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Veröffentlicht am 13.06.2025

Ein besonders gefährliches Spiel mit dem Feuer

Devil's Kitchen
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New York City an der Ostküste der USA: „Engine 99“, die Eliteeinheit der Feuerwehr, bekämpft nicht nur Brände, sondern legt sie auch, um abzulenken. Etliche große Beutezüge gehen auf das Konto der Gruppe. ...

New York City an der Ostküste der USA: „Engine 99“, die Eliteeinheit der Feuerwehr, bekämpft nicht nur Brände, sondern legt sie auch, um abzulenken. Etliche große Beutezüge gehen auf das Konto der Gruppe. Andrea Nearland, eine freiberufliche Ermittlerin, ist das neueste Mitglied der Crew. Sie wurde vom FBI auf die Gruppe angesetzt. Ben ist ihr als einziger der Einheit sympathisch. Nun steht der wohl größte Coup an und es wird immer klarer, dass das Spiel mit dem Feuer für Andy sehr riskant ist.

„Devil‘s Kitchen“ ist ein Thriller von Candice Fox.

Trotz der nicht ganz simplen Struktur lässt sich die Geschichte gut nachvollziehen. Der Roman beginnt mit einem Prolog. Auf ihn folgen sechs lange Kapitel, die in weitere Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird fast ausschließlich aus der Perspektive von Andy und der von Ben, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge. Die Handlung umfasst die Jahre 2005 bis 2013.

Die Sprache des Thrillers ist teilweise etwas vulgär. Die Dialoge wirken jedoch authentisch und lebhaft, die Beschreibungen sind anschaulich.

Eine Stärke von Candice Fox ist das Zeichnen der Charaktere. Auch in dieser Geschichte wird sie ihrem Ruf gerecht, kantige und zugleich glaubhafte Figuren darzustellen.

Das Setting des neuen Buches finde ich interessant und ungewöhnlich. Dass die Autorin sorgsam recherchiert hat, ist dem Thriller an einigen Stellen anzumerken. Neben dem Schwerpunkt Feuerwehr geht es um Sexismus und toxische Männlichkeit. Damit trifft das Buch den Nerv der Zeit und gibt Denkanstöße.

Auf den mehr als 400 Seiten nimmt die Geschichte schnell an Tempo auf. Die Handlung ist, wie von den anderen Werken der Autorin gewohnt, durchweg kurzweilig und spannend. Auch die Auflösung, die nicht leicht vorhersehbar ist, hat mich überzeugt.

Das deutsche Covermotiv ist atmosphärisch und passt gut zum Inhalt. Der Titel wurde 1:1 vom Original übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Devil‘s Kitchen“ stellt Candice Fox erneut unter Beweis, dass sie zu recht eine feste Größe im Spannungsgenre ist. Wieder einmal hat sie meine hohen Erwartungen erfüllt. Sehr empfehlenswert vor allem für diejenigen, die keine 08/15-Thriller lesen möchten!

Veröffentlicht am 13.06.2025

Der Griff nach den Sternen

Stars
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„Freiheit für Mittmann“, so steht es mit Kreide auf den Bürgersteig geschrieben. Carla Mittmann entdeckt den Schriftzug, nachdem ein Stein durch ihr Fenster geflogen war. Was hat das alles zu bedeuten? ...

„Freiheit für Mittmann“, so steht es mit Kreide auf den Bürgersteig geschrieben. Carla Mittmann entdeckt den Schriftzug, nachdem ein Stein durch ihr Fenster geflogen war. Was hat das alles zu bedeuten? Nach ihrer erzwungenen Exmatrikulation hat die alleinstehende Philosophin zwar keinen Doktortitel, aber nun zwei Jobs. Sie arbeitet nicht nur als Aushilfskraft für einen Möbelhersteller, sondern bietet als „Cosmic Charly" übers Internet auch individuelle Horoskope an. Doch welchen Einfluss haben die Sterne wirklich? Und was sieht das Schicksal noch für Carla vor?

„Stars“ ist das Romandebüt von Katja Kullmann.

Der Roman gliedert sich in drei Teile, die aus mehreren unnummerierten Abschnitten bestehen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Carla.

Mit satirischem Unterton, aber ungekünstelt und anschaulich ist die Sprache des Romans. Obwohl mich die humoristischen Spitzen nicht immer erreichen konnten, hat mich der Schreibstil dennoch überzeugt.

Protagonistin Carla ist nicht die typische, sympathische Heldin. Ihr vor allem anfangs phlegmatisches Wesen und ihr unorthodoxes, nicht immer rationales Verhalten lassen sie über weite Teile der Geschichte seltsam und ungewöhnlich erscheinen. Schwer habe ich mich auch mit einigen Nebenfiguren getan, die deutlich überzeichnet wirken.

Ein thematischer Schwerpunkt liegt auf der Astrologie. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob die Sterne tatsächlich unser Schicksal beeinflussen oder ob die Astrologie bloße Scharlantanerie ist. Hintergründig beleuchtet der Roman nicht nur die Sternendeuterei an sich, sondern zeigt die zugrundeliegenden Träume, Ängste und Sehnsüchte der Fans der Astrologie auf. Dies regt zum Nachdenken an und schafft Anknüpfungspunkte.

Auf den rund 250 Seiten ist die Geschichte trotz des eher gemäßigten Erzähltempos unterhaltsam und voller Überraschungen. Leider habe ich nicht alle Entwicklungen als glaubwürdig empfunden. Zudem bleiben für meinen Geschmack am Ende noch zu viele Fragen offen.

Als sehr gelungen betrachte ich die Covergestaltung des Romans. Der mehrdeutige Titel ist ebenfalls eine vortreffliche Wahl.

Mein Fazit:
„Stars“ ist eine unterhaltsame Lektüre mit einer interessanten Fragestellung. Leider hat mich der Roman nicht in allen Punkten begeistern können.

Veröffentlicht am 13.06.2025

Educate your sons

Jungs von heute, Männer von morgen
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Wie können unsere Söhne für eine gleichberechtigte Zukunft fit gemacht werden? Wie gelingt es Eltern, ihren Jungen eine neue, fürsorgliche Männlichkeit zu vermitteln, von der nicht nur ihre Kinder, sondern ...

Wie können unsere Söhne für eine gleichberechtigte Zukunft fit gemacht werden? Wie gelingt es Eltern, ihren Jungen eine neue, fürsorgliche Männlichkeit zu vermitteln, von der nicht nur ihre Kinder, sondern die gesamte Gesellschaft profitiert?

„Jungs von heute, Männer von morgen“ ist ein Sachbuch von Anne Dittmann.

Eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog, gliedert sich das Buch in drei Teile mit mehreren Unterkapiteln. Zum Schluss liefert es ein Quellenverzeichnis in Form eines QR-Codes. Der Aufbau ist schlüssig und sinnvoll.

Drei Themenbereiche hat die Autorin ausgemacht: Selbstfürsorge, Fürsorge und Engagement. Dahinter verbergen sich verschiedene Aspekte wie Freundschaften, Hausarbeit, der Umgang mit Aufklärung und Pornografie, Videospiele und Medienkompetenz. Aber auch Gefühle, persönliche Krisen und psychologische Strategien werden beleuchtet, beispielsweise Scham, Resilienz, Identitätskonflikte und Empathie. Damit wird ein breites Spektrum der Lebens- und Alltagserfahrungen junger Leute in der heutigen Zeit abgedeckt.

Die Autorin zeigt toxische Männlichkeitskonzepte und problematische Rollenbilder auf. Dabei zieht sie unzählige wissenschaftliche Studien und Statistiken zurate. Sie lässt etliche Expertinnen und Experten in Kurzinterviews und Zitaten zu Wort kommen. Ihre fundierte, äußerst gründliche Recherche wird sehr deutlich. Zugleich liefert sie einige beispielhafte Erfahrungen aus ihrer eigenen Familie und aus ihrem persönlichen Umfeld. Obwohl ich mich bereits mit vielen feministischen Themen beschäftigt hatte, konnte ich noch viel Wissenswertes aus der Lektüre ziehen und habe einige Aha-Momente erlebt.

Ein Stärke des Buches liegt darin, dass es die Autorin nicht bei einer Bestandsanalyse und abstrakten Strategien belässt. Sie gibt ihren Leserinnen und Lesern konkrete, alltagstaugliche Tipps und Ideen mit auf den Weg, wie es gelingen kann, Jungen zu Respekt, Fürsorge und Empathie zu erziehen. Dabei gesteht sie eigene Schwächen ein. Wiederkehrende, prägnante „To-Do“-Listen fassen die Kapitel samt der Vorschläge zusammen und machen die Informationen für ein späteres Nachschlagen leicht auffindbar.

Obwohl der Text sehr zahlenlastig ist und immer wieder Fachvokabular enthält, ist er leicht verständlich und nicht zu trocken. Die Formulierungen sind mit Bedacht gewählt.

Auch die Gestaltung des Buches ist ansprechend und durchdacht. Der aussagekräftige Titel und das Coverfoto harmonieren miteinander und passen zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „Jungs von heute, Männer von morgen“ hat Anne Dittmann ein informatives und hilfreiches Sachbuch geschrieben, das ich nicht nur, aber vor allem Eltern minderjähriger Söhne wärmstens ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 08.06.2025

Kobi hat viele tolle Ideen

Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt
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Kobi, das blaue Bärenkind, ist sauer. Er hat gerade erfahren, dass er heute nicht mit seiner Familie ins Spaßbad fährt. Es droht ein langweiliger Nachmittag im heimischen Garten. Doch dann hängt Kobi plötzlich ...

Kobi, das blaue Bärenkind, ist sauer. Er hat gerade erfahren, dass er heute nicht mit seiner Familie ins Spaßbad fährt. Es droht ein langweiliger Nachmittag im heimischen Garten. Doch dann hängt Kobi plötzlich mit dem Kopf nach unten und die Ideen sprudeln..

„Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt“ ist der erste Band einer neuen Bilderbuch-Reihe von Judith Weber, die nach der Empfehlung des Verlags für Kinder ab drei Jahren geeignet sein soll.

Erzählt wird die Geschichte auf etwas mehr als 30 Seiten. Die Sprache ist auf kleine Kinder abgestimmt und leicht verständlich. Was für besonderes Lesevergnügen sorgt, ist die Tatsache, dass der Text von Judith Weber über viel Wortwitz verfügt. Allerdings sind die Passagen bereits recht ausführlich, was für einige Dreijährige noch ein wenig überfordernd sein könnte.

Im Vordergrund steht die Familie Bär, vor allem aber Kobi. Charmante Charaktere, die sich mit ihrem Alltag nicht allzu sehr von menschlichen Familienmitgliedern unterscheiden. Ein Pluspunkt ist für mich, dass die tierischen Figuren angenehm klischeefrei gestaltet sind: Mama Bär muss viel arbeiten, Papa Bär besitzt keinen Führerschein.

Auf der inhaltlichen Ebene feiert die Geschichte Fantasie und Kreativität. Darüber hinaus zeigt sie auf, wie man zusammen mehr erreichen kann. Die Botschaft, dass jeder richtig ist, wie er ist, trotz der Andersartigkeit, hätte für meinen Geschmack noch etwas stärker herausgearbeitet werden können. Alles in allem finde ich die Aussagen der Geschichte jedoch begrüßenswert und nachvollziehbar.

Sehr gut gefallen haben uns die Illustrationen des Brüderduos Christian und Fabian Jeremies. Sie verleihen den tierischen Protagonisten ein niedliches Aussehen. Die Zeichnungen sind größtenteils auf eine Doppelseite angelegt, wunderbar farbenfroh, aber nicht zu grell. Der gleichzeitig moderne und kindgerechte Stil bietet eine Menge liebevoller Details zum Entdecken.

Die Covergestaltung, die eine Szene der Geschichte zeigt, ist ebenfalls sehr gelungen. Auch der Titel ist eine gute Wahl, denn er passt und macht neugierig.

Mein Fazit:
„Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt“ von Judith Weber ist ein humorvolles und unterhaltsames Bilderbuch mit süßen Charakteren, Sprachwitz und pädagogisch wertvollem Inhalt. Definitiv empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.06.2025

Doktor Bluthand

Der Schlächter
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Dr. Silas Aloysius Weir träumt schon länger davon, sich einen Ruf als Arzt zu erwerben. Doch sein Start in die Medizin verläuft zunächst alles andere als vielversprechend. Frauenkörper und Blut stoßen ...

Dr. Silas Aloysius Weir träumt schon länger davon, sich einen Ruf als Arzt zu erwerben. Doch sein Start in die Medizin verläuft zunächst alles andere als vielversprechend. Frauenkörper und Blut stoßen ihn ab. Seine fachliche Ausbildung lässt zu wünschen übrig. Wie also schaffte er es, dennoch zum langjährigen Direktor einer Heilanstalt für Geisteskranke und zum „Begründer der Gynäkopsychiatrie“ zu werden?

„Der Schlächter“ ist ein Roman von Joyce Carol Oates.

Der Roman ist aufgebaut wie eine Biografie mit unterschiedlichen Beiträgen: Auf die fiktive „Anmerkung des Herausgebers“ und einen kurzen Prolog folgen sechs Teile, von denen der letzte als Epilog bezeichnet wird. Die Handlung umfasst im Groben die Zeit von 1835 bis ungefähr die 1890er-Jahre und spielt im östlichen Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika, überwiegend in Pennsylvania.

Im Mittelpunkt des Romans steht mit Dr. Silas Weir eine zwar grundsätzlich fiktive Persönlichkeit, die allerdings auf realen historischen Personen basiert, wie die Dankesworte der Autorin enthüllen. Obwohl der „Schlächter“ sicherlich ein klassischer Antiheld und kein angenehmer Charakter ist, ist die Figur komplex angelegt und verfügt über viel psychologische Tiefe. Dadurch wirkt der Protagonist authentisch.

Der Inhalt der Geschichte ist überaus heftig, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass Teile der Handlung auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen. Der Roman lässt in die Abgründe der Medizin im 19. Jahrhundert und insbesondere der frühen Gynäkologie blicken. Brutale Experimente und operative Eingriffe werden schonungslos und detailreich geschildert. Verstümmelungen, lebensgefährliche Verletzungen, verschiedene Formen von Gewalt und andere Grausamkeiten gegenüber den Patientinnen sind an der Tagesordnung. Vor allem Frauen ärmerer Herkunft werden zu unfreiwilligen Versuchskaninchen im Rahmen einer methodisch fragwürdigen Forschung.

Immer wieder deutlich wird das frauenverachtende, misogyne Denken, das nicht nur dem Protagonisten zuzuschreiben ist. Die Lesart, dass Frauen zu emotional, zu hysterisch, aufgrund ihrer hormonellen Situation ohne Kontrolle über Verhalten und ihr Auftreten seien, kommt wiederholt zum Ausdruck. Bei der Lektüre wird erschreckend klar, dass solche Mythen zum Teil bis in die heutige Zeit überlebt haben. Auch die Tatsache, dass selbst heutzutage noch immer zu wenig Wissen über Zusammenhänge über den weiblichen Körper vorliegen, unterstreicht dieser Roman dadurch, dass er aufzeigt, wie absurd die ersten medizinischen Annahmen waren. Zudem macht die Geschichte die Schattenseiten des Patriarchats eindrucksvoll deutlich. In der feministischen Debatte liefert dieser Roman mithin eine Menge Stoff.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieses kreative Konzept gefällt mir. Dass nicht alle oder vielleicht sogar die wenigsten Erzählstimmen als zuverlässig angesehen können, verleiht der Geschichte Pfiff. Leider dominieren die Tagebucheinträge („Aus der Chronik eines Arztlebens“) und damit die Perspektive von Silas Weir sehr stark, was auf den rund 440 Seiten zu Redundanzen und langatmigen Passagen führt. Darüber hinaus hat meinen Lesegenuss geschmälert, dass mir Teile der Handlung als zweifelhaft bis unglaubwürdig erscheinen.

Auf der sprachlicher Hinsicht ahmt der Roman die Ausdrucksweise des 19. Jahrhunderts nach. Dies funktioniert auch in der deutschen Übersetzung von Silvia Morawetz, die ich als angenehm unauffällig empfunden habe.

Das etwas mysteriöse Covermotiv macht neugierig. Der martialische Titel ist zwar ein wenig überspitzt, geht für mich aber dennoch in Ordnung.

Mein Fazit:
„Der Schlächter“ ist eine aufschlussreiche, schockierende Lektüre, die der Leserschaft starke Nerven abverlangt. Mit ihrem Roman zu den Anfängen der Gynäkologie und Psychiatrie ist Joyce Carol Oates ein ungewöhnlicher und trotz seiner Schwächen lesenswerter Roman gelungen.