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Veröffentlicht am 27.05.2017

Ein Roman mit extremer Sogwirkung und ernstem Thema

Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe
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Thirteen Reasons Why oder auf deutsch „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher erzählt die Geschichte von Hannah Baker und wie es zu ihrem Suizid kam. Erstmals erschienen ist der Roman 2009 beim cbt-Verlag. ...

Thirteen Reasons Why oder auf deutsch „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher erzählt die Geschichte von Hannah Baker und wie es zu ihrem Suizid kam. Erstmals erschienen ist der Roman 2009 beim cbt-Verlag. Ich habe die englische TV-Ausgabe gelesen, die im März 2017 von PUFFIN herausgebracht wurde.

Clay Jensen erhält ein ominöses Paket als er von der Schule nach Hause kommt. Darin enthalten sind 7 Kassetten, die von Hannah Baker aufgenommen worden sind. Hannah hat sich vor zwei Wochen das Leben genommen und auf den Kassetten erklärt sie ihre Gründe dafür. Einer davon ist Clay Jensen. Nach dem Hören soll er die Kassetten an die nächste Person auf der Liste weitergeben, damit jeder, der mit ihrem Suizid zu tun hat, es erfährt.

Wie man anhand der Zusammenfassung schon merkt, hat das Buch ein sehr schwieriges Thema. Das ist es auch, was mir die Bewertung dieses Buches so schwierig macht. Es handelt sich hier explizit um ein Jugendbuch, dass eine Altersempfehlung ab 13 hat.Mein erster Gedanke beim Titel „Tote Mädchen lügen nicht“ war ein Thriller, in dem ein Serienkiller Mädchen tötet. Aufmerksam auf das Buch bin ich durch den Hype um die Netflix-Serie „Thirteen Reasons Why“ geworden. Zuerst habe ich beide Titel nicht wirklich zusammengebracht und dachte es wären zwei unterschiedliche Dinge.
Das Buch lässt sich sehr gut lesen und ich habe mich schnell an die Perspektivwechsel zwischen Hannah und Clay gewöhnt. Das Buch ist in 13 Kasettenabschnitte, also ihre 13 Gründe unterteilt und wir begleiten Clay Jensen dabei, wie er sich diese Kassetten anhört. Dabei entwickelt das Buch eine enorme Sogwirkung, weil man unbedingt erfahren möchte, wer die nächste Person ist und was diese Person getan hat.
Zu Beginn hat das Buch sehr viel Wut in mir ausgelöst, weil ich es einfach nicht richtig fand und auch immer noch nicht finde, dass sie den Personen, um denen es auf den Kassetten geht, die Schuld an ihrem Tod gibt. Mit der Zeit relativiert sich dies ein bisschen, weil es wirklich eine sehr traurige Geschichte ist und gezeigt wird, dass auch schon kleine Dinge, die sich potenzieren, dazu führen können, dass jemand nicht mehr weiterleben möchte. Es gibt eher banale Gründe für ihren Suizid als auch ein paar schwerwiegendere Ereignisse, die sie zu dieser finalen Entscheidung geführt haben und man merkt mit der Zeit ganz deutlich, dass sie professionelle Hilfe gebraucht hätte.
Hätte jemand etwas besser machen können? Diese Frage werden sich sicher einige der Personen stellen, nachdem sie die Kassetten gehört haben. Niemand wusste so wirklich was in ihr vorgeht und ich bin mir sicher einige ihrer Gründe haben die meisten von uns auch am eigenen Leib erlebt. Wie man merkt ist dies also ein Buch, worüber man sehr viel nachdenken kann: über sich, über andere und wie man mit bestimmten Dingen umgehen möchte.
Es ist ein wichtiges Thema, mit dem sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten auseinandersetzen sollte, dennoch tue ich mich hier schwer mit einer Leseempfehlung. Wenn man depressiv ist, ist das Buch glaube ich nicht unbedingt das Beste und auch mit der Altersempfehlung ab 13 tue ich mich ein wenig schwer. Man kann dieses Buch durchaus ab 13 lesen, aber ich denke, es ist ein Buch über das man sich mit anderen austauschen sollte, sei es in der Schule, mit den Eltern oder vielleicht sogar mit Freunden, aber meiner Meinung nach, sollte man mit diesem Buch nicht alleine sein, weil man nie wissen kann, in welche Gedankenspirale dieses Buch einen abdriften lässt.

Fazit: Ein Buch, das einen nur schwer wieder loslässt und eine enorme Sogwirkung entwickelt und ein schwieriges, aber wichtiges Thema anspricht. Meine Leseempfehlung: Überlegt euch vorher gut, ob ihr euch den Umgang mit diesem Thema zutraut.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Auf in eine neue Reise ins 10. Jahrhundert und zu den Ottonen

Die fremde Königin
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„Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé ist der zweite historische Roman, der im deutschen Mittelalter angesiedelt ist und uns wieder in die Herrschaftszeit von Otto dem Großen entführt. Erschienen ist ...

„Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé ist der zweite historische Roman, der im deutschen Mittelalter angesiedelt ist und uns wieder in die Herrschaftszeit von Otto dem Großen entführt. Erschienen ist der Roman im April 2017 im Lübbe-Verlag.

Italien, 951: Gaidemar, Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion und Bastard mit unbekannten Wurzeln, wird mit einer schwierigen Aufgabe betraut, die ihn nach Garda führt. Er soll die italienische Königin Adelheid von Burgund aus den Fängen von Berengar de Ivrea befreien, der die italienische Krone an sich reißen will. Die Flucht gelingt und Gaidemar bringt Adelheid zu Otto I., der ihr nächster Gemahl werden soll. Durch seinen Einsatz und Mut steigt er zum Vertrauten der Königin auf und ist so hautnah bei den Schlachten um die Erhaltung der Macht Ottos dabei. Slawenaufstände, der Einfall der Ungarn und Rebellionen innerhalb der Familie bedrohen die Macht Ottos und auch die Kaiserkrone möchte der König für sich gewinnen.

Dies hier wird definitiv eine Lobeshymne auf einen wunderbaren historischen Roman. Von Anfang an konnte mich die Autorin wieder mitnehmen in eine längst vergangene Zeit. Man wird direkt in die Geschichte hineingezogen und der flüssige Schreibstil sorgt für ein kontinuierliches Kopfkino. Ich war so in dieser Geschichte drin, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Seiten an mir vorbeigeflogen sind.
Die Zeit von Otto dem Großen, die in diesem Buch beschrieben wird, war sehr spannend und ereignisreich. Einige schwere Schlachten wollten gewonnen werden, aber auch politisches Kalkül sowie Verhandlungsgeschick haben diese Zeit geprägt. Und so treffen wir in diesem Buch auch auf viele unterschiedliche Personen.
Gaidemar ist ein typischer Gablé-Held, der mich dennoch stellenweise überrascht hat. Seine Ehre bedeutet ihm alles und so fühlt er sich auch sehr an seinen Eid gegenüber Otto gebunden. Er war mir sehr sympathisch und ich habe seine Geschichte gerne verfolgt. Immed, sein Ziehbruder, ist sein Widersacher und macht es einem leicht, ihn nicht zu mögen. Insgesamt finde ich, dass die fiktiven Figuren in diesem Band eher in den Hintergrund gerückt sind, dennoch waren sie wieder hervorragend in den historischen Kontext eingebaut.
Der Fokus liegt mehr auf den historisch verbürgten Personen, allen voran Adelheid von Burgund sowie Otto der Große. Adelheid ist eine starke Königin mit großem politischen Verständnis, die geschickt weiß, wie sie ihre Stärken einzusetzen hat. Das Reich und die Erhaltung der Macht nehmen einen hohen Stellenwert ein und so ist sie auch bereit dazu unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn es denn sein muss. Ottos Söhne Liudolf, Wilhelm und Brun sowie sein Bruder Henning, in der Geschichte als Heinrich von Bayern bekannt, spielen eine große Rolle. Letzterer bemüht sich sehr darum, gehasst zu werden. Liudolf war mir eher sympathisch, auch wenn er nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat und auch Wilhelm, der Erzbischof von Mainz, konnte mich trotz der einen oder anderen Schwäche von sich überzeugen.
Alte Bekannte aus dem Vorgänger „Das Haupt der Welt“ begegnen wir in diesem Roman auch. Diese Begegnungen haben bei mir meist ein wohliges Gefühl des Erinnerns und der Freude ausgelöst. Hier waren sehr schöne Szenen dabei, die ich beim Lesen sehr genossen habe.
Teilweise war die Geschichte durchaus durchschaubar und vorhersehbar, aber ich muss gestehen, dass mich dies gar nicht gestört hat. Das waren meist auch Sachen, die ich mir genauso gewünscht habe. Auf der anderen Seite hat es Frau Gablé auch in diesem Band wieder geschafft, mich mit einigen Wendungen zu überraschen. Mit einem besonderen Plottwist hat sie mich sogar sehr überrascht, weil ich diesen absolut gar nicht kommen sehen habe.
Der historische Hintergrund wurde wieder mal hervorragend recherchiert und die Autorin hält sich sehr nah an die historischen Fakten. Das ausführliche Nachwort gibt Aufschluss über Fiktion und Wahrheit und hat auch noch einige weitere interessante Fakten zu bieten. Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches ist für mich ein absolutes Muss. Darüber hinaus ist auch noch eine Karte von Ottos Reich sowie ein Stammbaum enthalten.

Fazit: Ein gelungene Fortsetzung sowie ein hervorragender historischer Roman, der mich durchweg gut unterhalten und am Ende traurig zurückgelassen hat, weil es schon wieder vorbei war. Für Fans von Rebecca Gablé ein absoluter Must-Read.

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Veröffentlicht am 08.04.2017

New Adult at its worst

Paper Princess
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„Paper Princess“ ist das New Adult-Debüt des Autorenduos Elle Kennedy und Jen Frederick, besser bekannt unter Erin Watt. In Amerika wurde der Roman, der die Geschichte von Ella und den fünf Royal-Brüdern ...

„Paper Princess“ ist das New Adult-Debüt des Autorenduos Elle Kennedy und Jen Frederick, besser bekannt unter Erin Watt. In Amerika wurde der Roman, der die Geschichte von Ella und den fünf Royal-Brüdern erzählt, total gehypt und ist in Deutschland im Februar 2017 im Piper-Verlag erschienen.

Als ihre Mutter stirbt, beschließt Ella Harper sich alleine durchzuschlagen statt zu Pflegeeltrn zu gehen. Schon mit 15 muss sie sich deshalb mit Strippen und Kellnern verdingen, während sie nebendessen noch zur Schule geht, um ihren Abschluss zu machen. Doch dann taucht der Multimillionär Callum Royal auf, der sich als Vormund und bester Freund ihres biologischen Vaters vorstellt, und entführt sie in die Welt der 5 Royal-Brüder. Diese sehen verdammt gut aus und besonders zu Reed spürt Ella trotz der zahlreichen Beleidigungen sofort eine besondere Anziehungskraft. Wie wird Ella sich in dieser Welt voller Luxus und Gemeinheiten schlagen?

Was soll ich zu diesem Buch nur schreiben? Wieder ein Buch aus Amerika das total gehypt wird, das auch hierzulande gute Bewertungen ohne Ende einfährt. Mich konnte es überhaupt nicht überzeugen und ich habe es nur zu Ende gelesen, weil die twitter-Leserunde unter bbfliest so unterhaltsam war, ansonsten hätte ich das Buch mit seinen ganzen Klischees wahrscheinlich irgendwann aus dem Fenster geschmissen. Ganz ohne Spoiler werde ich in meiner Rezension wohl nicht auskommen.
Die Dinge, die mir gut gefallen haben, sind ziemlich schnell aufgezählt. Der Schreibstil lässt sich gut lesen und so kommt man mit dem Buch gut voran. Außerdem mochte ich Ella mit ihrem Sarkasmus ganz gerne und dass sie den Royal-Brüdern immer wieder Kontra gegeben hat. Dass sie an den Beleidigungen und dem Verhalten der anderen Mitschüler nicht kaputt geht, verdient schon ziemlichen Respekt. Wenn die Royals nämlich entscheiden, dass man mit dir nicht abhängen darf und gemein zu dir sein muss, dann macht die Schule das.
Somit wären wir auch schon bei den ganzen schlechten Dingen in dem Buch. Der Roman strotzt nur so vor Klischees, Gewalt und sexuelle Gewalt werden verharmlost, Drogen werden verharmlost, die Royal-Brüder sind verzogene Arschlöcher, die meinen das Zentrum des Universums zu sein und der Vormund von Ella, Callum Royal, hat ein eindeutiges Alkoholproblem und hat seine Söhne absolut nicht im Griff.
Zu den Charakteren im Buch konnte ich nicht wirklich eine Bindung aufbauen, weswegen ich auch nicht unbedingt mitgefiebert habe. Die Royal-Brüder sind untereinander ziemlich austauschbar. Reed Royal ist der Anführer der Truppe und wahrscheinlich hat sich Ella genau deswegen auch diesen Royal ausgesucht. Die Anziehungskraft zwischen den beiden war mir total schleierhaft. Man wird als Schlampe und Zerstörerin der Familie bezeichnet und auf Anweisung dieser Person auch noch von allen andern Mitmenschen scheiße behandelt und fühlt sich dennoch zu dieser Person hingezogen? Reed Royal bietet ihr Sex an, damit sie die Familie in Ruhe lässt. Was ist das bitte für ein Mensch? Also ich persönlich würde diesen Typen mit der Kneifzange nicht anfassen, da hilft auch das gute Aussehen nichts, wenn der Charakter so scheiße ist.
Das Ella das Verhalten ihres Vormundes Callum Royal mit dem Verlust der Ehefrau entschuldigt, fand ich auch mehr als befremdlich. Dieser hat seine Söhne absolut nicht im Griff, was sicher auch daran liegt, dass er sein eigenes Leben absolut nicht im Griff hat. Er hat ein Alkoholproblem, darüber hinaus hat er sich eine sehr junge Freundin gesucht, die eigentlich auf seine Söhne steht. Selbst vor Sex vor den Kindern wird kein Halt gemacht. Solchen Situationen können sich die Jugendlichen nur durch weggehen entziehen. Absolut widerlich und eklig. Hinter verschlossenen Türen können sie machen was sie wollen, aber bitte doch nicht vor Kindern und Jugendlichen.
Dann noch die Sache mit der Gewalt und den Drogen. Dieses Thema wird im Buch absolut verharmlost. Gewalt scheint für viele Dinge die Lösung zu sein. Als Ella unter Drogen gesetzt wird, scheinen alle Royal-Brüder absolute Experten zu sein, was das angeht. Ob Ecstasy, Molly oder Coke, die Royal-Brüder kennen sich aus und man muss hier bedenken, dass diese alle im Jugendalter sind. Die Zwillinge sind gerade mal 15. Ich bin mir sicher, es gibt in echt tatsächlich solche 15jährigen, die sich bestens mit allen möglichen Drogen auskennen, aber ich kann hier echt nur hoffen, dass das eine Minderheit ist. Im Buch wirkt es irgendwie selbstverständlich sich mit solchen Dingen auszukennen und auch die Wirkungen der unterschiedlichen Drogen genau zu kennen.
Man muss sich vor Augen führen, dass dies ein Buch ist, das von Jugendlichen gelesen wird und da hier keine Differenzierung statt findet, halte ich das Bild, das in diesem Buch vermittelt wird, für absolut bedenklich. Es gibt noch viele weitere Punkte im Buch, die in diese Richtung gehen, aber das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen.
Nur noch eine Kleinigkeit zur Sprache und der Übersetzung. Ich habe das Buch im Original auf englisch gelesen. Die Sprache ist jugendlich, dennoch konnte es mich nicht über Sachen wie bestest hinwegtrösten. Das ist auf einer Stufe mit einzigste im Deutschen. Außerdem haben wir bei bbfliest festgestellt, dass die Übersetzung teilweise sehr daneben ist. Um nur ein Beispiel zu nennen, Callum Royal ist über den Tod von Ellas Mutter aufgeregt statt der richtigen Übersetzung mit erschüttert oder traurig.

Fazit: Verdientermaßen nur 1 Stern. Voll von Klischees und einem Weltbild, dass ich mir für die Jugend von heute absolut nicht wünsche. Von mir gibt es keine Leseempfehlung für dieses Buch.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Geld und Intrigen im 15. Jahrhundert

Medici - Die Macht des Geldes
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„Medici – Die Macht des Geldes“ von Matteo Strukul erzählt die Geschichte der 2. Generation der Medici und wie diese ihre Macht behaupteten und noch weiter ausbauen konnten. Erschienen ist der Roman im ...

„Medici – Die Macht des Geldes“ von Matteo Strukul erzählt die Geschichte der 2. Generation der Medici und wie diese ihre Macht behaupteten und noch weiter ausbauen konnten. Erschienen ist der Roman im März 2017 im Goldmann-Verlag.

Florenz, 1429: Giovanni de Medici, Bankier und Begründer der Medici-Dynastie, stirbt und hinterlässt seinen beiden Söhnen Cosimo und Lorenzo die Leitung über die Geschäfte und die Familie. Immer auf Bescheidenheit bedacht, hat sich Giovanni dennoch auch große Feinde, besonders in der Familie Albizzi, geschaffen. Rinaldo del Albizzi hat den unbedingten Willen Florenz unter seine Herrschaft zu bringen und ist dafür auch bereit über Leichen zu gehen. Ein Tauziehen um die Macht in Florenz beginnt.

Leider hat mir dieser historische Roman nich so gut gefallen. Es wollte nicht so wirklich das Gefühl aufkommen, dass ich mich in einer anderen Zeit befinde. Ich bin aber auch mit etwas anderen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Ich dachte, dass man auch ein bisschen mehr Einblick in die Geschäfte erhält. Man weiß zwar, dass viel Geld da ist, aber wie genau dies verdient wird, wird meines Erachtens nicht so klar. Lorenzo führt die Bankgeschäfte, während sich Cosimo um die Kunst und Wissenschaft sowie die Politik kümmert. Hierbei ist definitiv mehr die Politik im Vordergrund und was man mit Geld so alles im Hintergrund bewerkstelligen kann. Es werden Allianzen geschmiedet, es werden Leute bestochen, prestigeträchtige Konzile werden in die Stadt geholt, um das Ansehen zu steigern. Mich hätte tatsächlich mehr interessiert, wie Giovanni es geschafft hat, seine Familie so stark und mächtig zu machen.
Der Schreibstil hat mir ganz gut gefallen, war aber auch nicht überragend. Die Geschichte lies sich flüssig lesen, die Kapitel waren kurz. Die Überschriften über den Kapiteln haben der Geschichte manchmal etwas die Spannung genommen, da sie zu viel vorweggenommen haben. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Ereignisse einfach aneinander gereiht wurden. Wie es zu bestimmten Entwicklungen kam, wird zu wenig beleuchtet. Das hat auch dazu geführt, dass man nicht so richtig in der Geschichte drin war.
Darüber hinaus habe ich auch mit den Personen nicht wirklich mitgefiebert. Es war die ganze Zeit immer eine gewisse Distanz da. Dies wurde sicher auch durch die Perspektivwechsel mitten im Absatz begünstigt. Plötzlich war man in der Gedankenwelt von jemand anderem drin. Die Gespräche der Personen untereinander wirkten teilweise sehr unglaubhaft und gestellt. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Medici durch und durch gut waren und die Feinde, die Medici zwar als das Böse angesehen, aber diese Personen eben selber durch und durch böse waren. Zumindest bei dem Schweizer Söldner Richard Schwartz und Laura Ricci wird auch ein Blick in die Vergangenheit gewagt und warum diese Personen so geworden sind.
Ganz schlimm fand ich auch die Sexszenen. Diese waren glücklicherweise nur kurz geschrieben. Aber entweder wurde die Liebe zu der Person in der Szene überhöht oder es war einfach nur abstoßend. Dies lag durchaus auch an den Personen, die Sex miteinander hatten, aber meist hatten diese Szene irgendwie einen krankhaften Touch.
Zu Gute halten muss man dem Autor, dass er gut recherchiert hat und sich weitestgehend an die Fakten gehalten hat. In einem kurzen Nachwort erfahren wir hierüber mehr.

Fazit: Ein historischer Roman über die interessante Familien-Dynastie der Medici, der sich genau an die Fakten hält, aber leider kein historisches Lesefeeling aufkommen lässt und zu viel Distanz zu den Personen wahrt. Hierfür gibt es 2,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Wichtiges Thema mit eher mittelmäßiger Umsetzung

Little Brother
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„Little Brother“ von Cory Doctorow ist ein Jugendroman, der sich mit wichtigen Themen wie Sicherheit, Freiheit und Privatsphäre auseinandersetzt. Das Buch ist unter einer Creative-Commons-Lizenz frei im ...

„Little Brother“ von Cory Doctorow ist ein Jugendroman, der sich mit wichtigen Themen wie Sicherheit, Freiheit und Privatsphäre auseinandersetzt. Das Buch ist unter einer Creative-Commons-Lizenz frei im Internet verfügbar und erstmals 2008 erschienen. Als Taschenbuch wurde es im rororo-Verlag herausgegeben.

Während eines Terroraktes auf die Bay Bridge in San Francisco befinden sich Markus und seine Freunde zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie werden als Terroristen verhaftet und verhört, aber anschließend unter ständiger Beobachtung des DHS wieder auf freien Fuß gesetzt.
In Folge des Anschlages wurden auch weitere Maßnahmen ergriffen, die die Freiheit und Privatsphäre der übrigen Bevölkerung einschränken. San Francisco hat sich in einen Überwachungsstaat verwandelt. Markus beginnt sich zu zu wehren und gründet zusammen mit Freunden das XNet. Ein Kräftemessen mit der Regierung beginnt und der Ausgang ist ungewiss.

Zu diesem Buch fällt es mir recht schwer eine Rezension zu schreiben. Das Thema finde ich super wichtig, gerade auch vor dem aktuellen politischen Hintergrund, aber die Umsetzung hat mir teilweise nicht so zugesagt.
Es war mir vorher nicht wirklich bewusst, aber Little Brother ist ein Jugendbuch. Ich glaube Jugendliche und junge Erwachsene erkennen sich hier auch durchaus wieder und sind definitiv eher die Zielgruppe als ich mit meinen Anfang 30. Markus ist 17 und auf dem Weg zum Erwachsen werden. Mit Ange erlebt er zum Zeitpunkt der Geschichte seine erste große Liebe. Dieser Teil der Geschichte hat mich absolut gar nicht interessiert. Mir gingen sein Rumgefummel und die abschweifenden Gedanken in diese Richtung total auf die Nerven. Es hat mich persönlich emotional auch überhaupt nicht erreicht, so dass ich diese Passagen irgendwann einfach überlesen habe.
Der Roman ist komplett aus der Sicht von Markus geschrieben. Man wird als Leser auch direkt von ihm angesprochen, so dass eine gewisse Nähe entsteht. Ich konnte mit seiner jugendlichen Sprache und dem überheblichen Gehabe aber nicht immer etwas anfangen.
Das Thema des Buches mit Privatsphäre, Freiheit und Sicherheit ist top. Es ist aktuell, es betrifft uns alle und es ist wichtig, dass sich jeder hierzu Gedanken macht. Das Szenario, dass ein Terroranschlag eine massive Ausweitung der Überwachung nach sich zieht, halte ich für durchaus realistisch. Wie oft wird danach geschrien, wenn wieder mal etwas Schlimmes in der Welt passiert und dass das ja das kleinere Übel wäre, wenn man nichts zu verbergen hat.
Will man wirklich für ein bisschen trügerische Sicherheit seine Privatsphäre aufgeben? Wie weit soll die Überwachung gehen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten? Wann wird die Grenze überschritten? Bringen uns die gewählten Maßnahmen überhaupt wirklich mehr Sicherheit? Das Buch hat in dieser Hinsicht einige Schreckensszenarien zu bieten. Alleine die ganzen Überwachungsmaßnahmen in der Schule mit Schritterkennung, Schullaptops, die jede Eingabe überwachen und Schulbüchern mit integriertem Tracking-Chip fand ich schon heftig, um nur einige Beispiel zu nennen. Ich bin mehr als froh, dass ich nie auf so eine Schule ging. Das Ganze hat mich mehr an ein Gefängnis erinnert als an eine Schule, in der die zukünftige Generation auf ihr späteres Leben vorbereitet werden soll. Aber wenn unser zukünftiges Leben aus kompletter Überwachung bestehen soll, dann ist dies vielleicht auch wieder konsequent.
In wieweit es realistisch ist, dass einfache Schüler einfach wie Terroristen behandelt werden, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, ist für mich schwer zu beurteilen. Es erscheint mir heutzutage auf jeden Fall realistischer als es das glaube ich 2008 getan hätte. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir auch heute Menschen brauchen, die für die Freiheit und Privatsphäre kämpfen und hierbei sind Typen wie Markus, die bereit sind sich zu wehren, auf jeden Fall gefragt. Nicht alle Methoden, die in dem Buch angewandt werden, müssen unbedingt der richtige Weg sein, aber diesen Weg und seine Entwicklung mitzuverfolgen, fand ich auf jeden Fall sehr spannend und interessant, auch wenn mir die technischen Erklärungen so manches Mal ein bisschen zu ausschweifend waren.
Gut fand ich auch, dass die Beweggründe der Menschen, die sich lieber anpassen wollen und nicht den Mut haben sich zu wehren, nachvollziehbar erklärt wurden und das dies auch nicht verurteilt, sondern durchaus Verständnis dafür aufgebracht wurde.

Fazit: Ein Jugendbuch mit einigen Schwächen, das sehr wichtige Themen aufgreift, mit denen sich jeder beschäftigen sollte. In der Umsetzung aber mehr für Jugendliche als für Erwachsene geeignet.