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Veröffentlicht am 07.01.2022

Authentische, lebendige und humorvolle Geschichte über den "Wohnsinn", gespickt mit emotionaleren Themen wie Freundschaft, der Einsamkeit im Alter und den unterschiedlichen Formen von Familie.

Familie ist, wenn man trotzdem lacht
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Steffi Ruttmann wohnt mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in einer 3-Zimmerwohnung in Hamburg. Ihr, die Haushalt und Kinder managt, während der Alleinverdiener nur zum Schlafen nach Hause ...

Steffi Ruttmann wohnt mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in einer 3-Zimmerwohnung in Hamburg. Ihr, die Haushalt und Kinder managt, während der Alleinverdiener nur zum Schlafen nach Hause kommt, ist die Wohnung inzwischen zu klein geworden, weshalb sie auf einen Umzug drängt. Bezahlbahre Alternativen gibt es im städtischen Ballungsraum kaum und nachdem sie von einem betrügerischen Makler fast um ihr Geld gebracht wurde, beschließt ihre beste Freundin Helen Winter, die freie Journalistin ist, einen Artikel über den "Wohnsinn" in Hamburg zu veröffentlichen. Dieser trifft den Nerv der Leser, weshalb es viele Zuschriften von Leidgeplagten gibt. Die ältere Dame Flora Blum ist eine von ihnen, die in einer Villa in Hamburg wohnt, sich diese aufgrund der anstehenden Renovierungen aber nicht mehr leisten kann. Helen bringt die beiden zusammen und schnell einigen sich die Frauen auf ein Mehrgenerationenhaus als perfekte Lösung für alle. Jetzt gilt es nur noch Steffis Ehemann Arno zu überzeugen.
Helen recherchiert weiter über den "Wohnsinn", gelangt dabei zurück auf die Hausbesetzerszene der 1980er-Jahre in Hamburg und stößt auf Ungereimtheiten in Floras Leben, die sie neugierig machen.

Der Klappentext deckt nur einen Teil der Geschichte ab und weckt damit vielleicht etwas falsche Erwartungen auf ein Zusammenleben in einem Mehrgenerationenhaus. Der Roman ist hingegen abwechselnd aus der Perspektive von Steffi und Helen geschrieben, wobei Helen mehr in den Fokus rückt und aufgrund ihrer eigenwilligen Art und ihrer Tätigkeit als investigative Journalistin die interessante Figur ist. Steffi wird damit als ordnungsliebende Hausfrau und Mutter, die von ihrem Mann im Alltag allein gelassen wird, zurückgedrängt.

Der Roman wirkt aus dem Leben gegriffen, denn er greift ein Thema auf, das viele Menschen angeht, die aktuell oder in den letzten Jahren nach Wohnungen oder Häusern, sei es zum Kauf oder zur Miete gesucht haben und noch weiter suchen. Die Geschichte ist zwar überwiegend humorvoll geschrieben, hat aber einen ernsten Unterton, denn die so amüsant geschilderten Erfahrungen mit Maklern sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern entsprechen durchaus den Tatsachen.
Auch durch die lebendige Schilderung der Charaktere kann man sich in der Rolle der getrennt erziehenden Mutter oder der Ehefrau, die von ihrem Ehemann auf das Hausfrauendasein reduziert wird und um seine Aufmerksamkeit buhlen muss, sehr gut hineinversetzen.

Die Geschichte handelt von der Wohnungsnot in Ballungsräumen, von überteuerten Preisen für Mieten, frechen Maklern, aber auch von der Einsamkeit im Alter, von Freundschaft und den unterschiedlichen Formen von Familie.
Der Roman erzählt bittere Wahrheiten, bleibt aber durchgehend unterhaltsam und humorvoll. Die Lösung der geschilderten Probleme gelingt jedoch zu leicht und übereilt, so dass die Geschichte am Ende etwas seicht wird. Ich hätte mir eine längere Kennenlern- und Annäherungsphase zwischen Flora und Steffi sowie ausführlichere Erklärungen zum Vertrag zwischen Flora und den Buttmanns gewünscht und auch Helens Umdenken in Bezug auf ihr Beziehungsleben empfand ich als zu abrupt und willkürlich.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Typisch britische Liebeskomödie mit einer liebenswerten Chaotin, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch sehr unterhaltsam ist.

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
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Abi Martin wird für sie völlig überraschend von ihrem Freund Joseph verlassen, mit dem sie ein Jahr zusammen war. Sie ist am Boden zerstört und verfällt in eine Trennungsdepression. In einer Kiste, in ...

Abi Martin wird für sie völlig überraschend von ihrem Freund Joseph verlassen, mit dem sie ein Jahr zusammen war. Sie ist am Boden zerstört und verfällt in eine Trennungsdepression. In einer Kiste, in der er ihr ihre Sachen vorbei gebracht hat, findet sie ein Buch von Joseph mit einer Liste mit zehn Dingen, die Joseph vor seinem 40. Lebensjahr erledigt haben wollte. Abi nimmt sich vor, diese Liste abzuarbeiten, in der Hoffnung, Joseph damit zu beeindrucken und ihn am Ende zurückzugewinnen. Auf der Liste stehen jedoch so einige Dinge, die Abi sich selbst nie ausgesucht hätte und die sie nicht nur mental sondern auch körperlich vor große Herausforderungen stellen. Ihrer Freundin Sian kann sie die Wahrheit nicht sagen, dass sie die Punkte nur erledigen möchte, um Joseph zurückzugewinnen und gibt vor damit ihren Trennungsschmerz bewältigen zu wollen. In dem sportlichen Ben, der sie bei der ein oder anderen Mutprobe begleitet, findet sie unerwartet Unterstützung und findet sich plötzlich in einem Gefühlschaos wieder.

"Eigentlich bist du gar nicht mein Typ" ist eine typisch britische Liebeskomödie, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch sehr unterhaltsam ist. Abi ist blind vor Liebe zu Joseph, auch wenn sie sich seiner Liebe nie sicher sein konnte. Verblendet vom Trennungsschmerz möchte sie alles unternehmen, um ihn innerhalb von drei Monaten zurückzugewinnen. Seine Bucketlist ist für sie ein Albtraum, denn als unsportliche Couchpotatoe mit Höhenangst wäre sie nie auf die Idee gekommen, einen Halbmarathon zu laufen, Wellen zu reiten oder sich von einem Hochhaus abzuseilen. Doch mit einem klaren Ziel vor Augen findet sie neuen Lebensmut und stellt sie sich mutig den Herausforderungen. Je mehr Erfolgserlebnisse sie hat desto selbstsicherer wird sie und ihr Interesse für Joseph tritt weiter in den Hintergrund.

Abi ist ein liebenswerter Charakter, auch wenn sie kein Fettnäpfchen oder Missgeschick auslässt und sich wie eine krankhafte Liebesidiotin in Bezug auf Joseph verhält. Den Roman darf man deshalb vor allem zu Beginn nicht zu ernst nehmen, denn die Geschichte ist betont humorvoll und überspitzt dargestellt.
Der Roman dreht sich jedoch nicht nur um Abis Herzschmerz und die Bewältigung ihrer überwiegend sportlichen Aufgaben, sondern auch um die Probleme an ihrem Arbeitsplatz, wo sie sich durch Intrigen unerwartet beweisen muss, was ihn noch vielschichtiger macht.

Abi macht jedoch eine charakterliche Weiterentwicklung durch, stellt sich nicht nur ihren Ängsten sondern wird auch selbstsicherer und erwachsener. Die Liebesgeschichte ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber voller witziger Dialoge und süß geschildert. So wie Abis Freundin Sian möchte man Abi einfach nur schütteln und auf den richtigen Weg bringen.
"Eigentlich bist du gar nicht mein Typ" ist ein unterhaltsamer Roman über Freundschaft, Liebe und Selbstfindung.

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Veröffentlicht am 24.12.2021

Ein Roman über Versöhnung und den Mut, Fehler zuzugeben, denn dafür ist es nie zu spät, ergänzt durch eine zarte Liebesgeschichte.

Nur einen Horizont entfernt
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Hannah Farr ist 34 Jahre alt und Fernsehmoderatorin in New Orleans mit einer eigenen Talkshow. Vor zwei Jahren hat sie einen Brief ihrer Mitschülerin Fiona Knowles erhalten, die sie gemobbt hatte und wofür ...

Hannah Farr ist 34 Jahre alt und Fernsehmoderatorin in New Orleans mit einer eigenen Talkshow. Vor zwei Jahren hat sie einen Brief ihrer Mitschülerin Fiona Knowles erhalten, die sie gemobbt hatte und wofür sie sich entschuldigen möchte. In dem Brief waren zwei Steine gelegt - einer als Symbol der Entschuldigung und einer um einen weitern Menschen um Vergebung bitten zu können.
Fiona Knowles hat inzwischen ein Buch über ihre Erfahrungen mit den Steinen des Vergebens geschrieben und ist in Hannahs Sendung eingeladen worden. Nachdem sie ihr bisher nicht verziehen und den Stein zurückgesendet hat, muss sie sich nun mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und steht nicht nur vor der Entscheidung, ihrer Mitschülerin zu verzeihen sondern auch vor dem Versuch, sich nach über zwanzig Jahren Funkstille mit ihrer Mutter zu versöhnen.

Die Geschichte liest sich leicht und die Symbolik mit den Steinen, um einen ersten Schritt auf einen Menschen zuzugehen und um Verzeihung zu bitten, ist eine schöne Idee. Die Thematik um Reue, Vergebung und Schuldeingeständnisse durchzieht den Roman wie ein roter Faden.
In Bezug auf Hannah handelt der Roman weniger um das Mobbing als Schülerin und die Vergebung der Mitschülerin, sondern vielmehr darum, sich mit ihrer Familiengeschichte und insbesondere mit der Beziehung zu ihrer über Tausend Meilen entfernt wohnenden Mutter auseinanderzusetzen. Hannah konnte mich dabei als Charakter nicht rundum überzeugen, denn statt als toughe Fernsehmoderatorin wirkt sie eher verunsichert und wenig souverän. In ihrem Sender kann sie ihre Meinung kaum durchsetzen und sich selbst vertreten. Auch die Beziehung zu ihrem Freund, dem Bürgermeister der Stadt, ist nicht auf Augenhöhe.

Das Setting des Romans ist dagegen gelungen. Sowohl Hannahs Arbeitsplatz mit Intrigen von Kollegen und dem Druck der Quote als auch der Schauplatz in Michigan, wo Hannahs Mutter wohnt und wo sie den Weinbauern RJ kennenlernt, ist anschaulich und in Bezug auf die Landschaft malerisch geschildert.
Die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter empfand ich jedoch als sehr oberflächlich und simpel, selbst wenn man in Betracht zieht, dass beide Seiten Fehler gemacht haben. Auch dass am Ende der Vorfall mit ihrem Stiefvater nicht aufgeklärt und letztlich verharmlost wird, hat einen faden Beigeschmack.

Die Botschaft um Versöhnung und den Mut, Fehler zuzugeben ist vordergründig, es werden jedoch noch weitere Missverständnisse und Geheimnisse aufgedeckt und eine zarte Liebesgeschichte entwickelt, so dass die Geschichte nicht langweilig wird. Hannah muss sich mit sich selbst und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und geht dabei einen holprigen, aber nachvollziehbaren Weg.
Der Roman beweist, dass es nie zu spät ist, andere um Entschuldigung zu bitten, aber auch selbst die Größe zu besitzen, verzeihen zu können, um eine Last abzuschütteln, die das weitere Vorankommen behindert. Dabei wird jedoch auch deutlich, dass eine Entschuldigung allein in manchen Fällen nicht ausreicht und bestimmte Fehler unverzeihlich sind.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Provokanter Titel für eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kultur - ein unterhaltsamer Aufruf zu mehr Toleranz und Respekt

Englischer Harem
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Nachdem Tracy Pringle ihre Arbeitsstelle als Kassiererin in einem Supermarkt verloren hat, erhält sie die Chance, als Kellnerin in einem persischen Restaurant zu arbeiten. Tracy ist schnell angetan von ...

Nachdem Tracy Pringle ihre Arbeitsstelle als Kassiererin in einem Supermarkt verloren hat, erhält sie die Chance, als Kellnerin in einem persischen Restaurant zu arbeiten. Tracy ist schnell angetan von der Atmosphäre in dem Restaurant, von dem Inhaber Saaman Sahar und seiner Ehefrau Yvette. Sie bemüht sich und kennt bald die Speisekarte auswendig und versucht sich auch in Bezug auf das Land Iran und den Islam weiterzubilden. Saaman bewundert die junge Frau und ihren Eifer. Während ihrer Gespräche über den Islam und die persische Kultur kommen sich die beiden näher.
Als die beiden ihre Beziehung besiegeln und vor Gott heiraten möchten, regt sich Widerstand bei Tracys Eltern und auch Saamans Eltern sind mit der Beziehung zu der deutlich jüngeren Engländerin nicht einverstanden. Saaman ehelicht Tracy dennoch nach islamischem Recht. Tracy ist damit neben Yvette und Firouzeh Saamans dritte Ehefrau. Vor Allah darf Saaman bis zu vier Frauen haben, solange er sich gleich behandelt und da mit keiner standesamtlich verheiratet ist, verstößt er auch nicht gegen britisches Recht. Dennoch schaltet sich das Jugendamt ein, um zu prüfen, ob die vier Kinder unter der ungewöhnlichen Familienkonstellation leiden. Unterschwellig schwingt der Vorwurf eines Sittenverfalls mit, weshalb Saaman empört die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigert und damit alles nur noch schlimmer macht.
"Englischer Harem" ist ein provokanter Titel für eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kultur. Durch Neugier, Faszination am Fremden und Bewunderung kommen sich der Perser Saaman Sahar und die Britin Tracy Pringle näher. Ihre Beziehung stößt jedoch auf wenig Verständnis, nachdem Saaman bereits mit zwei anderen Frauen verheiratet ist. Tatsächlich ist Saaman jedoch ein ehrenwerter Mann, der sich bereitwillig an die britischen Gesetze hält und der nur zu Tracy eine Liebesbeziehung pflegt. Erst- und Zweitfrau hat er vielmehr aus Fürsorgegründen geheiratet. Ihre beiden Familien sind dennoch misstrauisch und fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Auch die britischen Behörden unterziehen Saamans Haushalt nach einem anonymen Hinweis einer eingehenden Prüfung.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und unterhaltsam geschildert, auch wenn sie vereinzelte Längen aufweist und sich in Bezug auf Saamans für Außenstehende irritierendes Zusammenleben mit drei Frauen widerholt. So ist vor allem der Beginn des Romans mit der Annäherung von Saaman und Tracy interessant, da man durch ihre Neugier selbst viele interessante Details über den Iran und den Islam erhält. Nachvollziehbar sind jedoch auch das Misstrauen von Familien und Behörden dargestellt, die keinen klaren Einblick in das familiäre Zusammenleben haben und auch nicht wirklich haben möchten. Vorurteile sind allgegenwärtig und auch die Angst vor dem Fremden, Intoleranz bis hin zu Rassismus werden deutlich.
Die Geschichte ist trotz des ernsten Hintergrunds humorvoll geschildert und treibt Klischees auf gewitzte Art und Weise an die Spitze. Dieser satirische Stil stimmt nachdenklich, wobei man in Betracht ziehen muss, dass die Geschichte Anfang der 2000er-Jahre handelt und ein derartiges Zusammenleben gegenwärtig weniger argwöhnisch betrachtet und eher als Patchwork-Familie bezeichnet werden würde.
Das Buch ist weniger eine romantische Liebesgeschichte als vielmehr ein Aufruf zu Toleranz und Respekt und dem Verzicht auf vorschnelle Verurteilungen von Umständen und Wertvorstellungen, die man nicht kennt oder versteht.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Mal amüsanter, mal traurig und nachdenklich stimmender Roman, der alle Höhen und Tiefen eines Familienlebens beschreibt.

Der größte Spaß, den wir je hatten
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Marilyn und David Sorenson sind seit vierzig Jahren verheiratet und Eltern von vier inzwischen erwachsenen Töchtern. Die älteste Wendy hat ihren Mann früh verloren und tröstet sich mit wechselnden Liebschaften ...

Marilyn und David Sorenson sind seit vierzig Jahren verheiratet und Eltern von vier inzwischen erwachsenen Töchtern. Die älteste Wendy hat ihren Mann früh verloren und tröstet sich mit wechselnden Liebschaften und erhöhtem Alkoholkonsum. Die wenig jüngere Violet ist verheiratet, Anwältin, aber vorwiegend Mutter von zwei Kindern. Liza ist schwanger, jedoch aufgrund ihrer Beziehung zu dem depressiven Ryan unsicher, was die Zukunft betrifft. Nesthäkchen Grace fühlt sich ein wenig außen vor und hat Angst, mit ihren Schwestern nicht mithalten zu können. Alle vier Mädchen blicken neiderfüllt auf ihre Eltern, die ihnen eine vorbildhafte Beziehung vorlebten und immer noch so glücklich miteinander sind.
Als Wendy Violets ersten Sohn auftut, den diese ohne das Wissen des Rests der Familie zur Welt gebracht und zur Adoption frei gegeben hatte, wird das Leben der Familie durcheinandergewirbelt.

"Der größte Spaß, den wir je hatten" ist eine epische Familiengeschichte, die in der Gegenwart die Probleme der vier unterschiedlichen Töchter der Familie beschreibt. Kapitelweise wird man als Leser durch Rückblenden zurück in die Vergangenheit versetzt, als sich Marilyn und David Ende der 1970er-Jahre in einander verliebten und sehr schnell ungewollt zwei Töchter unmittelbar nacheinander in die Welt setzten. Fünf Jahre später folgte Liza und weitere zehn Jahre später Wunschkind Grace. Marilyn brach ihr Studium ab und verzichtete der Kinder zuliebe auf eine Karriere, während David als Arzt in einer Klinik arbeiten konnte. Den Mädchen fehlte es an nichts - weder in materieller noch emotionaler Hinsicht.
In chronologischer Abfolge wird deutlich, dass auch Marilyn und David Probleme hatten, überfordert von der Erziehung von vier Töchtern waren und sich dabei zeitweise von einander entfremdeten. Das Familienleben war nicht nur eitel Sonnenschein, auch wenn ihre Töchter dies überwiegend so empfanden.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten aufgrund der Vielzahl der Personen und der schnell aufeinanderfolgenden Perspektivenwechsel habe ich gut in die Geschichte hineingefunden. Sie ist abwechslungsreich und unterhaltsam und wird vor allem von den individuell gezeichneten Charakteren getragen, die alle nicht ganz so durchschaubar sind, wie sie zunächst scheinen. Jede Figur hat ihre Ecken und Kanten und größere oder kleinere Geheimnisse zu verbergen.
Auch wenn der Einzug von Jonah, Violets Sohn der Geschichte einen Aufhänger gibt, dreht sie sich doch um die Sorgen und Probleme aller Protagonisten. Interessant ist zu sehen, wie die Töchter, unabhängig ihres Alters, immer wieder Halt bei ihren starken Eltern suchen und finden.

Es ist ein mal amüsanter, mal traurig oder nachdenklich stimmender Roman, der alle Höhen und Tiefen eines Familienlebens beschreibt und dabei vor allem auf die Beziehung der Eltern zu ihren unterschiedlichen Kindern Bezug nimmt. Der Roman handelt von der andauernden Sorge der Eltern um ihre auch erwachsenen Kinder und vom Streben nach Vorbildern und einer Sehnsucht nach Glück und Erfüllung.
Die Geschichte wirkt dabei authentisch, denn auch wenn nach außen die gut situierte Familie Sorenson mit wohl geratenen Töchtern perfekt erscheint, gab es über die Jahre hinweg auch Dramen und Streit hinter der perfekten Fassade. Kinder kriegen und groß ziehen war nicht immer ein großer Spaß und die Sorgen um sie hören nie auf - ein aus dem Leben gegriffene Erzählung mit Problemen, die es in jeder Familie geben könnte.

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