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Veröffentlicht am 21.05.2023

Wer träumt nicht von einem guten Leben am Meer?

Weniger ist Meer
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Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, ...

Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, dreht Destinationsvideos und lebt somit mehr aus dem Koffer als in ihrer Wohnung in Berlin. Doch nach und nach schleicht sich etwas ein, was ihr das Abschiednehmen von ihren Liebsten immer schwerer macht: die Sehnsucht, irgendwo dauerhaft "anzukommen, ohne dabei stehenzubleiben". Während ihrer Sommer-Auszeit in Portugal hat sie diesen Sehnsuchtsort schließlich gefunden: Aljezur! Auch ihr Partner Paul ist bereit, an der West-Algarve ein neues Leben zu beginnen. Doch zwischen dem Entschluss und ihrem eigenen Haus am Meer liegt noch ein langer Weg ... und Corona ... und ein Baby ...

Dieses Buch versteht sich nicht als Handbuch für Auswanderwillige, sondern eher als Begleiter und Inspirationshilfe, wie die Autorin gleich zu Beginn selbst schreibt. So stellte sie sich viele elementare Fragen, was ihr im Leben wirklich wichtig ist und animiert auch ihre Leser dazu, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: was brauche ich wirklich, was kann ich ändern, wovon kann ich mich trennen? Dabei handelt es sich nicht nur um das Entrümpeln von materiellen Dingen à la Marie Kondo, sondern auch um verinnerlichte Glaubenssätze, die einen auf dem Weg zu einem von Ballast befreiten Leben blockieren. Man muss nicht gleich auswandern wollen, um die Gelegenheit zum entrümpeln zu nutzen, auch kleine(re) Änderungen können langfristig schon etwas bewegen und für mehr Klarheit und Zufriedenheit im Leben sorgen.

Persönliche Meinung:
Die erste Hälfte des Buchs ist gespickt mit elementaren Fragen und vielen klugen Weisheiten. Einige davon habe ich mir sogar aufgeschrieben, da ich persönlich etwas damit verbinde, wie z.B. "Angst beginnt im Kopf, Mut aber auch" und
"Freiheit beginnt da, wo die Angst endet". Dennoch, zur Mitte hin wurde es mir dann fast zu viel der Weisheiten und ich war fast schon etwas genervt bei Aussagen wie "wir sind keine Problemsucher, sondern Lösungsfinder". Alles schien der Autorin leicht zu fallen, wenn man nur '"committed" genug ist, um mit den Worten ihres Surfgurus Bernado zu sprechen. Sie ist ein echter Tausendsassa und immer voller neuer Ideen, leider ist sie jedoch nicht committed genug, die Sprache ausreichend zu lernen, um sich in der Landessprache gut verständigen zu können... schade! Die schönen Fotos im Mittelteil sind natürlich der Traum jedes Auswanderer-Träumers: die sehr attraktive und fotogene Autorin weiß als Social Media-Expertin selbstverständlich, wie man sich und die Natur perfekt in Szene setzt; aber es sind auch zauberhafte "ungeschminkte" Fotos dabei, die endlich auch die natürliche, private Christine Neder zeigen. Richtig berührt hat sie mich dann allerdings erst in der zweiten Hälfte des Buches, als sie über zwei kurz aufeinander folgende Schicksalsschläge berichtet und wie sie verzweifelt versuchte, damit klarzukommen. Ja, auch im Paradies bleibt man nicht von tragischen Ereignissen verschont. Ich habe mich in ihrem Bemühen, mit dem Trauma und der Trauer umzugehen, absolut wiedergefunden und fand ihre offenen Worte darüber sehr wohltuend.
Was ich ebenfalls als absolut positiv empfinde, ist, dass sie nicht nur die positiven Aspekte des Auswanderns anspricht, sondern ehrlich auch die weniger schönen Seiten aufzeigt, die langfristig zum Problem werden können.
Ich fand "Weniger ist Meer" authentisch und auch inspirierend, auch der flüssige und bildstarke Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn es oft recht sprunghaft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herging und der zeitliche rote Faden dabei manchmal etwas verloren ging.

Fazit:
Leseempfehlung für alle, die etwas in ihrem Leben ändern mögen und etwas Inspiration und Anreize zu schätzen wissen. Ob Weniger ist Mehr oder Weniger ist Meer - man muss ja nicht gleicht auswandern, aber das Buch macht definitiv Lust, sich mit dem Gedanken "was wäre denn, wenn..." mal näher zu befassen.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Die(ses Buch) spürst du ... Garantiert!

Die spürst du nicht
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Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht ...

Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen ...

Da ist zum einen natürlich die Story selbst, die tief berührt:
Es fängt ganz unverfänglich mit dem Beginn des Toskana-Urlaubs zweier gut situierter österreichischer Familien an, die sich auf ein paar entspannte Tage unter südlicher Sonne freuen. Zum einen Familie Strobl-Marinek: Mutter Elisa, eine wohl bekannte Politikerin und ihrem besserwisserischen Mann Oskar sowie der 14-jährigen Sophie-Luise und der 9-jährigen Lotte. Sophie-Luise hat durchgesetzt, ihre Schulkameradin Aayana, ein somalisches Mädchen, mitzunehmen, was ihre Mutter nach diversen Widerständen schließlich möglich macht. Das befreundete Ehepaar Melanie und Engelhart Binder und ihrem 9-jährigen Sohn Benjamin, erfolgreiche Winzer, sind ebenfalls mit von der Partie. Kurzum: aus dem entspannten Urlaub wird nichts, denn schon am ersten Abend kommt es zur Katastrophe.

Das Unglück selbst nimmt nur einen kleinen Teil der Geschichte ein, stattdessen geht es darum, was es bei den einzelnen Familienmitgliedern auslöst und wie sie damit umgehen und zurechtkommen. Dabei liegt der Fokus auf Elisa und ihrer Tochter Sophie-Luise. Während Elisa anfangs sehr darum bemüht ist, ihre außereheliche Liebesgeschichte zu verkraften und ansonsten das Unglück aus ihrer politischen Karriere herauszuhalten - was dank der sensationslüsternen Medien und deren oft nicht minder sensationslüsternen Leserschaft natürlich NICHT gelingt - merkt sie zu spät, dass ihre ansonsten als so patent und pflichtbewusst bekannte große Tochter Sophie-Luise in die Drogensucht abrutscht, weil sie sich komplett allein gelassen fühlt und seit dem Unglück von ihren Mitschülern ausgegrenzt und übel gemobbt wird. Sie findet Gehör im Internet, wo sie einen Jungen namens Pierre kennenlernt - doch Pierre ist nicht der, für den sie ihn hält und so ist das nächste Drama vorprogrammiert.
Dann ist da doch das Gewissen von Melanie Binder, die es nicht fassen kann, dass ihre Freundin Elisa aus Angst vor dem politischen Untergang nicht die ganze Wahrheit über das Unglück sagt und stattdessen vor Gericht deren "Schuld" auf sich selbst nimmt, um mit ihrem Gewissen weiterleben zu können.
Unweigerlich kommt im Verlauf des Buches die Frage auf, was eigentlich mit der Familie von Aayana ist und wie diese mit dem Verlust zurechtkommen. Nun, der Autor hat sich das bewusst bis zum Schluss aufgehoben und das nicht ohne Grund, denn deren Schicksal geht wirklich unter die Haut und berührt zutiefst. Ja, es ist die Geschichte einer fiktiven Familie, aber in der Realität passieren unsagbare Dinge wie diese täglich unzähligen Flüchtlingsfamilien und es wird kaum noch wahrgenommen. Deren Anwalt bringt es im Buch auf den Punkt, denn eigentlich ging es nicht nur um die große Frage "Was ist ein Menschenleben wert bzw. was kostet ein Leben?" sondern er gibt den Flüchtlingsfamilien eine Stimme, gehört zu werden: "Anders ist es bei denen da. Die sind zwar auch unter uns, aber nun scheinbar mitten unter uns. Sie sind unter uns in einem anderen Sinne: Sie sind darunter. Unter unserer Wahrnehmung. Unter unserem Interesse. Ihre Geschichte will hier keiner hören..."

Mich hat nicht nur die Geschichte selbst mitgerissen, sondern wieder einmal ist es der einmalige Schreibstil von Glattauer. Seine Gabe, mit Worten umzugehen und dabei zielsicher ins Schwarze zu treffen, fasziniert und begeistert mich total!
Sein Stilmix aus verschiedenen Elementen gibt dem Buch die besondere Würze: mal liest es sich wie ein Drehbuch mit wechselnden Dialogen und Blickrichtungen, dazwischen Pressetexte und Bekanntgaben incl. diverser Postings von Lesern, die von verständnisvoll über hämisch bis absolut menschenverachtend reichen - ein guter Querschnitt dessen, was täglich im Netz zu lesen ist. Zudem Plädoyers vor Gericht und diverse Interviews. Der Umfang von knapp 300 Seiten ist eigentlich zu wenig, um allen Facetten wirklich gerecht zu werden. Hier hätte es noch mindestens 100 Seiten benötigt, um noch mehr Tiefe zu erreichen. Dennoch:
Alles in allem ist es eine stimmige Geschichte, die einen als Leser nicht kalt lassen kann. Ich fand die Protagonisten so authentisch, dass ich das Buch mit Wehmut zu Ende gelesen habe, weil ich so gerne wissen würde, wie es mit So-Lu und ihrer Familie und natürlich Aayanas Familie und den Binders weitergeht.

Fazit:
Diese Geschichte geht unter die Haut und bleibt dort auch noch lange. Es ist nicht nur die Story selbst, auch die Schreibkunst von Daniel Glattauer ist ein wahrer Genuss.
Absolute Leseempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 02.03.2023

Konnte mich leider nicht begeistern

Das Haus an der Herengracht
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Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt ...

Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt gewordene Tochter Thea möglichst gut verheiraten zu können. Sie bewohnen ein äußerlich stattliches Haus an der angesagten Herengracht, doch die Familie kämpft seit Jahren darum, sich von vergangenen Skandalen zu befreien und wieder anerkannterTeil der feinen Gesellschaft zu sein. Doch Thea hat andere Pläne und verliebt sich in einen Kulissenmaler. Letztendlich muss sie sich jedoch entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder ihre Familie durch eine Heirat mit dem reichen Advokaten Jacob van Loos vor der drohenden Verarmung rettet.

Es gibt bereits eine Vorgeschichte über Nella, Thea's Tante, die in dem Buch "Die Magie der kleinen Dinge" beschrieben wird. Ich kannte die Vorgeschichte nicht und muss sagen, dass ich mir sicher leichter getan hätte, die Familienverhältnisse und vor allem die diversen Geheimnisse der Familienmitglieder sowie deren daraus resultierenden Verhaltensweisen zu verstehen. So tappte ich lange im Dunkeln und musste mir aus Andeutungen selbst einen Reim machen. Manches wird im Laufe der Geschichte zwar klarer, aber vieles bleibt bis zum Ende im Verborgenen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der jungen und noch unerfahrenen Thea sowie deren Tante Nella erzählt. Thea ist die Tochter eines Farbigen namens Otto Brandt und der bei Thea's Geburt verstorbenen Amsterdamerin Marin. Um Otto Brandt's interessante Vergangenheit als Sklave auf einer Plantage in Surinam wird ein großes Geheimnis gemacht und man erfährt leider bis zum Schluss nichts näheres darüber - er bleibt im Wesentlichen eine Randfigur, der zuwenig Beachtung geschenkt wird. Ein weiteres "Familienmitglied" ist die Köchin und Hausangestellte Cornelia sowie der Kater Lucas.
Die Geschichte ist in der Gegenwartsform verfasst, was sich für mich bis zum Schluss leider nicht stimmig angefühlt hat, da es mir die Protagonisten und das Geschehen nicht näher gebracht hat. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail das damalige Leben in Amsterdam beschrieben, wie man gelebt und gewohnt und was in den guten Häusern auf den Tisch gebracht wurde. Auch habe ich einiges über das gesellschaftliche Leben erfahren, welches sicher gut recherchiert wurde. Doch die Menschen selbst wurden eher distanziert beschrieben und so gelang es mir nicht, den Figuren wirklich näherzukommen und mitzufühlen. Erst ganz am Schluss wurden Thea und Nella "menschlicher" und dadurch spannender. Leider endete das Buch gerade dann, als es endlich begann, interessant zu werden.

Persönliche Meinung:
Das schöne, auf die Geschichte zugeschnittene Cover hatte mich neugierig gemacht, doch leider habe ich mir mit diesem Buch über weite Strecken sehr schwergetan. Das Verhalten von Thea und Nella konnte ich nur bedingt nachvollziehen, da diese beiden Hauptprotagonisten zu oberflächlich skizziert waren und viele Geheimnisse, die das Verstehen erleichtert und einem die Figuren näher gebracht hätten, nicht ausreichend aufgeklärt wurden. Der Schreibstil hatte etwas hölzernes und es kam keine echte Spannung auf, obwohl das Potential dafür dagewesen wäre. Erst ganz am Schluss, der den Beginn eines Neuanfangs für die ganze Familie einläutete, wurde es annähernd emotional. Dennoch blieben bis zum Ende viele Fragen unbeantwortet, was mich als Leser dann doch etwas enttäuscht und unbefriedigt hinterlässt. Vielleicht wird es einen dritten Teil geben, in dem die eine oder andere dieser Fragen beantwortet wird, allerdings hat die Autorin keinen Hinweis im Anschluss darauf gegeben, ob eine Fortsetzung geplant ist.

Durchaus interessanter historischer Roman mit viel Potential aber (zu) wenig Spannung, der letztlich mehr Fragen offenlässt als er beantwortet.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Spannender neuer Fall aus Fjällbacka - Alte Sünden verjähren nicht

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen ...

Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen. Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Vorhang auf für Monsieur Lipaire und seine bunte Dilettantentruppe

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire
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Vorab: Das Cover und auch den Titel finde ich sehr gelungen, ein richtiger Eyecatcher, der neugierig macht und schon konkrete Hinweise daraufhin liefert, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet.

Guillaume ...

Vorab: Das Cover und auch den Titel finde ich sehr gelungen, ein richtiger Eyecatcher, der neugierig macht und schon konkrete Hinweise daraufhin liefert, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet.

Guillaume Lipaire - bzw. Wilhelm Liebherr - versucht das Beste aus seinem Leben nach der Trennung von seiner Frau zu machen und verdient sich neben seinem Job als Hausmeister im südfranzösischen Port Grimaud mit nicht ganz legalen Nebenvermietungen etwas dazu. Ansonsten lässt er es sich gutgehen und träumt davon, wieder zu Geld zu kommen. Als er jedoch in einer der Villen, die er betreut, eine männliche Leiche findet, hat er ein Problem, denn wenn er den Fund meldet, würde sein lukratives Nebengeschäft auffliegen. Also muss die Leiche weg und so wird sie kurzerhand mithilfe seines jungen Freundes Karim in der Bucht vor Port Grimaud versenkt. Doch damit fangen die Probleme eigentlich erst an und schnell kommen sie dahinter, dass die Leiche dabei war, eine örtliche Adelsfamilie um eine große Summe zu erleichtern. Kohle, die sie selbst ganz gut gebrauchen könnten ... Gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten, die sich alle mit kleinen Gaunereien über Wasser halten, versuchen sie, an das Geld zu kommen, bevor die Adeligen ihnen den Coup ihres Lebens vermasseln können.

Auf knapp 500 Seiten toben sich die mit dem Allgäuer Kultkommissar Kluftinger bekannt gewordenen Autoren Klüpfel und Kobr auf neuem Terrain und mit einer komplett neuen Idee aus. Sie wechseln dafür von der guten Seite des Kripo-Ermittlers auf die Seite der Leichtkriminellen. In einem sind sie sich aber treu geblieben: der Humor darf natürlich auch hier nicht zu kurz kommen und auch in Südfrankreich gibt es Fettnäpfchen en masse, in die Lipaire - der Hauptprotagonist - und seine kuriose Truppe in regelmässigen Abständen zielsicher tappen. Mit Lipaire selbst konnte ich mich leider bis zum Schluss nicht anfreunden, er ist mir zu glatt, unauthentisch, ein Schleimer, vor allem Frauen gegenüber bzw. allen, von denen er etwas haben will. Die weiteren Charaktere Karim, Jacqueline, Paul, Delphine und Lizzy sind unterhaltsam und entsprechen in jeder Hinsicht dem Anforderungsprofil: dilettantisch und unverbesserlich, aber durchaus sympathisch. Über die Nachvollziehbarkeit der Geschichte sowie der Handlungen einzelner Personen darf man sich bei dieser Geschichte nicht zu viele Gedanken machen: das Buch soll den Leser ja erheitern und unterhalten. Dennoch habe ich mich leider oft an sehr konstruierten Dialogen und hölzerner Ausdrucksweisen gestört, die einfach zu sehr gewollt-lustig daherkamen. Viele unnötig ausführliche Szenen hätte eine Überarbeitung und Kürzung gutgetan, um mehr Dynamik in die Story zu bringen. Hier hätte dem Buch ein finaler Feinschliff von einem erfahrenen Lektoren gutgetan.

Persönliche Meinung:
Es war höchste Zeit für einen Tapetenwechsel für die Autoren. Kluftinger ist auserzählt und sollte dringend in den Ruhestand geschickt werden oder den Heldentod sterben dürfen - die Fettnäpfchen werden zunehmend haarsträubender und Kluftinger wird nicht nur unglaubwürdiger sondern auch ins Lächerliche gezogen, viele Dialoge und Situationen ad absurdum geführt. Die Autoren haben sich gegenseitig überschlagen, um immer noch einen draufzusetzen und das fand ich im Lauf der Kluftinger-Entwicklung üer die Jahre immer überzogener.
Nun hat das Autorenduo also Monsieur Lipaire das Leben geschenkt und auch hier stellte ich fest, dass es allzu oft einfach zuviel des Guten ist und ich ertappte mich schon nach den ersten 100 Seiten, dass es mir zunehmend schwerer fiel, Situationen und Dialoge witzig zu finden und begann, mich zu fragen, ob die mit diesem Band begonnenene Reihe eine Art "Ocean's Eleven"-Serie auf Klüpfel/Kobr-Art werden soll? Zudem gab es mehr als deutliche Parallelen zu Louis de Funès. Insgesamt war die ganze Story sehr langatmig und aufgebläht, es dauerte lange, bis die Geschichte überhaupt in die Gänge kam, aber wirklich spannend wurde es bis zum Schluss nicht, es plätscherte entspannt dem Finale entgegen, ohne große Höhen und Tiefen. Dadurch fiel es mir schwer, dranzubleiben und die Geschichte wirklich bis zum Ende zu lesen. Eine Fortsetzung ist angekündigt - allerdings ohne mich als Leser.

Fazit: Ein nettes Katz- und Maus-Spiel an der idyllischen südfranzösischen Küste für unterhaltsame Lesestunden ohne Tiefgang - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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