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Veröffentlicht am 08.10.2023

eine Frau und ihre Rolle im Kampf gegen Polio

Die Formel der Hoffnung
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Polio als Krankheit ist mir ein Begriff, mir war jedoch nicht bewusst, wie sehr die Krankheit in der Mitte des 20.Jahrhunderts das Leben in Amerika beeinflusst hat und wie viele Kinder dort erkrankt sind. ...

Polio als Krankheit ist mir ein Begriff, mir war jedoch nicht bewusst, wie sehr die Krankheit in der Mitte des 20.Jahrhunderts das Leben in Amerika beeinflusst hat und wie viele Kinder dort erkrankt sind. Durch Corona haben wir vor kurzem die Auswirkungen einer Pandemie am eigenen Leib spüren können, zu unserem Glück erfolgte die Entwicklung eines Impfstoffs deutlich schneller als in der damaligen Zeit.
Lynn Cullen widmet sich in ihrem Roman „Die Formel der Hoffnung“ der Rolle einer Wissenschaftlerin bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Polio, über die in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. In den 40er und 50er Jahren waren weibliche Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen eher die Ausnahme, wurden von der dominanten Männerwelt wenig akzeptiert und an den Rand gedrängt. Dorothy Horstmann, die im Mittelpunkt dieser Geschichte steht, stammte zudem aus einfachen Verhältnissen, so dass ihr helfende Kontakte fehlten und sie hart um Anerkennung kämpfen musste. Sie hat die Forschung nach einem Heilmittel gegen Polio in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt und für dieses Ziel ihr privates Glück in den Hintergrund treten lassen. Der Roman macht deutlich, wie sie in ihren Forschungen immer wieder ausgebremst wird, Gelder an männliche Kollegen verteilt werden, und Männer den Erfolg ihrer Ergebnisse einstreichen, während sie an den Rand gedrängt wird. Ähnlich ergeht es auch anderen weiblichen Forscherinnen, deren Erkenntnisse zum Teil bahnbrechend waren, die in der Geschichte der Entwicklung des Impfstoffs aber kaum auftauchen.
Der Roman ist interessant und bietet viele neue Einblicke in die medizinische Forschung ohne dabei zu wissenschaftlich zu werden. Andererseits legt er für meinen Geschmack bisweilen den Fokus zu sehr auf das Privatleben Dorothys aber auch der anderen Ärzte. Es entsteht so ein lebendiges Bild der Zeit, das Buch bekommt jedoch Längen, wenn ähnlich geartete gesellschaftliche Ereignisse wiederholt auftreten. Die Autorin orientiert sich an tatsächlichen Persönlichkeiten und geschichtlichen Ereignissen, die Ausschmückung der Szenen ist fiktiv. Es hat mich hier wie schon in „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus fassungslos gemacht, mit welcher Selbstgerechtigkeit die Männer der damaligen Zeit die Leistungen der Frauen herabgesetzt haben.
Die Liebesgeschichte, die die Autorin für Dorothy zu dem Roman erfunden hat, ist in meinen Augen zu kitschig geraten, macht sie zwar emphatisch, setzt aber zu sehr den Fokus auf das Private als auf ihre wissenschaftlichen Leistungen.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

ein ganz besonderer Roman über kleine und doch Schicksal bestimmende Begegnungen

Südfall
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Florian Knöppler ist inzwischen für mich ein Garant für einfühlsam und sprachlich überzeugend erzählte Geschichten über besondere Schicksale. Auch sein neuer Roman „Südfall“ ist da keine Ausnahme.
Im Sommer ...

Florian Knöppler ist inzwischen für mich ein Garant für einfühlsam und sprachlich überzeugend erzählte Geschichten über besondere Schicksale. Auch sein neuer Roman „Südfall“ ist da keine Ausnahme.
Im Sommer 1944 stürzt ein englischer Soldat der Air Force über dem norddeutschen Wattenmeer ab und macht sich von Hallig Südfall auf den gefährlichen Weg nach Hause. Auf seiner Flucht begegnet er verschiedenen Personen, denen jeweils einzelne Kapitel gewidmet sind. Sie alle eint, dass sie an Wendepunkten ihres Lebens stehen in einer Zeit, in der der Krieg das Leben in großen Teilen beeinflusst. Auch dort zeichnet sich durch die Landung der Alliierten in der Normandie gerade eine Wendung ab. Die Geschichte umfasst nur wenige Tage, Daves Geschichte bildet die Rahmenhandlung, im Fokus stehen die ganz unterschiedlichen Charaktere, in deren Leben und Gedanken der Leser wie in einer Momentaufnahme einen kleinen Eindruck bekommt.
Es hat mich auch in diesem Roman wieder beeindruckt, wie dicht der Autor an seinen Figuren dran ist, wie er sich in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzt, ihre Gedanken authentisch wieder gibt und den Leser an Gefühlen und Zweifeln teilhaben lässt.
Der Leser lernt nur kleine Ausschnitte aus dem Leben der Personen kennen, man weiß nicht viel über die Personen, dennoch wirken sie lebensnah, ihre Erfahrungen und Gedanken regen zum Nachdenken an. Der Roman umfasst nur rund 240 Seiten und eine sehr kurze Zeitspanne, umso mehr beeindruckt es, wie viel der Autor in dieser Geschichte unter bringt, wie viel man über die einzelnen Personen erfährt, und wie sehr die einzelnen Schicksale berühren, so dass ich es am Ende schade fand, ihre Geschichten nicht weiter verfolgen zu können.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

ein spannender historischer Krimi

Die Erfindung des Lächelns
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In seinem Roman ‚Die Erfindung des Lächelns‘ entwickelt Tom Hillenbrand seine Version zu dem historischen Raub der Mona Lisa aus dem Louvre im Jahr 1911 und zeichnet dabei ein lebendiges Bild des Lebens ...

In seinem Roman ‚Die Erfindung des Lächelns‘ entwickelt Tom Hillenbrand seine Version zu dem historischen Raub der Mona Lisa aus dem Louvre im Jahr 1911 und zeichnet dabei ein lebendiges Bild des Lebens im Paris der ausgehenden Belle Époque.
Als im Sommer 1911 Leonardo Da Vincis Gemälde der Mona Lisa eines Morgens nicht mehr an seinem Platz im Louvre hängt, wird sofort die Polizei alarmiert und es beginnt eine intensive Suche nach dem Verbleib des Werkes. Doch ‚La Joconde‘, wie sie in Frankreich genannt wird, bleibt verschwunden. Die Presse verspottet die Arbeit der Polizei und sorgt mit ihrer Berichterstattung erst für den hohen Bekanntheitsgrads des Gemäldes. Nach einiger Zeit schwenkt das öffentliche Interesse jedoch um auf eine Serie brutaler Überfälle einer Gruppe von Anarchisten, die in Paris und Umgebung die Polizei in Aufruhr versetzen, Commissaire Juhel Lenoir lässt der Raub des Bildes jedoch nicht los, er sucht im Hintergrund weiter nach seinem Verbleib.
Es hat mir ausgesprochen gut gefallen, wie der Autor hier gleich mehrere Kriminalgeschichten mit historischen Begebenheiten verknüpft und ein anschauliches Bild unterschiedlicher Personen und Persönlichkeiten aus verschiedenen Gesellschaftsschichten aufzeigt. Anhand vieler kleiner Geschichten und Anekdoten, aus der Künstlerszene ebenso wie aus anarchistischen Kreisen entsteht ein lebendiges Bild des schillernden gesellschaftlichen Lebens in Paris und seiner Bedeutung für die damalige Kunstszene ebenso wie das ihrer Schattenseite.
Die Geschichte wirkt gut recherchiert, ist spannend und abwechslungsreich erzählt. Sie nimmt sich die Freiheit, die historischen Hintergründe so auszulegen, wie es zu dieser Version passt, vieles ist mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt. Mich hat der Roman ausgesprochen gut unterhalten und mir ebenso gut gefallen, wie die Science-Fiction Romane von Tom Hillenbrand.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

eine warmherzige Geschichte, allerdings teils sehr oberflächlich

Herr Winter taut auf
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Der Roman „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann erzählt eine warmherzige Geschichte, bei deren Hörbuchfassung ich gerne der angenehmen Lesung von Hans Jürgen Stockerl gelauscht habe.
Robert Winter ...

Der Roman „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann erzählt eine warmherzige Geschichte, bei deren Hörbuchfassung ich gerne der angenehmen Lesung von Hans Jürgen Stockerl gelauscht habe.
Robert Winter ist ein menschenscheuer und oft mürrischer Mann, ganz im Gegensatz zu seiner Frau Sophia, deren offene und lebensfrohe Auftrittsweise bei ihrer Arbeit als Avon-Beraterin zu ihrer Beliebtheit beträgt und sie zu einer Anwärterin auf den Titel Avon-Beraterin des Jahres macht. An dem Tag von Roberts Pensionierung kommt Sophia bei einem tragischen Unfall ums Leben, dieses Ereignis stürzt Robert in große Verzweiflung. Eine hartnäckige Kundin weckt einige Wochen später nicht nur sein Pflichtbewusstsein sondern auch seinen Ehrgeiz, Sophias Arbeit fortzusetzen und für sie doch noch den begehrten Titel zu erringen.
Es kostet Robert einiges an Überwindung, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, ausgerechnet er, der von anderen Menschen am liebsten in Ruhe gelassen wird, muss plötzlich auf andere Zugehen und dann auch noch Tipps in Kosmetikfragen geben.
Der Roman mischt ernste Themen mit humorvollen Szenen, Robert begegnet so einigen sehr kauzigen Mitmenschen. Die Geschichte bietet insgesamt eine eher leichte Unterhaltung, schneidet viele Themen an, bleibt dabei aber meist an der Oberfläche, was ich insbesondere bei der Geschichte von Roberts Enkel nicht ganz gelungen fand. Hier wird ein sehr sensibles und schwieriges Thema angesprochen und qausi verniedlicht, das habe ich als unpassend empfunden.
Die Charaktere wirken ansonsten authentisch, viele Dialoge lassen das Buch lebendig wirken, die Entwicklungen der Hauptpersonen erscheinen glaubwürdig, der anfangs so rüde wirkende Robert ist mir im Verlauf ein Stück ans Herz gewachsen.

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Veröffentlicht am 02.09.2023

inhaltlich nicht überzeugend

Schwarzvogel
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An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die ...

An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die Frau ertrinkt. Bei der Zeugin handelt es sich um die Großmutter der Polizistin Fredrika Storm, die gerade aus Stockholm in ihre Heimat nach Schonen zurückgekehrt und bei der Polizei in Lund eine neue Stelle angetreten ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Henry Calment übernimmt Fredrika die Ermittlungen, Indizien zeigen schnell, dass die junge Frau nicht freiwillig auf das Eis gelaufen ist. Es gibt zunächst wenig hilfreiche Spuren, das Opfer lebt noch nicht lange in Harlösa, kaum jemand scheint sie zu kennen oder hatte Kontakt zu ihr. Die Ermittlungen werden kompliziert, als sich herausstellt, dass einige der Spuren zu dunklen Geheimnissen in Fredrikas eigener Familiengeschichte führen. Welche Verbindung hat die Ertrunkene zu Tobias Falk, der zwanzig Jahre zuvor das Dorf verlassen hat, und wie verhält sich der Fall zu Fredrikas Mutter, die noch im selben Sommer spurlos verschwand?
Meine Meinung zu dem Buch ist zwiegespalten, sprachlich gefällt es mir gut, inhaltlich haben mich einige Punkte gestört. Die Autorin schafft es gut, die kleinstädtische Atmosphäre in Fredrikas Heimatort Harlösa zu vermitteln, jeder scheint jeden zu kennen, Fredrika trifft ständig auf Bekannte, ein Großteil ihrer Familie lebt ebenfalls dort. Ihre Kenntnis des Ortes und der Leute ist der Grund, weshalb sie an den Ermittlungen weiter beteiligt ist, obwohl ihre Verwandten in den Fall involviert sind, glaubwürdig ist das nicht.
Fredrika ist mir als Hauptfigur unsympathisch geblieben, sie agiert sehr aufdringlich und rücksichtslos bis impertinent, unternimmt mehrfach Alleingänge, die nicht mit ihren Vorgesetzten abgesprochen sind, sie tritt insgesamt eher wie ein Privatermittler auf als wie eine Polizistin. Da wirkt der anfangs spröde und schrullig erscheinende Henry Calment insgesamt deutlich sympathischer.
Die Geheimnisse um Fredrikas Familie fand ich sehr aufgebauscht, die Reaktionen ihres Vaters überzogen in Relation zu der Auflösung. Das Ende kam dann sehr plötzlich, die Stimmung wandelte sich schlagartig, auf einmal hatten sich alle lieb, das war mir zu weichgespült.
Es gibt viele spannende Krimireihen aus Schweden, dieser Auftakt fällt nach meinem Geschmack unter durchschnittlich aus, ich werde sie nicht weiterverfolgen.

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