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Veröffentlicht am 16.02.2020

ein temporeicher Thriller und vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe

Feuerland
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In der Stockholmer Innenstadt wird ein Geschäft für Luxusuhren überfallen, zwei wohlhabende Geschäftsleute werden entführt und gegen hohe Lösegeldzahlungen wieder frei gelassen, ohne dass es Spuren zu ...

In der Stockholmer Innenstadt wird ein Geschäft für Luxusuhren überfallen, zwei wohlhabende Geschäftsleute werden entführt und gegen hohe Lösegeldzahlungen wieder frei gelassen, ohne dass es Spuren zu den Tätern gibt. In Chile suchen Betreiber einer Klinik auch in Schweden Nachschub für ihre illegalen Organtransplantationen, während die zur Zeit suspendierte Kommissarin Vanessa Frank mit den Ermittlungen konfrontiert wird. Kann man aus diesen losen Fäden eine spannende und zusammenhängende Geschichte stricken? Pascal Engman zeigt in seinem Thriller "Feuerland" eindrucksvoll, wie das geht.
Der Thriller beginnt zunächst gemächlich, in parallelen Handlungssträngen werden die Hauptfiguren und Schauplätze vorgestellt. Im Verlauf der Geschichte nimmt das Tempo rasant zu, nach und nach werden die Verstrickungen aufgedeckt, der Leser ist den Ermittlungen bisweilen einen Schritt voraus und erlebt hautnah den Zeitdruck mit, unter dem diese stehen.
Es gibt einige brutale blutige Szenen, bei einem Film würde ich eine Altersempfehlung ab 16 Jahren erwarten, aber die Schilderungen sind aus dem Kontext heraus und eher knapp gehalten, so dass sie nicht allzu abschreckend wirken. Wesentlich beklemmender sind die vielen Szenen, in denen psychische Gewalt vorherrscht und die Menschenverachtung einiger der Protagonisten deutlich wird. Es ist erschreckend zu erleben, wie gering hier einzelne Menschenleben geschätzt werden, und wie finanzielle Macht gnadenlos ausgenutzt wird, um über andere Menschen zu herrschen. Der Autor versteht es, auch die unterschwelligen Stimmungen eindrucksvoll in Szene zu setzen., die beklemmende Atmosphäre schien beim Lesen oft regelrecht greifbar zu sein. Ein Vergleich zum Film liegt bei dem Buch nahe durch die oft scharfen Schnitte zwischen den Szenenwechseln, die das Tempo und die Spannung erhöhen.
Vanessa Frank als Ermittlerin ist ein eigenwilliger und starker Charakter, sie zeigt von sich sehr unterschiedliche Seiten, wirkt mal unsympathisch kalt und abweisend, dann wieder einfühlsam und verletzlich. Bei ihr weiß ich noch nicht, ob ich ihren Charakter rund finden soll, während mich der Thriller ansonsten sprachlich und inhaltlich überzeugt hat. Nachdem ich gesehen habe, dass "Feuerland" den Auftakt zu einer geplanten Reihe um Vanessa Frank darstellt, lässt mir die Schlussszene keine Ruhe mehr. Ist das schon ein Hinweis auf die Fortsetzung? Ich bin sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

spannender neuer Band mit einem aktuellen Themenbezug

Blutige Gnade
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„Blutige Gnade“, der 4. Band aus Leo Borns Thrillerserie zu seiner Hauptfigur Mara Billinski, hat mir wieder spannende und unterhaltsame Lesestunden verschafft.
Die Frankfurter Mordkommission ist diesmal ...

„Blutige Gnade“, der 4. Band aus Leo Borns Thrillerserie zu seiner Hauptfigur Mara Billinski, hat mir wieder spannende und unterhaltsame Lesestunden verschafft.
Die Frankfurter Mordkommission ist diesmal gleich in mehreren Mordfällen gefordert. Den Auftakt macht ein Mord während eines Einbruchs, bei dem aber nichts gestohlen wurde, und bei dem die Motivsuche im Sande verläuft. Dazu kommt der brutale Mord an einem Journalisten, der einer großen Sache auf der Spur war. Hinweise deuten auf die Geschäfte der Russenmafia und die Nachfolger Novians, den Mara im letzten Band gejagt hat. Aber kann das wirklich die Big Story“ sein, an der der getötete Journalist dran war?
Auch privat findet Mara keine Ruhe, alte Schatten aus der Vergangenheit holen sie ein und werfen sie emotional aus der Bahn. Zu meiner Freude bekommt die Figur Rafael Makiadi in diesem Band wieder etwas mehr Raum eingeräumt, allerdings wird er unfreiwillig in nicht ganz ungefährliche Machenschaften verstrickt und erweist sich einmal mehr als Sorgenkind.
Wie gewohnt ist die Geschichte ebenso rasant wie komplex aufgebaut, verschiedene Handlungsstränge greifen ineinander, die Ereignisse werden aus der Sicht verschiedener Charakter dargestellt, diesmal sorgt ein aktueller Themenbezug für zusätzliche Brisanz.
Auch wenn ich beim Lesen einige der Entwicklungen schon geahnt habe, war der Verlauf nicht weniger spannend, da die Atmosphäre stimmig ist, die Charaktere glaubhaft und vielschichtig angelegt sind und unerwartete Details für Abwechslung sorgen.
Der Band kann alleinstehend gelesen werden, wichtige Details zu den Hauptfiguren werden insbesondere zu Beginn der Geschichte mit eingeflochten. Da ich die Vorgeschichten kenne, war das für mich schon etwas viel und hat zu Beginn das Tempo etwas ausgebremst, um die Entwicklung der Charaktere und ihre Reaktionen zu verstehen, ist es durchaus hilfreich, die ganze Vorgeschichte zu kennen.
Die Reihe ist nichts für zartbesaitete, gleich zu Beginn dieses Bands geschieht ein grausiger Mord, zum Glück halten sich die Details der Schilderungen gerade noch in Grenzen. Ich persönlich mag es nicht, wenn in Thriller sadistischen Taten zu viel Raum eingeräumt wird, hier bleiben genügend Andeutungen, die jedem Leser Raum für sein individuelles Kopfkino lassen. Nervenaufreibend ist die Lektüre auf alle Fälle, es gibt einige spannende Szenen, in denen ich beim Lesen geneigt war, den Atem anzuhalten. Insbesondere die Hauptcharaktere Mara Billinski und Jan Rosen sind mir im Laufe der Reihe ans Herz gewachsen mit ihren kleinen Marotten und Eigenheiten, so dass ich mich schon sehr auf die angekündigte Fortsetzung freue.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

ruhige und atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Reihe

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der ...

Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der Serie, hat sich von teils dramatischen Ereignissen der Vorgeschichte einigermaßen erholt, lediglich eine Hüfte quält sie noch mit Schmerzen. Sie verbringt die Weihnachtstage mit Familie und Freunden, als sie die Nachricht eines Todesfalls auf Noorö erreicht, der nördlichsten Insel des fiktiven Doggerlands, einer rauen Inselgruppe angesiedelt zwischen Dänemark und Großbritannien. Von der Fürsorge ihrer Lieben inzwischen ein wenig erschlagen, ist Karen dankbar, diesen Fall als verantwortliche Ermittlerin übernehmen zu können. Ein älterer Bewohner der Insel wurde am Weihnachtsmorgen von einer Klippe gestürzt aufgefunden. Sehr bald bestätigt sich die Vermutung, dass hier jemand nachgeholfen hat, die Suche nach einem Tatverdächtigen und einem Motiv gestaltet sich nicht nur aufgrund der Feiertage schwierig. Als nur wenig später bei der örtlichen Whiskybrennerei eine weitere Leiche aufgefunden wird, wachsen bei Karen die Befürchtungen, Mitglieder ihrer eigenen Familie, die von Noorö stammt, könnte in den Fall verwickelt sein. Aber auch in Karens privatem Umfeld taucht eine Krise auf, so dass sie an mehreren Fronten gefordert und an ihre Grenzen gebracht wird.
Wie schon im ersten Band nimmt Karen Eikens persönliche Geschichte in dem Krimi einen breiten Raum ein, insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs führt das zu einigen Längen. Die Wiederholung ihrer Vergangenheit ist für Neueinsteiger sicher wertvoll, um den Charakter der Hauptfigur zu verstehen, für mich war das etwas zu umfangreich und lähmend für den Fortgang der Geschichte. Erst im zweiten Teil kommt Spannung auf, das Tempo zieht kontinuierlich an bis zu dramatischen Entwicklungen gegen Ende.
An dieser Krimi-Reihe hat mich auch diesmal wieder begeistert, wie lebendig, umfangreich und liebevoll die Autorin hier eine fiktive Welt gestaltet mitsamt ihren örtlichen und historischen Besonderheiten. Diesmal wirkt das raue Winterwetter etwas abschreckend, ansonsten möchte man am liebsten die Inselwelt Doggerlands in einer Urlaubstour erkunden. Karen Eiken Hornby ist ein glaubhafter Charakter, als Mensch interessant, in ihrem Job kompetent und engagiert. Dieser Band erreicht nicht ganz das Niveau des ersten Teils, hat mich dennoch im Verlauf zunehmend in den Bann gezogen und macht neugierig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

spannender Krimi mit Bezug zu einem brisanten Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte

Die Toten von Marnow
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Im heißen Sommer des Jahres 2003 wird in Rostock ein Mann in seiner Wohnung auf grausame Weise ermordet aufgefunden. Das Motiv scheint schnell klar zu sein und die Aufklärung keine große Sache, doch bald ...

Im heißen Sommer des Jahres 2003 wird in Rostock ein Mann in seiner Wohnung auf grausame Weise ermordet aufgefunden. Das Motiv scheint schnell klar zu sein und die Aufklärung keine große Sache, doch bald zeigt sich, dass hier eine falsche Fährte gelegt wurde und mehr hinter der Sache steckt. Weitere Morde werfen die Frage nach einem Serienmörder auf. Als verantwortliche Kommissare sind der aus Rostock stammende Frank Elling eingesetzt und seine Kollegin Lona Mendt, die vor ein paar Monaten aus Hannover dazu gekommen ist.
Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und der erst kurzen Zusammenarbeit verstehen sich die beiden in vielen Situationen blind und sind bereits ein eingeschworenes Team. Das ist den beiden auch in diesem Fall eine Hilfe, der sich als brisanter Skandal entpuppt mit einem sowohl historischen als auch politischen Hintergrund. Mit ihren Ermittlungen machen Elling und Lona einflussreiche Widersacher auf sich aufmerksam, die die Wahrheit um jeden Preis vertuschen wollen. Insbesondere Frank Elling, der privat dazu neigt, über seine Verhältnisse zu leben, ist anfällig für moralisch fragwürdige Handlungen, aber auch Lona Mendt schreckt nicht vor Grenzüberschreitungen zurück, um ihre und Franks Haut zu retten. Das macht die beiden menschlich und stimmt nachdenklich, wie weit man selbst in Ausnahmesituationen zu gehen bereit wäre. Es macht außerdem bewusst, wie schwer es ist, die Handlungen anderer aus moralischen Gründen zu verurteilen.
Der Krimi ist durchgehend spannend, die Tasche, dass die Geschichte auf einem realen Hintergrund basiert, erhöht die Brisanz. Man merkt dem Buch an, dass der Autor als Drehbuchautor arbeitet, beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, einem Film zu folgen mit lebendigen Szenen und Dialogen, sowie einem gelungenen Wechsel zwischen Action und ruhigeren, nachdenklicheren Szenen.
Mir ist die Geschichte an vielen Stellen sehr nahe gegangen, die Mischung aus Kriminalfall, Hintergrundgeschichte und privatem Leben der Hauptcharaktere habe ich als gelungen empfunden. Bei der Figur Frank Ellings ist meine Haltung zu seiner Persönlichkeit sehr zwiegespalten, allerdings werte ich es als positives Zeichen, wenn ich mich beim Lesen über das Verhalten eines Charakters derart aufrege, zeigt es doch, wie nahe mir die Geschichte geht.
Mich hat es sehr gefreut zu lesen, dass die Geschichte bereits als Mini-Serie verfilmt wurde, und ich hoffe sehr, dass es mit Elling und Lona nicht nur im Fernsehen ein Wiedersehen geben wird.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

fesselnder Roman, bildhaft erzählt

Manhattan Beach
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„Manhattan Beach“ von Jennifer Egan lag schon eine Weile auf meinem Lesestapel, die guten Bewertungen hatte mich neugierig gemacht, dennoch hatte ich keine wirkliche Vorstellung von der Geschichte.
Jetzt ...

„Manhattan Beach“ von Jennifer Egan lag schon eine Weile auf meinem Lesestapel, die guten Bewertungen hatte mich neugierig gemacht, dennoch hatte ich keine wirkliche Vorstellung von der Geschichte.
Jetzt habe ich mich doch herangetraut und bin froh, mir Zeit für dieses Buch genommen zu haben, dass mich schnell mit seiner sprachlichen Intensität in den Bann gezogen hat.
Die Geschichte spielt im New York der 30er und 40er Jahre, im Mittelpunkt steht Anna, zu Beginn des Romans ein 12-jähriges Mädchen, dass mit seinem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Vater Eddie Kerrigan zu seinen Botengängen mitgenommen wird. Dabei lernt sie auch Dexter Styles kennen, einen erfolgreichen aber auch zwielichtigen Nachtclubbesitzer, dem Eddie seine Dienste anbietet. Diese Begegnung erweist sich später als schicksalhaft für Anna und ihre Familie.
Später begleitet der Leser die heranwachsende Anna, die nach dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters und dem Ausbruch des Krieges ihre behütete Welt verlassen muss. Zunächst Arbeiterin in einer Marinewerft am East River in Brooklyn, kämpft sie für ihren Traum, als erste Frau zur Marinetaucherin ausgebildet zu werden, während sie gelichzeitig die Suche nach dem Verbleib ihres Vaters aufnimmt.
Der Roman besticht durch seine Sprache, die lebendige Bilder hervorruft, nicht nur von schönen Momenten wie am Manhattan Beach mit der umwerfenden Szenerie des Meeres oder schillernden Nachtclubs, sondern auch von den düsteren Mietshäusern, dem harten Leben als Taucherin oder dramatischen Szenen während des Beschusses eines Frachters.
In dem Roman werden verschiedene Handlungsstränge miteinander verwoben, verbindende Element und Szenen sorgen dafür, dass man beim Lesen nicht den Überblick verliert. Die Autorin schafft mit detaillierten Beschreibungen und intimen Szenen eine große Nähe zu ihren Charakteren und erschafft ein beeindruckendes Bild der damaligen Zeit mit seinen schönen Momenten aber auch Schattenseiten.
Das Buch ist tatsächlich schwer einzuordnen, mir hat seine Vielfalt, Spannung und Intensität gut gefallen, ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, in meinem Kopf einen Spielfilm ablaufen zu sehen.

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