern beim gegenseitigen Kennenlernen zu beobachten, einige Einblicke in ihr Privatleben tun zu können und gleichzeitig den Kriminalfall zu verfolgen. Einen besonders Verdächtigen hatte ich nicht von Anfang an im Auge, aber die Auflösung erschien mir plausibel. Es wird nicht die Reihe werden, von der ich unbedingt alle Folgen werden haben müssen, aber es war eine solide und gut gemachte Unterhaltung über ein paar nette Stunden mit kriminellem Milieu, die ich mir gelegentlich wohl wieder einmal gönnen werde.