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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2017

Einen Tick zu dick aufgetragen...

Was bleibt, wenn du gehst
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Während des Studiums waren sie Freunde, machten alles gemeinsam und hatten eine Menge Spaß, bis ein Unfall alles ändert. Mit dem Tod des Einen, zerbrach die Freundschaft aller. Nun versucht Jen wieder ...

Während des Studiums waren sie Freunde, machten alles gemeinsam und hatten eine Menge Spaß, bis ein Unfall alles ändert. Mit dem Tod des Einen, zerbrach die Freundschaft aller. Nun versucht Jen wieder alle zusammenzubringen in dem Haus in Frankreich, in dem sie gemeinsam viele schöne Stunden verbracht hatten, doch so einfach ist das nicht, denn jeder hat den anderen mit der einen oder anderen Aktion verletzt. Werden sie wieder zusammenfinden? Oder ist Freundschaft für immer nur eine Fiktion?

Das Buch hatte mich am Anfang nicht ganz so angesprochen, aber irgendwie musste ich auch erfahren, was hinter all dem steckt. Es hat sich, dank des flüssigen Schreibstils, gut lesen lassen, die Kapitellängen und der Aufbau mit den verschiedenen Zeitebenen und den angehängten Brief(fragmenten) haben mir gefallen. Erst nach und nach haben sich die Ereignisse herauskristallisiert, die Geheimnisse wurden aufgedeckt und die Geschichte spannender. Die Auswirkungen des Geschehens sind für jeden Einzelnen toll ausgearbeitet und man erkennt auch nach und nach, was das für die Gruppe zu bedeuten hat. Das war für meine Begriffe sehr geschickt gemacht (zumal ich die Geschehnisse mit fortschreiten des Buches immer wieder anders bewertet habe) und hat mich auch gut unterhalten, selbst wenn die Themen nicht immer einfach waren. Jedoch hat mich manches auch emotional aufgewühlt, in einer Art, wie ich es mir nicht gewünscht hätte. Das hinterließ bei mir einen faden Nachgeschmack, denn gerade ein Aspekt, den ich aus Spoilergründen nicht nennen kann, hat mich getroffen und genervt gleichermaßen. Muss denn immer alles nur in der absoluten Krise wieder den Hauch einer Chance erhalten?

Eine ernste Geschichte mit zahlreichen – für meinen Geschmack zu vielen- Geheimnisse und Tragödien über Freundschaft und was sie überstehen kann und was nicht.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Nettes Lesehäppchen

Nachts an der Seine
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Die Engländerin Nell ist schüchtern, nicht spontan, aber jetzt endlich will sie einmal was wagen und bucht einen Wochenendtrip nach Paris für sich und ihren Freund. Doch prompt läuft nicht alles wie geplant. ...

Die Engländerin Nell ist schüchtern, nicht spontan, aber jetzt endlich will sie einmal was wagen und bucht einen Wochenendtrip nach Paris für sich und ihren Freund. Doch prompt läuft nicht alles wie geplant. Es wirft Nell fast aus der Bahn...

Die Kurzgeschichte ist nicht nur kurz, sondern auch kurzweilig. Kaum ins Buch geschaut, ist man schon wieder durch, denn die Geschichte um die sympathische, aber schüchterne Engländerin Nell, hatte mich sofort. Der Geschichte fehlte es zwar an Tiefgründigkeit und direkt spannend war es auch nicht, aber die Leichtigkeit, die Spontanität und die Grundaussage (Habe auch mal Mut!) hat mir sehr gut gefallen. Die befürchteten Klischees um die Stadt der Liebe wurden nicht bedient und die Romantikschiene ist nicht großartig bedient worden. Das werte ich positiv, aber wer auf tiefschürfende Gefühle hofft, wird enttäuscht werden. Der Schreibstil ist angenehm und das Ende lässt dem Leser Raum für eigene Überlegungen…
Kein Must-have, aber ein netter Lesehappen ist es trotzdem.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Leichtes, amüsantes Büchlein, ohne Tiefgang

Weit weg ist anders
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Die Rentnerin Edith Scholz stürzt in ihrer Wohnung und schließt schon mit dem Leben ab, aber ihr Postbote findet die Frau und sorgt für ihre Rettung. Nach einer OP muss sie zur Reha nach Usedom und trifft ...

Die Rentnerin Edith Scholz stürzt in ihrer Wohnung und schließt schon mit dem Leben ab, aber ihr Postbote findet die Frau und sorgt für ihre Rettung. Nach einer OP muss sie zur Reha nach Usedom und trifft dort auf Christel Jacobi. Während Frau Scholz einfach nur allein ihre Ruhe genießen will, hat Frau Jacobi andere Pläne…Eine überraschende, gemeinsame Reise steht an.

Das Buch liest sich sehr schnell, jedoch hab ich was am Schreibstil zu mäkeln. Irgendwie kam mir das Ganze stellenweise nicht „rund“ vor und mindestens zweimal fehlten einfach Wörter. Dort wurde der Lesefluss dann überraschend gebremst, was ich ziemlich schade fand. Doch das wiegt nicht ganz so schwer, denn die Geschichte hatte unheimlich Charme und für manchen Schmunzler bei mir gesorgt. Besonders die so gegensätzlichen Damen haben das Buch sehr unterhaltsam gemacht. Da ist einerseits die knallharte, grundehrliche Berlinerin, andererseits die herzensgute, aber überängstliche Husumerin. Die Gegensätze könnten größer kaum sein, doch auf ihrer Reise wachsen die beiden zusammen. Dies ist überzeugend langsam und nicht zu plötzlich geschehen, sodass es authentisch wirkte. Relativ gelungen fand ich die Darstellung der Probleme im Alter (Krankheit, Selbstbestimmung, unerfüllte Sehnsüchte und Wünsche etc.), nicht zu schwermütig, aber mit einer gelungenen Mischung aus Witz und Ernst. Die Reise an sich war mir etwas zu kurz, überhaupt hätte das eine oder andere etwas mehr ausgearbeitet werden können.

Wer ein leichtes, amüsantes Buch ohne größeren Tiefgang sucht, ist mit diesem Buch gut beraten.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Wohlfühlroman

Das Brombeerzimmer
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Noras Mann Julian ist vor einem Jahr überraschend aus dem Leben gerissen worden und die junge Frau findet, trotz toller Freundin und Mutter, nur schrittweise aus der Trauer. Viel mehr deckt sie sich mit ...

Noras Mann Julian ist vor einem Jahr überraschend aus dem Leben gerissen worden und die junge Frau findet, trotz toller Freundin und Mutter, nur schrittweise aus der Trauer. Viel mehr deckt sie sich mit Arbeit ein und kocht schier endlos Marmelade, die ihr Mann so geliebt hatte. Durch einen Zufall findet sie ein Geschenk ihres verstorbenen Mannes, welches sie nach Vorpommern in die Boddenlandschaft führt und zurück zu sich selbst!?
Der Schreibstil ist flüssig, leicht zu lesen, kurzweilig und daher hatte ich das Buch auch vom einen auf den anderen Tag durch. Die Charaktere sind liebenswürdig und trotz all ihrer Schwierigkeiten nicht verbittert. Besonders die Ich-Erzählerin Nora ist sehr schön gelungen und ihre Emotionen sind toll erfasst. Selbst die traurigen Momente sind gut gelungen, ohne allzu schwermütig zu werden. Die Gegend ist toll beschrieben und es lief mir immer wieder mal das Wasser im Mund zusammen, wenn die Damen leckere Marmeladen und ähnliches verzehrt haben. Die enthaltenen Rezepte sind eine tolle Abrundung und lassen mich das Buch bestimmt immer wieder zu Händen nehmen.
Das Ende kam dann doch etwas zu überraschend und für meinen Geschmack war es zu offen gehalten. Die Geheimnisse, um die es im Buch geht und die durch Klaras Geheimnistuerei wirklich immer spannender wurden, wurden mir etwas zu knapp abgehandelt, aber das war es dann auch schon mit den negativen Aspekten bei diesem Wohlfühl(frauen)roman.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Wahrlich furios!

Die Zeit der Ruhelosen
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Francios Vely ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Privatleben hingegen alles andere als rosig aussieht. Seine Exfrau geht Selbstmord, die Kinder rebellieren gegen die neue Frau. Der Beginn, bei ...

Francios Vely ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Privatleben hingegen alles andere als rosig aussieht. Seine Exfrau geht Selbstmord, die Kinder rebellieren gegen die neue Frau. Der Beginn, bei den meisten Büchern einfach ein Graus, war hier sehr gut gelungen. Romain Roller ist ein Soldat und kehrt mit PTBS zurück nach Frankreich und findet nicht mehr den Anschluss an die Familie, während der schwarzer Politiker,Osman Diboula, unter den rassistischen Kollegen zu leiden hat. Sie alle haben ihre Probleme, denen die Autorin auf den Grund geht.
Der Beginn ist dramatisch, aber direkt packend und wie ich finde, schonungslos ehrlich. Genauso geht es auch weiter. Die Autorin scheut sich nicht, schwierige Themen anzuschneiden, den Finger in die Wunde zu legen und dem Leser die Augen zu öffnen. Die Themen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus oder Terrorismus werden authentisch aufgearbeitet und die Schattenseiten des sozialen Auf und Ab eindrucksvoll und spannend geschildert. Wie stürzt ein Mensch? Wie tief kann er fallen und kann etwas seinen Absturz verhindern?
Die Protagonisten sind grundlegend verschieden und trotzdem treffen sie immer wieder gekonnt aufeinander. Man entwickelt teils Mitleid, aber auch Abscheu für sie und ihre Handlungen. Die Antihelden kann man nicht mögen, aber man muss trotzdem wissen, was sie als nächstes tun, bzw. zu was sie durch die Umstände gezwungen werden. Die Charaktere sind extrem gut ausgearbeitet und haben nie konstruiert gewirkt. Die Sprache ist leidenschaftlich, anspruchsvoll und geistreich, immer dem jeweiligen sozialen Background der Protagonisten angepasst und hat mich gefesselt.
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto weniger ist es möglich das Buch aus den Händen zu legen. Ich möchte nicht zu viel von der Handlung erfahren, aber neben tiefschürfenden Identitätskrisen und der Ausarbeitung sozialer Ungerechtigkeiten, sind extrem spannende Ereignisse verschiedener Couleur enthalten, die nachdenklich machen.
Ein kluger, brandaktuelle Gesellschaftsroman, der die Umschreibung „furios“ mehr als verdient hat, auch oder gerade weil er teils verstörend, teils erschreckend und fast schon abstoßend ist.