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Veröffentlicht am 06.11.2017

Schnelle Tipps für weihnachtliche Dekorations- und Geschenkideen

Weihnachten kommt immer so plötzlich!
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„Weihnachten kommt immer so plötzlich“, das haben vermutlich viele schon einmal gedacht. Für alle, die dennoch nicht auf festliche Weihnachten und eine besinnliche Adventszeit verzichten wollen, bietet ...

„Weihnachten kommt immer so plötzlich“, das haben vermutlich viele schon einmal gedacht. Für alle, die dennoch nicht auf festliche Weihnachten und eine besinnliche Adventszeit verzichten wollen, bietet dieses Buch eine Art Leitfaden und Ideen, wie man mit wenigen Mitteln und etwas Kreativität die Tage vor dem Fest meistert und ohne großen finanziellen Aufwand weihnachtlichen Schmuck und kleine Geschenke selber machen kann.
Der Stil der Ideen ist jung und modern, das muss man mögen, die klassischen Strohsterne oder Keksrezepte wird man vergeblich suchen.
Das Buch startet mit einer Checkliste für die Weihnachtszeit mit Punkten, die wichtig sind oder sein könnten. Beim Durchgehen der Liste merkt man schnell, dass die Autorin diese Zeit mit Humor betrachtet, es geht nicht um Perfektion, sondern um pragmatische Lösungen.
Das Buch ist nicht nur zum Anschauen und lesen da, es können Listen ausfüllt werden zum Beispiel für Geschenkwünsche und Ideen, auf den letzten Seiten gibt es Bastelmaterial zum Heraustrennen und Ausschneiden.
Die Anregungen reichen von schnellen Alternativen für einen Adventskranz, Ideen für einen Adventskalender über Bastelanleitungen für Adventsschmuck und individuelle Verpackungen bis zu handgemachter Tischdeko und einer besinnlichen Geschichte zu Weihnachten.
Vieles von den benötigten Materialien bringt das Buch mit, hat man sowieso zuhause oder sind einfach zu beschaffen, das gefällt mit ausgesprochen gut.
Mir haben die Gestaltung und die Ideen gut gefallen, sie sind mit ein wenig Geschick schnell umgesetzt, beim Durchblättern habe ich gleich ein paar Seiten markiert, die mir besonders gut gefallen haben und die auch auf jeden Fall ausprobieren werde.
Für den Preis von 14,99 Euro könnte man sich auch schon einiges an Deko kaufen, für die begrenzte Zahl der Ideen im Verhältnis zum Preis gibt es einen Punkt Abzug.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Spannend erzählte Mischung aus Fiktion und Tatsachenbericht

Wer ist B. Traven?
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Eine gute Frage, allerdings muss ich zugeben, dass ich darüber bisher nie nachgedacht habe. Der Name sagte mir nichts, der Titel eines seiner berühmtesten Werkes schon, zumindest kenne ich die Verfilmung ...

Eine gute Frage, allerdings muss ich zugeben, dass ich darüber bisher nie nachgedacht habe. Der Name sagte mir nichts, der Titel eines seiner berühmtesten Werkes schon, zumindest kenne ich die Verfilmung von „Der Schatz der Sierra Madre“. Der Name des Autors ist ein Pseudonym, dessen Geheimnis nie gelüftet wurde? Das klingt nach einer interessanten Geschichte, die meiner Meinung nach in diesem Buch auf sehr spannende und authentische Art umgesetzt wurde.
Torsten Seifert lässt den jungen amerikanischen Journalisten Leon Borenstein auf die Suche gehen nach dem Geheimnis, das hinter dem Pseudonym B.Traven steckt. Zu dieser Zeit wird in Mexiko gerade von John Houston der Film zu „Der Schatz der Sierra Madre“ gedreht, als Berater ist ein Mitarbeiter B.Travens mit am Set, Leon möchte sich an die Fersen dieses Hal Croves heften. Aufhänger für Leons Reise an den Set ist ein Interview mit dem auch damals schon berühmten Humphrey Bogart, zu dessen Leben und Persönlichkeit es ganz nebenbei ein paar interessante Einblicke gibt.
Das Buch ist keine trockene Biographie sondern spinnt in einer ausgewogenen Mischung aus Fakten und Fiktion eine ganz eigene Geschichte. Erzählstil und Handlung erinnern an einen Film aus den 40er Jahren. Es entstehen lebendige Bilder der Zeit, die Faszination an der Persönlichkeit dieses Autors mit seinen vielschichtigen Fassetten hat auch mich während der Lektüre gepackt, so dass ich nebenbei im Internet nicht nur nach zusätzlich Material über B.Traven sondern auch nach Informationen über die Schauplätze seiner Wahlheimat Mexiko gesucht habe.
Der Roman greift verschiedene Theorien um die Identität Travens auf, die seine Hauptfigur Leon auf reisen nach Mexiko und Europa mit interessanten Persönlichkeiten zusammen bringen. So erfährt der Leser nach und nach mehr über die Werke und Aussagen des Autors aber auch über das Leben in Mexiko, das in dessen Hauptwerk eine große Rolle spielt. Leon erlebt auf seiner Reise einige Abenteuer, hier schweift der Roman für meine Begriffe manchmal etwas sehr ab, die detailreichen Schilderungen von Gewaltszenen waren mir zu viel und für den Verlauf der Geschichte so nicht notwendig.
Insgesamt vermittelt das Buch aber den Eindruck, nach umfassenden Recherchen einen sehr ausgewogenen und lebendig erzählten Einblick zu geben in den Mythos um diesen beeindruckenden Autor, dessen persönliche Geschichte ähnlich interessant ist wie seine Werke selbst.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Das Buch entsprach nicht meinen Erwartungen

Die Schlange von Essex
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Ein Buchpreis und die interessant klingende Beschreibung des Klappentextes haben mich neugierig gemacht, das Buch ist aber im Verlauf zunehmend abgeflacht, zudem konnte ich dem extrem poetischen Sprachstil ...

Ein Buchpreis und die interessant klingende Beschreibung des Klappentextes haben mich neugierig gemacht, das Buch ist aber im Verlauf zunehmend abgeflacht, zudem konnte ich dem extrem poetischen Sprachstil keine Zugang finden.
Eine der Hauptfiguren des Romans ist Cora Seaburne, die sehr jung in die Ehe mit einem älteren Mann gedrängt wurde, der sich als sehr dominant entpuppt hat und Cora psychisch und physisch Gewalt angetan hat. Der gemeinsame Sohn hat sich in zunehmende Zwangshandlungen und seine eigene Welt zurückgezogen und ihr so mehr und mehr entglitten. Trost haben Cora ihre treue Zofe Martha gespendet und ihr Interesse in die Wissenschaften, speziell in die provokanten Thesen Charles Darwins. Nach dem Tod ihres Mannes genießt Cora ihre neu gewonnene Freiheit und flieht aus dem ungeliebten Heim an die Küste von Essex. Dort wird sie mit einer Geschichte konfrontiert, die dort gerade kursiert und die Bewohner am Rande des Blackwater-Flusses und der Küste in Schrecken versetzt. Ein Ungeheuer in Gestalt einer geflügelten Schlage treibt in der Region sein Unwesen wie schon einmal etwa 200 Jahre zuvor, es soll unter anderem Menschenleben auf dem Gewissen haben. Während bei der Bevölkerung in erster Linie der Aberglaube geschürt wird, ist Coras Forscherdrang geweckt, in der Entlarvung des Ungeheuers sieht sie eine spannende Aufgabe, reist in die Gegend an der Mündung des Flusses und mietet dort sogar ein Häuschen. Dort macht sie Bekanntschaft mit dem Dorfpfarrer Will Ransome, dem Coras offenes und intelligentes Wesen gefällt. Anfangs entspinnen sich zwischen beiden interessante Gespräche über die widersprüchlichen Standpunkte von Wissenschaft und Theologie, trotz ihrer gegensätzlichen Haltungen fühlen sich beide zueinander hingezogen, ihre Gefühle überlagern nach und nach den angeregten Austausch.
In weiteren Handlungssträngen stehen der Mediziner Luke Garett mit seinen in dieser Zeit provokanten Methoden im Vordergrund und auch Coras Zofe Martha mit ihrem politischen Engagement für die unterdrückte Arbeiterklasse.
Nach einem lebendig erzählten Beginn und interessanten Exkursen in die damals umstrittenen Welt der Wissenschaft und Politik flacht das Buch leider immer mehr ab, konzentriert sich auf die unglücklichen Liebesgeschichten und verliert sich in blumigen bis gestelzt poetischen Umschreibungen.
Es ist in meinen Augen ein generelles Problem des Buches, dass es aufgrund der sehr beschönigend bildhaften Sprache zu sehr an der Oberfläche bleibt auch bei solch ernsten Themen wie den sozialen Problemen der Arbeiterklasse und der Wohnungssituation in London.
Sarah Perry wird sehr beeinflusst von der Literatur des viktorianischen Zeitalters und hat die Sprache ihres Debüts bewusst diesem Stil angepasst, das muss man mögen, mir ist das insgesamt zu schwülstig und melodramatisch, das thematisch ansprechende Buch nimmt sich so viel an Glaubwürdigkeit.

Veröffentlicht am 10.10.2017

kein Roman für zartbesaitete Seelen

Und es schmilzt
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Lize Spits Debüt „Und es schmilzt“ ist kein Roman für zartbesaitete Seelen. Wer in die ersten Seiten hineinliest erwartet vielleicht eine rätselhafte Geschichte über ein einschneidendes Ereignis in der ...

Lize Spits Debüt „Und es schmilzt“ ist kein Roman für zartbesaitete Seelen. Wer in die ersten Seiten hineinliest erwartet vielleicht eine rätselhafte Geschichte über ein einschneidendes Ereignis in der Jugend der Erzählerin, im Verlauf wurden sowohl Inhalt und Sprache jedoch zunehmend direkter, beklemmender und schockierender.
Auf den ersten Seiten passiert nicht viel. Der Leser lernt die Erzählerin Eva kennen, die einer Einladung folgend mit dem Auto in das Dorf ihrer Kindheit zurückkehrt, im Gepäck einen großen Eisblock in einer Kühlbox.
In Rückblicken erinnert sie sich an ihre Kindheit, an ihre Freundschaft mit Pim und Laurens, die sich eigentlich mehr zufällig ergeben hat, weil in Bovenmeer im Jahr 1988 nur sie drei geboren wurden und als Beiklasse in der Grundschule zu einer eingeschworenen Gemeinschaft wurden. Wie bei den „Drei Musketieren“ lautet ihr Motto „einer für alle – alle für einen“.
Je näher Eva auf ihrer Reise dem Dorf kommt, umso konkreter werden die Erinnerungen. Es ist von Anfang an klar, dass sich im Jahr 2002 im Sommer etwas Folgenschweres ereignet haben muss, doch das bleibt lange im Unklaren. Wie der Eisblock nur langsam schmilzt, bricht auch Evas Schutzpanzer nur zögerlich auf, bis sie nach dem Besuch ihres Elternhauses umso schonungsloser das Geschehen in aller Wucht schildert.
Allerdings zeigen sich auch vorher im Verlauf der Geschichte schon Risse auf. Da sind Evas Eltern, die aufgrund von Alkoholproblemen mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind, Evas kleine Schwester Tesje, die zunehmend in ihren Zwangshandlungen gefangen ist, Eva selbst, die mit der ihr aufgebürdeten Verantwortung überfordert ist ebenso mit den Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt und die sich zunehmend in der Freundschaft zu Pim und Laurens unwohl fühlt. Lize Spit spricht diese Dinge nicht direkt aus, der Leser muss diese Entwicklungen aus Evas Anmerkungen herauslesen, muss sich auf ihre Gefühle einlassen, um die Geschichte zu verstehen. Umso tiefer wird man am Ende von der Wucht des tatsächlichen Geschehens getroffen.
Im der ersten Hälfte habe ich das Buch als eher langatmig empfunden, am Ende blieb ein schaler Nachgeschmack und es fällt mir schwer, die Bilder sinnloser und schonungsloser Brutalität aus dem Kopf zu bekommen, die Lize Spit mit ihren detaillierten Schilderungen dort hineingeplatzt hat. Der Verlag beschreibt das Buch zurecht mit „Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt“

Veröffentlicht am 30.09.2017

eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Lebensgeschichte

So, und jetzt kommst du
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Nach der Lektüre dieses Romans mag man kaum glauben, dass der Autor tatsächlich seine Familiengeschichte aufgeschrieben hat, so unfassbar ist das, was er hier sein jugendliches Ich schildern lässt. In ...

Nach der Lektüre dieses Romans mag man kaum glauben, dass der Autor tatsächlich seine Familiengeschichte aufgeschrieben hat, so unfassbar ist das, was er hier sein jugendliches Ich schildern lässt. In dieser wahren, erfundenen Geschichte bleibt offen, was tatsächlich passiert und was dazu erfunden wurde, die schlichte und zum Teil distanziert wirkende Erzählung hat mich in jedem Fall beim Lesen durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt zwischen Mitleid, Entsetzen, Abscheu und Traurigkeit.
Es beginnt scheinbar harmlos mit der Schilderung des Lebens einer scheinbar ganz normalen Familie. Vater, Mutter drei Kinder und zwei Hunde, der Vater arbeitet in einem Autohaus und träumt davon, dass die Prophezeiung einer Wahrsagerin in Erfüllung geht, die ihm großen Reichtum vorhergesagt hat.
„Es steht eben jeden Tag ein Dummer auf“, lautet das Lebensmotto des Vaters. „Es gibt eben Dummköpfe. Man muss sie nur finden. Oder, besser noch, sich von den Dummköpfen finden lassen.“ Doch die kleinen Geschäfte des Vaters gehen nicht immer gut, die Kinder finden es spannend, sich ab und zu vor der Polizei zu verstecken und in neue Häuser zu ziehen, weil die Eltern es ihnen als Abenteuer verkaufen. Eines Tages, der Ich-Erzähler ist 13 Jahre alt, ist der Vater doch zum großen Geld gekommen, die Eltern feiern begeistert, brechen zuhause alle Zelte ab und reisen in einer Nacht-und Nebel-Aktion mit der Familie nach Frankreich an die Côte d’Azur. Auch der 13-jährige Sohn genießt die Freiheit und die Sonne des Südens und will die Risse nicht wahrhaben, die sich nach und nach aufzeigen, je mehr das ergaunerte Kapital zur Neige geht, sondern bewundert den Ideenreichtum des Vaters, der seine Mitmenschen mit seinem Charme um den Finder wickelt. Als dann Interpol auf ihre Spuren kommt, gehen die Flucht und der Absturz der Familie weiter.
Mit der Zuspitzung der Ereignisse ändert sich auch die Stimmung der Erzählung, der Leser leidet insbesondere mit den Kindern mit, die zunächst naiv wirken und dann erwachsener als ihre Eltern, die nicht nur vor der Polizei sondern auch vor der Realität auf der Flucht sind.
Die Schilderungen sind teils schlicht, teils naiv und treffen dann mit ihren verstörenden Details mitten ins Herz, eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Reise in die Vergangenheit.