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Veröffentlicht am 29.07.2019

Emotionales und tiefgründiges Jugendbuch, dass auch für Erwachsene eine tolle Lektüre ist!

Nachtschwärmer
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Nachtschwärmer ist der 2. Jugendroman von Moira Frank und im cbj-Verlag erschienen.

Das Buch beginnt bereits sehr traurig. Helena, die ihren Halbbruder Lukas erst vor wenigen Wochen durch Facebook kennengelernt ...

Nachtschwärmer ist der 2. Jugendroman von Moira Frank und im cbj-Verlag erschienen.

Das Buch beginnt bereits sehr traurig. Helena, die ihren Halbbruder Lukas erst vor wenigen Wochen durch Facebook kennengelernt hat erfährt, dass dieser bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Und nicht nur das. Sein Vater verbietet ihr jemals Kontakt zu der Familie aufzunehmen. Für Helena bricht dadurch eine Welt zusammen. Zwar kannte sie ihren Bruder nur einige Wochen, doch durch die langen Telefonate und vielen Nachrichten, hatte sie bereits eine große Bindung zu ihm aufgebaut und wollte ihn eigentlich im Sommer besuchen kommen.

Helena versucht immer möglichst unauffällig und „normal“ zu sein. Sie will nichts Besonderes sein, nur weil ihre Mutter sie verlassen hat und sie durch einen Gendefekt nur neun Finger hat. Als ihre Ärztin ihr nach einem Ohnmachtsanfall zu Erholung rät, entscheidet sie, mit ihrem Freund Ole in der Uckermark campen zu gehen. Dieser weiß jedoch nichts von Lukas und dementsprechend auch nichts davon, dass der Campingplatz in dessen Heimat liegt. In der Uckermark angekommen, lernt sie schnell die Freunde von Lukas kennen, beginnt aber auch an ihrer Beziehung zu Ole zu zweifeln.

Der Schreibstil des Buches war total flüssig, auch wenn die Geschichte nur langsam und leicht vor sich hinplätscherte. Ich konnte mich dabei aber wirklich gut in die beschriebene Atmosphäre der Uckermark hineinversetzen und jeder Charakter stach auf irgendeine Art und Weise hervor. Das Buch hat mich vom Lesegefühl stark an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ erinnert. Die trostlose Atmosphäre, die leicht seltsamen Charaktere mit ihren speziellen Persönlichkeiten und auch das Gefühl von Freiheit und Reise waren auch hier vorhanden. In einigen Szenen hat mich die Art und Weise, wie die Jugendlichen reden etwas gestört, trotzdem hat der Sprachstil gut gepasst und die Personen wirkten authentisch umgesetzt.

Insbesondere der LGBTQ+-Aspekt an diesem Buch hat mir total gut gefallen, darüber möchte ich aber in der Rezension nicht allzu viel verraten, außer, dass mir die Herangehensweise an die Liebe besonders gut gefallen hat. Während sich die Protagonisten in vielen Geschichten auf den ersten Blick verlieben, handelte es sich hier um ein sehr langsames Herantasten an den anderen, bei dem sich die Gefühle Schritt für Schritt entwickelt haben. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte wirklich glaubhaft und war auch in Hinblick auf die Trauer, die die Protagonisten zu verarbeiten haben angemessen.

Das Buch behandelt Themen, wie Freundschaft, Familie, Verlust, Trauer, Liebe, Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Beim Lesen habe ich eine richtige emotionale Achterbahn erlebt, habe mit Helena mitgelitten und konnte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen.

„Nachtschwärmer“ ist ein wundervolles, tiefgründiges Jugendbuch, dass definitiv auch für Erwachsene geeignet ist und mich wohl noch einige Zeit in meinen Gedanken verfolgen wird. Es bekommt von mir 4.5 Sterne, denn am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht. Ich kann es aber trotzdem einfach nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 18.07.2019

Tolles Jugendbuch, dass wichtige Themen aufgreift

An Nachteule von Sternhai
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Ich habe die wundervolle Möglichkeit bekommen, dieses Buch vor dem Erscheinungstag lesen zu können. Als das Buch bei mir ankam, ist mir neben der schönen Covergestaltung direkt auch das Material des Buches ...

Ich habe die wundervolle Möglichkeit bekommen, dieses Buch vor dem Erscheinungstag lesen zu können. Als das Buch bei mir ankam, ist mir neben der schönen Covergestaltung direkt auch das Material des Buches aufgefallen, denn der Einband fühlt sich irgendwie ganz besonders an und ist mit einer Art Stoff überzogen, was das Buch sehr hochwertig wirken lässt. Das Cover selbst ist auch sehr passend gestaltet und zeigt die beiden Synonyme Sternhai und Nachteule, die für Bett und Avery stehen.

„Du kennst mich nicht... aber ich schreibe dir trotzdem.“ So beginnt der Mailkontakt zwischen den beiden 12-jährigen Mädchen, die zunächst recht unterschiedlich erscheinen. Grund für den Kontakt ist die Beziehung der beiden Väter. Diese haben sich einige Monate zuvor auf einer Baumesse kennengelernt und sind seitdem ein Paar. Den Töchtern passt der Gedanke, dass es im Leben ihrer Väter eine weitere wichtige Person gibt überhaupt nicht, und auch der Plan die beiden im Sommer gemeinsam ins Wissenschaftscamp zu schicken führt nicht grade dazu, dass sie Freudentänze aufführen.

Das Buch besteht ausschließlich aus E-Mails und Briefen, wobei der E-Mail-Beginn immer durch ein Bild des tierischen Synonyms der jeweiligen Verfasserin geschmückt ist, was ich persönlich total schön fand. Zwischendurch gab es auch einige wenige Briefe und Mails der Väter um die Geschichte noch zu ergänzen. Gefehlt haben mir an dieser Stelle Zeitangaben, manchmal wäre es echt nützlich gewesen zu wissen, wie viel Zeit zwischen den jeweiligen E-Mails vergangen ist. Der Schreibstil ist dem von 12-jährigen angepasst und besteht meistens aus knappen Sätzen, was gut zur E-Mail-Konversation gepasst hat.

Bett lebt mit ihrem Dad in Kalifornien und macht gerne Sport (Insbesondere surft und skateboardet sie gerne), liebt Tiere und verbringt ihre Zeit am liebsten draußen, während Avery in New York lebt, vor vielem Angst hat, Schriftstellerin werden möchte und lieber Indoor-Aktivitäten nachgeht. Trotz ihrer Unterschiede, die für zwölfjährige Mädchen natürlich schon fast dramatisch groß sind, schreiben sich die beiden immer weiter und erzählen sich sehr persönliche Dinge aus ihrem Leben.

Ich fand es super, wie in dem Buch mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird. Besonders gut fand ich, dass die beiden Väter alleinerziehend sind, denn alleinerziehende schwule Väter gibt es definitiv noch viel zu selten in der Kinder- und Jugendliteratur. Auch die Art und Weise wie sich die Mädchen immer für ihre Väter einsetzen und wie sie die Liebesgeschichte als Kinder wahrnehmen hat mir sehr gut gefallen.

Insgesamt ist es ein tolles Jugendbuch, dass einige wichtige Themen aufgreift und sehr rührend geschrieben ist. Ich würde es hauptsächlich an Jugendliche empfehlen, es lässt sich aber auch noch angenehm lesen, wenn man wie ich, eigentlich nicht mehr der Zielgruppe des Buches entspricht. Insgesamt gebe ich dem Buch 4/5 Sterne, da ich mich mit 12-jährigen Protagonisten einfach nicht mehr identifizieren kann, dass Buch aber unbedingt empfehlenswert für Kinder und Jugendliche ist! Wäre ich 13 wäre es mein absolutes Lieblingsbuch gewesen!