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Veröffentlicht am 24.10.2021

Das letzte Abenteuer – diesmal zwischen Maskenbällen und sagenumwobenen Tempeln

Die bronzenen Bestien
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Anmerkung: Ich habe die Geschichte auf Englisch gelesen.

"[…] but history was never dead. It was furiously alive even if it was lost, even if it existed only as phantoms haunting conquerors or woven into ...

Anmerkung: Ich habe die Geschichte auf Englisch gelesen.

"[…] but history was never dead. It was furiously alive even if it was lost, even if it existed only as phantoms haunting conquerors or woven into bedtime stories whispered to children.“ (S. 293-294)

Diese Trilogie war eine Überraschung. Facettenreiche und authentische Charaktere, dynamische und atmosphärische Schauplätze; alles umhüllt von einem verträumten Schreibstil, der das Geschehene beinahe aus dem Buch heraustrug und es real erschienen ließ. Nun kam diese Buchreihe zu einem Ende und auch dieses kann sich sehen lassen.

Das Cover: Die Gewänder der Reihe sind wirklich sehr ansprechend gelöst. Alle drei sind wahrgewordene Cover-Träume, auch wenn mir bei diesem hier die kalte Komponente fehlt. Diesmal wurden nur warme Farben gewählt, bei welcher jedoch eine kühle Farbe für Ausgewogenheit gesorgt hätte. Das gewählte Motiv und die Landschaft – inspiriert von Venedig - haben mir hingegen sehr gut gefallen.

Die Handlung: Das Vertrauen im Team ist gebrochen. Nachdem Séverin seine Freunde und Freundinnen scheinbar hintergangen hat und sich Ruslan anschloss, ist die Enttäuschung und Empörung groß. Trotzdem gelangen die restlichen Teammitglieder auch ohne ihren Anführer nach Venedig, um ihn aufzuspüren und finden sich plötzlich in einem Tempel wieder, in welchem sich Bestien, magische Lieder und neue Gefahren aufhalten.

Meine Meinung: Auch die vorherigen Bände benötigten etwas Zeit, um sich völlig entfalten zu können, doch da trug mich die Dynamik unter den Charakteren durch die etwas langsamere erste Hälfte. Hier hatte ich hingegen das Gefühl, dass das Finale noch etwas länger brauchte, um mich einzunehmen. Auch haben mir die unterhaltsamen Schlagabtausche untereinander und die Interaktionen mit einzelnen Teammitgliedern gefehlt – doch dann kam das letzte Viertel und ab da wurde alles besser. Die Spannung wurde enorm hochgekurbelt und auch die vermissten Gespräche waren plötzlich wieder vorhanden. Auch wenn mich das Buch nicht so sehr wie die anderen Bände fesseln konnte, so war es dennoch eine gelungene Geschichte. Besonders das Ende hat in meinen Augen noch eine Menge herausholen können – für bittersüße Enden bin ich immer zu haben! Auch Roshani Chokshis Schreibstil muss ich noch einmal loben. So viele wunderschöne Sätze, die man sich am liebsten auf der Zunge zergehen lassen möchte!

Die Charaktere: Wie bereits oben erwähnt, hat mir in weiten Strecken des Buches die Dynamik untereinander gefehlt. Trotzdem fällt es mir sehr schwer, diese ins Herz geschlossenen Charaktere gehen zu lassen, nachdem man drei Abenteuer mit ihnen erlebt hat. Ich werde nicht noch einmal auf jeden/e Einzelne/n eingehen, doch sie alle konnten mich begeistern (ganz besonders jedoch Zofia und Enrique).

Fazit: In meinen Augen der schwächste Band der Reihe, jedoch immer noch eine empfehlenswerte Geschichte! Diese Reihe habe ich in mein Herz geschlossen und hoffe, dass sie noch mehr Aufmerksamkeit bekommt – denn in meinen Augen hat sie das auf allen Ebenen verdient. Von mir gibt es hier 3,5/5 Sternen und eine Leseempfehlung.

"Zofia knew that others found Enrique long-winded, but she liked listening to him. Enrique saw the world differently, and sometimes when he taught her something new, it was as if the world had changed ever so slightly.“ (S.67)

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Manche Türen sollten für immer verschlossen bleiben!

Coraline
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„Flieh, solange du noch Luft in der Lunge hast und Blut in deinen Adern und Wärme im Herzen. Flieh, solange du noch deinen Geist und deine Seele hast.“ (S.93)

Obwohl ich diese wundervoll-schaurige Geschichten ...

„Flieh, solange du noch Luft in der Lunge hast und Blut in deinen Adern und Wärme im Herzen. Flieh, solange du noch deinen Geist und deine Seele hast.“ (S.93)

Obwohl ich diese wundervoll-schaurige Geschichten bereits vor Jahren in der Originalsprache gelesen habe, konnte ich nicht an dieser Schmuckausgabe vorbeigehen. Sowohl der Film als auch die Geschichte von Neil Gaiman und die ausdrucksstarken Illustrationen von Chris Riddell, haben sich schnell in mein Herz geschlichen. Umso gespannter war ich auf die Malereien von Aurélie Neyret und ich wurde positiv überrascht!

Das Cover: Der Titel des Buches, der in einer zittrigen, geschwungenen Schrift niedergeschrieben wurde und mittig unsere mutige Heldin mit der schwarzen, zotteligen Katze. Es gibt noch feine, reflektierenden, blauen Elemente, die das Cover zu einem Hingucker werden lassen. Es lässt definitiv nach dem Buch greifen!

Die Handlung: Coraline Jones wird von ihren Eltern vernachlässigt. Frisch umgezogen beschäftigen sich ihre Eltern eher mit ihrer Arbeit und niemand scheint sich für sie zu interessieren. Um nicht vor lauter Langeweile einzugehen, erkundet sie das neue Haus und stößt auf eine seltsame Tür, durch welche es keinen Weg zurück gibt...

Meine Meinung: Ich habe damals zuerst den wirklich gelungenen Film gesehen und muss sagen, dass beide Werke funktionieren. Es gibt zwar kleinere Unterschiede, doch diese sind nicht gravierend, da viele wichtige Details in den Film übernommen wurden, sodass die Grundatmosphäre bei beidem gleich ist. Neil Gaiman hat eine sehr einfache, trotzdem wirkungsvolle Art diese Geschichte zu erzählen. Der Gruselfaktor ist garantiert.

Die Charaktere: Coraline ist eine tolle, starke Protagonistin. Mutig, clever und mit einer Prise Humor begleitet sie die Lesenden durch die Geschichte und es macht Spaß, Coraline dabei zu beobachten, wie sie über sich hinauswächst. Auch ihr treuer Begleiter, der schwarze Kater, sorgt für viele lustige, aber auch schaurige Momente in der Geschichte. Doch auch Mr. Bobo, Mrs Spink und Forcible und die andere Mutter waren sehr außergewöhnliche Charaktere, die der düsteren Atmosphäre die gewisse Note verliehen haben. Man möchte niemanden missen, auch wenn man nicht mit allen sympathisiert.

Die Illustrationen: Anfangs hat es mich doch etwas verwirrt, dass Coraline plötzlich weiße Haare trug und nicht die ikonischen blauen Haare.Doch am Ende erklärt die Illustratorin, dass Neil Gaiman nie explizit beschrieben hat, wie Coraline äußerlich auftritt, weswegen sie ihre eigene Coraline entwickeln konnte. Überraschenderweise erstellte sie die Bilder nicht digital, sondern mit Aquarellfarben und Tinte und Feder. Mir hat die Luftigkeit und detailgetreue Darstellung sehr gut gefallen, auch wenn sie in meinen Augen an manchen Stellen ruhig noch etwas düsterer hätten sein können. Aber dadurch sind sie für Kinder etwas geeigneter.

Fazit: Jetzt besitze ich bereits zwei Ausgaben dieser beeindruckenden und etwas anderen Geschichte, doch ich würde keine der beiden missen möchten. Diese Schmuckausgabe lohnt sich sehr. Zwischen den bunten Illustrationen verstecken sich noch kleine Zeichnungen, die nur mit Tinte und Feder geschaffen wurden und die Geschichte noch zusätzlich verschönern. Von mir gibt es hier volle 5/5 Sternen. Wer sich gehörig gruseln möchte der/die sollte dringend diese Geschichte lesen!

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Diese Bildergeschichte wird kunterbunt und lebendig erzählt!

Sansarinaga und der fliegende Büffel
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„Und so schnitzte er kurzerhand einen Büffel aus dem Holz einer Kokospalme.“ (S.2)

Wer auf der Suche nach einem farbenprächtigen Bilderbuch für Groß und Klein ist, sollte sich unbedingt diese Ausgabe ...

„Und so schnitzte er kurzerhand einen Büffel aus dem Holz einer Kokospalme.“ (S.2)

Wer auf der Suche nach einem farbenprächtigen Bilderbuch für Groß und Klein ist, sollte sich unbedingt diese Ausgabe hier genauer ansehen. Mit prägnanten und dynamischen Malereien wird die Geschichte rund um Sansarinaga und dessen Alltag in Sabah (Malaysischer Bundesstaat) erzählt. Der Illustrator, Jainal Amambing, der ebenso die Schreibfeder geschwungen hat, gewährt einen Einblick in die Kultur der indigenen Rungus und bringt die Lesenden auf verspielte und kreative Art und Weise die Geschichte rund um Sansarinaga und seinen Wasserbüffel näher.

Das Cover: Unbeschwert und gut gelaunt schwebt Sansarinaga auf seinem Holzbüffel durch die Lüfte. Sogleich wird auch der außergewöhnliche Malstil deutlich, der mich etwas an eine Collage erinnerte. Jedoch muss ich zugeben, dass es im Inneren farbenfrohere und für Kinder ansprechendere Werke gibt, welche ich mir als Cover besser vorstellen könnte – schließlich muss es die Aufmerksamkeit erwecken! Der blaue Hintergrund wirkt zwar sehr ausgewogen, jedoch nicht auffällig genug.

Die Handlung: Sansarinaga ist ein glücklicher Junge, nur findet er niemanden zum Spielen. Während andere Kinder in seinem Dorf Abenteuer auf ihren Büffeln erleben, muss er sich allein beschäftigen. Doch seinem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt als er eines Tages einen Büffel aus Holz schnitzt und diesen wunderschön verziert. Die anderen würden sich noch wundern, wie lebendig ein Holzbüffel doch werden kann…

Meine Meinung: Da ich selbst indonesische Wurzeln besitze und die beiden Länder nicht allzu weit auseinanderliegen, hat mich diese Geschichte gleich interessiert. Manche Kleinigkeiten sind mir selbst bekannt vorgekommen. Angenehm und in einfacher Sprache verfolgt man Sansarinaga auf seinem kleinen Abenteuer. Wo mich die Illustrationen einnehmen konnten, so wirkte die integrierten Textpassagen hingegen wie Fremdkörper. Bei den vertikalen Malereien war das Verhältnis zwischen Text und Bild noch recht ansehnlich gelöst, bei den waagerechten Malereien hätte ich mir jedoch gewünscht, dass er irgendwie in die Malereien integriert worden wäre, da die Textpassagen doch etwas „unpassend“ in Szene gesetzt wurde. Die Geschichte ist toll erzählt, nur hätte man sich noch etwas mehr einfallen lassen können bei der Gestaltung dessen.

Die Illustrationen: Anfangs war ich bei den Malereien etwas zwiegespalten, doch ich musste sie erst auf mich wirken lassen. Je länger und häufiger ich sie betrachtete, umso mehr entfaltete sich mir die Geschichte, die sie mit jedem Pinselstrich erzählen wollten. Sie sind bunt, laut und sehr knallig – doch genau das gefällt mir an ihnen so gut. Definitiv mit Wiedererkennungswert!

Fazit: Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder (und darüber hinaus) ihren Spaß damit haben werden. Eine kurze Geschichte, die in eine andere Kultur entführt. Jainal Amambing hat übrigens für seine Kinderbücher in seiner Heimat bereits schon mehrere Preise gewinnen können - in meinen Augen sehr berechtigt! Von mir gibt es hier 4/5 Sternen!

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Dieser Humor ist einfach unschlagbar!

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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„Ich glaube, er hat dich gar nicht so richtig bemerkt, kleine Matilda. Also, wenn du eine Blume wärst, dann eindeutig ein Vergissmeinnicht. Die werden auf oft übersehen […]. Superniedlich, bodenständig, ...

„Ich glaube, er hat dich gar nicht so richtig bemerkt, kleine Matilda. Also, wenn du eine Blume wärst, dann eindeutig ein Vergissmeinnicht. Die werden auf oft übersehen […]. Superniedlich, bodenständig, die meiste Zeit dezent im Hintergrund […].“ (S.116)

Kerstin Giers Geschichten begleiten mich schon seit vielen Jahren. Die Edelsteintrilogie und auch die Silberreihe haben einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherherzen, da ich durch diese vor vielen Jahren gemerkt habe, wie fesselnd und lustig zugleich Geschichten sein können. Nachdem mich Wolkenschloss nicht völlig von sich überzeugen konnte, war ich umso gespannter auf diese Geschichte (zumal sie meine Lieblingsblume im Titel trägt).

Das Cover: Eine schöne Farbauswahl, auch der Kontrast zwischen dem harten, dunklen Untergrund und den verspielten, farbenfrohen Elementen im Vordergrund ist gelungen! Das Cover sagt mir zu, auch wenn ich zugeben muss, dass es mir einen minimalen Tick zu überladen ist. Dafür ist die Aufmachung im Buch ein wahr gewordener Traum. Das Vorsatzpapier ist wunderschön und auch die kleinen Kapitelillustrationen verzieren die Geschichte gekonnt.

Die Handlung: Matildas und Quinns Familien können sich nicht besonders gut leiden – man könnte sogar so weit gehen und sagen, dass sie beinahe verfeindet sind. Folglich haben die beiden nicht viel miteinander zu tun (auch wenn Matilda sich schon lange in Quinn verguckt hat), bis Quinn eines Abends von seltsamen Wesen schwer verletzt wird und die beiden eher zufällig aneinandergeraten. Plötzlich sind reimende Statuen ihr kleinstes Problem…

Meine Meinung: Ich habe ein wenig gebraucht, um in diese Geschichte vollständig einzutauchen. Doch Kerstin Giers Humor und ihre liebenswerten Figuren haben mir den holprigen Einstieg erleichtert. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch, welches sich nach und nach entfaltet. Auch wenn dieser Band wie eine spannende Einleitung wirkt, so ist es in meinen Augen genau das: Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird – denn die Geschichte geht nach diesem Band erst richtig los! Hier ein kleiner Einblick in meine Lieblingszitate und Kerstin Giers genialen Humor:

„Ich wusste nur noch, dass der Name wie ein Ikea-Regal klang und dass es nicht Billy war.“ (S.126)

„Genau wie Februar, da suche ich nun schon den halben Tag nach einem passenden Reim. So ein Wort kann sich doch nur ein Sadist ausgedacht haben, ein wahrer Dichterfeind.“ (S.309)

„Unser Plan hatte so verdammt viele Schwachstellen, dass er den Namen eigentlich gar nicht verdient hatte.“ (S.367)

Die Charaktere: Matilda war mir von Anfang an sympathisch. Ihre Familie macht es ihr nicht gerade einfach – trotzdem ist aus ihr ein so toller und schlagfertiger Mensch geworden! Mit Quinn hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, doch nach und nach wurde er mir immer sympathischer. Zwar fand ich, dass die Liebesgeschichte in diesem Buch etwas zu schnell entwickelte, die gemeinsamen Momente zwischen den Liebenden waren dafür niedlich. Am meisten gefallen haben mir jedoch Matildas beste Freundin, Julie, die Zwergdrachen, die Ohrenwichteligel und natürlich Baximilian. So viele skurrile und liebenswerte Figuren, die der Geschichte so viel Licht geschenkt haben. Auch habe ich mich sehr in den Blumenladen verliebt und mir teilweise gewünscht, genau diesen um die Ecke zu haben.

Fazit: Für mich ein sehr unterhaltsames Abenteuer, welches durch außergewöhnliche Figuren und einer vielversprechenden Welt besticht. Ich freue mich auf die Fortsetzungen und vergebe hier 4/5 Sternen!

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Wenn Gegensätze zu Größerem verleiten

Alte Sorten
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„Im Grunde war es egal, wohin sie ging. Es ging ja nicht darum, irgendwohin zu kommen. Es ging darum, von allem wegzugehen.“ (S.19)

Um dieses Buch bin ich lange herumgeschlichen. Als ich es dann endlich ...

„Im Grunde war es egal, wohin sie ging. Es ging ja nicht darum, irgendwohin zu kommen. Es ging darum, von allem wegzugehen.“ (S.19)

Um dieses Buch bin ich lange herumgeschlichen. Als ich es dann endlich in meinem Bücherregal stehen hatte, hob ich mir diese Geschichte auf, denn ich vermutete bereits, dass sie mir gefallen würde. Womit ich zum Glück auch richtig lag! Ewald Arenz erzählt die Geschichte von Sally und Liss auf eine so einfühlsame und bildliche Art und Weise, dass ich diese Geschichte zu keiner Zeit aus der Hand legen wollte.

Das Cover: Schlicht, dafür sehr ausdrucksstark und passend zur Geschichte gewählt. Besonders gefällt mir der weiße Rand um das eigentliche Motiv, es wirkt beinahe wie ein eingerahmtes Bild, was mir sehr zusagt!

Die Handlung: Sally, eine wütende Schülerin kurz vor dem Abitur und Liss, eine reservierte Frau, die allein auf einem großen Hof lebt. Als die beiden aufeinandertreffen könnten die Unterschiede nicht größer sein, gleichzeitig scheint Liss die Einzige zu sein, die Sally und ihren Hass zu verstehen und damit umzugehen weiß. Liss erlaubt ihr eine Nacht auf dem Hof zu übernachten, aus welcher jedoch mehr werden. Sally packt schon bald dort mit an, wo Liss sie auf dem Hof gebrauchen kann, und nach und nach öffnen sich die beiden und erfahren, welchen Schmerz sie jeweils bereits erfahren mussten.

„Sie lächelte bitter. Wenn man oft eingesperrt ist, fängt man an, in Schlüsseln zu denken.“ (S.121)

Meine Meinung: Diese ruhige Melancholie mit einem ansteckenden Gefühl von purer Freiheit hat in meinen Augen eine sehr gelungene Kombination ergeben. Sallys und Liss Geschichte wird in ruhigen Sätzen und Bildern erzählt – manchen wird sie wahrscheinlich etwas zu gebremst erzählt sein – ich fand das Tempo hingegen genau richtig. Die Entwicklung und das langsame Herantasten, hat wirklich zum Mitfühlen verleitet und mich die Geschichte genießen lassen. Die Worte, die Ewald Arenz wählt, um bestimmte Schauplätze zu beschreiben, waren voller Fingerspitzengefühl und haben mir wunderschöne Orte in meinen Vorstellungen nähergebracht. Dafür fand ich das Ende jedoch etwas zu übereilt, ebenso wirkte der Wendepunkt in der Geschichte zu konstruiert und plötzlich. Mir ist bewusst, dass es einen Höhepunkt geben muss, jedoch war dieser etwas übereilt und hat mich doch etwas überrumpelt. Leider ist mir zusätzlich eine Szene im Laufe des Buches negativ aufgestoßen (S.165, Taschenbuchausgabe). In folgender Szene vergleicht Sally sie und Liss mit Jim Knopf und Lukas – erwähnt jedoch, dass sie nicht schwarz sei und dieser Vergleich daher nicht funktionieren würde. Sally ist eine weiße Frau; Liss schmiert ihr als Antwort Ruß ins Gesicht. Letzteres hat mich doch sehr an Blackfacing erinnert und fand ich sehr unglücklich. Die Geschichte wird so einfühlsam erzählt, weshalb ich mich wundere, dass hier ein so diskriminierendes Element eingewoben wurde.

Die Charaktere: Sally und Liss sind anfangs so gegensätzliche Frauen, bei welchen jedoch mit der Zeit immer mehr Gemeinsamkeiten auftauchen. Sallys Wortwahl hat mich am Anfang etwas überrumpelt, doch gleichzeitig brachte sie ihre Gefühlswelt den Lesenden somit näher. Liss war für mich hingegen das größere Geheimnis. Ihre Hintergrundgeschichte zu erfahren war erstaunlich fesselnd gestaltet und hat am Ende für den ein oder anderen Spannungsmoment gesorgt. Beide haben mich mit ihren Ecken und Kanten überzeugen können!

Fazit: Diese Geschichte konnte mich mit ihrer Ruhe einnehmen und hat mir schöne Lesestunden beschert. Ein Roman, welcher noch lange nachhallen wird. Hätte man dem Ende noch ein wenig mehr Ruhe gegönnt, den Wendepunkt passender eingesetzt und die oben genannte problematische Szene ausgelassen, dann hätte ich nichts auszusetzen gehabt. Von mir gibt es 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung. „Der große Sommer“ steht schon bereit in meinem Regal.

„Als Liss mit dem alten offenen Traktor langsam hügelan fuhr, sah diese aus wie Wasser, das flüssiger war als normales Wasser; leichter und beweglicher. Sommerwasser. Man konnte es nur mit den Augen trinken.“ (S.5)

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