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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2018

Evryn, Nicolaj und Joshua

Honig aufs Herz
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Moni Kaspers hat tief in die Klischeekiste gegriffen und dabei auch noch die erotische Kiste gestreift.
Schade eigentlich.
Die Geschichte hat absolut Potential. Mädchen erwischt Freund mit einer ...

Moni Kaspers hat tief in die Klischeekiste gegriffen und dabei auch noch die erotische Kiste gestreift.
Schade eigentlich.
Die Geschichte hat absolut Potential. Mädchen erwischt Freund mit einer anderen. Sie macht Schluß und zieht aus. Lernt durch Zufall einen Mann kennen. Der hat aber auch Probleme, über die er nicht nachdenken und schon gar nicht reden mag.
Und in einem Kinderheim sitzt ein lieber kleiner Bub, der nichts anderes will, als zu seinem Vater zu kommen.
Dann ist da noch eine böse russische Ehefrau mit einem nicht ganz so bösen Ehemann, der einige noch ein bisschen weniger böse Bodyguards beschäftigt.
Ein Toter, einige Verletzte, und noch ein paar Randfiguren.
Wäre ein guter Grundstock für spannende, zu Herzen gehende Literatur.
Aber dann kommt detailliert beschriebener Sex ( Liebe genannt) ins Spiel, der meiner Meinung einfach nicht für die Handlung des Romans wichtig ist.
Ich bin nicht prüde und habe schon Heftigeres gelesen, aber muß da alles bis ins kleinste Detail beschrieben werden?
Beim Lesen soll doch die Fantasie angeregt werden und nicht totgeschlagen, weil kein Spielraum mehr da ist.
Moni Kaspers bittet im Nachtrag um die ehrliche Meinung der Leser. Hier ist eine davon.
Sehr gut getroffen finde ich dagegen die Auswahl des Covers. Man erkennt New York, wo die Geschichte spielt, und eben zwei, die sich offensichtlich mögen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Brennende Autos

Mexikoring
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Der Krimnalroman von Simone Buchholz handelt von zwei jungen Menschen, die aus Familien kommen, in denen es nicht üblich ist, sich den Partner seiner Wahl zu nehmen.
Der Roman beginnt und endet ...

Der Krimnalroman von Simone Buchholz handelt von zwei jungen Menschen, die aus Familien kommen, in denen es nicht üblich ist, sich den Partner seiner Wahl zu nehmen.
Der Roman beginnt und endet in Hamburg, mit Zwischenspielen in Bremen.
Ein Auto in Hamburgs Norden, wo hauptsächlich Bürohäuser stehen, brennt, und nicht nur das Auto, sondern auch der darin sitzende Nouri Saroukhan, Sohn einer Einwandererfamilie, die sich in Bremen angesiedelt hat.
Nouri wird zwar noch reanimiert, schafft den Weg ins Leben zurück aber nicht mehr.
Die ermittelnde Staatsanwältin Chastity Riley und ihr Team tun sich mit mehreren Beamten zu einer Soko zusammen und sie versuchen, den Fall aufzuklären. Die immer müde Chastity fährt mit Kollegen nach Bremen, um die Familie des Toten zu informieren, aber da ist eine Wand aus Gewalt und Schweigen. Ein Kollege, dessen Vater ebenfalls bei der Polizei war, aber im Dienst bei einer Schießerei ums Leben kam, kommt mit, um mit seiner Stadtkenntnis zu helfen.
Viel erreichen sie alle nicht.
Aber dann tut sich doch ein Türchen auf und langsam kommt die Soko näher an viele kleine Details, die vielleicht zur Aufklärung beitragen können, heran.
Unter anderem auch an Aliza Anteli, eine Freundin Nouris aus Kindertagen.
Und dann geht alles ganz schnell.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist für mich die Schreibweise, aber Hamburg ist nicht die Südsteiermark, ich habe schnell gelernt, dann war es kein Problem mehr.
Ganz besonders gut finde ich das Cover mit der Telefonzelle. Warum, das muß sich jeder selbst erlesen, sonst geht die Spannung dieses Romanes verloren.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Erfunden und doch so wahr

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Der Autor Lukas Rietzschel hat sich für seinen Roman, der ohne Weiteres auch als Tatsachenbericht durchgehen könnte, ein sehr brisantes und berührendes Thema ausgesucht.
Die Brüder Philipp und ...

Der Autor Lukas Rietzschel hat sich für seinen Roman, der ohne Weiteres auch als Tatsachenbericht durchgehen könnte, ein sehr brisantes und berührendes Thema ausgesucht.
Die Brüder Philipp und Tobias wachsen in der Zeit nach dem Mauerfall im ländlichen Sachsen auf.
In Buch werden drei Zeiträume beschrieben, in denen man erliest, wie die beiden Buben von der Grundschule bis ins Erwachsenenalter mit kleinen und großen Problemen fertig werden (oder auch nicht) .
Sehr gut wird dargestellt, wie wenig Möglichkeiten die Kinder und Jugendlichen zu jener Zeit hatten und auch das Geld war und ist wie immer ein Faktor.
Wenn man dann nichts zu tun hat, wird man anfällig für diverse Parolen und bewundert Menschen, an denen eigentlich genau das Gegenteil haftet.
Ein wenig sprunghaft finde ich die Schreibweise, aber genau das war es, was mich immer wieder weiterlesen ließ.
Grundsätzlich ist das Buch kaum spannend, aber es vermittelt sehr gut die Mentalität der dort lebenden Menschen.
Asylanten, Neonazis, Stasi, Verlassenwerden, Pespektivenlosigkeit, Alkohol und Drogen, all das ist gut verpackt in einem Roman, der stellenweise stark berührt.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Jugendsünden

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Thomas Klupp, der Autor dieses Romans, Bachmann-Preisträger 2011, schafft es bereits auf den ersten Seiten, dass man wieder auf der Schulbank sitzt. Nicht grade zum Lernen, aber auf jeden Fall ...

Thomas Klupp, der Autor dieses Romans, Bachmann-Preisträger 2011, schafft es bereits auf den ersten Seiten, dass man wieder auf der Schulbank sitzt. Nicht grade zum Lernen, aber auf jeden Fall zum Erinnern.
Ganz tief greift er in die Schüler-Trick-Kiste, holt aus allen Ecken neue und alte Möglichkeiten hervor, wie man ein Schuljahr bestmöglich überlebt, ohne daß die werte Elternschaft gleich großes Trara wegen der nicht so besonders hervorragenden Benotung diverser Schul-und Hausarbeiten veranstaltet. Muß man wirklich sagen, der Thomas weiß, was Sache ist, bzw. war, spielt ja doch Jahre vor der heutigen Zeitrechnung.
Kann aber auch aus dem Vorjahr geklont sein, weiß nicht so genau. Ab und an ein Tütchen Gras, selten was Härteres, aber Schüler muß ja mitreden können. Wenn man Lehrer wie Sargnagel aushält, gilt das als Entschuldigung.
Und die Frau Direktorin Fürstenberg hat es auch nicht leicht. Bekannt und berühmt werden ist ja kein Problem, aber wenn man das Level halten will oder soll oder gar muß, na da brauchst Nerven.
Die Schüler sind eigentlich ein nettes Völkchen, müssen aber aus dem selben Grund wie die Frau Fürstenberg, manchmal die Sache etwas tunen, gelingt meistens, kann aber voll brenzlig werden.
In Weiden ist man aber zuversichtlich, auch in Zukunft ein Sieger-Tennis-Team auf die ( manchmal recht wackligen) Beine stellen zu können, und das MINT Leistungsfächer-Programm darf keinesfalls absacken. Dank des ESIS-Systems sind ja alle (!!) Eltern gut über das Leistungslevel ihres Nachwuchses informiert.
Sollte man meinen.......
Selten so gelacht, die schnoddrige Ausdrucksweise des sehr symphatischen Protagonisten des Buches läßt den Leser durchaus einmal vergessen, daß man solche Dinge nicht tut.
Das Cover ist gut gewählt, läßt sich doch eine Verbindung zu Inhalt feststellen.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Viele Maler verderben den Brei

Die Gesichter
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Tom Rachmans Roman ist ein seltener Genuß.
Auf den man sich aber einlassen muß. Maler sind ja bekannt für ihre Eigenarten, aber der Maler Bear Bavinsky macht auch daraus eine Kunst.
Im Buch ...

Tom Rachmans Roman ist ein seltener Genuß.
Auf den man sich aber einlassen muß. Maler sind ja bekannt für ihre Eigenarten, aber der Maler Bear Bavinsky macht auch daraus eine Kunst.
Im Buch geht es um das Leben seines Sohnes mit Bavinskys dritter Frau Nathalie, einer warmherzigen, liebevollen Mutter, die aber an ihrer eigenen Kunst der Töpferei, scheitert. Die Ehe hält nicht allzu lange, sie zieht das Kind Pinch alleine auf, selten genug von ihrem Ex-Ehemann unterstützt.
Pinch versucht sich ebenfalls als Maler, aber als sein Vater ihm fehlendes Talent attestiert, begibt er sich auf andere Pfade, verliert aber trotzdem nie ganz den Kontakt zu Bear.
Der lebt sein Leben mit noch einigen Ehefrauen samt Kindern, die sich untereinander gar nicht alle kennen.
Bear ist ein excellentes Muster an Egoismus.
Rücksicht oder wirkliche Liebe kennt er nicht und steht aber dazu.
Als Bear stirbt, ändert sich alles für Pinch, der endlich das tun kann, was er immer schon als seine Bestimmung sah.
Der Roman, zu Ende gelesen, läßt den Leser zuerst tief Luft holen, dann macht sich ( zumindest bei mir ) ein tiefes Gefühl von zugleich Humor, wie auch Genugtuung breit.
Das Cover in bunten Farben ist genau das richtige Motiv zum Geschriebenen.