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Veröffentlicht am 11.02.2025

interessante Einblicke in Angela Merkels Leben und politisches Wirken

Freiheit
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In ihrer Biografie mit dem Titel „Freiheit“ gibt Angela Merkel anschaulich und detailliert Einblicke in ihr Leben und politisches Wirken.
Das Buch ist chronologisch in Abschnitte eingeteilt, beginnend ...

In ihrer Biografie mit dem Titel „Freiheit“ gibt Angela Merkel anschaulich und detailliert Einblicke in ihr Leben und politisches Wirken.
Das Buch ist chronologisch in Abschnitte eingeteilt, beginnend mit ihrem Aufwachsen in der damaligen DDR folgt es abschnittsweise ihrem politischen Werdegang.
Dabei kommt es immer wieder zur Zeitsprüngen nicht nur innerhalb der Kapitel, wenn Themen über einen längeren Zeitraum Relevanz einnehmen, beziehungsweise wenn es zur Erläuterung ausschweifender Erklärungen bedarf.
Die gut 730 Seiten des Buches beziehungsweise fast 24 Stunden des Hörbuchs verlangen dem Leser beziehungsweise Hörer einiges an Durchhaltevermögen ab, sind aber allemal die Zeit Wert. Angela Merkel hat mit ihrer Co-Autorin und langjährigen politischen Beraterin Beate Baumann eine in vielen Teilen fesselnde Biografie geschaffen, die ungewohnte tiefe und sehr persönliche Einblicke in Merkels Leben gewährt. Sie schildert mit vielen kleinen Anekdoten, wie sie die Jahre in der DDR erlebt hat und ebenso die Wiedervereinigung im Jahr 1990. Der Titel „Freiheit“ ist für sie nicht nur ein Schlagwort, sondern besitzt für sie persönlich ebenso große Bedeutung wie für ihr Handeln innerhalb der Politik.
In ihren Jahren in der Bundespolitik wurde sie mit vielen politischen Themen und Problemen konfrontiert, sie musste sich mit politischen Freunden und Widersachern unterschiedlichster Couleur auseinandersetzen. Es fasziniert zu lesen, mit welchem Engagement sie sich für ihre Ziele eingesetzt hat, während sie das große Ganze ebenso im Blick behalten hat wie ihre eigenen Prinzipien. Es macht sie menschlich, dass sie auch kleine Fehler zu gibt und selbstkritisch ihre vergangenen Entscheidungen im Kontext der jeweiligen Umstände beleuchtet.
Manches wirkt wie eine nachträgliche Rechtfertigung, aus meiner Sicht hat sie in dieser Biografie glaubhaft ihre Beweggründe für ihre Entscheidungen und ihr politisches Agieren dargelegt. Auch wenn ich persönlich einige ihrer Einstellungen und politischen Entscheidungen nicht teile, bleibt sie für mich eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die im Gegensatz zu vielen männlichen Kollegen sehr zielorientiert agiert hat und für ihre Entscheidungen einsteht.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

schwaches und sehr konstruiert wirkendes Prequel

Verlassen
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Der aktuelle Titel „Verlassen“ ist zwar der 4. Band aus Eva Björg Ægisdóttirs Island-Krimi-Reihe, zeitlich ist diese Geschichte jedoch vor den anderen Bänden angesiedelt und unterscheidet sich im Stil ...

Der aktuelle Titel „Verlassen“ ist zwar der 4. Band aus Eva Björg Ægisdóttirs Island-Krimi-Reihe, zeitlich ist diese Geschichte jedoch vor den anderen Bänden angesiedelt und unterscheidet sich im Stil deutlich von diesen.
Im Mittelpunkt steht eine Familienfeier der in Island prominenten Familie Snæberg, die Anfang Dezember 2017 für ein Wochenende gleich ein ganzes Hotel in einer abgelegenen Gegend im Westen Islands für ihr Treffen anmietet. Schnell wird deutlich, dass der schöne Schein trügt, es gibt einige Familienmitglieder, die Probleme und Traumata aus der Vergangenheit mit sich herumtragen. Auch zwischen den Mitgliedern des Clans schwelen verschiedene Konflikte. Die Perspektiven wechseln, die Geschichte folgt einigen Familienmitgliedern, wie zum Beispiel der Innenarchitektin Petra, deren Ehe kriselt und die sich Sorgen um ihre Tochter Lea macht. Letztere verlebt unruhige Tage, nachdem sie feststellt, dass sie auf Social Media zu leichtfertig Privates gepostet hat. Die Situation eskaliert, als am Samstagabend ein Mitglied der Familie spurlos verschwindet.
Auch in den früheren Bänden baut die Autorin vereinzelt Spannung auf, indem sie wichtige Details gezielt unausgesprochen lässt. Hier hat sie meiner Meinung nach den Bogen überspannt, es wird zu offensichtlich verschwiegen, um wen es sich bei dem Opfer handelt. Die Dialoge zum Beispiel bei der Begutachtung des Tatorts und die Befragungen der Familie wirken dadurch sehr unnatürlich und konstruiert. Auch gab es für meinen Geschmack zu viele Wiederholungen bei den Andeutungen zum Bespiel zu Vorkommnissen in der Vergangenheit von Petra und Lea, aber auch zu der Lebenssituation der Angestellten Irma oder dem Alkoholproblem Tryggves. Hat die Autorin befürchtet, in den häufigen Wechseln der Erzählperspektiven würden die Leser den Überblick verlieren?
Seltsam finde ich außerdem, dass bei dem Handlungsstrang der Ermittlungen in der „Jetzt“-Zeit für die Erzählung das Präteritum gewählt wurde, während die Ereignisse aus den Tagen davor im Präsens erzählt werden. Das hat mich mehrfach im zeitablauf verwirrt.
Auf mich wirkt die Geschichte zu sehr konstruiert, die Ermittlungen treten sehr stark in den Hintergrund, mir fehlt in diesem Band das Element der persönlichen Geschichte der Polizisten. Würde ich Sævar und Hörður nicht aus den anderen Bänden kennen, hätten sie keinerlei bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Insgesamt habe ich diesen Band als enttäuschend schwach und konstruiert empfunden.

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Veröffentlicht am 28.12.2024

ein spannender und außergewöhnlicher Krimi

Eisiges Glas
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‚Eisiges Glas, der 2.Band um Leonore Asker und die Abteilung für hoffnungslose Fälle bei der Polizei in Malmö, schließt fast nahtlos an die spektakulären Ereignisse des Auftaktbands an. In der Nähe des ...

‚Eisiges Glas, der 2.Band um Leonore Asker und die Abteilung für hoffnungslose Fälle bei der Polizei in Malmö, schließt fast nahtlos an die spektakulären Ereignisse des Auftaktbands an. In der Nähe des Grundstücks von Leos Vater wird eine Leiche aufgefunden. In der Erwartung als Hauptverdächtiger zu gelten, nimmt Prepper Per, wie er genannt wird, nach jahrelangem Schweigen Kontakt zu Leo auf und fordert sie auf, den Fall zu lösen und ihn zu entlasten. Widerstrebend lässt Leo sich darauf ein ihrem Vater zu helfen, um eine Eskalation zu verhindern, auch wenn sie damit erneut Jonas Hellmann, dem Leiter der Abteilung für Kapitalverbrechen, in die Quere zu kommen droht.
Zeitgleich erhält Martin Hill, kaum dass er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ein verlockendes Angebot zur Arbeit an einer Biografie. Die Geschichte des Unternehmers, dessen Familie ihn kontaktiert, hat schon vor langer Zeit sein Interesse geweckt, nicht zuletzt, weil sich auf deren privaten Gelände eine verlassene Mine befindet, die ihn als Urban Explorer schon lange fasziniert. Schnell entdeckt er, dass sich einige seltsame Geschichten und mysteriöse Todesfälle um die Familie ranken und kann es nicht lassen, dazu Nachforschungen anzustellen.
Auch dieser zweite Band ist spannend und temporeich erzählt mit wechselnden Perspektiven und Handlungssträngen. Zu Beginn der Geschichte helfen Anmerkungen zum ersten Band, die Vorgeschichte wieder in Erinnerung zu bringen. Die Bände sind zwar unabhängig voneinander zu lesen, dennoch helfen Vorkenntnisse, die komplizierten familiären Beziehungen Leonore Askers sowie ihre besondere Freundschaft zu Martin Hill zu verstehen.
Auch diesmal gibt es einige mystische Elemente und Geschichten um Ufos und seltsame Lichter, darauf könnte ich verzichten, konnte aber aufgrund der insgesamt interessanten Geschichte darüber hinweg sehen. Die Handlung hat es in sich und wartete mit einigen grausamen Schilderungen auf, die für meinen Geschmack für einen Krimi an der Grenze sind. Leo Asker und ihre zum Teil skurril anmutenden Mitarbeiter sowie Martin Hill sind aber als Charaktere interessant genug, um der Reihe die Treue zu halten.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

ein wichtiges Thema, nicht immer einfach zu lesen

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Zu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht ...

Zu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht es um die alte Sami Mariddja, die mit ihrem Mann Biera in einem heruntergekommenen Haus im Norden Schwedens lebt. Mariddja ist schwerkrank, versucht dies aber vor ihrem dementen Mann zu verbergen, da sie ihn nicht beunruhigen möchte. Die beiden leben zurückgezogen, sie haben keine Kinder oder nahen Verwandten, die sie im Alter unterstützen können, dazu kommt Mariddjas Misstrauen allen Fremden gegenüber und erst recht allen Personen, die nicht dem Volk der Sami angehören. Vor vielen Jahren haben sie sich eine Weile um das Kind von Bieras jüngerer Schwester gekümmert, bis diese ihren Sohn mit in den Süden des Landes genommen und den Kontakt abgebrochen hat. Mariddjas größter Wunsch ist es jetzt, den Jungen, der inzwischen Erwachsen sein muss, noch einmal wiederzusehen.
In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Kay und seine Freundin Mimmi, die gerade in den Norden gezogen und dort als Ärzte neue Stellen angetreten. Nach dem Tod seiner Mutter beginnt Kay, angeregt durch den Nachlass seiner Mutter, seine Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen, weshalb er sich in seinem Leben immer entwurzelt gefühlt hat.
Die Entwurzelung der Sami, von denen viele zu Beginn des 20. Jahrhunderts in südlichere Gegenden umgesiedelt wurden, spielt eine zentrale Rolle in diesem Roman. Den Sami wurde nicht nur mit ihrem Weideland ihre Lebensgrundlage genommen, sondern auch ihre Sprache und ihre Traditionen.
Es ist einerseits beklemmend zu lesen, wie auch Jahre später in den Familien noch diese Zerrissenheit spürbar ist, es gerade der älteren Generation schwer fällt, sich dem ‚modernen‘ Leben anzupassen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht wenige sind dem Akohol verfallen.
Die Schicksale gehen nahe, es gefällt mir, wie die Autorin die Geschichte entwickelt, die zunächst sehr verschachtelt wirkt, und nach und nach die Zusammenhänge aufdeckt. Insbesondere mit der Figur Mariddjas habe ich mich jedoch schwer getan, sie ist selbst unter den Sami ein schwieriger Charakter und eine Außenseiterin. Ihre Handlungsweisen und ihr oft sehr verquer wirkendes Denken waren für mich wenig nachvollziehbar.
Vielleicht ist hier auch die Sprache ein Problem, möglicherweise geht einiges zwischen den Zeilen verloren durch die Übersetzungen aus dem Sami in Schwedisch und dann ins Deutsche, für mich wirkt die Poesie in dem Roman zumindest sehr fremdartig. Auch der Charme von Mariddjas besonderer Beziehung zu Siri ging für mich dadurch verloren, da die Dialoge wenig glaubhaft erscheinen.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

interessante Gedankenspiele, fesselnd erzählt

Die Abschaffung des Todes
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Das Thema hinter Andreas Eschbachs aktuellem Roman „Die Abschaffung des Todes“ ist zwar nicht neu, aber spannend und mit einigen interessanten Gedankenspielen umgesetzt.
Zwei Wissenschaftler und ein Investor ...

Das Thema hinter Andreas Eschbachs aktuellem Roman „Die Abschaffung des Todes“ ist zwar nicht neu, aber spannend und mit einigen interessanten Gedankenspielen umgesetzt.
Zwei Wissenschaftler und ein Investor aus dem Silikon Valley planen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, indem sie das Bewusstsein der Menschen als Dateien uploaden und sie somit unsterblich werden lassen. Die Investorensuche dazu findet im Geheimen und unter hohen Auflagen statt, um geschäftsschädigende Diskussionen und Missgunst zu verhindern. James Windover, Geschäftsführer einer elitären Zeitung für Milliardäre, nimmt im Auftrag einer Kundin der Zeitung an einer Informationsveranstaltung der Firma Youvatar teil, um ihr sein gewohnt neutrales Urteil zu einer möglichen Investition zu geben. Die Idee der Unsterblichkeit zieht auch James in den Bann, so dass er seine Redaktion weitere Informationen einholen lässt und und auf Ungereimtheiten stößt. Wieso hat Peter Young von Youvatar dem Philosophen und Schriftsteller Raymond Ferdurci 1,5 Millionen Dollar gezahlt, damit dieser eine Kurzgeschichte nicht veröffentlicht sondern vernichtet und sich verpflichtet, niemandem von dem Inhalt zu erzählen? Und wieso ist dieser Raymond wie vom Erdboden verschluckt. Als James den Schriftsteller aufspürt und ihm nachreist, gefällt das irgend jemandem gar nicht, und es beginnt eine gefährliche Verfolgungsjagd.
Schon der Ansatz mit der besonderen Zeitung für eine begrenzte Abonnentengruppe ist originell, die Besetzung der Redaktion ebenso skurril und etwas sonderlich wie ihr Chef James Windover, der mal naiv und dann wieder erstaunlich durchtrieben auftritt. Seine private Geschichte trägt zwar nicht wesentlich zum Geschehen bei, lockert die Geschichte jedoch auf und lässt ihn umso sympathischer erscheinen. Die Geschichte beginnt ruhig mit der Einführung der Personen und des Themas, die Spannung nimmt im Verlauf deutlich zu. Die Idee des Uploads des Bewusstseins und der möglichen Kopplung mit anderen Körpern hat mich an Tom Hillenbrands Hollogrammatica und Qube erinnert, Eschbach lässt jedoch bewusst einfließen, dass entsprechende Ideen schon von einigen Wissenschaftlern und Philosophen behandelt wurden. Die Frage ist aber nicht nur, ob die Forschung eine Umsetzung tatsächlich in naher Zukunft technisch ermöglichen kann, sondern ob Unsterblichkeit überhaupt erstrebenswert ist. Das müssen die Leser ebenso wie die Protagonisten in Eschbachs Roman selbst entscheiden, interessante Gedankenansätze und Verweise auf die Literatur dazu gibt es genug, eingebettet in eine fesselnd erzählte Geschichte.

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