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nina_maria

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2024

Vampires French Revolution

Scarlet
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Als ich gesehen habe, dass es ein neues Buch von Genevieve Colman gibt, war ich sofort Feuer und Flamme.
Das Cover spricht mich persönlich sehr an, weil es wirklich schöne Details hat auch einfach sehr ...

Als ich gesehen habe, dass es ein neues Buch von Genevieve Colman gibt, war ich sofort Feuer und Flamme.
Das Cover spricht mich persönlich sehr an, weil es wirklich schöne Details hat auch einfach sehr gut zu der ganzen Geschichte passt.

Grundsätzlich war Ichs er neugierig darauf, wie die Kombination aus Vampiren und der französischen Revolution umgesetzt wird. Dahingehend bin ich nicht enttäuscht worden. Mir hat die Verflechtung wirklich gut gefallen und obwohl die Geschichte an der ein oder anderen Stelle gebeugt werden musste, war das Gesamtbild sehr harmonisch und hat sich toll lesen lassen.

Gut hat mir auch gefallen, dass die Protagonistin Engländerin ist und wir somit ein weiteres Land mit Revolutionspotential haben. Die französische Revolution wird zumeist als „Einzelphänomen“ gesehen, als etwas, was sich zwar im Nachhinein auf ganz Europa ausgewirkt hat. Dass es aber auch unmittelbar in Nachbarstaaten zu Bewegungen kam und die Furcht vor einer Eskalation wie in Frankreich gerade unter den Monarchen und in der Aristokratie sehr groß war, wird meist nicht betrachtet. Von daher gefällt mir hier der Schnittpunkt mit England, weil das Potential für Folgebände sehr groß ist.

Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich die Protagonistin, Eleanor, sympathisch fand. Sie hat eine angenehme Entwicklung im Verlauf der Geschichte durchgemacht, weshalb sie durchaus authentisch wirkte.
Es gab allerdings auch einige Stellen im Buch, da konnte ich ihre Handlungen oder ihre Gedanken nicht ganz nachvollziehen. Auf der einen Seite ist sie ein Mädchen, dass manche Dinge vehement hinterfragt, andererseits nimmt sie einiges, was hinterfragt erden sollte, einfach so hin oder lässt es auf sich zukommen. Das hat ihrer Nachvollziehbarkeit bzw. ihrer Authentizität an einigen Stellen einen Abbruch getan, der mich wirklich gestört hat.

Die Liga des Scarlet Pimpernel hat mir charakterlich auch gut gefallen. Es war eine bunt gemischte Truppe, was eine gute Dynamik zu folge hatte.
Was den „Chef“ betrifft, so bin ich mir jetzt, einige Zeit nach Beenden des Buches, immer noch nicht sicher, was ich von ihm halten soll. Einerseits wähnt er Eleanor in Sicherheit, braucht sie unbedingt und setzt Himmel und Hölle für sie in Bewegung, andererseits bringt er sie in vermeidbare Situationen, lässt sie im Dunkeln und auch mal völlig im Stich. Seine Handlungen werden von Eleanor nur teilweise hinterfragt, was wirklich etwas auf die Nerven schlägt.

Die Handlung als solche war für mich gut nachvollziehbar und vom Aufbau her auch logisch. Hin und wieder hat es sich gezogen. Die fehlende Dynamik im Mittelteil macht aber das letzte Drittel wieder wett. Hier geht es drunter und drüber und es passier wirklich viel. Fast schon zu viel.
Den Handlungsstrang rund um Marie Antoinette konnte ich nur bedingt nachvollziehen, sehe allerdings noch Chancen für die Fortsetzung hier anzuknüpfen.
Der Antagonist hat mir richtig gut gefallen, denn er ist ein Bösewicht mit Prinzipien. Er ist nicht einfach „böse“, sondern kämpft für etwas völlig nachvollziehbares, nämlich das Recht auf Gleichberechtigung. Man könnte hier ganz philosophisch fragen, ob er wirklich der Antagonist ist oder ob das nicht eher die Liga ist. Dieses Fass möchte ich aber nicht aufmachen.
Mit Anima gewinnt die Geschichte eine weitere Dimension und bietet mit einer weiteren Spezies auch wieder schönes ausbaufähiges Material für eine Fortsetzung.
Die sich anbahnende Lovestory ist für mich etwas paradox, weil ich sie einerseits schon fühle, andererseits aber auch gar nicht. Es wirkt irgendwie alles sehr schnell und gerade auf den letzten Seiten sehr gewollt. Irgendwo kann ich die Anziehung aber auch nachvollziehen. Ich würde für mich. Einfach folgenden Beziehungsstatus vergeben: Es ist kompliziert!

Summa Summarum ist es eine solide historische Fantasygeschichte. Sie hat ihre Stärken, sie hat aber auch ihre Schwächen, was ich aber voll okay finde. Es ist ein Buch, was man schön zwischendurch lesen kann, was unterhält und was gleichzeitig Geschichte etwas greifbarer macht. Man merkt, dass es sich hierbei um den ersten Teil einer Reihe handelt und ich bin wirklich sehr gespannt auf das, was uns da noch erwartet!

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Schmerzhaft, Bildgewaltig, Babel

Babel
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Dieses Buch ist für mich ein absolutes Jahreshighlight!
Für mich hatte es alles, was ein gutes Buch braucht und ich weiß jetzt schon, dass meine Rezension diesem wunderbaren Buch nicht gerecht werden wird. ...

Dieses Buch ist für mich ein absolutes Jahreshighlight!
Für mich hatte es alles, was ein gutes Buch braucht und ich weiß jetzt schon, dass meine Rezension diesem wunderbaren Buch nicht gerecht werden wird.

Robin, der Protagonist dieses Buches, wird in jungen Jahren von Professor Lovell aus Kanton nach London gebracht. Dort soll er fleißig Sprachen lernen, um irgendwann am Sprachinstitut „Babel“ in Oxford studieren zu können.
Schon zu Beginn fragt man sich, warum ausgerechnet Robin diese Ehre zuteil wird und was ihn so besonders macht. Im Laufe des Buches wird klar, warum er und seine Freunde ausgesucht wurden. Sie alle sind mit, in den Augen westlicher Personen“, „besonderen“ Muttersprachen aufgewachsen. Dies ist sehr wichtig für die Kernaufgabe Oxfords, nämlich das Silberwerken. Nur wer in den Sprachen wirklich lebt, in ihnen träumt und sie wie eine Muttersprache beherrscht und fühlt, kann in ihr silberwerken. Neben diese Tatsache besteht für Professor Lovell auch ein ganz persönliches Interesse daran, Robin mit nach London zu nehmen und ihn ausbilden zu lassen. In welchem Verhältnis der Junge und sein Ziehvater stehen, wird erst im Laufe der Handlung klar, aber schon von Anfang an besteht ein gewisser Verdacht.

Das Verhältnis zwischen den beiden ist und bleibt immer recht kühl und professionell.
Professor Lovell sieht in Robin vor allem ein Mittel zu Zweck und Robin ist in erster Linie dankbar die Cholera überlebt zu haben und seinen Wissensdurst stillen zu können. Er ist ein fleißiger Schüler, der nur einmal mit seinem Ziehvater aneinander gerät.
In einem großen Anwesen auf dem Land, außerhalb Oxfords lernt Robin fleißig sowohl alte Sprachen als auch chinesisch. Und obgleich das Verhältnis zum Professor wenig Herzlichkeit übrig hat, findet er diese in Mrs. Piper, der Haushälterin.
Diese behandelt ihn wie ihr eigenes Kind und versorgt ihn unvergleichlich.

Noch bevor er nach Oxford kommt, bemerkt Robin, dass er „anders“ ist, als der Professor oder der Besuch seine Freunde. Diese „Andersartigkeit“ hat allerdings weniger mit seiner Persönlichkeit oder seinen Fähigkeiten zu tun, als viel mehr mit der Tatsache, dass er schon rein äußerlich kein „Engländer“ ist.
Die betrifft auch Ramy und Victoire, die zusammen mit Letty, in seinem Jahrgang sind.

Die Autorin versteht sich meisterhaft darin unglaublich wichtige Themen wie Rassismus, seine Geschichte und Gleichberechtigung der Geschlechter in einem unglaublichen Roman zur Sprache zu bringen. So viele Situationen haben mir das Herz gebrochen, weil sie 1:1 heute auch noch so vorkommen. Und dann muss man sich mal begreifbar machen, dass wir uns im gebildeten Teil Englands im 19. Jahrhundert bewegen. Rassismus als immer präsente und durch den Kolonialismus alltägliche gesellschaftliche „Norm“.
Das Thema Kolonialismus wird auch unglaublich gut aufgegriffen und gibt dem Roman eine so unglaubliche Tiefe. Die Nutzbarmachung fremder Ressourcen, einfach weil man sich die Länder, aus denen diese stammen, unter den Nagel gerissen hat.

Unter diesen Bedingungen lebt, lernt und arbeitet Robins Jahrgang. Jeden Tag werden die vier Jugendlichen damit konfrontiert, ob sie wollen oder nicht.
Letztlich ist Babel der personifizierte Kolonialismus. Was zu Beginn für alle vier wie die größte Chance ihres Lebens wirkt, wird, zumindest für drei von ihnen, immer mehr zur Abwärtsspirale, zum Gefängnis. Denn die Individuen sind Babel letztlich egal. Sie sind nur an den fremden Sprachen und ihrer Nutzbarkeit interessiert. Denn ohne diese Sprachen könnte das Silberwerken über kurz oder lang den Bach runtergehen. Die Menschen sind letztlich nur Ressourcen, die es zu nutzen gilt.

Und wie sollte es anders sein, wird dieses Prinzip von den Studenten, die letztlich immer mit der Diskrimminierung leben müssen, obwohl sie doch wichtige und wertvolle Arbeit für Babel leisten, durchblickt. Natürlich regt sich dann Widerstand. Und der ist absolut fantastisch eingearbeitet, bekommt seine Rolle und wird im Laufe des Buches tragend für die Handlung.

Ich hab es bereits am Anfang gesagt und ich werde mich wiederholen, denn keine Worte, keine Rezension werden diesem Buch gerecht!
Es ist ein absolutes Erlebnis, das man erlebt haben muss, um es zu verstehen.
Das Buch ist in erster Linie kein Fantasy-Roman (und ist meiner Meinung nach falsch damit beworben worden). In erster Linie ist es ein historischer Roman, in den Fantasy eingearbeitet wurde. Auf eine unaufdringliche und nachvollziehbare Art und Weise.
Das Buch hat alles, was ein gutes Buch braucht. Es hat Figuren, in die man sich hineinversetzten kann, es hat ruhige, aufbauende Passagen. Es hat Plottwits, mit denen man so gar nicht rechnet. Es hat pure Freude, Freundschaft und unglaublich viele Momente, in denen einem das Herz blutet.
Verbunden mit einem ganz ausgezeichnetem Schreibstil, ist diese Geschichte ein absolutes Highlight für mich. Es ist spannend erzählt und hat sich, vor allem im Hinblick auf die vielen Seiten, für mich kein einziges Mal gezogen.
Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen und nominiere hiermit mein erstes Jahreshighlight für 2024.

Danke für ein so wundervolles, starkes, wichtiges, tragendes, trauriges und auf allen Ebenen gutes Buch!

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  • Themen
Veröffentlicht am 14.01.2024

Aufgepasst Jessica Pearson, hier kommt Gold, Bright & Partners

In Case We Trust
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Vorab: Als “In Case we Trust“ angekündigt wurde, war ich hin und weg. Noch nie habe ich eine New Adult Romance mit dem Schwerpunkt Recht bzw. Jura gelesen. Für mich war also klar, ich muss ich dieses Buch ...

Vorab: Als “In Case we Trust“ angekündigt wurde, war ich hin und weg. Noch nie habe ich eine New Adult Romance mit dem Schwerpunkt Recht bzw. Jura gelesen. Für mich war also klar, ich muss ich dieses Buch unbedingt lesen.

Natürlich fällt zu aller erst das wunderschöne Cover auf. Sehr schlicht gehalten und in dem dunklen violett mit den floralen Ornamenten, wirkt es sehr edel. Dieser Endruck wird durch die goldene Schrift und den feinen Goldstaub drumherum verstärkt. Das Highlight des Covers ist für mich aber definitiv das Firmenlogo von Gold, Bright & Partners. Ich liebe es, ehrlich!

Gold, Bright & Partners ist die Kanzlei, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, ist die Kanzlei, für die unsere Protagonistin Gracie Hoffman anfängt zu arbeiten.
Gracie ist eine jungen Frau, die mit Bestnoten und Summa cum laude Jura in Harvard studiert hat und nun ins Berufsleben startet. Immer an ihrer Seite: ihre beste Freundin Cassidy, mit der sie zu Beginn der Geschichte zusammenzieht. Gracie ist ein sehr ruhiger und in sich gekehrter Mensch. Jura hat sie vor allem deshalb studiert, weil sie helfen möchte und nicht, weil sie auf Geld, Prestige oder dergleichen aus wäre. Sie ist introvertiert und würde einer wilden Partynacht immer ein Buch und ihr Bett vorziehen. Das macht sie für mich sehr sympathisch und greifbar. Außerdem hat sie einen Hang zu schräger Kleidung bzw. zu ungewöhnlichen Farb- und Stilkombinationen. Das lockert ihren Charakter sehr auf, was mir gut gefallen hat.

Ohne es zu wissen, lernen wir Ira schon auf den ersten paar Seiten kennen, weil Gracie unbeabsichtigt von ihrem Zimmer aus, in sein Schlafzimmer gucken kann. Und wenn das nicht schon eine schräge „erste Begegnung“ ist, wird diese Tatsache dadurch gestoppt, dass Gracie und Cassidy ihm, an ihrem ersten Arbeitstag, das Taxi wegschnappen. Das die drei nicht nur Nachbarn sind, wird ihnen dann spätestens in der Kanzlei bei der Kennenlernrunde klar. Perfekt gemacht wurde die Situationskomik für mich dadurch, dass Ira und Gracie von nun an mehr oder weniger zusammenarbeiten müssen.

Auch Ira ist eher der ruhige Typ, der sich überall rauszieht. Das liegt vor allem daran, dass er sich nirgendwo so wirklich zugehörig fühlt, etwas was ihn schon seit seiner Kindheit begleitet. Anders als Gracie ist er weder in der Stadt noch in finanziell unbesorgten Verhältnissen aufgewachsen. Etwas, was ihn härter arbeiten lässt, als so manch anderer.

Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden hat mir wirklich gut gefallen. Wo am Anfang Antipathie geherrscht hat, schleicht sich langsam ein Team-Gefühl ein. Dieses wiederum wird zu einer zarten Freundschaft, in der sehr schnell die Funken, die zwischen den beiden sprühen, zu greifen sind.
Der Kanzlei-Alltag, die Crew aus den neuen Associates, die mit Ira, Gracie und Cassidy angefangen haben, ist ein unfassbar bunt gemischter und lustiger Haufen. Die Dynamik in der Gruppe ist einfach herrlich.
Der Fall rund um die Marke Eúnoia, der von Gracie und Ira bearbeitet wird, ist super spannend und verleiht der Geschichte einen ganz anderen Touch. Das hat mir wirklich besonders gut gefallen.

Das Gracie ein Geheimnis hat, ist den Leser*innen von Anfang an klar. Warum sie dies aber so gewissenhaft hütet und in wie fern ihr Vater, der selbst eine große und erfolgreiche Kanzlei in Boston führt, mit drinhängt, wird erst zum Ende der Geschichte klar. Hier muss ich sagen, dass die Handlung ein gutes Tempo hatte und ich Ira für seine Reaktion auf die Enthüllung bewundert habe. Echt, wie kann man so ruhig bleiben, wenn man etwas erfährt, was gegen den eigenen moralischen Ethos geht. Ich bin schwer beeindruckt.

Was ich vor dem Hintergrund dessen dann aber nicht nachvollziehen kann, ist die Schwere seiner Reaktion auf Gracies Anschuldigungen ihm gegenüber. Ja, das was sie macht ist absolut nicht die feine englische Art und auch ich wäre enorm angepisst, aber wiegt das wirklich schwerer für Ira, als das, worum es eigentlich geht? Ich kann es kaum glauben. Dennoch reagiert Ira, wie er es tut und bricht mit Gracie, die er so offenbar leibt.
Hier finde ich, merkt man leider, dass die Geschichte einen Konflikt „brauchte“, der Hinterher aufgelöst werden kann, damit die Protagonisten wieder zueinander finden.
Es ist absolut meckern auf hohem Niveau, aber das ist leider das Quäntchen, das mir für ein Highlight fehlt.

Was mir leider auch aufgefallen ist, ist das Ungleichgewicht in der Kapitellänge zwischen Iras und Gracies POV. Ich hatte das Gefühl, dass Gracies Kapitel sehr viel länger waren, als Iras, wodurch wir von ihm nicht so viel erfahren haben, wie von ihr. Ich habe das nicht nachgeprüft, aber mir ist das schon beim lesen des zweiten Abschnitts aufgefallen.

Meine zwei größten Kritikpunkte sind, wie gesagt, meckern auf ganz, ganz hohem Niveau und machen das Buch keinesfalls schlecht. Ich hatte super hohe Erwartungen und muss ganz ehrlich sagen, dass diese auch nicht enttäuscht wurden. Dennoch reicht es für mich leider nicht für ein Highlight. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, immerhin können mich noch zwei weitere Bücher in der Reihe von sich überzeugen und ich freue mich schon so, so doll, wieder nach Boston in die wohl coolste Kanzlei der Welt zurückzukehren.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Ein letztes Mal ins All

Obsidio. Die Illuminae Akten_03
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Von der Aufmachung her, orientiert sich die Covergestaltung von Obsidio an den beiden Vorgängern. Was ich leider sehr schade finde, ist, dass der dtv-Verlag an dem Buchumschlag gespart hat. Das hat überhaupt ...

Von der Aufmachung her, orientiert sich die Covergestaltung von Obsidio an den beiden Vorgängern. Was ich leider sehr schade finde, ist, dass der dtv-Verlag an dem Buchumschlag gespart hat. Das hat überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun, aber es fällt leider schon ins Auge.

Inhaltlich ist das Buch mal wieder eine Wucht. Wir haben wieder ein „Hauptcouple“ mit Asha und Rhys, doch anders als in den beiden Vorgängern, switchen wir auch immer wieder zu Kady, Ezra, Hanna und Nik.
Meisterhaft werden die Handlungsstränge ineinander verwoben.
Wieder werden wir mit AIDEN und dessen ethisch fragwürdigen Entscheidungen konfrontiert, wieder müssen wir geliebte Charaktere gehen lassen und wieder durchleben wir einen Wettkampf gegen die Zeit.

Besonders interessant war meiner Meinung nach die Tatsache, dass wir, nachdem wir es in Buch Eins verlassen hatten, wieder nach Kerenza IV zurückkehren und den Alltag, der dort seit sieben Monaten herrscht, miterleben.
Es ist Wahnsinn, was die übriggebliebene Bevölkerung unter den Bei-Tech Soldaten zu erleiden haben. Gleichzeitig bringt Rhys als Techniker, der eigentlich so gar nichts mit dem Überfall auf den Planten zu tun hat, eine völlig neue Perspektive durch seine Ansichten rein. Zuvor haben wir alle Bei-Techler als die Bösen, die sie zu sein scheinen (un ja, einige sind das tatsächlich) kennen gelernt. Jetzt bekommen wir aber auch ihre Perspektive, in der klar wird, dass sie nicht unbedingt d´accord sind, mit dem was sie tun, allerdings nur ihre ihnen auferlegte Pflicht erfüllen. Diese moralische Ambivalenz verleiht dem Buch noch mal eine ganz neue Art von Tiefe.

Mit einigen Plottwists habe ich tatsächlich schon gerechnet. Das liegt aber einfach daran, dass es nicht das erste Buch aus dem Genre ist, das ich lese.

Das Ende hat mir richtig gut gefallen, weil ich ehrlich nicht damit gerechnet hätte, dass es wirklich so ausgeht.

Ich muss echt zugeben, dass es mir richtig, richtig schwerfällt die Charaktere gehen zu lassen. Ich bin richtig traurig, dass die Trilogie jetzt vorbei ist und ich nicht die Chance habe, sie nochmal von vorne, ohne Vorwissen lesen zu können.

Eine absolute Leseempfehlung und ja, ich starte das Jahr mit einem Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Verlieben auf Irisch

Songs of Emerald Hills
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First things first: Ich habe mit auf den ersten Blick in das Cover verliebt. Es spiegelt Irland so gut wieder. Das viele Grün, die Weiten. Es lädt richtig zum Träumen ein und mich persönlich hat es sofort ...

First things first: Ich habe mit auf den ersten Blick in das Cover verliebt. Es spiegelt Irland so gut wieder. Das viele Grün, die Weiten. Es lädt richtig zum Träumen ein und mich persönlich hat es sofort abholen können.
Doch nicht nur äußerlich konnte mich das Buch von sich überzeugen.

Inhaltlich ist „Songs of Emerald Hills“ ein Jahreshighlight und ngl, es ist offiziell mein Lieblingsbuch der Autorin.
Es hat so viele wunde Punkte zu Beginn. So viel Schmerz, den die beide Protagonisten mit sich rumschleppen, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Dieser Schmerz ist zu jeder Zeit greifbar und für mich als Leserin so nachvollziehbar, dass es wirklich Momente gab, in denen mir die Tränen in den Augen standen. Aber das Buch ist auf der anderen Seite so unfassbar heilend, denn sowohl Caroline als auch Conor wachsen an ihrem Schmerz und lernen ihn anzunehmen und auf eine gesunde Art und Weise mit ihm zu leben.
Generell ist Irland ein sehr heilsames Setting und der perfekte Ort für die Geschichte.

Caro ist eine super sympathische Protagonistin, die tief traumatisierte von dem Verlust ihrer besten Freundin ist. Um sich selbst vor dem Schmerz zu schützen, hat sie all ihre Gefühle so gut es geht hinter einer dicken Mauer versteckt und lebt seit dem wie auf Autopilot. Sie ist ein eher sprunghafter Mensch, der ständig auf der Suche nach der einen Sache ist, die ihn erfüllt. Das bedeutet konkret, dass sie sich für noch keinen Lebensweg entschieden hat und ihr Lebenslauf voll von abgebrochenen Ausbildungen und Studiengängen ist. Diese Tatsache ist für ihre Eltern der absolute Horror, weshalb sie ihre Tochter zu einem Jura-Studium bewegt haben. Caro nimmt dieses allerdings nur ihren Eltern zuliebe auf, die selbst Juristen sind und um endlich etwas zu haben und durchzuziehen. Dass Jura so gar nicht ihr Ding ist, ignoriert sie, denn sie möchte den Frieden wahren und vor allem ihre Eltern glücklich machen. Gleichzeitig hadert sie mit der Tatsache, dass sie sich ohne Nadine taub und einsam fühlt und nichts, wirklich nichts dagegen hilft. Erst die Annonce, in der für eine ältere Dame in Irland nach einer Operation Hilfe gesucht wird, weckt ganz leicht die Lebensgeister in ihr. Kurzer Hand reist sie nach Irland. In Gedanken immer mit dabei: Nadine, der sie auch nach über einem Jahr noch Whats App Nachrichten schreibt, um sie auf dem Laufenden zu halten.
In Irland wird sie zwar von Brendan herzlich in Empfang Genomen, doch dessen Mutter ist alles andere als begeistert davon, dass ihr eine Hilfe angedreht wird. Sie begegnet Caroline unfassbar ablehnend und unfreundlich. Dies hat aber zum allerersten Mal nicht den Effekt, dass die junge Frau das Handtuch sofort wieder wirft. Ganz im Gegenteil, denn sie möchte Mrs. Connolly erst recht beweisen, dass sie eine Hilfe ist.
Das hat garantiert auch mit Conor zu tun, den jungen Iren, an dessen Zaun gelehnt sie den ersten Abend in Baile na Mara.

Conor, der für Irland, die irische Kultur und vor allem für die Sprachschule seines Großvaters brennt.
Conor, der sie sofort in seinen Bann zieht und der sie endlich wieder fühlen lässt.
Doch wie Caro, hat auch er sein Päckchen zu tragen. Er ist unfassbar stur, was ihm zwar in Vielem zu Gute kommt, zum Beispiel bei seiner Hartnäckigkeit bezüglich der Schule, ihm aber auch Wege verbaut. Er ist kein Mensch, der leicht vergibt, aber er ist jemand der, wenn er liebt und vertraut, alles für sein Umfeld gibt. Er weckt in Caro so viel mehr als nur Zuneigung und auch sie sorgt dafür, dass Conor endlich wieder aus seinem Schneckenhäuschen kommt.
Man merkt so richtig, wie die beiden sich heilen und zurück ins Leben holen. Beide auf ihre ganz eigene Weise.

Besonders schön an dem Buch waren für mich auch die Nebencharaktere, die mit so viel Liebe ausgearbeitet wurden und die ich allesamt spätestens beim ersten Pub-Abend ins Herz geschlossen habe. Auch der Zusammenhalt untereinander hat mir so cozy vibes. Ich hab mich wirklich unfassbar in Irland und diese Geschichte verliebt. Die ganze Atmosphäre war gemütlich, heilsam und einfach alles, was das (Herbst)Herz braucht.
Es gab so viele Momente, in denen ich Tränen in den Augen hatte, den Schmerz, aber auch das Glück mitgefühlt habe und am liebsten hätte ich das Buch ewig nicht zu Ende gelesen, um in Irland bleiben zu können.

Was mir aber, neben den tollen Charakteren, dem Setting und der Atmosphäre, am besten gefallen hat ist die Tatsache, dass man richtig merken kann, wie sehr die Autorin Irland liebt und wie authentisch sie das Buch dadurch gestalten konnte. Viele Alltagsfloskeln im Dorf stehen auf gälisch da und als Leser*innen die dies nicht beherrschen gibt es vorne extra einen Ausspracheguide, der mich so manches mal echt gerettet hat.
Danke, Anabelle, dass ich durch dich so viel neues lernen durfte, was ich noch nicht wusste.

So kann ich nur allen diese wunderbare Geschichte, die so wichtig auf so vielen Ebenen ist, ans Herz legen.
Packt eure Koffer, schaltet den Kopf aus und das Herz an und begebt euch auf eine unvergessliche Reise nach Irland.

P.S.: Die Schafe tun euch nichts, ganz sicher!

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