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Veröffentlicht am 16.07.2024

Persönliche Anekdoten über strukturelle Probleme

Potenziell furchtbare Tage
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Mir fällt es sehr schwer, eine richtige Rezension zu „Potenziell furchtbare Tage“ von Bianca Jankovska zu schreiben und zusammenzufassen, ob und wem ich dieses Buch empfehlen würde. Für mich ist es interessantes ...

Mir fällt es sehr schwer, eine richtige Rezension zu „Potenziell furchtbare Tage“ von Bianca Jankovska zu schreiben und zusammenzufassen, ob und wem ich dieses Buch empfehlen würde. Für mich ist es interessantes Werk, das viele spannende Themen anspricht und den Leser:innen interessante Ansätze und Gedankenexperimente, vor allem zu den Themen Arbeit/Anti-Work und Menstrual Health aufzeigt. Es ist aber auch in der Hauptsache ein sehr persönliches Buch, nur an manchen Stellen gibt es dann wieder sehr viele Zahlen und Fakten - für mich war das leider nicht immer eine gelungene Mischung (vermutlich, weil es meinen Erwartungen, die ich aufgrund des Titels und des Klappentextes hatte, nicht gerecht wurde). Wer ein reines Sachbuch erwartet, wird mit diesem Buch vermutlich nicht glücklich und für mich las es sich auch mehr wie ein Blog oder Newsletter. Naturgemäß haben mich natürlich auch einige der Themen etwas weniger interessiert als andere und manches hätte ich mir gern ausführlicher gewünscht. Ich mag aber die Art und Weise, wie die Autorin schreibt und ich finde auch ihre ehrliche und authentische Herangehensweise beim Schreiben dieses Buches, die Aufklärung und das Umdenken inspirierend. Selbst wenn ich mit manchen Positionen nicht übereinstimme, so finde ich mehr Vielstimmigkeit in Diskussionen, gerade wenn es um unsere Gesundheit in der Arbeitswelt geht, sehr sehr wichtig.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Ein Buch wie eine Umarmung

Bücher und Barbaren
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Ich habe vor der Lektüre schon viel von Travis Baldree gehört, mich aber zunächst nie an seine Bücher gewagt, weil ich nicht wusste, ob mir das "Cozy Fantasy"-Genre so zusagt. Das hat sich nach "Bücher ...

Ich habe vor der Lektüre schon viel von Travis Baldree gehört, mich aber zunächst nie an seine Bücher gewagt, weil ich nicht wusste, ob mir das "Cozy Fantasy"-Genre so zusagt. Das hat sich nach "Bücher und Barbaren" definitiv geändert.

Zwar hat es ein paar Seiten gedauert, bis ich mich so richtig in die Geschichte hineingefunden habe, aber einmal drin, lernt man die diversen Charaktere, ihre Dynamik und Beziehungen untereinander, und ganz besonders das Setting einfach schnell zu lieben. Die Geschichte um die Ork-Kriegerin Viv (endlich mal ein Ork als Hauptcharakter!), die sich darum kümmert, einen alten Buchladen wieder auf Vordermann zu bringen, war nicht nur herzerwärmend schön und unterhaltsam geschrieben, sondern hat mich auch dazu gebracht, noch vor dem Beenden "Magie und Milchschaum" zu bestellen (das Buch, dessen Vorgeschichte in "Bücher und Barbaren" erzählt wird) und direkt im Anschluss zu lesen. Und das hat mir sogar noch mehr gefallen! Einfach eine wirklich tolle und empfehlenswerte Reihe.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Debütroman mit Potential

Das Gegenteil von Erfolg
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Die Autorin Eleanor Elliott Thomas platziert die Lesenden in ihrem Debütroman "Das Gegenteil von Erfolg" mitten in einen turbulenten Tag im Leben zweier Freundinnen, Lorrie und Alex. Was sich anfangs tatsächlich ...

Die Autorin Eleanor Elliott Thomas platziert die Lesenden in ihrem Debütroman "Das Gegenteil von Erfolg" mitten in einen turbulenten Tag im Leben zweier Freundinnen, Lorrie und Alex. Was sich anfangs tatsächlich vielversprechend und - wie die Inhaltsangabe verspricht - frisch, cool und schlau liest, wird leider trotz (oder vielleicht wegen) der Vielzahl an Thematiken, die hier in die sehr kompakte Prämisse hineingewebt wurden, stellenweise langatmig und auch etwas unglaubwürdig. Das ist schade, denn eigentlich bieten die Protagonistinnen, die sich hier durch das moderne Alltagschaos kämpfen und mit ihren Handlungssträngen gute Gegengewichte zueinander bilden, auch einiges an Identifikationspotential.

Auch wenn mich "Das Gegenteil von Erfolg" letztlich nicht ganz abgeholt hat, mochte ich die Ideen, den Humor und auch den Schreibstil der Autorin. Vor allem die Idee, dass sich die Geschichte an einem einzigen Tag abspielt, fand ich super, nur haben die vielen Rückblenden und die fehlende Kurzweiligkeit beim Lesen das Ganze leider etwas mühsam gemacht. Alles in allem handelt es sich aber trotzdem um ein interessantes Debüt, das mal ganz anders war als die Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Wenig Chemie, viel Oberflächlichkeit

The Idea of You
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"The Idea of You" ist - was der Titel schon anklingen lässt - eine Fantasie. Eine Fantasie von Liebe/Anziehung auf den ersten Blick und davon, mit einem gleichermaßen berühmten wie begehrten Popstar zusammenzusein. ...

"The Idea of You" ist - was der Titel schon anklingen lässt - eine Fantasie. Eine Fantasie von Liebe/Anziehung auf den ersten Blick und davon, mit einem gleichermaßen berühmten wie begehrten Popstar zusammenzusein. Aber es gibt ein Problem, nämlich den Altersunterschied zwischen der 40-jährigen Protagonistin Solène Marchand und dem 20-jährigen Boyband-Mitglied Hayes Campbell.

Und da setzt für mich schon einer der größten Kritikpunkte an. Natürlich muss man bei so einem Altersunterschied erwarten, dass dieser thematisiert wird. Aber die Art und Weise, wie das hier geschieht, ist langweilig, stellenweise sehr unangenehm (denn der Altersunterschied ist sehr groß), gleichzeitig aber oberflächlich und ohne wirklichen Nachhall. Auch schafft Robinne Lee es bis zuletzt nicht, mich wirklich davon zu überzeugen, dass die beiden sich lieben (bei der einen Person noch weniger als bei der anderen). Beim Lesen der Dialoge habe ich mir häufig fassungslos an den Kopf gefasst (reden hier wirklich erwachsene Menschen miteinander?), meistens geht es aber ohnehin nur um Körperlichkeiten und Sex.

Oben drauf konnte ich mich mit Solène auch nicht wirklich identifizieren und mich auch nicht in sie hineinversetzen. Da wäre mir persönlich selbst ein "Girl Next Door"-Klischee lieber gewesen, als von einer gut betuchten französischen Galeristin zu lesen, deren Gerede über Kunst in mir leider so gar nicht das Bedürfnis auslöst, mich auch damit zu beschäftigen. Auch hat sie sich stellenweise als sehr oberflächliche Person entpuppt, die extrem auf das Aussehen ihrer Mitmenschen fixiert ist und in mir manchmal ein Gefühl der Fremdscham ausgelöst hat.

Das interessanteste Thema, das die Geschichte hergab, war für mich daher definitiv der Umgang mit freiwilliger und unfreiwilliger Berühmtheit. Alles in allem kann ich mir aber trotzdem gut vorstellen, dass "The Idea of You" eine klassische "liebt man oder hasst man"-Geschichte ist und ich wahrscheinlich einfach nur nicht zur Zielgruppe gehöre.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Atmosphärisches Debüt

Die Tage des Wals
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"Die Tage des Wals" ist ein historischer Roman, der auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste kurz vor dem Zweiten Weltkrieg spielt. Die Geschichte ist mehr oder weniger das Coming-of-Age einer ...

"Die Tage des Wals" ist ein historischer Roman, der auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste kurz vor dem Zweiten Weltkrieg spielt. Die Geschichte ist mehr oder weniger das Coming-of-Age einer jungen Frau namens Manod. Sie lebt mit ihrem Vater, einem Hummerfischer, und ihrer jüngeren Schwester Llinos zusammen ein Leben, das vor allem geprägt ist von Arbeit und den Begrenzungen der kleinen Insel - dem rauen Wetter, der geringen Anzahl an Bewohnern und der Entfernung zum Festland. Doch als ein Wal auf der Insel strandet, bringt er nicht nur sein eigenes kleines Ökosystem mit sich, das die Inselpopulation - Mensch wie Tier - beschäftigt, sondern auch zwei Ethnografen aus Oxford. Joan und Edward, die auf die Insel gekommen sind, um ihre Menschen und Bräuche zu studieren, sind es wiederum, die in Manod tiefsitzende Sehnsüchte befeuern.

Schon nach wenigen Seiten habe ich mich in Elizabeth O'Connors Worte verliebt, die mir Salz auf die Lippen zauberten und den Geruch von Fisch in meine Nase aufstiegen ließen. Zwar begegnet mir das Thema der abgelegenen Insel und dem monotonen Dasein in der Literatur in letzter Zeit häufiger, doch gerade vor diesem etwas anderen geschichtlichen Hintergrund schwingt bei diesem Roman permanent eine eindringliche, manchmal gar unheimliche Atmosphäre beim Lesen mit, obwohl alles sehr ruhig ist. "Die Tage des Wals" mag nicht unbedingt ein Unterhaltungsroman sein, ist aber ein faszinierend geschriebener Ausschnitt eines Lebens, der uns Ungleichheit und Ungerechtigkeit vor Augen führt, aber gleichzeitig auch sehr viel Raum für Interpretation und Gedanken lässt, zur eigenen Introspektion anregt und der daher nicht nur durch seine Kunstfertigkeit besticht, sondern auch noch eine Weile nachklingt. Ich bin mehr als gespannt auf weitere Werke der Autorin, die hier für mich auf jeden Fall bereits ein großes Talent unter Beweis gestellt hat.

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