Gefühle, so zerbrechlich wie ein gläserner Schuh
Winters zerbrechlicher FluchSo lange stand das Buch nun ungelesen in meinem Schrank - das muss ich leider zu meiner Schande gestehen. Als ich damals das Cover entdeckt hatte, war es um mich geschehen und ich bestellte es mir gleich ...
So lange stand das Buch nun ungelesen in meinem Schrank - das muss ich leider zu meiner Schande gestehen. Als ich damals das Cover entdeckt hatte, war es um mich geschehen und ich bestellte es mir gleich vor. Nun habe ich endlich zu dieser Geschichte gegriffen und ich habe es keinesfalls bereut. Anmerkung: ich bewerte hier den Sammelband, in welchem die gesamte Trilogie enthalten ist, ich werde trotzdem nicht spoilern!
Das Cover: wieder typisch Alexander Kopainski. Aus seiner "Schmiede" sind wohl schon die schönsten Fantasycover entsprungen und auch hier hat er wieder große Arbeit geleistet. Es ist fantasievoll, etwas dramatisch, aber ohne dabei kitschig zu wirken. Mir gefällt es unglaublich gut!
Handlung und Schreibstil: Aschenputtel mal anders! Mary sollte eigentlich den Kronprinzen heiraten, doch plötzlich erscheint eine gewisse Cinderella auf dem Ball und erobert den Prinzen im Nu. Jedoch verschwindet die Geheimnisvolle Frau wieder und Mary sieht ihre Chance auf Gerechtigkeit. Das Zerstören des Schuhs scheint die Lösung zu sein, doch dieser ist robuster als gedacht...
Für Märchenadaptionen bin ich immer zu haben. Auch hier war ich sehr gespannt auf die Umsetzung und welche Elemente der Geschichte treu bleiben würden und welche neu hinzugefügt werden. Jedoch hätte ich zu Beginn der Geschichte nie gedacht, welche Dimensionen die Trilogie annehmen würde. Aus der doch anfangs noch recht klassischen Märchenadaption entwickelte sich eine raffinierte und aufwendig eigene Welt, in welcher man nie genau wusste, wie die Fäden gesponnen werden und welchen Personen man trauen durfte. Sie ist sehr düster und teilweise auch trostlos, aber die Atmosphäre war unglaublich hypnotisierend, sodass man, sobald man den Buchdeckel aufschlug, in die Geschichte hineingezogen wurde. Ich fand es für mein Lesevergnügen sehr fördernd, dass ich gleich alle drei Bände in einem Buch parat hatte, sodass ich die Geschichte in einem Stück verschlingen konnte. Auch wenn ich sagen muss, dass der erste Teil mit Abstand mein Lieblingsband ist, so können sich auch die Folgebände sehen lassen. Julias Art zu Schreiben ist auch sehr besonders. Unglaublich detailverliebt, ausschweifend und teilweise auch poetisch - ich liebe ihn, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass er manchen nicht zusagen könnte.
Die Charaktere: diese waren für mich leider mein einziger Kritikpunkt. Für mich war in der Trilogie definitiv die Handlung und die überschlagenden Ereignisse im Vordergrund, jedoch hatten somit die Charaktere nicht immer die Möglichkeit zu glänzen. Sie waren mir teilweise zu eindimensional und ich habe es bis zum Ende nicht geschafft einen Bezug zu ihnen aufzubauen. Mary war nicht die typische Sympathieträgerin - was ich jedoch herrlich erfrischend fand - doch trotzdem hat mir die Tiefe in ihrer Persönlichkeit gefehlt. Sie musste anfangs ständig beschützt werden und ihre Entwicklung hat unglaublich lange gedauert. Mit Tarek bin ich auch lange nicht warm geworden, sie waren mir alle einfach zu undurchsichtig bis zu dem Punkt, an welchem ich niemanden mehr einschätzen konnte. Jedoch muss ich Elena positiv hervorheben, denn diese konnte mich von Anfang an mit ihrer starken Art begeistern.
"Winters zerbrechlicher Fluch" hält eine zauberhaft - düstere Märchenadaption bereit, die noch so viel mehr, als nur das ist. Es wurde eine ganz eigene Welt geschaffen, die wirklich etwas Besonderes war. Mir hat an manchen Stellen jedoch das Gefühl gefehlt und ich hatte kleinere Schwierigkeiten mit den Charakteren, aber im Großen und Ganzen kann ich die Geschichte nur weiterempfehlen. Ich muss einfach alles lesen, was Julia Adrian für uns bereithält. Von mir gibt es 4/5 Sternen!