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Veröffentlicht am 29.10.2019

Wie ein Unfall ein Leben verändert

Fünf Wörter für Glück
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Es passiert an einem Morgen am Wochenende in London: Heidi, Ende 20, stürzt beim Joggen unglücklich und landet im Krankenhaus. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, erwartet sie ein Schock: Nach dem Unfall ...

Es passiert an einem Morgen am Wochenende in London: Heidi, Ende 20, stürzt beim Joggen unglücklich und landet im Krankenhaus. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, erwartet sie ein Schock: Nach dem Unfall muss ihr der rechte Unterschenkel amputiert werden. Heidi ist verzweifelt. Schon vorher war ihr Leben nicht perfekt. Ein schlechtes Date folgte auf das nächste, und sie verdiente sich ihr Geld vorwiegend als Kellnerin, obwohl sie so gerne als Schauspielerin arbeiten würde. Nun glaubt sie, dass sie ihre Träume endgültig begraben kann. Doch in der Rehaklinik trifft sie auf die 80-jährige Maud, die Lebensfreude und Optimismus ausstrahlt. Jack, der Enkel der Seniorin, versucht, Heidi aus der Reserve zu locken. Er hat eine Idee, wie sie wieder ins Leben zurückfinden kann: ein Fünf-Punkte-Plan zum Glück. Kann das funktionieren?

„Fünf Wörter für Glück“ ist ein bewegender Roman von Ella Dove.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen mit insgesamt 34 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Zudem gibt es einen Epilog. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Heidi. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, eindringlich und lebhaft. Trotz des sehr direkten Einstiegs konnte ich gut in die Geschichte einfinden. Ich habe das Buch nur ungerne zur Seite gelegt.

Mit Heidi steht eine sympathische Protagonistin im Vordergrund. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt lässt sich gut nachvollziehen. Auch Maud ist ein liebeswürdiger Charakter. Darüber hinaus tauchen auch einige interessante Nebenfiguren auf. Die Personen im Roman wirken realitätsnah.

Inhaltlich konnte mich die Geschichte überzeugen. Anders als man zunächst vermuten könnte, handelt es sich keineswegs bloß um einen seichten Liebesroman. Zwar spielt Romantik auch eine Rolle, doch es geht um weitaus mehr, zum Beispiel Krankheiten, Freundschaften und weitere Themen. Auf rund 350 Seiten bleibt der Roman kurzweilig und abwechslungsreich.

Das Buch basiert auf der wahren Geschichte der Autorin, die beim Jogging tatsächlich gestürzt ist und mit nur 25 Jahren ihr rechtes Bein verlor. Dass die Handlung von realen Ereignissen inspiriert ist, ist dem Roman anzumerken. Die Schilderungen wirken sehr authentisch. Schon ab den ersten Kapiteln schafft es die Geschichte, mich emotional zu berühren. Doch der Roman ist nur nicht bewegend, sondern macht auch Mut und gibt positive Impulse, das Leben zu lieben und auszukosten. Auch die Botschaft, sich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen zu lassen, gefällt mir. Trotz der ernsten Grundthematik kommt der Humor ebenfalls nicht zu kurz.

Das hübsch gestaltete Cover strahlt Fröhlichkeit aus und passt meiner Ansicht nach ganz gut. Der deutsche Titel klingt in meinen Ohren leider unnötig kitschig, orientiert sich aber am englischen Original („Five steps to happy“).

Mein Fazit:
Mit „Fünf Wörter für Glück“ ist es Ella Dove gelungen, sowohl zu unterhalten als auch anzurühren. Wer einen 0815-Liebesroman mit Wohlfühlatmosphäre sucht, wird hier nicht fündig. Für alle, die Lust auf eine besondere Geschichte haben, kann ich die Lektüre jedoch wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Die faszinierende Welt des Porzellans

Ein neues Blau
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Berlin im Jahr 1985: Als die 18-jährige Gymnasiastin Anja Hermann zum ersten Mal zu der alten Dame in deren Haus in Charlottenburg kommt, weiß sie nicht, was genau sie erwartet. Sie soll als „Gesellschafterin“ ...

Berlin im Jahr 1985: Als die 18-jährige Gymnasiastin Anja Hermann zum ersten Mal zu der alten Dame in deren Haus in Charlottenburg kommt, weiß sie nicht, was genau sie erwartet. Sie soll als „Gesellschafterin“ mit Lili Zeit verbringen. Anja sieht es zunächst nur als Nebenjob. Doch Stück für Stück enthüllt sich die Geschichte der Seniorin mit jüdischen Wurzeln, die vor 50 Jahren vor den Nazis aus der Stadt fliehen musste. Nach dem frühen Tod der Mutter Charlotte hatte sich ihr Vater Jakob Kuhn rührend um sie gekümmert. Aber erst als sie Günther von Pechmann kennenlernt, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet Lili ihre Bestimmung. Auch im Alter hat es ihr das Porzellan sehr angetan. Das stellt Anja sofort fest. Aber welche Rolle spielt dabei die schlichte Porzellanschale, die die alte Frau wie einen Schatz hütet? Und welches Geheimnis schleppt Anja mit sich herum?

„Ein neues Blau“ ist ein Roman von Tom Saller.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Erzählt wird die Geschichte im Wechsel auf unterschiedlichen Ebenen: Der Leser begleitet Lili in den Jahren 1919 bis 1935, wobei der Roman dabei in 50 Kapitel mit einer kleinen Zusammenfassung zu Beginn untergliedert ist. Darüber hinaus wird aus der Sicht von Anja in der Ich-Perspektive erzählt, dabei spielt die Handlung in Berlin im Jahr 1985. Dieser Aufbau wirkt gut durchdacht.

Der Sprache variiert in den beiden Erzählsträngen: Während der Stil in den Passagen von Anja schon zum Teil etwas zu gewollt umgangs- und jugendsprachlich ausfällt, ist er im übrigen Part gehobener. Insgesamt ist die Sprache des Romans zwar anschaulich und leicht verständlich, jedoch auch schnörkellos und ein wenig nüchtern. Anleihen bei Erich Kästner sind festzustellen. Wie schon bei „Wenn Martha tanzt“, dem Debütroman des Autors, braucht es eine Weile, um sich in die Geschichte einzufinden. Sie nimmt nur langsam Fahrt auf. Nach einer Weile konnte ich jedoch völlig in die Handlung eintauchen.

Im Mittelpunkt des Romans steht zweifelsohne Lili, ein reizvoller Charakter, der authentisch beschrieben wird. Das trifft auch auf Anja zu, die ebenfalls eine wichtige Rolle einnimmt. Beide waren mir jedoch nicht gleich von Beginn an sympathisch.

Thematisch verliert die Geschichte immer wieder ihren Fokus. Mal geht es um Religion, mal um Tee, mal um das Porzellan, wobei ich mir einen stärkeren Schwerpunkt auf Letzteres gewünscht hätte. Dadurch erfährt der Leser auf unterhaltsame Weise andererseits allerhand Wissenswertes, denn die fundierte Recherche ist dem Roman anzumerken. Zudem wird die Geschichte somit vielschichtig.

Trotz der mehr als 400 Seiten bleibt der Roman kurzweilig. Er hat die eine und andere Wendung zu bieten. Emotional konnte mich die Geschichte allerdings nicht immer erreichen.

Sehr gut gefällt mir das optisch ansprechende Cover der gebundenen Ausgabe, das zum Inhalt passt. Den Titel finde ich auch treffend. Nur ein kleiner Kritikpunkt am Rande: Leider hat der Verlag – anders als bei Tom Sallers Debüt – dieses Mal auf das praktische Lesebändchen verzichtet.

Mein Fazit:
Auch der zweite Roman von Tom Saller, „Ein neues Blau“, bietet eine interessante und unterhaltsame Lektüre. Zum wiederholten Mal ist es dem Autor gelungen, mir schöne Lesestunden zu bereiten.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Die Weltreisende und der Zeitreisende

Die schönste und die traurigste aller Nächte
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Brasilien im Dezember 1997: Auf dem Abschlussball traut sich Victor endlich, die 17-jährige Amanda zu küssen. Für beide fühlt es sich wie der Beginn einer großen Liebe an. Sie sind sich sicher, dass sie ...

Brasilien im Dezember 1997: Auf dem Abschlussball traut sich Victor endlich, die 17-jährige Amanda zu küssen. Für beide fühlt es sich wie der Beginn einer großen Liebe an. Sie sind sich sicher, dass sie füreinander bestimmt sind. Doch wegen des Berufs von Amandas Vater zieht ihre Familie oft um und sie muss nun erneut ihre Zelte abbrechen. Victor kann in der Zeit hin- und herspringen, je nachdem ob er glücklich oder traurig ist. Dennoch verlieren sich beide aus den Augen. 20 Jahre später lebt Victor auf einem Weingut im Süden Brasiliens. Er hat sich einiges aufgebaut, aber er kann Amanda nicht vergessen. Sein Herz ist seit jener Nacht gebrochen…

„Die schönste und die traurigste aller Nächte“ ist ein fantasievoller Liebesroman von Maurício Gomyde.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 87 recht kurzen Kapiteln. Der Roman spielt in unterschiedlichen Jahren und an verschiedenen Schauplätzen. Durch Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel fällt die Orientierung allerdings nicht schwer. Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Amanda als auch von Victor erzählt – und zwar jeweils in der Ich-Perspektive. Eingestreut sind zwischen den Kapiteln immer wieder kurze Aussagen über das Glück. Der Aufbau wirkt gut durchdacht.

Der Schreibstil ist einfühlsam, anschaulich und dank viel wörtlicher Rede lebhaft. Zu Beginn wirft der Roman einige Fragen auf und macht gleich neugierig. Obwohl vieles erst einmal unklar bleibt, bin ich gut in die Geschichte gekommen.

Mit Amanda und Victor stehen zwei sympathische Protagonisten im Vordergrund. Anfangs tat ich mich noch ein wenig schwer damit, mir von ihnen ein genaues Bild zu machen, doch die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden wird schon nach wenigen Kapiteln gut nachvollziehbar. Zudem gibt es einige interessante Nebencharaktere.

Meine Aufmerksamkeit hatte der Roman vor allem wegen des Zeitreisen-Aspektes. Die Vorstellung, dass Victor – je nach Gefühlslage – in die Zukunft oder Vergangenheit springen kann, hat mich angesprochen. Die Idee birgt viel Potenzial für eine kreative Geschichte. Und die Umsetzung hat mich im Großen und Ganzen überzeugt. Der fast 400 Seiten umfassende Roman kann mit einigen Überraschungen aufwarten. Immer wieder kommen spannende Momente auf. Trotzdem sind einige Passagen ein wenig langatmig geraten.

Positiv anzumerken ist, dass es der Roman vermeidet, ins Kitschige abzudriften. Andererseits konnte er mich emotional jedoch nicht so berühren wie beispielsweise „Die Frau des Zeitreisenden“.

Ein Blick lohnt sich auch in den Anhang des Buches. Dort sind die „Literarischen Glückskekse“ und weitere Zitate zu finden.

Das Cover der broschierten Ausgabe gefällt mir sehr. Im Inneren wird die hübsche Gestaltung aufgegriffen. Der Titel ist schon beinahe etwas poetisch, weckt die Neugier und ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die schönste und die traurigste aller Nächte“ von Maurício Gomyde ist trotz kleinerer Schwächen ein empfehlenswerter Liebesroman von Maurício Gomyde. Die Geschichte mit ihrer kreativen Grundidee konnte mich gut unterhalten. Eine ungewöhnliche Lektüre, die sich angenehm von anderen ihres Genres abhebt.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Winkende und tanzende Eichhörnchen

Wir von der anderen Seite
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Als Rahel Wald in einem Krankenhaus wach wird, versteht sie erst mal gar nichts: Wo ist sie? Warum ist es so laut? Und was sollen die Schläuche? Sie ist fiebrig, wirr im Kopf, kann nicht normal essen und ...

Als Rahel Wald in einem Krankenhaus wach wird, versteht sie erst mal gar nichts: Wo ist sie? Warum ist es so laut? Und was sollen die Schläuche? Sie ist fiebrig, wirr im Kopf, kann nicht normal essen und reden – und sie hat Schmerzen. Erst nach und nach begreift die junge Drehbuchautorin: Sie lag nach einer schweren Blutvergiftung im Koma. Unter dem Einfluss von Medikamenten hat sie Albträume und Halluzinationen. Sie glaubt unter anderem, winkende und tanzende Eichhörnchen zu sehen. Schafft sie es von der anderen Seite zurück ins Leben? Unterstützung bekommt sie von ihrer etwas verrückten Familie. Rahel wird immer klarer: Ihr Leben ist viel zu kostbar, um es nach fremden Erwartungen auszurichten. Sie will es von jetzt an selbst in die Hand nehmen.

„Wir von der anderen Seite“ ist der Debütroman von Anika Decker.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 19 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Geschichte wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge erzählt – und zwar in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Rahel. Zwischendurch gibt es kurze Rückblenden. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist locker und anschaulich. Trotz der ernsten Thematik trifft die Autorin einen humorvollen und selbstironischen, aber nicht zu übertrieben flapsigen Ton. Obwohl der Leser sehr unmittelbar in die Geschichte geworfen wird, fällt der Einstieg nicht schwer.

Mit Rahel steht eine sympathische und selbstbewusste Protagonistin im Vordergrund, deren Gedanken- und Gefühlswelt ich gut nachvollziehen kann. Auch die übrigen Charaktere wirken authentisch.

Angesprochen hat mich der Roman vor allem wegen seiner Thematik. Die Frage, wie es einem Menschen ergeht, der einen solchen Schicksalsschlag erleidet und sich wieder zurückkämpfen muss, stellt sich vielen von uns an dem einen oder anderen Punkt im Leben. Dass die Autorin selbst bereits ähnliche Erfahrungen machen musste und autobiografische Elemente eingearbeitet hat, wird an einigen Stellen deutlich, denn die Schilderungen kommen sehr realitätsnah rüber. Das hat dazu beigetragen, dass mich das Buch immer wieder nachdenklich gemacht hat. Doch zugleich ist das Buch mehr als nur eine Krankheitsgeschichte, denn es erzählt von der Entwicklung einer jungen Frau, die durch ihr Schicksal lernt, ihren eigenen Weg zu gehen.

Eine Stärke des Romans ist es, dass er auf mehrfache Weise berühren und unterhalten kann. Traurige, betroffen machende Passagen wechseln sich ab mit witzigen Momenten. Das verhindert, dass die Stimmung zu düster wird, und lässt die Geschichte trotz der fast 400 Seiten nicht langatmig werden.

Das Cover der gebundenen Ausgabe gefällt mir sehr. Darüber hinaus passt das winkende Eichhörnchen gut zum Inhalt. Der Titel macht neugierig und ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Wir von der anderen Seite“ von Anika Decker ist ein außergewöhnlicher Roman, der mich sowohl gut unterhalten als auch emotional berühren konnte. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich nicht nur mit seichten Wohlfühlgeschichten beschäftigen wollen.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Alte Sünden

Melmoth
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Es ist Winter in Prag und die Übersetzerin Helen Franklin (42) ist gerade zu Fuß in der Stadt unterwegs, als sie auf Dr. Karel Pražan, einen guten Freund, trifft. Er hat ein seltsames, in deutscher Sprache ...

Es ist Winter in Prag und die Übersetzerin Helen Franklin (42) ist gerade zu Fuß in der Stadt unterwegs, als sie auf Dr. Karel Pražan, einen guten Freund, trifft. Er hat ein seltsames, in deutscher Sprache verfasstes Manuskript dabei, das das Leben der Engländerin verändern wird. Es handelt von Melmoth, einer mysteriösen Frau in Schwarz. Laut einer Legende ist sie dazu verdammt, ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern. Sie fühlt sich verfolgt. Doch gibt es die Gestalt wirklich? Und, falls ja, was hat diese mit Helens Vergangenheit zu tun?

„Melmoth“ ist ein Roman von Sarah Perry.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog, der aus einem mysteriösen Brief besteht. Im Anschluss ist die Geschichte in drei Teile untergliedert. Erzählt wird aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers, der den Leser immer wieder persönlich anspricht und einige Vorausdeutungen macht. Darüber hinaus gibt es auch eine Geschichte in der Geschichte, da auch Teile des Manuskripttextes enthalten sind. Und es sind ein Auszug aus einem Tagebuch, Briefe und andere Quellen eingefügt. Die Struktur des Romans ist also recht komplex. Dennoch erschließt sich der Aufbau schnell.

Der besondere Schreibstil konnte mich begeistern. Die bildgewaltige und poetische Sprache sind eine große Stärke des Romans, der atmosphärisch dicht ist. Viele Metaphern und Symbole sind im Text zu finden. Ein aufmerksames Lesen empfiehlt sich. Allerdings fiel mir der Einstieg in die Geschichte nicht schwer.

Im Vordergrund stehen drei Protagonisten. Neben Helen und Karel spielt der Deutsche Josef Adelmar Hoffmann eine wichtige Rolle, der das Manuskript geschrieben hat. Die Charaktere sind allesamt etwas sonderbar und speziell, aber auch interessant.

Inhaltlich verfügt das Buch zwar über viel Tiefe, hat mich jedoch zum Teil ein wenig enttäuscht. An einigen Stellen fällt die zuvor aufgebaute Spannung immer wieder ab und die Handlung wird langatmig. Thematisch finde ich den Roman darüber hinaus leider etwas überfrachtet, vor allem angesichts der recht überschaubaren Anzahl von kaum mehr als 300 Seiten. Gleichwohl kann mich die Grundthematik der Geschichte begeistern. Die Sagengestalt Melmoth ist zwar in der Literatur keine gänzlich neue Figur. Dennoch ist sie ein reizvolles Sujet. Gut gefallen hat mir auch, dass die Aspekte Schuld und Sühne ebenfalls im Fokus stehen. Insgesamt hatte ich allerdings den Eindruck, dass die Autorin ein bisschen zu viel wollte und daher noch einiges mehr nur anreißt, was die Lektüre bisweilen verwirrend macht.

Optisch ist die gebundene Ausgabe ein äußerst hübsches Schmuckstück. Die etwas düstere und doch sehr geschmackvolle Gestaltung passt gut. Schön finde ich auch, dass sich das Federmotiv nicht nur auf dem Schutzumschlag findet. Der prägnante Titel bietet sich an und wurde 1:1 vom englischsprachigen Original übernommen.

Mein Fazit:
„Melmoth“ von Sarah Perry ist ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Roman. Zwar konnte mich die Geschichte nicht in allen Punkten überzeugen. Dennoch wird die Lektüre wohl noch einige Zeit nachhallen.

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