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Veröffentlicht am 08.07.2018

die zauberhafte und berührende Geschichte einer Familie in Persien

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Noor ist 17 Jahre alt, als ihr Vater sie im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder vom Iran in die USA schickt, um sie vor den unsicheren Zeiten nach der Revolution in ihrem Heimatland zu bewahren. ...

Noor ist 17 Jahre alt, als ihr Vater sie im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder vom Iran in die USA schickt, um sie vor den unsicheren Zeiten nach der Revolution in ihrem Heimatland zu bewahren. Als 30 Jahre später Noors Leben durch das Scheitern ihrer Ehe ein Riß erhält, kommt der Brief ihres Vaters mit der Bitte, sie in Teheran zu besuchen, gerade recht. In den Sommerferien packt sie eine Tasche und reist mit ihrer 15-jährigen Tochter Lily in ihre alte Heimat. Ihre Großelter väterlicherseits sind viele Jahre zuvor von Russland in den Iran ausgewandert, haben dort das Café Leila eröffnet und sich in das Land und die Kultur verliebt. Noors Vater Zod führt immer noch dieses Café, das zwischenzeitlich um ein Hotel erweitert wurde, gemeinsam mit langjährigen Angestellten, die fest mit dem Café und der Familie verbunden sind.
Der Roman schlägt einen Bogen zwischen dem weltoffenen Persien damals und der teils rauen und gewalttätigen Wirklichkeit heute. Insbesondere für Lily ist es nicht immer leicht, die ihr fremde Kultur zu verstehen und zu akzeptieren. Aber auch ihre anfängliche Ablehnung wird durch de Zauber des Cafés und der dort lebenden Menschen nach einer Weile gebrochen. Das Café bildet eine Art Oase in der manchmal harten Wirklichkeit Teherans heute. In Rückblenden erhält der Leser einen Einblick in die nicht immer einfache Familiengeschichte der Familie Yadegar, der gegenseitige Liebe und Vertrauen insbesondere bei der Bewältigung schwieriger Zeiten eine Stütze war.
Donia Bijan schafft mit ihrer bildhaften und oft poetischen Sprache ein lebendiges Bild vom Leben in diesem für mich fremdartigen Land. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, die Gerüche aus der Küche des Cafés in der Nase spüren zu können, das fröliche Lachen der Menschen im Café klang in meinen Ohren, ich habe Tränen der Freude, der Trauer und des Entsetzens geweint und selten ein Buch erlebt, dass mich derart berührt. Donia Bijan zeigt die widersprüchlichen Seiten dieser faszinierenden Stadt, Noor ist das Bindeglied zwischen der westliche Welt und den Besonderheiten der persischen Kultur.
Donia Bijans Debütroman, der im Juli 2018 im Ullstein-Verlag erschienen ist, hat mich auf 384 begeistert und ist für mich persönlich eine der Buchhighlights des Jahres.

Veröffentlicht am 18.06.2018

spannendes Thrillerdebüt

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Lars Schützs Debüt, das im Juni im Ullstein-Verlag erschienen ist, erzählt auf 384 Seiten eine spannende und temporeiche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Im Westerwald wird in einem Gehege eines ...

Lars Schützs Debüt, das im Juni im Ullstein-Verlag erschienen ist, erzählt auf 384 Seiten eine spannende und temporeiche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Im Westerwald wird in einem Gehege eines Wildparks eine grausam zugerichtete Leiche aufgefunden, ein laienhaft eintätowiertes „A“ lässt die Ermittler gleich auf eine gezielte Tat schließen. Nahezu zeitgleich wird wenig entfernt eine weiter Leiche aufgefunden, auch diese mit einer Tätowierung gezeichnet. Diesmal ist es der Buchstabe „B“, offensichtlich treibt hier ein Serienmörder ein perfides Spiel. Jan Grall und Rabea Wyler, Profiler des LKA in Frankfurt, werden zur Unterstützung der schnell eingerufenen SOKO „Alphabetmörder“ hinzugezogen. Für Jan Grall ist es die Rückkehr in die Heimat seiner Jugend, die er einige Jahre zuvor nach einschneidenden Ereignissen fluchtartig verlassen hat, neben der Lösung des Falls hat er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Die Zeit drängt, denn es wird nicht nur eine weitere Leiche mit dem Buchstaben „C“ gefunden, sondern vor Jan Gralls Hotelzimmer wird der Buchstabe „Z“ als drohende Botschaft auf die Wand gemalt.
Der Thriller dreht sich um eine Serie von sehr brutalen Morden, die Schilderungen der Taten sind jedoch moderat gehalten, verzichten auf blutrünstige Details und lassen viel Raum für Kopfkino, was mir positiv aufgefallen ist, da ich seitenweise brutale Schilderungen von Gewalt als abstoßend und unangemessen empfinde. Es gibt wechselnde Spuren, verschiedene Personen verhalten sich verdächtig, heiße Spuren erweisen sich als Finte. Der Leser rätselt mit, die Charakterisierung der Hauptfiguren habe ich als gelungen und nachvollziehbar empfunden, der zunehmende Druck und die zeitweise Frustration wirken fast greifbar. Die psychopathische Figur des Täters kommt allerdings in meinen Augen etwas kurz, seine Beweggründe werden fast ausschließlich von Außen analysiert, Nähe zu den Taten entsteht nur durch Szenen, in denen ein gefangenes Opfer sein Martyrium beschreibt. Die Motivation zu den Taten in diesem Ausmaß habe ich als nicht wirklich plausibel empfunden, die Geschichte ansich ist aber komplex und spannend erzählt. Jan Grall als zentrale Figur ist ein interessanter Charakter, über den man in diesem Band einiges erfährt, er dürfte aber auch in Folgebänden für die eine oder ander Überraschung gut sein. Ich werde den Autor und diese Thrillerreihe im Auge behalten.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Frauenpower durch die Jahrhunderte

Power Women – Geniale Ideen mutiger Frauen
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Dieses Buch erzählt in wundervoll illustrierter Form die Geschichten von 25 Frauen, die mit ihrem Handeln einen wichtigen Einfluss darauf hatten, dass unsere Welt so geworden ist, wie wir sie kennen. Diese ...

Dieses Buch erzählt in wundervoll illustrierter Form die Geschichten von 25 Frauen, die mit ihrem Handeln einen wichtigen Einfluss darauf hatten, dass unsere Welt so geworden ist, wie wir sie kennen. Diese Frauen haben auf ganz unterschiedliche Weise gewirkt, „eines haben alle diese Frauen gemeinsam: Sie sind oder waren Feministinnen — das heißt, sie sind der Überzeugung, dass Männer und Frauen ebenbürtig sind. (Was sie selbstverständlich sind.) Und sie haben sich geweigert, Männern den Lauf der Geschichte zu überlassen.“ Dieses Zitat aus dem Vorwort spiegelt gut die Kernaussage des Buches wieder, es will heutigen jungen Mädchen Mut machen, die eigenen Stärken zu entwickeln und selbstbewusst ihren eigenen Weg zu gehen.
Jeder der ausgewählten 25 Frauen, die in unterschiedlichen Epochen der Geschichte bis zur Gegenwart gelebt haben, sind dabei 4 Seiten gewidmet. In Kurzform werden Informationen zur Biografie der jeweiligen Person gegeben sowie zu ihren bemerkenswerten Taten oder Eigenschaften. Neben einer großformatigen Illustration der Figur wird jeweils noch ein passendes
Zitat angegeben und ein schöner Bezug zu den Leser/innen geschlossen. Zu aktuellen Fragen oder Problemen, die junge Mädchen von heute beschäftigen wird eine Frage gestellt und darüber spekuliert, wie die jeweilige berühmte Persönlichkeit in diesem Fall gehnadelt hätte.
Das Buch enthält eine schöne Mischung von bekannten und weniger Bekannten Frauen, die großes geleistet haben, dabei wird ein Bogen gespannt von der Antike mit Kleopatra bis zu Malala heute.
Einige Frauen haben besonders mutig gehandelt, sich für ein Anliegen eingesetzt, andere haben in der Wissenschaft großes geleistet, was gerade für Frauen in der Vergangenheit kein einfaches Feld war. Bei diesen 25 Frauen ist bestimmt eine dabei, mit der sich ein junges Mädchen von heute identifizieren und sich zum Vorbild wählen kann. Die Informationen sind jeweils knapp gehalten und vereinfacht aber für die Zielgruppe verständlich formuliert. Sie bieten aber vielleicht den Anreiz, sich mit der einen oder anderen Persönlichkeit in weiterführender Literatur näher zu beschäftigen.
Am Ende runden ein Persönlichkeitstest, in dem die Leser/innen ihre Stärken ermitteln können, und eine Zeitleiste das Buch ab. Mir hat das Buch mit seiner abgerundeten Mischung gut gefallen, es bietet einen leicht verständlichen Einstieg in Geschichtsthemen und kann junge Mädchen von heute darin bestärken, selbstbewusst ihren Lebensweg zu suchen.

Veröffentlicht am 05.06.2018

zu wenig Thrill, zu sehr Beziehungsgeschichte

The Stranger - Wer bist du wirklich?
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Bei Skia Sarginsons neuem Buch „The Stranger - Wer bist du wirklich?“ habe ich aufgrund der Veröffentlichung im Verlag beTHRILLED by Bastei und der Beschreibung einen spannenden Thriller erwartet, es handelt ...

Bei Skia Sarginsons neuem Buch „The Stranger - Wer bist du wirklich?“ habe ich aufgrund der Veröffentlichung im Verlag beTHRILLED by Bastei und der Beschreibung einen spannenden Thriller erwartet, es handelt sich jedoch in erster Linie um ein emotionales Beziehungsdrama mit einigen rätselhaften Ereignissen, selbst für die Einstufung als romantischer Thriller fehlt es meiner Meinung nach an Tiefe und Spannungsmomenten.
Angesiedelt ist die Geschichte in einem kleinen, beschaulichen englischen Dorf, in dem allerdings die Idylle trügt und einiges nicht so ist wie es scheint.
Gleich zu Beginn gibt es eine dramatische Szene, als Eleanor Zeugin wird, wie ihr Ehemann William bei einem Autounfall ums Leben kommt. Eleanor ist verunsichert, denn es passt so gar nicht zu Williams Charakter, dass er derart über die Landstrasse rast und dabei auch noch große Mengen Alkohol im Blut hat. Hinweise, dass William sie betrogen haben könnte, erschüttern ihr Bild von ihrem Ehemann. Hatte er noch weiteres vor ihr verborgen? Aber auch Eleanor selbst trägt seit vielen Jahren ein Geheimnis mit sich herum. Trost findet sie in der Arbeit in ihrer Bäckerei und wenig später in dem kurz nach ihr verwitweten Gutsbesitzer David Mallory. Auch der Wanderarbeiter Luca, der sich um den Garten ihres Cottages kümmert, wird zu einem wichtigen Begleiter.
Zwar flicht die Autorin in die Geschichte einige Ungereimtheiten ein und sät Zweifel an der Integrität einiger Charaktere, das wirkt aber insgesamt zu bemüht, um Nervenkitzel zu erzeugen. Eleanor als Hauptfigur handelt zu gleichmütig, auf auf Anfeindungen ihr gegenüber, ihre Emotionen wirken nicht glaubhaft, es kommt keine Atmosphäre auf.
Erst auf den letzten gibt es ein paar dramatische Entwicklungen, die Auflösung kann jedoch nicht wirklich überraschen, dazu fehlt dem Buch die Raffinesse, es ist zu vorhersehbar, wer hier zu den Bösen und we zu den Guten gehört. Das Buch ist flüssig zu lesen für meinen Geschmack aber zu seicht gehalten.

Veröffentlicht am 02.06.2018

spannender aber eher knapper Fortsetzungsband zu Teufelskälte

Der einsame Bote
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„Der einsame Bote“ von Gard Sveen ist der insgesamt dritte Band um den norwegischen Ermittler Tommy Bergmann und die direkte Fortsetzung des Krimis „Teufelskälte“. Er wird zwar von den Ullstein Buchverlagen ...

„Der einsame Bote“ von Gard Sveen ist der insgesamt dritte Band um den norwegischen Ermittler Tommy Bergmann und die direkte Fortsetzung des Krimis „Teufelskälte“. Er wird zwar von den Ullstein Buchverlagen beworben als geeignet für Fans und Neueinsteiger, in meinen Augen baut dieser aktuelle Band aber stark auf der Vorgeschichte auf. In „Teufelskälte“ hatte Tommy Bergmann mit grausamen Morden an jungen Mädchen zu tun, deren Serie seit seinem Einstieg bei der Polizei beschäftigt. Am Ende ist der Fall nur scheinbar gelöst, denn es tauchen Hinweise auf, dass der Verdächtige Jon-Olav Farberg nicht wie gedacht ums Leben gekommen ist, sondern erneut ein junges Mädchen gekidnappt hat. Tommy Bergmann steht mit seinen Zweifeln jedoch allein da, seine Kollegen bei der Polizei und die Staatsanwaltschaft wenden sich von ihm ab, ihm droht eine Suspendierung, wenn er seine Ermittlungen nicht einstellt. Doch Tommy sieht eine Chance, dass die 13-jährige Amanda noch lebt, eine Spur zu einer Sekte, die in grausamen Ritualen junge Mädchen opfert, weckt in ihm die Hoffnung, den Fall doch noch lösen und weiter Morde verhindern zu können. Im Alleingang reist Tommy nach Litauen und gerät dort in einige brenzlige Situationen, er zieht lediglich seine Kollegin Susanne Bech ins Vertrauen, die aufgrund von Hinweise zu weiteren Morden zunehmend an Tommys Theorie glaubt.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden ist dieser Krimi mit 304 Seiten eher kurz, dies macht sich auch in der Komplexität bemerkbar und trägt zu dem Eindruck bei, lediglich eine Fortsetzung zu sein. Als Fan der Reihe waren mir die Charaktere weitgehend bekannt, trotz kurzer Rückblenden auf die Vorgeschichte dürfte es Neueinsteigern aber schwer fallen, die Anspielungen und Nuancen der Persönlichkeiten zu verstehen. Im Verlauf der Geschichte gibt es jedoch auch hier einige falsche Fährten und unerwartete Entwicklungen ebenso wie einen actionreichen Showdown. Der Fall um die ermordeten Mädchen ist diesmal gelöst, es gibt jedoch auch diesmal einige los Fäden insbesondere um die Hauptfigur Tommy Bergmann, die auf einen weiteren Band hoffen lassen, der hoffentlich an die Qualität der Vorgänger anknüpfen kann.