(Über)Leben und Sterben ... ein ewiger Kreislauf und eine überzeugende Thrilleridee
AschesommerAuch der zweite große Fall der noch recht neuen Ermittlungsgruppe 4 hat es in sich: Durch eine Zeitungsannonce stoßen Mila und Jakob auf die Spur des vermissten Daniel Wissmer und finden kurz darauf in ...
Auch der zweite große Fall der noch recht neuen Ermittlungsgruppe 4 hat es in sich: Durch eine Zeitungsannonce stoßen Mila und Jakob auf die Spur des vermissten Daniel Wissmer und finden kurz darauf in einer künstlich erstellten Eiskammer seine tiefgefrorene Leiche, gemeinsam mit dem in Asche geschriebenen Hinweis "Das Sterben hat begonnen". Innerhalb weniger Tage jagt ein Mord den nächsten, alle stehen unter jeweils einem Motto der fünf Massensterben der Erdgeschichte und alle Spuren führen zu dem seit Jahren in einer geschlossenen Anstalt sitzenden Mörder Jan-Christian Bode. Die Zeit tickt unerbittlich und die Ermittler gehen bis ans Limit, um das sechste Sterben zu verhindern: Mensch gegen Mensch.
Zum Buch:
"Aschesommer" von Benjamin Cors ist der zweite Thriller um die Ermittler Jakob Krogh und Mila Weiss. Der erste erschien 2024 unter dem Titel "Krähentage" und wurde schnell - und völlig berechtigt - zum Bestseller.
Der Spannungsbogen wird bereits gleich zu Beginn strammgezogen und baut sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr auf. Die Kapitel sind von angenehmer Länge, mal kurz, mal länger, aber meistens mit einem Cliffhanger am Ende, der es dem Leser sehr schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Der Schreibstil und die Dialoge sind lebendig und bildstark, die Geschichte an sich nachvollziehbar und glaubhaft, wenn auch natürlich ziemlich abgefahren, was das vermeintliche Motiv um die Massensterben der Erdgeschichte anbelangt. Aber gut, man(n) muss sich auf dem weiten Feld der Thrillerwelt ja auch etwas einfallen lassen, was es im besten Falle noch nicht gab. Die Erzählperspektive alterniert zwischen dem manipulativen Psycho Jan-Christian Bode und den Ermittlern, was die Spannung steigert und das Tempo hoch hält. Die Charaktere sind angenehm kantig und interessant - manchmal vielleicht etwas übertrieben kantig wie z.B. dem gehässigen Profiler Bender und der doch etwas anstrengenden Lucy Chang. Doch man lernt im Laufe der Story auch die softeren Seiten besser kennen und verstehen, was einem die Protagonisten immer mehr ans Herz wachsen lässt. Auch der Rest des Teams ist interessant und es zeigt sich wieder einmal auf's Neue: Der Spaßfaktor an einer gute Serie steht und fällt mit den Ermittlern und ihrem Team.
Auch der zweite Fall dieser neuen Serie hat mich von Beginn bis Ende gefesselt.
Das Verständnis für die Dämonen, die Jakob und Mila umtreiben, ist tiefer geworden und man kann sich besser in sie hineinversetzen. Jakobs Schicksal um den Verlust seiner Frau und seines Sohnes wurde bereits am Ende des ersten Bandes aufgelöst und nun erfuhr man auch den Grund für Mila's Albträume. Gleichzeitig ist am Ende von "Aschesommer" auch schon klar, dass es eine Fortsetzung geben wird, was mich persönlich natürlich freut.
Was mich (wieder) gestört hat:
Auch in diesem zweiten Thriller geht nicht namentlich hervor, in welcher Stadt dieser verortet ist. Auch die Umgebung wird nicht näher benannt. Zwischen den Zeilen glaube ich herausgelesen zu haben, dass es oben im Norden sein müsste, nicht allzu weit weg von der Nord- oder Ostseeküste.
Ich verstehe den Sinn nicht, warum ein Autor keine Stadt und auch keine Städte in der Umgebung oder zumindest die Region benennt. Nun kann man natürlich diskutieren, ob das überhaupt wichtig ist. Ich für meinen Teil mache mir gerne ein Bild von der Stadt und Umgebung, in der sich eine Geschichte abspielt, da ich mir dann alles noch bildhafter vorstellen kann. Habe ich das nicht, fehlt mir ein für mich wichtiges Puzzlestück zum Gesamtbild.
Weiterhin fielen mir auch in diesem Buch wieder zahlreiche kleine Fehler auf.
Schade, dass Autoren und Verlage vor dem Druck nicht sorgfältiger korrigieren.
Fazit:
Ein Thriller, wie er sein soll: frisch, unterhaltsam und spannend bis zum Schluss mit interessanten Ermittlern und einem ziemlich abgründigen, sehr manipulativen Bösewicht.