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Veröffentlicht am 23.11.2019

Spannender Einblick in eine komplexe Welt

Des Sandes Widerhall
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„Des Sandes Widerhall“ von Anne Granert ist der erste Teil aus der Reihe „Die Tanlentierten“, der die Geschichte des Kampfes einer 7-köpfigen Gruppe gegen die Duster erzählt, die die Erde zerstören wollen. ...

„Des Sandes Widerhall“ von Anne Granert ist der erste Teil aus der Reihe „Die Tanlentierten“, der die Geschichte des Kampfes einer 7-köpfigen Gruppe gegen die Duster erzählt, die die Erde zerstören wollen. Erschienen ist der Roman im Selbstverlag bei TWENTYSIX im Juli 2018.

Elrod vom Planeten Tshukma ist vor einigen Jahrhunderten bei einem Auftrag als Reisender auf der Erde gestrandet. Sein Element ist das Wasser, doch seine Talente wurden blockiert. Durch einen schweren Schicksalsschlag gezeichnet, hat er sich immer mehr gehen lassen, bis ihm die Hexe Sunna begegnet. Diese zieht ihn in ein Abenteuer hinein, in dem es darum geht, die Erde zu retten. Ein unheimliches Volk, dass sich Duster nennt, hat sich auf der Erde ausgebreitet und steht kurz davor, die Erde vollständig zu übernehmen. Doch zwei Fremdweltler sind nicht genug, um die Sandwesen zu besiegen und so begeben sich die beiden auf die Suche nach weiteren Talentierten, die ihnen bei der Bewältigung ihrer großen Aufgabe helfen können.

Anne Granert bin ich in diesem Jahr auf einigen Buchveranstaltungen begegnet und zweimal durfte ich ihr bei 9lesen lauschen, was mich neugierig auf diese Reihe gemacht hat. Den ersten Band habe ich hier dementsprechend mit einer Widmung bei mir liegen.
Der Aufbau dieses Romanes ist interessant und der Einstieg in die Welt des Romanes fiel mir nicht ganz so leicht. Man wird direkt in die Welt hineingeworfen, über die man noch so überhaupt gar nichts weiß. Lexika-Einträge eines kleinen Wesens geben uns zwischen den einzelnen Kapiteln zusätzliche Erklärungen zur Welt und deren Funktionsweise. Diese fand ich gut gelungen, geben sie dem Geschehen im Buch eine zusätzliche Ebene, allerdings sorgten sie teilweise auch für Zweifel an den Motiven einzelner Personen im Buch.
Nach etwas Eingewöhnungszeit war ich dann aber in der Geschichte drin und konnte mich auf die Welt in diesem Roman einlassen. Die Welt ist sehr komplex aufgebaut mit unterschiedlichen Elementen aus dem Fantasy sowie Sci-Fi-Bereich. Wir befinden uns in unserer Galaxie, allerdings sind hier viele Planeten bewohnt und es gibt unterschiedliche Völker, wie die Tshukma, die Hekatener (Hexen), Elfen oder die Geschwister von Jeeva um nur einige zu nennen. Diese haben unterschiedliche Talente in unterschiedlicher Stärke und manche Völker sind jünger bzw. älter als andere und erfüllen unterschiedliche Aufgaben im Universum.
Sehr gut gefallen hat mir die Verbindung bestimmter Elemente zu unserer wirklichen Welt, die uns die eigene Welt hinterfragen lassen und der Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit verleihen. So gibt es beispielweise eine Hexe, die Beltane genannt wird. Ein Fest, dass Lesern historischer Romane ein Begriff sein sollte und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie an diese Traditionen und Überlieferungen angelehnt ist und auch mit den Dustern hat Anne Granert einen Bezug zu einem aktuell sehr wichtigen Thema in unserer Gesellschaft aufgebaut.
Für mich hat die ganze Reihe noch einiges Potenzial nach oben und so wirklich bewerten kann man die Reihe wohl erst, wenn man alle Romane gelesen hat. In diesem Roman wird der Grundstein für den weiteren Verlauf geschaffen. Ein Team wird geformt, dass einer sehr großen Bedrohung gegenübersteht und dies erfordert Zeit und so plätscherte in diesem ersten Teil das Geschehen teilweise etwas vor sich hin, bevor es zum Ende hin sehr spannend wurde.
Leider konnte ich zu den Personen im Roman keine intensive Verbindung aufbauen. Ich habe an deren Erlebnissen teilgenommen und diese interessiert verfolgt, aber ich habe mit niemanden wirklich mitgefiebert. Dazu sind mir einige Charaktere in diesem Buch teilweise zu undurchsichtig oder sie haben so viel Talent, dass sie einem fast schon wieder unheimlich sind. Ich bin da so ein bisschen wie Elrod, der allem skeptisch gegenüber steht und nicht so richtig weiß, was er aus dem ganzen machen soll. Interessiert daran, wie es weiter geht bin ich allerdings auf jeden Fall, denn ich glaube es gibt noch ganz viel in dieser Welt zu entdecken.

Fazit: Ein interessanter Auftakt, der einem einen ersten Einblick in eine komplexe Welt ermöglicht und einen spannenden Konflikt eröffnet, der aber durch die Distanz zu den Charakteren nicht vollends überzeugen kann. Hier ist noch einiges an Potenzial nach oben, das in den weiteren Bänden hoffentlich entfesselt wird.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Für Fans von Familiensagas bestens geeignet

Das bedrohte Glück
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„Das bedrohte Glück“ von Ellin Carsta ist der 3. Band der Hansen-Saga, in der es um die Familie Hansen und deren Handelskontor geht. Erschienen ist der Roman im April 2019 bei Tinte und Feder.

Hamburg, ...

„Das bedrohte Glück“ von Ellin Carsta ist der 3. Band der Hansen-Saga, in der es um die Familie Hansen und deren Handelskontor geht. Erschienen ist der Roman im April 2019 bei Tinte und Feder.

Hamburg, 1894: Auch nach ihrer Hochzeit mit Hans Petersen arbeitet Luise weiterhin im Kontor ihres Vaters. Ungewöhnlich für diese Zeit, in der Frauen meist nicht viel mehr machen als Ehefrau zu sein und sich um die Kinder zu kümmern. Doch Luise ist anders und geht vollkommen in ihrer Arbeit auf. Ihre Ehe allerdings steht unter keinem guten Stern, hat sie Hans Petersen doch nur ihrem Vater zuliebe geheiratet. Als sie dann auch noch recht schnell nach der Hochzeit schwanger wird, deuten sich schwerwiegende Probleme an. Luise hat ein Geheimnis und weiß, dass sie nach der Geburt ihres Kindes nicht mehr so weiterleben kann wie bisher.
Karl Hansen kümmert sich derweil weiterhin erfolgreich um die Geschäfte in Wien. Auch er hat ein Geheimnis das seine Ehe mit der erfolgreichen Kaffeehausbesitzerin Therese belastet. Er versucht das Versteckspiel zu beenden, doch als er daraufhin von einem skrupellosen Dieb erpresst wird, spitzt sich die Lage dramatisch zu.

Eine ganz schön lange Zusammenfassung für so ein kurzes Buch. Zumindest für mich sind 284 Seiten eher wenig. An sich wollte ich diese Reihe gar nicht weiter verfolgen, weil mir der zweite Teil bei der Entwicklung der Charaktere so gar nicht zugesagt hat und mir insgesamt zu seicht war. Diesmal konnte ich damit besser umgehen, da meine Erwartungshaltung eine ganz andere war.
Der Schreibstil ist wieder super. Die Autorin trägt einen durch die Seiten und versteht es den Leser mitzunehmen. In dieser Hinsicht hatte ich auch noch nie etwas an der Reihe auszusetzen.
Die Kamerun-Komponente fehlt mir auch diesmal wieder und ist nur durch Briefe eingestreut. Leider bekommt man auch nicht so wirklich etwas von Hamzas Ausbildung im Kontor mit. Seine Rolle in diesem Band ist nur sehr klein, obwohl man hier so viel mehr hätte draus machen können.
Dies ist allerdings ein allgemeines Problem der Reihe für mich. Es werden viele wichtige Themen, wie z.B. die Stellung der Frau, Rassismus und Homosexualität, angesprochen, aber es ist alles nur oberflächlich. Es ist in die Familiengeschichte eingebunden und wir erleben das Ganze nur aus einem eingeschränkten Blickwinkel, denn von dem was sich außerhalb der Familiensphäre abspielt, bekommen wir kaum etwas mit.
Die Ränkespiele habe ich in diesem Roman als deutlich weniger präsent empfunden, was ich sehr positiv aufgenommen habe. Auch bin ich froh, dass in diesem Band einige Handlungsstränge ihr Ende gefunden haben, so dass im nächsten Band Platz ist für neue spannende Entwicklungen.
Mit den Personen im Buch habe ich mal mehr und mal weniger mitgefiebert. Luise ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich bin sehr gespannt darauf was auf sie noch zukommt. Sie hat eine interessante Entwicklung in diesem Roman durchgemacht.
Auch Therese in Wien konnte mich wieder von sich überzeugen. Sie ist ein herzensguter Mensch, dem man nichts Schlechtes gönnt. Gerade bei der Geschichte rund um Therese und Karl gab es so einige Momente, die mir sehr ans Herz gegangen sind, verbindet beide doch eine besondere Beziehung.
Schade finde ich, dass es auch diesmal kein Nachwort gibt. Vielleicht wird es dieses ja ganz am Ende der Reihe geben. Das Quellenverzeichnis gibt einen interessanten Einblick in die Recherchearbeit. Man merkt auf jeden Fall, dass sich die Autorin mit der Zeit auseinandergesetzt hat.

Fazit: Eine Familiensaga, die in ihrem 3. Teil mit weniger Intrigen und Ränkespielen glänzt, aber bei den wichtigen Themen leider nur an der Oberfläche kratzt. Deutlich stärker als der 2. Teil, in dem ich keine Entwicklung gesehen habe. Wer Familiensagas mag und nicht mit Wissen zugeballert werden möchte, dem sei diese Reihe ans Herz gelegt. Der Unterhaltungsfaktor ist hoch und der Schreibstil sehr gut.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Marie Lacrosse erschafft ein facettenreiches Bild des 19. Jahrhunderts

Das Weingut. Tage des Schicksals
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„Tage des Schicksal“ ist der finale Band der Weingut-Saga von Marie Lacrosse, in dem wir das Leben der Familie Gerban auf dem Weingut verfolgen und die sozialen und politischen Gegebenheiten Ende des 19. ...

„Tage des Schicksal“ ist der finale Band der Weingut-Saga von Marie Lacrosse, in dem wir das Leben der Familie Gerban auf dem Weingut verfolgen und die sozialen und politischen Gegebenheiten Ende des 19. Jahrhunderts kennenlernen. Erschienen ist der Roman Ende September 2019 im Goldmann Verlag.

Schweighofen in der Pfalz, 1877: Franz und Irene führen eine glückliche Ehe, dennoch fehlt etwas im Leben von Irene Gerban. Ein leben lang an harte Arbeit gewöhnt, fällt es ihr schwer sich in ein Leben zu fügen, in dem sie nur auf die Rolle einer liebenden Ehefrau und Mutter beschränkt wird. Schon bald beginnt sie sich erneut für die Ziele der Sozialisten einzusetzen. Besonders am Herzen liegen ihr dabei die Rechte der Arbeiterfrauen, zu denen sie sich selber einst zählte. Hierzu nimmt sie auch Kontakt zu ihrem ehemaligen Geliebten und Arbeiterführer Josef Hartmann auf. Dies gefällt Franz so gar nicht und so reagiert er mit Eifersucht, die die Beziehung der beiden zu zerstören droht. Als sich beide immer mehr entfremden, kommt Franz einem Geheimnis auf die Spur, dass die Ehe der beiden zusätzlich vor Herausforderungen stellt.

Nun habe ich auch den dritten Teil dieser tollen Saga beendet und schwelge ein bisschen in Wehmut, obwohl ich zugeben muss, dass es in diesem Teil auch einige Längen für mich gab.
Der Schreibstil der Autorin entführt einen aufs Neue in die Welt des 19. Jahrhunderts und lässt das Weingut in strahlenden Farben erstrahlen. Ich konnte mir alle Schauplätze im Buch sehr gut vorstellen und bin sehr gerne in die Welt dieser Zeit eingetaucht.
Marie Lacrosse gelingt es eindrücklich die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit darzustellen und greifbar zu machen und das diesmal sogar über drei Schichten hinweg. Neben dem Bürgertum, dem Franz mit seinem Weingut angehört, lernen wir auch die Schicht der Adeligen in einer neuen Detailtreue kennen. Es war sehr interessant mitzuverfolgen, wie diese auf die arme Bevölkerung herabblicken, ohne deren Gegebenheiten wirklich zu kennen.
Die Verhältnisse, in denen die arme Bevölkerung lebte, haben mich auch diesmal wieder erschüttert. Dadurch, dass Irene jetzt zu einer anderen Schicht gehört, war hier teilweise allerdings eine gewisse Distanz zu spüren, die ich im zweiten Teil nicht so empfunden habe, als sie noch dazugehörte. Das ist jetzt meckern auf hohem Niveau, denn den Zwiespalt, den sie durch ihren Aufstieg in eine andere Schicht hat, fand ich andererseits auch sehr spannend mitzuverfolgen.
Die Politik jener Zeit spielt in diesem Buch eine große Rolle. Franz sieht sich dazu berufen für die Rechte Elsass-Lothringens zu kämpfen, dass unter der Herrschaft der Preußen sehr leidet, während Irene sich für die Ideen der Sozialisten begeistert und insbesondere für die Rechte der Arbeiterfrauen und Dienstmädchen kämpft. Die Sozialdemokratie hat es zu jener Zeit schwer und die unterschiedlichen Ziele der Eheleute führen zu Spannungen in der Ehe.
Das hat mir gut gefallen, denn es wäre unrealistisch gewesen, wäre in einer Ehe alles immer Friede, Freude, Eierkuchen gewesen. Zeitweise ging mir die Sturheit der beiden Eheleute allerdings auch gehörig auf die Nerven, was zusammen mit den nervigen Intrigen von Mathilde und Ottilie gegen Irene für einige Längen gesorgt hat. Gut wiederum fand ich, dass die beiden in diesem Teil einige Schicksalsschläge ertragen mussten, sei es auf dem Weingut oder auch familiär.
Die Autorin fühlt sich ihren Lesern verpflichtet und so hat sie auch in diesem Teil wieder einiges an Informationen über den Weinanbau und die Arbeit auf einem Weingut in diesen Roman einfließen lassen. Darüber hinaus lernen wir einige typische Krankheiten jener Zeit und ihre Behandlung kennen, was mir sehr gut gefallen hat. Marie Lacrosse hat ein wirklich vielschichtiges Bild jener Zeit erschaffen, was meiner Meinung nach sehr großen Respekt verdient.
Die Recherche zu dieser Reihe muss sehr umfangreich gewesen sein, was man dem Buch auf jeder Seite anmerkt. Neben Kartenmaterial und Personenverzeichnis am Anfang des Buches findet man am Ende ein ausführliches Nachwort, Glossar und ein kleines Quellenverzeichnis mit weiterführender Lektüre. Im Nachwort werden Wahrheit und Fiktion voneinander getrennt. Die Abweichungen, die in diesem Roman vorgenommen worden sind, finde ich in einem absolut vertretbaren Rahmen und gut begründet.

Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman, den ich jedem sehr ans Herz legen kann, erschafft er doch ein umfangreiches Bild der Gesellschaft und Verhältnisse Ende des 19. Jahrhunderts. Die Detailfülle mag einen so manches mal ein bisschen erschlagen, aber dafür wird man mit viel Wissen über eine vergangene Zeit belohnt, aus der man auch für heute noch Einiges mitnehmen kann.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Guter Abschluss für den ich mir dennoch mehr Abwechslung gewünscht hätte

Die Shannara-Chroniken: Die dunkle Gabe von Shannara 3 - Hexenzorn
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„Hexenzorn“ von Terry Brooks ist der finale Band aus der Reihe „Die dunkle Gabe von Shannara“, in dem die Geschichte rund um Aphenglow und Arlingfant Elessedil zu Ende erzählt wird. Erschienen ist der ...

„Hexenzorn“ von Terry Brooks ist der finale Band aus der Reihe „Die dunkle Gabe von Shannara“, in dem die Geschichte rund um Aphenglow und Arlingfant Elessedil zu Ende erzählt wird. Erschienen ist der Roman im September 2019 bei blanvalet.

Die Barriere zur Verfemung löst sich immer mehr auf. Der Herrscher der Dämonen befindet sich auf dem Weg in die Vier Lande, um diese anzugreifen und Tod und Verderben zu verbringen. Die Welt hat nur noch eine Hoffnung: Arling Elessedil. Nur sie kann die Barriere zur Verfemung erneuern. Doch sie befindet sich in der Gewalt der Föderation. Ihre Schwester Aphenglow macht sich auf den Weg, um sie zu befreien.
Railing Ohmsford unterdessen muss seinen Bruder Redden schnellstmöglich aus der Verfemung retten. Ist die Barriere erst wieder geschlossen, gibt es keinen Weg mehr zurück.

Leider hat die Reihe bei diesem dritten Band für mich etwas nachgelassen. Was ich sehr schade finde, denn der zweite Teil konnte mich mit viel Spannung für sich einnehmen. Mir sind allerdings einige Personen gewaltig auf die Nerven gegangen mit ihrer Art. Obwohl man das wahrscheinlich sogar als realistisch ansehen muss und vielleicht sollte ich etwas nachsichtiger sein, denn ich wäre auf keinen Fall für so ein Abenteuer geeignet. Insgesamt betrachtet finde ich die Mischung wieder gelungen, denn natürlich gibt es auch Personen, die über sich hinaus wachsen und ihr Schicksal annehmen und meistern.
Für Ernüchterung gesorgt hat auch der Umstand, dass es in dieser Reihe so ist, dass sich Teile der Geschichte einige Jahrhunderte später einfach wiederholen. Andererseits gab es auch einige überraschende Wendungen und das Abenteuer insgesamt hat mir gut gefallen. Der Autor wählt teilweise so verschlungene Pfade, so dass es jedes Mal wieder Spaß macht, in die Welt von Shannara einzutauchen. Manchmal würde ich mir jedoch noch eindeutigere Erklärungen wünschen. Manches wird doch sehr vage gehalten, aber vielleicht bekommt man ja dennoch eine klarere Vorstellung der Welt je mehr Bücher man liest.
Terry Brooks ist ein Autor, der vor dem Tod nicht zurückschreckt. Es gibt in diesem Roman einige Verluste zu beklagen, die ich konsequent finde, es hätte mich allerdings auch nicht gestört, wären ein oder zwei Personen weniger gestorben. Diese Art von Geschichten, finde ich, lassen einen immer mit einer gewissen Melancholie zurück, denn auch lieb gewonnene Charaktere musste man gehen lassen. Diese Geschichten berühren einen anders, was ich gut finde. Ich mag aber auch die Geschichten, die einem am Ende mit einem durchweg positiven Gefühl zurücklassen.
Sehr gut eingefangen hat der Autor, die Unterschiede zwischen den beiden Welten und deren Vermischung in diesem Band. Jede Welt hatte seine eigene Stimmung und ist dadurch während des Lesens gut unterscheidbar. Ich habe beim Lesen einige Ideen bekommen, wovon ich in weiteren Bänden lesen möchte und werde mal schauen, welche Wünsche mir Terry Brooks schon erfüllt hat bzw. noch erfüllen wird. Soweit ich gelesen habe, ist noch einiges für die Welt von Shannara geplant.

Fazit: Insgesamt ein spannender Abschluss für die Reihe, der mich allerdings nicht 100% überzeugen konnte, da sich auch Einiges wiederholt hat und ich mir dahingehend noch mehr Abwechslung gewünscht hätte.
Wer andere Bücher der Shannara-Reihe gelesen hat und diese mochte, ist auf jeden Fall richtig bei diesem Reihe. Wenn man in diese Welt erst einsteigen möchte, würde ich vorab die Serie oder die ursprüngliche Shannara-Reihe empfehlen.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Ein historischer Roman mit vielfältigen Themen im Hamburg des 19. Jahrhunderts

Die Hafenschwester (1)
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„Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten“ von Melanie Metzenthin erzählt von der Cholera-Epidemie 1892 und dem anschließenden Hafenarbeiterstreik in Hamburg. Erschienen ist der Roman im September ...

„Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten“ von Melanie Metzenthin erzählt von der Cholera-Epidemie 1892 und dem anschließenden Hafenarbeiterstreik in Hamburg. Erschienen ist der Roman im September 2019 im Diana-Verlag.

Hamburg, 1892: Die Cholera wütet in Hamburg. Besonders im Gängeviertel, wo die junge Martha mit ihrer Familie lebt, ist die Not groß. Als nach ihrer Schwester auch noch die Mutter stirbt, muss sie die Verantwortung für die Familie übernehmen. Sie schafft es eine Stelle als Krankenwärterin zu bekommen und sich anschließend zur angesehen Krankenschwester hochzuarbeiten.
In Folge der Epidemie rumort es im Hafen. Die Arbeiter werden ausgebeutet und arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen. Als das Leid nicht mehr zu ertragen ist, erheben sich die Hafenarbeiter und treten in den Streik. Aber auch die Rechte der Frauen werden in dieser Zeit immer vehementer eingefordert und auch Martha fühlt sich von diesem Kampf angesprochen, denn als Bewohnerin des Gängeviertels hat sie einiges an Leid mitbekommen.

Vor Kurzem erst habe ich einen Roman über genau diese Zeit gelesen, dennoch hat mich auch der Roman von Melanie Metzenthin sehr interessiert, da dieser einen etwas anderen Ansatz verfolgt. Eine junge Frau aus dem Gängeviertel steht im Fokus, die sich durch Klugheit, Fleiß und Geschick hocharbeitet.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und bin gut mit dem Lesen vorangekommen. Die Zeit, in der der Roman spielt ist gut eingefangen. Wir bekommen ein umfassendes Bild der Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts geboten, wobei der Fokus mehr auf der ärmeren Bevölkerung liegt. Gerade hier lag auch mein besonderes Interesse und so hat mir das sehr gut gefallen.
Die Themen in diesem Roman sind vielfältig. Wir erfahren etwas über die Cholera-Epidemie 1892 und die Vertuschungsversuche des Hamburger Senats. Wir erleben die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Hafenmitarbeiter mit, die zu streiken beginnen als ihre Lage sich immer mehr verschlimmert. Wir sind beim Erstarken sozialdemokratischer Werte und hieraus folgend dem Kampf um mehr Rechte für Frauen dabei. An der Seite von Martha erleben wir die Ausbildung zur Krankenschwester mit und lernen die strengen Regeln, die für die Erika-Schwestern gelten, kennen. Sehr beeindruckt hat mich auch der Einblick in das Lebens eines Mädchens, dem nichts anderes über blieb, als so wie ihre Mutter Prostituierte zu werden.
Dies alles ist eingebettet in eine schlüssige Story, die geschickt von einem zum anderen Thema überleitet. Der Spannungsbogen des gesamten Romanes hat mir gut gefallen. Zu keinem Zeitpunkt kam Langeweile auf und ich habe die Schicksale der Personen gerne mitverfolgt. Zum Ende des Buches hin, lag mit der Fokus vielleicht ein wenig zu sehr auf den einzelnen Schicksalen der Personen, aber dies ist verschmerzbar, denn ansonsten wurden alle Ereignisse echt gut mit dem historischen Hintergrund verwoben und man konnte viel Wissen über die Zeit mitnehmen.
Martha ist die unangefochtene Hauptperson in diesem Buch. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich war sehr beeindruckt von ihrem Fleiß und dem Willen ihre Familie zusammenzuhalten. Auch ihre Loyalität und Empathie ihren Freunden gegenüber konnte mich überzeugen. Spannende Persönlichkeiten haben ihren Weg gekreuzt, die dafür sorgen, dass sie sich auch allgemein mit sozialen Werten und den Frauenrechten befasst und für diese einsteht.
Paul Studt ist ein junger Mann, der sich aus dem Gängeviertel hochgearbeitet hat, aber dennoch seine Wurzeln niemals vergisst. Seine Herangehensweise war anfangs vielleicht etwas naiv, aber seine Ideale und den Mut auch dafür einzutreten, habe ich sehr bewundert.
Milli, die beste Freundin Marthas, hat ein sehr hartes Schicksal getroffen. Genau wie ihre Mutter arbeitet sie als Prostituierte, dennoch schafft sie es das Beste aus ihrer Situation zu machen und nicht aufzugeben. Sie hält unerschütterlich an ihrem Traum fest und ist bereit dafür auch einiges zu tun.
Ein Einblick in die reichere Hamburger Gesellschaft darf natürlich dennoch nicht fehlen. Hier lernen wir sehr unterschiedliche Charaktere kennen, die teilweise historisch belegt sind. So gibt es mit Lida Heymann eine reiche Erbin, die mit ihrem Geld Gutes tut und sehr für die Rechte aller Frauen eingetreten ist. In Auguste Feldbehn und ihrer Familie erleben wir die Manifestierung alter Werte und die Doppelmoral, die oftmals in den höheren Schichten vorgeherrscht hat.
Abgerundet wird das Ganze durch ein ausführliches Nachwort am Ende des Buches, in dem die Autorin auch kleinere Änderungen offenlegt. Diese haben keine gravierenden Auswirkungen auf das, was das Buch vermitteln möchte und den historischen Hintergrund, so dass diese alle im Rahmen sind, auch wenn mir hier dennoch nicht alles gefallen hat. Aber das sind Kleinigkeiten und meckern auf wirklich sehr hohem Niveau.

Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman, der die Ereignisse und die Gesellschaft in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts sehr gut einfängt und einem so ein umfassendes Bild jener Zeit bietet. Viele unterschiedliche Themen werden beleuchtet, die auch heute noch ihre Bedeutung haben. Sehr empfehlenswert für alle, die sich für Geschichte interessieren und Hamburg mögen.