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Veröffentlicht am 02.04.2019

Endlich wieder ein Krimi von Sabina Naber

Eine Melange für den Schah
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Wien 1965: während die Wiener dem Besuch des persischen Schahs entgegenfiebern, wird der Chefermittler Wilhelm Fodor und seine Kollegen mit mehreren Morden in Studentenkreisen konfrontiert. Die Toten haben ...

Wien 1965: während die Wiener dem Besuch des persischen Schahs entgegenfiebern, wird der Chefermittler Wilhelm Fodor und seine Kollegen mit mehreren Morden in Studentenkreisen konfrontiert. Die Toten haben sich zwar untereinander gekannt und bewegten sich in der linken Szene, aber ihre Freunde und Bekannte mauern gegenüber der Polizei und machen es Fodor dadurch ziemlich schwer, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Es gibt sowohl Hinweise für eine politische wie auch persönliche Motivation der Taten.

Endlich wieder ein Buch von Sabina Naber – das war mein erster Gedanke, als ich erfahren habe, dass ihr neuester Krimi erscheinen wird. Ich war schon immer begeistert von ihrer Reihe um die Wiener Ermittler Katz und Mayer und daher natürlich auch auf ihr neues Werk sehr gespannt, welches den Leser in das Wien der 1960er Jahre führt und hoffentlich den Auftakt für eine neue Reihe darstellt.

Bisher fand ich dieses Jahrzehnt nicht allzu spannend und dachte, das Wichtigste darüber zu wissen, aber der vorliegende Krimi hat mich eines besseren belehrt. Mir war beispielsweise nicht klar, dass die Emanzipation der Frau damals noch in den allerkleinsten Kinderschuhen steckte. Auch hatte ich mir nie so bewusst gemacht, dass die Auswirkungen und die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs für die Menschen in diesem Jahrzehnt noch sehr präsent waren. Und auch bei der zeitlichen Einschätzung einiger Songs bin ich einige Male ziemlich daneben gelegen.

Die Autorin führt den Leser auf eine spannende Zeitreise und ich muss sagen, mit meiner Einschätzung der 1960er Jahre lag ich ziemlich falsch, wie ich erkennen musste. Aber es wird natürlich in dem Krimi auch gemordet und ermittelt. Und wie ich das von Sabina Naber schon gewohnt bin, hatte ich mal wieder bis beinahe zum Schluss keinen blassen Schimmer, wer der oder die Täter sind oder wo das Motiv liegt. Aber da war ich nicht alleine, denn den Ermittler ging es nicht viel besser.

Das Ermittlerteam besteht aus drei Charakteren: Wilhelm Fodor ist der Chefermittler, der mir mit seiner Toleranz gegenüber Neuem oder auch Frauen im Kollegenkreis gut gefallen hat. Allerdings hat er kein glückliches Händchen mit seinen Freundinnen.
Sein Kollege Lukaschek ist eher der gemütliche Typ, während Siegfried Fischer ab und zu wie ein Bulldozer daherkommt. Wegen seiner Abneigung Ausländern gegenüber hatte ich mit ihm die meiste Mühe. Aber gerade diese Mischung aus unterschiedlichen Figuren macht das Ermittlertrio umso interessanter.

Die Beschreibungen von Charakteren und Situationen waren und sind eine ganz große Stärke der Autorin: sie ist in der Lage mit wenigen und so treffenden Worten Personen, Stimmungen und Gesten einzufangen, dass ich immer das tollste Kopfkino habe. Durch die Verwendung von Wiener Dialektwörtern wird es noch authentischer und lebendiger.

Ich habe mich mit dem neuesten Krimi der Autorin wieder bestens unterhalten gefühlt und die Auflösung am Ende war raffiniert und nachvollziehbar. Nun hoffe ich sehr, dass Fodor, Fischer und Lukaschek viele Anhänger finden werden, damit es mit der Krimireihe weitergehen wird.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Erster Teil der Breitenbach-Saga

Der weiße Ahorn
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Berlin 1881: Eigentlich läuft die Schuhfabrik von Hermann Breitenbach sehr gut, wenn Hermann nicht von seinem Konkurrenten Meißner wegen eines dunklen Geheimnisses in seiner Vergangenheit erpresst werden ...

Berlin 1881: Eigentlich läuft die Schuhfabrik von Hermann Breitenbach sehr gut, wenn Hermann nicht von seinem Konkurrenten Meißner wegen eines dunklen Geheimnisses in seiner Vergangenheit erpresst werden würde. Als Meißners Forderungen immer dreister werden, bleibt den Breitenbachs nichts anderes übrig, als sich ein zweites Standbein in Amerika aufzubauen. Dazu schickt Hermann seinen Sohn Georg in die Staaten, um das Tochterunternehmen aus dem Boden zu stampfen - er wird dabei von seiner Schwester Rosa und dem langjährigen Mitarbeiter und Freund Wendelin begleitet.

Auf die Bücher von Mina Baites bzw. Iris Klockmann freue ich mich immer besonders, da sie mir mit ihrem herzerwärmenden Schreibstil schon viele schöne Lesestunden bereitet hat. So auch mit dem ersten Teil der Saga über die Familie Breitenbach, die eine erfolgreiche Schuhfabrikation in Berlin unterhält und von einem unliebsamen Konkurrenten zunehmend unter Druck gesetzt wird.

Aber es steht nicht nur die Familie Breitenbach in Berlin im Fokus, sondern ebenso ihr Aufbruch nach Amerika, um in Colorado ein Tochterunternehmen zu gründen. Dabei erhält der Leser einen guten Einblick in den Alltag auf den Auswandererschiffen. Wer denkt, dass es sich dabei damals um eine gemütliche Überfahrt handelte, irrt sich gewaltig: auf den Schiffen herrschten katastrophale hygienische Zustände, wenn man sich kein Ticket für die erste Klasse leisten konnte. Schockiert war ich auch darüber, wie teuer ein solches Ticket für die erste Klasse überhaupt war.

Und wenn die Menschen dann endlich am Ziel ankamen, bedeutet das noch längst nicht, dass sie es auch durch die „Immigration“ schafften. Für viele Menschen endete der Traum vom Auswandern damit, dass sie wieder nach Europa zurückgeschickt wurden.

Georg Breitenbach, der jüngere Sohn, arbeitet zwar in Berlin als Buchhalter im väterlichen Betrieb, hat aber keinen rechten Spaß an der Arbeit, vielmehr wäre er lieber Pianist. Aber als der Druck auf das Unternehmen durch Meißner immer größer wird, ist es für ihn keine Frage, dem Wunsch seines Vaters zu entsprechen, um nach Amerika zu reisen. Als er und seine beiden Begleiter in Colorado bei ihrer Tante Fanny ankommen, erleben sie eine große Überraschung.

Rosa Breitenbach, das Nesthäkchen, muss man einfach gern haben. Sie ist für ihre Zeit eine moderne Frau, die sich für mehr Rechte der Frauen einsetzt. Normalerweise hätte Hermann seine geliebte unverheiratete Tochter nicht nach Amerika reisen lassen, aber da sich Meißners Forderungen auch auf Rosa beziehen, erklärt er sich bereit, sie ziehen zu lassen. Rosa war mir auch deswegen sympathisch, weil sie ihre Augen vor Ungerechtigkeiten nicht verschließt, sondern nach Wegen sucht, um dagegen anzukämpfen. Manchmal ist sie dabei zwar etwas naiv in ihren Vorstellungen, was aber ihrem jungen Alter geschuldet ist.

Der ältere Sohn Theodor erscheint anfangs eher etwas steif und sehr korrekt, seine Ehe zeichnet sich durch wenig Wärme aus. Im Laufe des Buches aber entdeckt nicht nur der Leser unerwartete Seiten an ihm. Neben seinem Vater leitet er das Unternehmen in Berlin und wie das häufig so ist, leidet er darunter, dass sein Vater ihm oftmals nicht genug zutraut. Man kann Hermann aber auch verstehen, denn es ist nie einfach, sich einzugestehen, wenn man aufgrund des Alters und der Gesundheit nicht mehr so belastbar ist.

Die Autorin schafft es auch diesmal wieder mit einer spannenden Geschichte, gespickt mit interessanten historische Fakten und liebenswerten Charakteren, sehr gut zu unterhalten. Die Beschreibungen der Reise auf dem Schiff und quer durch Amerika waren sehr bildhaft geschildert.
Ich freue mich nun auf den zweiten Teil der Saga, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Von Menschen, Zatarsi und der Liebe zur Musik

Blutgesang
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In der Stadt Midea leben Menschen und die stolzen Zatarsi, die musikalisch hochbegabt sind, nebeneinander, seit die Drachen von den Hütern ausgerottet wurden. Inzwischen sorgen diese ehemaligen Drachenjäger ...

In der Stadt Midea leben Menschen und die stolzen Zatarsi, die musikalisch hochbegabt sind, nebeneinander, seit die Drachen von den Hütern ausgerottet wurden. Inzwischen sorgen diese ehemaligen Drachenjäger für Recht und Ordnung in Midea, wobei der Hüterin Adorata auffällt, dass die Zatarsi oftmals mit Samthandschuhen angefasst werden, wenn ein Rechtsverstoß vorliegt. Die Hüter sorgen auch dafür, dass Menschen mit verfluchtem Blut eingefangen und gekennzeichnet werden. Das gleiche Schicksal droht dem reichen Sprössling Valerian Morena, der seine Wut aufgrund des verfluchten Bluts immer schlechter im Zaum halten kann. Auf seiner Flucht begegnet er der Zatarsi Elezei, die noch eine Rechnung mit den Hütern offen hat.

Man fragt sich als Leser ziemlich schnell, wer sind die Zatarsi genau? Dieses stolze Volk lebte früher mit den Drachen zusammen und seit deren Ausrottung in Midea mit den Menschen. Sie lieben abgöttisch die Musik und rohes Fleisch. Das alles sorgt bei den Menschen in Midea nicht immer für Verständnis, sondern führt vielfach zu Misstrauen und Vorurteilen. Warum also haben die Zatarsi damals beschlossen, überhaupt nach Midea zu ziehen? Was hat es mit ihrer Begabung und Liebe für die Musik auf sich? Und warum gibt es Ausnahmeregelungen, was die Rechtssprechung in Bezug auf die Zatarsi angeht? Wo liegt die Ursache für das verfluchte Blut bei manchen Menschen von Midea, das zu unkontrollierten und zerstörerischen Wutausbrüchen führt.

Das und noch weitere Fragen werden in dem zweiten Buch von Julia Lange beantwortet. Dabei nimmt sie den Leser auf eine spannende Reise nach Midea mit seinen unterschiedlichen Bewohnern.

Valerian Morena ist ein reicher Schnösel, der nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen weiß, der aber verfluchtes Blut in den Adern hat. Da er weiß, was ihm bevorsteht, wenn das bekannt werden würde, versucht er verzweifelt, es geheim zu halten. Val war mir anfangs nicht allzu sympathisch mit seinem verwöhnten Gehabe, aber je mehr er in die Ecke gedrängt wird, kann er zeigen, was wirklich in ihm steckt.

Elezei, eine Zatarsi, gerät unter Verdacht, einen Mideaner mit dem Messer angegriffen zu haben. Obwohl sie den Hütern und ihrem Oberhaupt versichert, nichts mit dem Angriff zu tun zu haben, gerät sie anschließend in immer größere Schwierigkeiten. Mit ihr und überhaupt mit den Zatarsi muss man sich erstmal vertraut machen, vieles in ihrer Lebensart mutet fremdartig an.

Die Hüterin Adorata hat mir von Anfang sehr gut gefallen, sie ist neugierig und bereit, über den Tellerrand hinauszusehen. Sie will dem Geheimnis auf den Grund gehen, warum es für die Zatarsi Ausnahmeregelungen gibt und ist bereit, dafür auch nicht ganz legale Wege einzugehen. Jedoch erregt ihre Neugier das Missfallen ihrer Meister. Bewundert habe ich bei Adorata vor allem, dass sie in emotionalen Situationen meist sehr rational entscheiden konnte.
Die Autorin setzt diese unterschiedlichen drei Figuren in den Mittelpunkt ihres Romanes und man ist gespannt darauf, was geschehen wird, wenn sie sich begegnen.

Mir hat auch das zweite Buch von Julia Lange wieder spannende Lesestunden beschert und ich freue mich auf ihr nächstes Werk.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Anwalt Nicholas Meller ermittelt wieder

Blutacker
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Für den Anwalt Nicholas Meller läuft es beruflich richtig gut, nachdem er im Vorjahr den Angstmörder zur Strecke bringen konnte. Dann jedoch wird ganz in der Nähe seiner Kanzlei ein Postbote ermordet und ...

Für den Anwalt Nicholas Meller läuft es beruflich richtig gut, nachdem er im Vorjahr den Angstmörder zur Strecke bringen konnte. Dann jedoch wird ganz in der Nähe seiner Kanzlei ein Postbote ermordet und das einzige Paket, das fehlt, war an Nicholas adressiert.

Ein Jahr ist vergangen, seit Nicholas Meller und seine Partnerin Nina Vonhoegen dafür gesorgt haben, dass der Angstmörder überführt wurde. Der Erfolg für den Anwalt ist ein Jahr nach den schrecklichen Geschehnissen deutlich sichtbar: Umzug in eine schickere und größere Kanzlei, die Beschäftigung einer weiteren Anwältin und einer kompetenten Büroleiterin. Privat wohnen Nina und Nicholas inzwischen zusammen, allerdings hat sich Nina aus der Kanzlei zurückgezogen und bereitet sich auf ihr Examen vor. Zudem befindet sie sich aufgrund der traumatischen Ereignisse des Vorjahres immer noch in Therapie. Damit wurde recht schnell deutlich, dass Nina in diesem zweiten Band womöglich keinen so großen Raum einnehmen wird, was ich persönlich schade fand. Am Ende des Buches wird aber klar, warum sich der Autor für diesen Weg entschieden hat.

Ich habe mich gefreut, dass es für Nicholas Meller und seine Kanzlei inzwischen aufwärtsgegangen ist, aber ein wenig habe ich auch das Chaos des alten Büros und den alten legeren Meller vermisst. Aber immerhin gibt es noch seine russischen „Freunde“ und Mandanten von früher, zuverlässig, zwielichtig und gefährlich, und dennoch habe ich mich über ihre Auftritte gefreut.

Als Nicholas Meller von dem toten Zusteller und dem verschwundenen Paket erfährt, versucht er mehr über den nichtexistenten Absender in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig gewinnt er einen Adeligen als Mandanten, der ihn um Mithilfe bittet, um einen Freund aus russischer Untersuchungshaft freizubekommen. Als der Baron ihn und Nina aus Dankbarkeit zu einem seiner exklusiven Wochenenden einlädt, sieht Nicholas die Chance, an noch betuchtere Mandanten zu kommen. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Entwicklung von Nicholas gefällt – und ich habe mich gefragt, wie Nina dazu steht.

Und dann gibt es noch diesen ominösen Acker, direkt am Rhein und in einem Überschwemmungsgebiet gelegen und damit scheinbar wertlos, an dem jedoch ein großes Interesse besteht. Ich hatte lange Zeit überhaupt keine Ahnung, was es mit diesem Acker auf sich haben bzw. in welcher Verbindung er mit dem verschwundenen Paket in Verbindung stehen könnte. Ebenso habe ich mich von dem Autor immer wieder auf falsche Fährten schicken lassen und das bis zum Schluss. Lorenz Stassen liefert damit eine raffinierte und spannende Handlung ab, deren Auflösung am Ende dann recht überraschend, aber überzeugend war.

Nun heißt es warten auf den dritten Band – ich freue mich jedenfalls sehr auf das Wiedersehen mit den bekannten Charakteren.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Die Verheißung vom ewigen Leben

Ewiges Leben
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Die Journalistin Sophia und ihr Kollege Borris erhalten den lukrativen Auftrag, ein Firmenporträt über den Biotechnologie-Konzern Futuria zu verfassen. Der Konzern hat durch seine gentechnische Heilung ...

Die Journalistin Sophia und ihr Kollege Borris erhalten den lukrativen Auftrag, ein Firmenporträt über den Biotechnologie-Konzern Futuria zu verfassen. Der Konzern hat durch seine gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs in den letzten Jahren viel positive Aufmerksamkeit erlangt. Zudem wartet die Welt gespannt auf den angekündigten bevorstehenden Durchbruch bei der Unsterblichkeit. Doch dann erhält Sophia Hinweise darauf, dass der Konzern ein düsteres Geheimnis hütet – jedoch zögert die Journalistin, denn immerhin verdankt sie dem Konzern ihr Leben.

Wer träumt nicht davon: ein Leben in Gesundheit, der Sieg über unheilbare Krankheiten wie Krebs oder Aids und als Krönung das ewige Leben. Und das alles dank der CRISPR/Cas-Genschere, die ungeahnte Möglichkeiten in der modernen Gentechnik ermöglicht. Aber ein unsterbliches Leben birgt auch z.B. wirtschaftliche Risiken, wenn Menschen zwar geboren werden, aber nicht mehr sterben, von ethischen Fragestellungen ganz abgesehen. Werden alle Menschen in den Genuss der Unsterblichkeit kommen oder wird dieses Privileg bestimmten Gruppen vorbehalten bleiben?

Und die Kirche muss sich dann fragen, ob sie überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat, wenn der Mensch gottgleich den Lebensplan von sich selbst, Tier und Pflanzen manipulieren und entscheiden kann, nicht mehr sterben zu wollen.

Genau das sind die Themen, die von Andreas Brandhorst in seinem neuesten Thriller aufgegriffen und in einer spannenden Handlung verwoben werden, der in nicht allzu ferner Zukunft spielt.

Die Journalistin Sophia ist mit Futuria in besonderer Weise verbunden, denn ohne den Konzern wäre sie schon längst an erblichem Knochenkrebs gestorben. Zudem wurde sie von dem Konzern damit beauftragt, ein Porträt über den Konzern anläßlich seines 20-jährigen Firmenjubiläums zu erstellen. Aber ausgerechnet sie wird von dem mysteriösen Casper aufgesucht, der Zweifel an der Integrität des Konzerns sät und möchte, dass sie hinter die Kulissen sieht. Sophia ist nicht sehr begeistert, aber ihr Kollege Borris will den Andeutungen auf den Grund gehen.
Dass ausgerechnet die Protagonistin, die als Journalistin bekannt ist, die den Dingen gerne auf den Grund geht, gegen ihren Wohltäter recherchieren soll, macht die Handlung besonders delikat, denn man fragt sich natürlich, wie neutral kann Sophia überhaupt sein.

Der Autor beleuchtet aber nicht nur das biologische ewige Leben als Spielart der Unsterblichkeit, sondern auch die Möglichkeit in einer virtuellen Wirklichkeit namens Eden unsterblich zu werden. Eden ist ebenfalls ein Geschäftszweig von Futuria, in den seit Jahren stark investiert wird.

Eden hat bereits ein solch große Bedeutung, dass sogar der Vatikan eine Vertretung dort hat und Papst Pius bereit ist, Futuria sowie Eden seinen Segen zu geben. Denn Pius ist klar, dass die christlichen Kirchen Gefahr laufen, völlig unbedeutend zu werden, wenn den Menschen die Unsterblichkeit zur Verfügung steht und sie kein göttliches Gericht mehr nach dem Tod zu fürchten haben.

Während sich Pius mit Futuria arrangieren will, gibt es aber auch Menschen, die Futurias Pläne überhaupt nicht gutheißen und notfalls mit Gewalt dagegen vorgehen wollen, wie der Terrorist Jossul. Jossul ist davon überzeugt, dass Gott mit und aus ihm spricht und er den eindeutigen Auftrag hat, gegen die Unsterblichkeit vorzugehen. Jossul ist ein spannender Charakter, denn einerseits ist er in seinem religiösen Eifer und Fanatismus abschreckend und abstoßend, andererseits aber sind einige seiner Überlegungen durchaus berechtigt und absolut nachvollziehbar. Aber genau das ist auch eine der Stärken der Charaktere von Brandhorst, dass sie vielschichtig und damit nicht vorhersehbar gezeichnet sind.
Das Buch beleuchtet die Chancen und Fragen, aber auch die Macht, als Konzern über die Unsterblichkeit entscheiden zu können. Und das wieder auf spannende und unterhaltsame Weise.