Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2016

Genialer Erzähler!

Nussschale
0

Trudy steht kurz vor der Niederkunft, hat John, den Vater des Kindes aus dessen Haus vertrieben, während sie dessen Bruder Claude nicht nur mit offenen Armen empfängt. Mitten in diese Situation wächst ...

Trudy steht kurz vor der Niederkunft, hat John, den Vater des Kindes aus dessen Haus vertrieben, während sie dessen Bruder Claude nicht nur mit offenen Armen empfängt. Mitten in diese Situation wächst ein junger, männlicher Fötus heran, der sie alle belauscht und seine Schlüsse zieht…

Die Idee, einen ungeborenen Sohn als Erzähler einzusetzen war schlichtweg genial. Sowas hatte ich im Vorfeld noch nicht gelesen und selbst für Leser, die eigentlich nur auf realistische Darstellungen stehen, ist das gut lesbar, doch ich würde eine Leseprobe vorab empfehlen. Der Erzähler, der durchs Radio und das Belauschen seiner Bezugspersonen seine Erkenntnisse zieht, ist nämlich ein sehr, sehr altklug und sicher auch Geschmackssache. Seine Sicht auf die Welt, die enthaltene Gesellschaftskritik und die Überlegungen sein familiäres Umfeld betreffend, sind meist unterhaltsam, teils ironisch, selten neu. Auch da liegt eines der kleineren Probleme, denn die Geschichte ist in ihrer Grundstruktur direkt als eine moderne Hamlet-Version zu erkennen und somit hielt sich für mich die Spannung in Grenzen. Jedoch geht es auch nicht wirklich um einen Kriminalfall, weshalb das noch zu entschuldigen ist, zumal das Ende mich begeistern konnte. Leider kann ich das von manchen Seiten im zweiten Abschnitt nicht sagen. Da war es manchmal schon ziemlich mühsam überhaupt weiterzulesen, weil es einfach fast zu viel des (alt-)Klugen ist und zu viel Einfältigkeit anderer Personen.

Dieses Buch liest man nicht mal eben. Ich konnte immer nur kleinere Sequenzen lesen und musste die auch „verarbeiten“, bevor ich weiterlesen konnte. Die Protagonisten sind extrem gut ausgearbeitet, wenn auch etwas sehr speziell…

Trotz aller Kritik empfehle ich das Buch weiter, denn besonders ist es allemal.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Kein Ratgeber - aber saukomisch!

Eltern haften an ihren Kindern
0

Als Vater dreier kleiner Jungs erlebt der Autor einiges und er lässt den Leser an seinen lustigen Gedankengängen und den innerfamiliären Konflikten, Vorfällen und Alltäglichkeiten teilhaben. Das Buch ist ...

Als Vater dreier kleiner Jungs erlebt der Autor einiges und er lässt den Leser an seinen lustigen Gedankengängen und den innerfamiliären Konflikten, Vorfällen und Alltäglichkeiten teilhaben. Das Buch ist ausdrücklich kein Ratgeber…
…dafür aber sehr witziges und extrem unterhaltsam!
Der Autor möchte keinen Ratgeber schreiben und das ist in diesem Fall auch wirklich sehr, sehr gut, denn sonst wäre die ganze Sache vielleicht nicht annähernd so witzig geworden und Ratgeber jeglicher Art gibt es für die psydopädogischen großen Menschen ja in Hülle und Fülle. Der Autor widmet sich den wichtigsten Themen in der frühkindlichen Erziehung, wie dem Spracherwerb, Ausscheidungen oder auch den sozialen Miteinander mit und unter Kindern. Eines wird es dabei, wie auch in der Kindererziehung nie - langweilig!
Der Schreibstil ist ansprechend gut verständlich und einfach nur genial gelungen. Das Buch ist nicht nur für Eltern geeignet und Leute, die mit Kindern zu tun haben, sondern für jeden, der gerne lacht geeignet, denn das Buch will nicht nur satirisch, geistreich und saukomisch sein, sondern ist es auch. Doch ist nicht nur voll witzigem Klamauk, sondern bietet auch das eine oder andere zum Nachdenken.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Hatte etwas mehr von der Geschichte erwartet

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
0

Autor Christoph Rehage spricht fließend Mandarin und hat eine gute Idee. Er möchte mit einer chinesischen Reisgruppe Europa „undercover“ besuchen und einen Reisebericht der etwas anderen Art schreiben. ...

Autor Christoph Rehage spricht fließend Mandarin und hat eine gute Idee. Er möchte mit einer chinesischen Reisgruppe Europa „undercover“ besuchen und einen Reisebericht der etwas anderen Art schreiben. Wie sehen Chinesen Europa? Sind sie wirklich ständig nur am Knipsen? Was mögen sie besonders, was weniger? Diesen und vielen weiteren Fragen geht der Autor auf die Spur. Dabei zeigt er nicht nur Europa aus einem anderen Blickwinkel, sondern auch die chinesische Kultur.
Die Geschichte war informativ und unterhaltsam, aber leider nicht so witzig, wie ich das im Vorfeld erwartet hatte. Europa mal durch andere Augen zu sehen war toll und die chinesische Kultur und Mentalität wurde mit Leser auch näher gebracht, aber ich hatte mir mehr darunter vorgestellt. Irgendwie dauerte es auch sehr lange, bis ich mit der Reisegruppe warm geworden bin. So entstand auf den ersten ca. 100 Seiten kein richtiger Lesefluss und das Interesse am Buch war nicht sonderlich ausgeprägt. Später wurde das zwar besser, aber echte Begeisterung konnte ich da nicht mehr entwickeln. Zum Glück war der Schreibstil gelungen, meist recht kurzweilig, intelligent und gut verständlich, sonst hätte ich echte Schwierigkeiten bekommen das Buch zeitnah zu beenden. Denn – und das muss ich auch positiv werten- man kann das Buch gut mal eine Weile zur Seite legen und ist trotzdem wieder direkt in der Geschichte drin.
Wer Interesse an Reiseberichten und der asiatischen Kultur gleichermaßen hat, wird begeistert sein. Ich war es nur phasenweise, daher vergebe ich drei Sterne und werde das Buch wahrscheinlich sehr bald schon wieder vergessen haben.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Empfehlenswertes Debüt!

The Dry
0

Kiewarra/Australien ist eine sehr ländlich geprägte Gegend, in der die Landwirtschaft das Überleben der meisten Einwohner sichert. Durch eine extreme Dürre haben die Einwohner immer schlimmere Existenzängste. ...

Kiewarra/Australien ist eine sehr ländlich geprägte Gegend, in der die Landwirtschaft das Überleben der meisten Einwohner sichert. Durch eine extreme Dürre haben die Einwohner immer schlimmere Existenzängste. Mitten in dieser schweren Zeit scheint ein Farmer durchgedreht zu sein, hat seine Frau und den eigenen Sohn erschossen, bevor er Selbstmord beging. So zumindest die offizielle Version, doch Aaron Falk kann nicht recht glauben, dass sein Jugendfreund wirklich so verzweifelt gewesen sein sollte und ermittelt inoffiziell. Doch aufgrund Falks Vergangenheit in Kiewarra kommt es schnell zu weiteren Problemen…

Ein Thriller war es zwar für meine Begriffe nicht unbedingt, aber trotzdem ein sehr spannendes, interessantes Buch, welches ich kaum aus den Händen legen konnte. War es ein erweiterter Selbstmord und was geschah tatsächlich vor 20 Jahren? Wird Falk den Fall klären können und/oder vielleicht eine böse Überraschung erleben? Ich war lange auf dem Holzweg was die tatsächlichen Beweggründe anging. Auf die Hintergründe wäre ich nicht mal eben so gekommen, aber es war durchaus stimmig. Die Autorin hatte jedoch so gekonnt falsche Spuren gelegt, dass immer wieder ein anderer im Verdacht stand.

Die Charaktere, sowohl die guten, als auch die schlechten, sind toll, facettenreich und stimmig gelungen.

Der Schreibstil war ansprechend, leicht verständlich, flüssig und atmosphärisch super gelungen. Man konnte die Hitze und Trostlosigkeit der Gegend regelrecht spüren und die verschiedenen Zeitebenen waren gut voneinander zu unterscheiden (nicht nur durch den kursiven Druck in der Vergangenheit/bei den Rückblicken), sodass auch hier keine Unklarheiten entstehen konnten. Besonders gut hat mir auch der dörfliche Charakter gefallen. Dort kennt jeder jeden, jeder weiß was der andere (angeblich) getan hat und alte Allianzen zwischen den Einwohnern tun ihr Übriges.

Unter dem Strich ein eindrucksvolles Debüt, welches ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 21.11.2016

Ruhig und einfühlsam

Das zweite Leben des Monsieur Moustier
0

Eine junge Familie zieht von Paris in die Bretagne. Sie kaufen ein altes Haus, dessen früherer Bewohner mittlerweile im Heim wohnt. Alles scheint in Ordnung, bis der ehemalige Bewohner ständig in seinem ...

Eine junge Familie zieht von Paris in die Bretagne. Sie kaufen ein altes Haus, dessen früherer Bewohner mittlerweile im Heim wohnt. Alles scheint in Ordnung, bis der ehemalige Bewohner ständig in seinem alten Zuhause auftaucht. Die junge Mutter und Schriftstellerin schafft es nicht den Mann abzuweisen und nähert sich dem Griesgram an. Nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft und ein Verständnis füreinander…
Das Buch war angenehm zu lesen und auch recht tiefgründig und interessant, allerdings hatte mich „Bäume reisen nachts“ irgendwie einen Tick mehr angesprochen als dieses Buch. Auch diese Geschichte ist ruhiger, einfühlsamer Natur und an sich schön, aber die Freundschaft zwischen der Autorin und dem alten Mann hatte mich ein bisschen weniger berühren können, als die in „Bäume reise nachts“ mit dem kleinen Mädchen und dem alten Mann. Trotzdem haben mich die Hintergründe, der Schreibstil und vor allem die Charaktere überzeugen können.
Inhaltlich hat das Buch sich einem wichtigen Thema gewidmet, welches gerne mal in den Hintergrund rückt, obwohl es so elementar ist. Wie beeinflussen die vorangegangenen Generationen das eigene Leben? Was geben Eltern und Großeltern wirklich alles mit auf den Weg? Es sind nicht immer nur gute Dinge, sondern auch Belastende. Zeitgleich zeigt die Autorin beeindruckend, warum es sich immer lohnt Menschen nicht auf den ersten Eindruck zu reduzieren, sondern einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Objektiv betrachtet sind sich die beiden Bücher auch sehr ähnlich, daher würde ich empfehlen auch dieses zu lesen, wenn man die Autorin und ihren einfühlsamen Schreibstil mag.